China schwächelt – gibt’s bald neue Tiefstpreise für LED-Leuchtmittel?

LED-Leuchtmittel aus China könnten wegen der dort kriselnden Wirtschaft und des schwachen Yuan-Kurses auf dem europäischen Markt sehr bald noch billiger werden. Dürfen wir uns darüber uneingeschränkt freuen? Nein, denn der nochmals verschärfte Preisdruck treibt möglicherweise einige chinesische Hersteller in den Ruin oder verleitet sie zur Produktion schlechter Qualität.

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„Foshan Electrical and Lighting Co., Ltd“ (FELCO) mit der Marke FSL, einer von rund 175 chinesischen LED-Anbietern, die regelmäßig bei der Fachmesse „Light + Building“ in Frankfurt/M. ausstellen. Sie werden vorwiegend in Halle 10 platziert, die deshalb auch als „China-Halle“ bekannt ist. (Fotos: W. Messer)

Turbulenzen an den Aktienmärkten, die massiven Kursverluste der chinesischen Währung Renmimbi/Yuan gegenüber dem Dollar – dieses Jahr begann auch für die globale Lichtbranche mit einigen Überraschungen. Schließlich wird ein Großteils des Handels mit asiatischen Produzenten abgewickelt und denen sitzt jetzt schon der Affe im Genick, dessen Jahr nach dem chinesischen Kalender eigentlich erst am 8. Februar beginnt.

Die Hauptprobleme der Chinesen:

  • Überproduktion: Es werden von tausenden Produzenten schon lange weit mehr LED-Komponenten und -Leuchtmittel hergestellt, als der globale Markt in der gleichen Zeit abnehmen will. Und was bei schnellen Produktzyklen länger als ein halbes Jahr im Lager herumgammelt, das kann schon technisch veraltet sein. Die Folge: Purzelnde Preise.
  • Der schwache Euro-Kurs im Verhältnis zum Dollar: Der hätte eigentlich schon vergangenes Jahr zu Preissteigerungen bei LED-Importen nach Europa führen müssen. Hat er aber kaum, weil die europäischen Abnehmer bei ihren chinesischen Lieferanten zum Ausgleich Nachlässe forderten. Die verdienen dadurch nun effektiv weniger.
  • Der jetzt gesunkene Yuan-Kurs: Macht zwar China-Exporte für die ausländischen Kunden billiger, aber Importe nach China teurer – erhöht also die Kosten für alles, was nicht im Land selbst hergestellt wird (beispielsweise Spezialmaschinen aus Deutschland für die Halbleiter-Produktion) und drückt auf die Liquidität.
  • Immer mehr Firmen sind Pleite-gefährdet: Das macht den chinesischen Banken zu schaffen, weil die Summe der „faulen“ Kredite drastisch steigt. Um Totalausfälle zu vermeiden, erhöhen sie den Druck auf die Schuldner, ihre Produktion unter allen Umständen aufrecht zu erhalten – selbst, wenn daran kaum noch was verdient wird.

Preise könnten um rund 5 Prozent sinken

Nach Ansicht von Insidern könnte Ende Februar – nach den ausgedehnten Feiern zum chinesischen Neujahrsfest – Folgendes passieren: Wenn sich der Yuan-Kurs bis dahin nicht massiv erholt hat, senken viele LED-Produzenten die Preise der auf Dollar oder Euro basierenden Kontrakte um rund 5 Prozent. Für die Großeinkäufer wird’s also billiger, für uns Verbraucher in Europa dann irgendwann später wohl auch.

Zum Ausgleich könnten moralisch nicht ganz sattelfeste Hersteller ihre Kosten dadurch senken, dass sie billigere Bauteile verwenden, schlampiger montieren, bei den Leistungsangaben übertreiben oder die Abnehmer sonst irgendwie trickreich über’s Ohr hauen. Soll ja durchaus kleinere europäische Importeure geben, die so was mit sich machen lassen – teils sogar wissentlich.

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Gerade bei LED-„Fadenlampen“ (im Bild oben ein paar davon bei der „Light + Building“ 2014 in Halle 10) klappt das aktuell sehr gut, weil’s eine erfolgreiche Trend-Technik mit anständigen Margen ist und jeder Anbieter auf Teufel komm ’raus dabei sein will. Hauptsache, der doofe Kunde kauft beispielsweise heftig flimmernde Leuchtmittel und hält auch brav die Klappe, wenn sie nicht lange durchhalten.

Schrott und Tricks gab’s früher schon

Bluebulls-R7s-13W-aus-kleinDiese fiese Strategie kommt Ihnen bekannt vor? Logo – so was gab’s schon zu den Anfangszeiten des chinesischen LED-Lampen- und Leuchten-Exports recht häufig und war mit verantwortlich für den teils immer noch schlechten Ruf des Halbleiterlichts. An dem arbeiten leider diverse Produzenten und Importeure weiterhin sehr hartnäckig.

Konkrete Beispiele dafür haben Sie immer mal wieder bei mir gelesen und werden das auch in nächster Zeit hier tun können – etwa eine Geschichte über eine jüngst via Amazon gekaufte, dimmbare R7s-LED-Lampe aus China (Foto rechts), die nicht mal die Hälfte des versprochenen Lichtstroms bietet, weil sie eventuell sonst einen vorzeitigen Hitzetod erleiden könnte.

Vorsicht also beispielsweise vor „Schnäppchen“, die für uns Endverbraucher einfach zu billig sind, um wahr zu sein. Oder vor „Marken“-Namen, von denen Sie noch nie was gehört oder gelesen haben. Gilt auch für die Zeit ab März, wenn sich die Preisspirale wieder ein Stück nach unten drehen sollte.

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3 Gedanken zu „China schwächelt – gibt’s bald neue Tiefstpreise für LED-Leuchtmittel?

  1. Eine Krise der Produzenten ist für die Kunden nur im Anfangsstadium vorteilhaft. Solange die Lager voll sind und die Produktion noch nicht runtergefahren werden konnte, gibt es Abverkaufspreise. Dann noch einige Insolvenzverkäufe.

    Danach pendelt sich das Preisniveau wieder ein. Weil das Geld fehlt, wird nicht investiert und nicht weiter eintwickelt. Und Weiterentwicklung ist letztlich der beste und für alle gesündeste Garant für günstigere Preise.

    Wenn dann die Wirtschaft wieder anzieht, dauert es Monate bis die HL-Industrie ihre Produktion wieder hochgefahren hat. Die Preise von eigentlich veralteten Produkten steigen. Und es fehlen die neuen, kostengünstigeren Lösungen. Letztlich fehlen dann Monate und Jahre in der Roadmap. Konnte man auch in der 2008/2009 Krise beobachten.

    Und den schwachen Euro haben wir letztlich den schwachen Südeuropäern und der Geldverdünnungspolitik von H. Draghi zu danken. Vor ca. 20 Jahren eröffnete mir ein ehemaliger Brüssel-Lobbyist seine Wahrnehmung: Südeuropa habe ein hohes Korruptionslevel und die EU ziele auf eine große Umverteilung der Werte von den starken Ländern nach Südeuropa ab. Wollte keiner glauben. Warum heute GB wohl so insular agiert?

    • Zumindest für Italien geht die Rechnung nicht auf – das Land ist seit Jahren EU-Nettozahler in ähnlicher Höhe wie Großbritannien. Und aktuell wird wohl eher in Richtung Ost- bzw. Südosteuropa verteilt, wenn ich mir die 2014er-Zahlen anschaue – da schlagen Polen, Rumänien und Ungarn die Südeuropäer als Nettoempfänger bei weitem (ja, genau die Polen und Ungarn, die gerade auf jede EU-Solidarität und demokratische Rechtsstaatlichkeit kacken!).

      • So ist denn jeder auf seine Art mit der EU unzufrieden.
        Was uns hier alle trifft: die Verdünnung unseres Geldes, was sich letztlich in unserem Alter draghisch bemerkbar machen wird.

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