Immer wieder sonntags: Eine Wochen-Rückschau auf die Kurzmeldungen im „Blog-Telegramm“ und in der Google+-Community „LED-Beleuchtung“ – als LED-Tagebuch mit Updates und Ergänzungen.
10.04.: Offensichtlich wegen massiver Überhitzung hat jetzt der Leuchtkopf eines seit Juli 2014 getesteten, integrierten LEDON-LED-Downlights den Betrieb eingestellt – nach weniger als zwei Jahren und geschätzt höchstens 2000 Leuchtstunden sowie unter 10.000 Schaltzyklen. Das aufgeklebte CoB-Modul löste sich vom Gehäuseträger und erlitt mehrfache Hitzerisse sowie Abplatzungen; auch die beiden Anschlusskabel sind angesengt (Foto oben).
Stark verschmort und teils verformt präsentiert sich die aufgesetzte Kunststofflinse (links ein Bild von der Unterseite). Die Leuchte war in einer abgehängten Decke mit jeder Menge Freiraum und Durchlüftung montiert – hier lag sicher keine Ursache für eine Überhitzung.
Offenbar gab es stattdessen ein Problem innerhalb des Leuchtenkopfes bzw. des Moduls, das vom darüber liegenden, groß dimensionierten Kühlkörper nicht kompensiert werden konnte. Das externe Vorschaltgerät funktioniert dagegen noch einwandfrei, wie ich beim Anschluss eines „Sunset Dimming“-Downlights von LEDON testen konnte.
Update 11.04.: Der LEDON-Marketingleiter teilte mir heute auf Anfrage mit:
„Gerne würden wir das Downlight in Augenschein nehmen. Es gab im Rahmen der ersten Serie wohl vereinzelt Fälle (zurzeit unter 10), bei denen sich die Klebestelle zwischen LED und Kühlkörper gelöst hat, wodurch es zu Hitzeproblemen kommt. Möglich, dass dies auch auf ihr Testexemplar zutrifft. Hier haben wir bereits vor einiger Zeit nachgebessert und schicken Ihnen gerne ein entsprechendes Austauschprodukt zu.“
Das erscheint mir angesichts des Schadensbilds sogar ziemlich wahrscheinlich. Die Leuchte geht also heute auf den Postweg nach Vorarlberg zur Untersuchung.
11.04.: Zwei recht hübsche „Rolf“-LED-Außenleuchtenmodelle der Eigenmarke „Casaya“ finden Sie aktuell zu reduzierten Preisen in vielen „hagebaumarkt“-Gartencentern (Prospektausschnitt „1_HBH2016_13_HB“ oben, kein Gültigkeitszeitraum angegeben). 29,95 Euro zahlen Sie für die rund 25 cm hohe Wandleuchte, 34,95 € für das ca. 44 cm hohe Standmodell.
Beide sind direkt an 230 Volt anschließbar, vorwiegend aus Aluminium, wahlweise in hellgrau oder anthrazit lieferbar, haben die Schutzart IP44 und 30.000 Leuchtstunden Nennlebensdauer. Aus jeweils 5,5 Watt liefern die fest verbauten, nicht dimmbaren LED-Module 550 Lumen Lichtstrom mit einer „warmweißen“ Farbtemperatur von 3000 Kelvin. Sie sind damit etwa so hell wie ein 50-Watt-Halogenspot, strahlen jedoch mit einem geschätzten Halbwertswinkel von 120 Grad wesentlich breitflächiger.
Die von „hagebaumarkt“ beworbene EU-Effizienzklasse A ist allerdings Unsinn: Für solche integrierten LED-Leuchten darf offiziell nur die Spanne „A – A++“ genannt werden; inoffiziell haben die „Rolf“-Leuchten bei einem Energieeffizienzindex von 0,12 sogar A+ an der Grenze zu A++.
12.04.: Fast zwei Jahre lang ist es offenbar niemandem aufgefallen, dass Philips bei der Längenangabe einer der drei im August 2014 von mir getesteten LED-Röhren heftig übertrieben hatte.
Ein Blogleser wies mich jetzt darauf hin, dass der Packungsaufdruck (Ausschnitt rechts, Foto: W. Messer) einen kleinen, aber entscheidenden Fehler enthielt: Die in China produzierte, 20 Watt und 1600 Lumen starke „LEDtube“ war natürlich nicht monstermäßige 1214 cm (12,14 Meter!) lang, sondern nur die üblichen 1214 mm.
Vielen Dank für das Teilen dieser kuriosen Entdeckung, Stefan!
13.04.: Inzwischen wissen wir, wie er aussieht (PR-Foto oben) und was er kostet – der neue „BaseSpion“ des dänischen Lichtmessgeräte-Herstellers „Viso Systems“. Mit 25 Kilogramm Eigengewicht und der Aufnahmemöglichkeit für bis zu 9 kg schwere und 37 cm breite LED-Chips, -Module, -Panels, -Downlights, -„Birnen“ und -Spots sortiert er sich zwischen dem sehr kompakten „LightSpion“ samt „Extender“ und dem riesigen „LabSpion“ ein. Der deutsche Importeur „Acal BFi“ teilte mir auf Anfrage den stolzen Preis mit: 27.000 Euro plus MwSt. (brutto 32.130 €).
Dafür bietet der „BaseSpion“ zusammen mit der „Light Inspector“-Auswertungs-Software den Licht-Profis eine ganze Menge: Neben der zweiachsigen Goniophotometer-Funktion zur sehr genauen Ermittlung des Abstrahlwinkels können bis zu 270.000 Lumen Lichtstrom, maximal 90.000 Candela Lichtstärke, Farbtemperaturen zwischen 1000 und 10.000 Kelvin, Farbwiedergabeindizes zwischen 0 und 100, die Spektralverteilung von 360 bis 830 Nanometer sowie die Leistungsaufnahme und der elektrische Leistungsfaktor gemessen werden.
Klar, dass diese Art der Pflichtdaten-Gewinnung deutlich teurer, aber auch weitaus seriöser ist als das in diversen asiatischen LED-Klitschen beliebte Schätzen und Würfeln.
14.04.: Was die Philips-Lichtsteuerung „hue“ schon seit Jahren zulässt, geht laut Pressemitteilung jetzt auch mit der Osram/Ledvance-Architektur „Lightify Home“ (PR-Fotos rechts): Jeder mit ausreichenden Programmierkenntnissen kann über eine offene REST-Schnittstelle (API) eigene Apps für Desktop- und Mobilgeräte basteln.
Bisher war das Cloud-basierte System offiziell nicht für Dritte zugänglich. Osram bietet auf einer neu eingerichteten API-Website unter anderem eine Anleitung mit den wichtigsten Programmierschritten – dazu Beispielanwendungen und –codes.
Das Spektrum reicht von speziellen Lichtszenarien für Anlässe wie Kindergeburtstag oder Weihnachten bis zu komplexen Vernetzungen, bei denen die „Lightify“-LED-Lampen und -Leuchten beispielsweise mit Thermostaten oder Haushaltsgeräten interagieren. Das gilt natürlich ebenso für „Lightify Home“-kompatible Leuchtmittel wie die Philips-„hue“-Produkte.
15.04.: Alles andere als begeistert von aktueller LED-Technik ist der Oldenburger Verkehrsamtsleiter. Derzeit läuft in Teilen der Stadt ein langfristiger Grossversuch mit 217 umgerüsteten Straßenleuchten (PR-Foto links), die laut eines Berichts von „NWZ Online“ für Frust sorgen.
Der Stromverbrauchs-Ersparnis gegenüber den zuvor eingesetzten Kompaktleuchtstofflampen sei – bei vergleichbarer Ausleuchtung – mit rund 10 Watt pro LED-Leuchtkopf relativ gering, während die Anschaffungs- und Austauschkosten mit 250 bzw. 500 Euro wesentlich höher ausfielen.
Außerdem hab es bereits nach 20. 000 Betriebsstunden erste Ausfälle gegeben, obwohl die Nennlebensdauer 50.000 Stunden betrage. Die Lichtleistung habe bei einigen LED-Leuchten schon lange vor Ablauf dieser Zeit stark nachgelassen. Die Ursache werde zur Zeit vom Hersteller geprüft.
Frühzeitige Ausfälle würden, so der Behördenchef, auch in anderen Kommunen beobachtet – etwa in Hannover, Papenburg und Esens. Deshalb sei der großflächige Einsatz von LED-Leuchten im Oldenburger Stadtgebiet momentan nicht zu rechtfertigen. Über ähnlich negative LED-Erfahrungen hatte ich bereits aus Erfurt und Gießen berichtet.
16.04.: Die österreichische Hauptstadt Wien geht einen völlig anderen Weg als Oldenburg: Dort will man zwischen 2017 und 2020 rund 55.000 herkömmliche Seilhängeleuchten gegen Modelle mit LED-Technik auswechseln (PR-Detailbild rechts ohne Abdeckung). Wie die Stadtverwaltung gestern mitteilte, sei mit den „kaltweißen“ Halbleiterlichtmodulen eine bessere Ausleuchtung von Kreuzungsbereichen und Zebrastreifen möglich – bei 50 Prozent weniger Energieverbrauch und doppelt so langer Lebensdauer.
Beschafft würden die neuen Modelle der „Wiener Standardleuchte“ von der „Wien Energie GmbH“ über ein „Amortisations-Contracting“-Modell. Dabei finanziert der gemeindeeigene Vertragspartner die Investition komplett vor und bekommt von der Stadt regelmäßige Raten in Höhe der erreichten Stromeinsparung beim Betrieb der Beleuchtung.
So werden dem städtischen Haushalt in den kommenden vier Jahren mehrmals größere Einzelbelastungen in Millionenhöhe erspart. Die Nennlebensdauer soll bis zu 50.000 Leuchtstunden oder mindestens zwölf Jahre betragen (bei täglichem Betrieb), etwas mehr als der Zeitraum bis zur vollständigen Refinanzierung.
Den Austausch selbst erledigt die Kommune mit eigenem Personal (das PR-Bild links zeigt eine symbolische Demo-Installation).
Im Test: Die erste integrierte LED-Leuchte von LEDON (Update)
Hier wird’s heiß: Der „Tc-Punkt“ von LED-Lampen
Im Test: Neue preiswerte LED-Röhren von Philips (Update)
Werden Lampen-Käufer in der EU wirklich systematisch betrogen?
LED-Tagebuch (KW 40): Osram exklusiv, Xavax-Klone, LEDON-„Dual Color“
LED-Tagebuch (KW 51/52): … Hue-Firmware-Schock, …
Oh Osram! Da habt Ihr einen Lightify Newsletter, aber von der API erfährt man erst aus Blogs.
Und dann haben sie noch nicht einmal den Sinn einer API erfasst. Bei dem Konkurrenzprodukt bekommen 3rd-party-apps durch einen einfachen Knopfdruck Zugriff auf die Lichtsteuerung während man bei Osram nicht nur mit der Seriennummer hantieren muss, sondern auch noch seine E-Mail und Passwort weitergeben soll (WTF!).
Nach dem Debakel mit den sich selbst einschaltenden Birnen und den miserablen APP-Bewertunden wird es langsam einmal Zeit für Veränderungen im Produktmanagement.
Danke an fastvoice, der mit seinem kleinen aber feinen Blog hier auch noch Osrams Pressearbeit übernimmt.
Danke für die Blumen, aber ich hab’s ja immerhin über eine Osram-Pressemitteilung erfahren. 😉
Ich frage mich immer ob das überhaupt zusammen passt: Zig tausend Stunden Leuchtdauer und Schaltzyklen versprechen, aber nach zwei Jahren endet die Gewährleistung. Da frage ich mich manchmal, ob das nicht alles Schönrechnerei ist, in der Praxis fällt aus diesem oder jenen Grund halt nach 2, 3 oder 4 Jahren die LED aus, und dann stimmt die tolle Kalkulation nicht mehr. Scheint ja nicht so selten zu sein, wie man in den Geschichten über diverse Städte lesen kann.
Das Wiener Modell scheint mir da eine löbliche Ausnahme (wenn ich es beim Überfliegen richtig verstanden habe): Der Verkäufer stellt die Lampen zur Verfügung, und die Stadt zahlt nur den erstarten Strom. Fällt die Lampe aus, muss der Verkäufer für seine Ware gerade stehen und das Gerät austauschen. Aus gutem Grund würden wahrscheinlich nicht viele Firmen dieses Modell akzeptieren. 😉
Nicht ganz. Das Contracting-Verhältnis besteht zwischen der „Wien Energie GmbH“ und der Stadt Wien. Welcher Hersteller zu welchen Konditionen an die „Wien Energie“ liefern wird, ist Bestandteil einer noch laufenden Ausschreibung (im Beitrag verlinkt).
Woher kommt das „kaltweiß“? Im Insektentestbericht Donauinsel war was von 4100 Kelvin zu lesen.
Donauinsel ist was anderes – für die neuen Leuchten dienen wohl eher die Philips-Modelle in der Seestadt Aspern als Standard-Vorlage.