Ein echter Geheimtipp waren die „GreenLight“-LED-Lampen, die’s Ende August ab 2,99 Euro bei „Netto Marken-Discount“ gab. Die Edeka-Tochter wollte nämlich nicht verraten, dass die Modelle von „Eures“ in Filderstadt überdurchschnittliche Lichtqualität bieten. Als Stichproben landeten eine dimmbare E27-„Birne“ mit offiziell 12 Watt/1055 Lumen und ein nicht dimmbarer GU10-Spot mit 4 W/250 lm im Testprogramm. Beide konnten fast durchweg überzeugen.
Würden Sie erwarten, beim Discounter zu Preisen zwischen knapp 3 und 6 Euro LED-Lampen mit einem „allgemeinen Farbwiedergabeindex“ von über Ra 90 zu bekommen, die teils sogar dimmbar sind? Okay – passiert hin und wieder mal so ähnlich bei Aldi Nord und Süd. Aber bei „Netto Marken-Discount“? Wenn im Prospekt und auf den Online-Produktseiten überhaupt nicht mit dieser überdurchschnittlichen Farbtreue geworben wird und die Marke „GreenLight“ (nicht verwechseln mit dem gleichnamigen LED-Shop in Lampertheim!) noch ein gutes Stück vom Weltruhm entfernt ist?
Tja – da wurden manche Kunden und auch ich kräftig überrascht – im positiven Sinn. With a little help from the Website des „GreenLight“-Lieferanten Eures GmbH konnte ich immerhin ein paar Tage vor der Aktion Ende August 2016 einige Leistungsdaten finden, die mutmaßlich zu den „Netto“-Aktionslampen passten. Am Erstverkaufstag wanderten zur Sicherheit zwei der sieben Modelle als Stichproben zuerst ins Profi-Messlabor meines Blog-Kooperationspartners „David Communication“ und dann zu mir – mit fast durchweg überzeugenden Resultaten.
Der GU10-Spot mit solider Lichtqualität
Am einfachsten zum Messen und Testen war ein 52 Gramm leichter „GreenLight EULED393-GU4W“-GU10-Strahler im Halogenspot-ähnlichen Glas-Design. Der ist nämlich nicht dimmbar, hat nominell 4 Watt, 250 Lumen, 2700 Kelvin, 36 Grad Halbwertswinkel und Ra >90. Die Nennlebensdauer wird mit 25.000 Leuchtstunden und über 100.000 Schaltzyklen beziffert, die EU-Energieeffizienzklasse mit A+ (siehe Packungsangaben unten).
Ein Herkunftsland wird elegant verschwiegen („made in …“), stattdessen nur der Anbieter „Eures GmbH“ in Filderstadt genannt, wo die Lampe sicher nicht von einem Produktionsband kullert. In dieser Preisklasse kommt wohl nur ein asiatischer Hersteller in Frage, kein schwäbischer.
In meiner hängenden, offenen Testfassung zeigte mein Messgerät nach zwei Stunden Dauerlauf 4,1 Watt bei einem elektrischen Leistungsfaktor von 0,56, was sich weitgehend mit den Ergebnissen des Profi-Labors deckte. An der heißesten Gehäusestelle am Sockel meldete das Infrarot-Thermometer zu diesem Zeitpunkt moderate 52 Grad – unten am Lichtaustritt war’s nur gut die Hälfte.
Surren? Kaum. Flimmern? Fehlanzeige!
Nach dem weitgehend verzögerungsfreien Einschalten leuchtete der Strahler ziemlich leise und flimmerfrei. Ein Surren war in stiller Umgebung auf maximal 5 cm Distanz hörbar; meine „Flicker Tester“-App zeigte Index 0,0 und magere 2% Flimmer-Rate bei 100 Hertz Bezugsfrequenz – hervorragend! Das Profi-Messgerät „FM-LM“ stützte das mit einem Wert von maximal 17% bei 48 Kilohertz – in diesem Frequenzbereich meilenweit vom menschlichen Wahrnehmungsvermögen entfernt.
Die Maße (5 cm Durchmesser, 5,5 cm lang) und der optische Aufbau orientieren sich stark an den gewohnten 230-Volt-Halogenstrahlern mit teiltransparenter Glas-Rückseite, zentraler Lichtquelle und multifacettiertem Reflektor (MR16) mit Spiegelfolie. Sieht von oben so aus (links stromlos, rechts an):
Ein bisschen Licht gibt’s auch nach hinten
Ein kleiner Teil der insgesamt vom Labor gemessenen 288 Lumen wird aber nicht nur nach vorn, sondern auch nach hinten abgestrahlt. Das ist nicht der selbe Effekt wie bei dichroitischen Halogen-„Kaltlichtspiegel“-Lampen, die in dieser Richtung mehr Licht und eine andere Farbtemperatur abstrahlen, macht beim „GreenLight“-Spot dennoch einen ganz hübschen Eindruck:
241 Lumen werden laut Labormessung innerhalb des EU-konformen Bemessungswinkels für Akzentbeleuchtung von 90 Grad nach vorn abgestrahlt – in meinem Standard-Leuchtbild heißt das natürlich „nach oben“:
Hier sehen Sie gleich mehrere Lichtkegel unterschiedlicher Breite und Reichweite – ähnlich wie bei den Halogen-Vorbildern. Der Halbwertswinkel wurde vom Goniophotometer mit knapp 40 Grad ermittelt (Abstrahldiagramm); auch das ist sehr Halogenstrahler-ähnlich.
Farbwiedergabeindex deutlich über Ra 90
Bleiben noch die tatsächliche Farbtemperatur und Farbtreue (pdf-Download des gesamten Messprotokolls): 2750 Kelvin und „allgemeiner Farbwiedergabeindex“ Ra 92,9 – plus sehr gute 64,7 für den schwierigsten Zusatz-Messwert R9 („Rot gesättigt“) und nicht ganz so begeisternde 80,6 für „Blau gesättigt“ (R12). Wie schön, dass unter anderem diese beiden Farbtöne in meinem Standard-Farbtreue-Motiv mit zwei Modell-Motorrädern auf weißem Untergrund prominent vertreten sind (Weißabgleich „Tageslicht“, ohne Nachbearbeitung) – da können Sie die Wirkung ansatzweise selbst beurteilen:
Hier fallen keine unangenehmen Farbstiche oder verwirrende Multi-Schatten auf – das wirkt alles klar durchgezeichnet und auch nicht zu sehr in Richtung Gelb-Orange verschoben. Die rote Duc kann als solche erkannt werden; bei der blauen Yamaha ist das nicht ganz so einfach, aber noch erträglich. Das spricht insgesamt für eine sehr anständige Spektralverteilung – jedenfalls für LED-Verhältnisse. Ein „Normalverbraucher“ dürfte das vom „GreenLight“-Strahler gelieferte Licht kaum von dem eines 35-Watt-Halogenspots unterscheiden können – weder bei der Helligkeit, noch bei der Anmutung.
Dass so ein sauber verarbeiteter, „warmweiß“ leuchtender GU10-LED-Spot mit einem Farbwiedergabeindex von deutlich über Ra 90 für nur knapp 4 Euro bei „Netto Marken-Discount“ verkauft wurde – ein Träumchen! Gehen Sie mal in einen Baumarkt oder ein Lampen-Fachgeschäft. Dort kriegen Sie in diesem Preisniveau höchstens die üblichen Ra-80-LED-Strahler mit teils zweifelhafter Lichtqualität.
Bei der „GreenLight EULED393“-Retrofit-Lampe sparen Sie gegenüber einem ähnlich hellen 35-W-Halo rund 88% Strom und müssen dennoch kaum Verzicht üben. Okay, die Dimmbarkeit fehlt und das letzte Quäntchen Farbtreue (Halogenstrahler haben halt so um die Ra 100 und sind vor allem bei tiefroten Objekten Spitze).
Zum Ausgleich dürfen Sie bei durchschnittlich drei Leuchtstunden pro Tag mit rund 25 Jahren rechnen, bis die LED-Helligkeit auf ca. 70% des Ursprungswertes degradiert ist. Dafür purzeln von meiner strengen, bis Fünf reichenden LED-Bewertungsskala
dreieinhalb Sterne.
Der kompakte E27/75-Watt-„Birnen“-Ersatz
5,99 Euro kosteten die teuersten „GreenLight“-LED-Lampen Ende August bei „Netto“. Flaggschiff dieser „Spitzenklasse“: Eine dimmbare, offiziell 12 Watt starke, relativ kompakte und leichte E27-„Birne“ mit rund 2700 Kelvin und über 1000 Lumen Lichtstrom – hell genug, um traditionelle 75-Watt-Glühlampen zu ersetzen.
84 Gramm wiegt diese LED-Retrofit, besteht unter anderem aus einem Alu-Gehäuse und einer opaken Kunststoffhaube, misst 11,2 cm in der Länge und maximal 6 cm in der Breite. Das sollte für die meisten Leuchten passen.
Kleines Manko dieser Bauform gegenüber den trendigen LED-„Fadenlampen“: Die Abstrahlcharakteristik ist nicht wirklich rund; in Richtung Sockel schwächelt die Lichtstärke. Offiziell wird der Halbwertswinkel mit 200 Grad angegeben; das Labor ermittelte knapp 184 (Abstrahldiagramm). In meinem Leuchtbild sehen Sie diese Asymmetrie natürlich auch:
Hier kriegen Sie viel Licht nach oben und zu den Seiten, deutlich weniger nach unten – bei hängender Montage ist es natürlich umgekehrt. Mit dem Sockel nach oben leuchten meine Testkandidatinnen auch zwei Stunden lang mit Volllast für die Temperatur- und Watt-Messungen: Hier gab’s an der „GreenLight“ maximal 92 Grad oben und ca. 30 Grad unten an der Haube. 12,8 W Leistungsaufnahme bei einem elektrischen Leistungsfaktor von 0,84 zeigte mein „Energy Master“-Amateur-Messgerät; 12,4 W und 0,85 gab’s im Labor. Die offiziellen 12 Watt (siehe Lampenaufdruck) wurden also knapp überschritten.
Am Schalter leise und weitgehend flimmerfrei
An einem normalen Schalter war nach weniger als einer halben Sekunde Reaktionszeit die komplette Helligkeit sichtbar und so gut wie nichts zu hören – bei stiller Umgebung allenfalls ein leises Surren bis in 5 cm Entfernung. Die „Flicker Tester“-App von „Viso Systems“ meldete unkritische 8% Flimmer-Rate bei Index 0,0 und 100 Hertz; das Profi-Messgerät im Labor ermittelte bei der gleichen Frequenz 12% – auch noch im grünen Bereich.
Typisch für dimmbare LED-Lampen mit stabilem Licht: Nach dem Ausschalten dauert es rund drei Sekunden, bis die Leuchtdioden den Strom aus den Puffer-Kondensatoren vollständig leergesaugt haben – innerhalb dieses Zeitraums blendet sich die „Birne“ aus. Das ist also kein Fehler, sondern Absicht und machte sich bei meinem Dimmer-Versuchen positiv bemerkbar.
Lauteres Surren am Phasenanschnittdimmer
Am gleichmäßigsten und breitbandigsten klappten die mit einem justierbaren Jung-Phasenanschnittdimmer, wo die Gesamtleistung (Dimmer plus Lampe) über den gesamten Dimmerweg zwischen 1,2 und 12 Watt regelbar war. Das entspricht etwa einer flackerfreien Spanne zwischen 5 und 95% des maximalen Lichtstroms. Zwei kleine Wermutstropfen: Dimmer und Lampe entwickelten ein Surrgeräusch, das bei mittlerer Stellung am lautesten war und etwa 50 cm weit trug. Außerdem verstärkte sich dort das Flimmern etwas: Index 0,1 und 20% Rate.
Bei sehr dunkler Voreinstellung eines Dreh-/Drückdimmers müssen Sie außerdem mit einer längeren Reaktionszeit beim Einschalten rechnen. Rund eine Sekunde kann es dauern, bis die Elkos voll sind, die interne Regelelektronik den anliegenden Strom ausgewertet hat und die LEDs flackerfrei aktiviert. Gilt so nicht nur für diese „GreenLight“, sondern für viele dimmbare LED-Lampen – auch an Phasenabschnittdimmern wie meinem nicht justierbaren „be“-Modell aus dem Baumarkt.
Dort war zwar kaum noch ein störendes Geräusch zu hören, dafür verringerte sich die Regelspanne auf 2,8 bis 11,6 Watt (rund 15 bis 90% der Maximalhelligkeit) und im oberen Drittel des Dimmerwegs änderte sich kaum noch was. Die Flimmerwerte: Zwischen Index 0,0 bei 13% Rate und 0,1 bei 20% – vermutlich auch für sehr sensible Augen noch akzeptabel. An diesen Daten und der Dimm-Charakteristik verbesserte sich übrigens auch dann nichts, als ich probehalber eine 40-Watt-Glühlampe parallel schaltete, um ein eventuelles Mindestlast-Problem auszuschließen.
Nennwerte wurden im Labor teils überboten
Komplett ohne Dimmer-Fesselung durfte die „GreenLight“-Retrofit in der Ulbricht-Kugel zeigen, was sie bei voller Power drauf hat: Immerhin 1135 Lumen bei 2657 Kelvin Farbtemperatur und einem „allgemeinen Farbwiedergabeindex“ von Ra 91.4 (pdf-Download des Messprotokolls). Soweit also wurden die Vorgaben (siehe Packungsangaben oben) souverän erfüllt – inklusive des zweitbesten EU-Ökolabels A+.
Bei den Zusatz-Farbtreue-Messwerten hinkte die E27-„Birne“ dem GU10-Spot etwas hinterher: 58,2 für „Rot gesättigt“ (R9), 77,3 für „Blau gesättigt“ (R12). Beim entsprechenden Standard-Fotomotiv machte das allerdings kaum einen Unterschied:
Das Licht wirkte subjektiv ein wenig gelblicher, das Rot der Ducati, das Blau der Yamaha und das Weiß des Untergrunds wurden etwas mehr in Richtung Orange gefärbt. Und natürlich fiel auch der Schattenwurf deutlich weicher und diffuser aus, weil eine transluzente Haube halt keinen akzentuierten Lichtkegel wirft. Das war früher, als es noch mattierte Glühlampen gab, genau so. Vergleichen Sie das also bitte nicht mit Klarglas-Stromfressern.
Die „GreenLight EULED393-12WBD“ ist – gemessen an ihrem Preis (5,99 Euro beim Discounter!) – eine außergewöhnlich farbtreue, helle, kompakte und gut verarbeitete E27-LED-Retrofit. Gegenüber einer vergleichbaren 75-Watt-Glühlampe kann sie rund 84% Strom sparen, hält mutmaßlich 25mal so lange und leuchtet ähnlich flimmerarm.
Leichte Einschränkungen bei der Abstrahlcharakteristik und Dimmbarkeit teilt sie mit vielen anderen LED-Lampen – auch von namhaften Marken, die häufig viel teurer sind, aber dennoch nicht schöner leuchten. Auch bei diesem „GreenLight“-Modell bin ich mir fast sicher, dass selbst hartnäckige Glühlampen-Freunde bei einem Doppelblind-Versuch (okay, da passt das „blind“ nicht ganz) den LED-Lichtschein kaum vom dem eines gleich hellen, mattierten Glühfaden-Leuchtmittels unterscheiden könnten. Was heißt das für meine bis Fünf zählende LED-Bewertungsskala? Sie spendiert anerkennende, hell funkelnde
vier Sterne.
(Offenlegung: Beide LED-Lampen wurden regulär bei „Netto Marken-Discount“ gekauft und bleiben zum Dauertest bei mir im Einsatz. Irgendwelche Zuwendungen von „Eures GmbH“ oder „Netto“ gibt es dafür nicht – die Firmen wussten bisher noch nicht mal was von diesem Doppeltest.)
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