„Light + Building“-Splitter: Mein Messe-Montag (Updates)

Licht bis zum Abwinken gab’s für mich heute: Draußen viel Sonne, in den Hallen der Fachmesse „Light + Building“ zehntausende LED-/OLED-Lampen und -Leuchten. Was mir bei diesem Riesenangebot besonders aufgefallen ist, wird hier nach und nach aufgeschrieben, fotografiert und ergänzt.

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Fast 2460 Aussteller auf 245.000 Quadratmeter – eigentlich ein unüberschaubarer Wahnsinn, der sich da seit Sonntag und noch bis inklusive Freitag in Frankfurt/M. abspielt. Aber erstens gibt’s diese Messe nur alle zwei Jahre, zweitens habe ich in den letzten Tagen und Wochen schon viele Licht-Neuheiten vorgestellt und muss sie nicht noch mal nachbeten. Also wird das hier nur ein kleiner, sehr selektiver und subjektiver Blick – weit entfernt vom Anspruch auf Vollständigkeit.

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Erste Station des Messetages: Die Osram-Pressekonferenz – unter anderem mit Vorstellung des „Lightify“-KonzeptsHöchst aufmerksam verfolgte Osram-Technikvorstand Peter Laier die einleitenden Worte meiner netten Sprecher-/Moderatorenkollegin Birgit Klaus. Mal was anderes, als nur auf LED-Chips zu gucken. (Fotos, wenn nicht anders angegeben: W. Messer)

Um gleich mal ’ne Kritik loszuwerden: Osram hat offenbar eine seltsame Vorstellung vom Begriff „Pressekonferenz“. Am dicht bevölkerten Messestand in der „Alten Festhalle“ tummelten sich nämlich am Morgen mitten drin zahlreiche Mitarbeiter des Unternehmens mit ihren orangefarbenen Krawatten und nahmen den Journalisten die optisch und akustisch besten Plätze weg. Philips bekam am Nachmittag seine etwas zu kompakte Presse-Empore im „Forum“ auch ohne eigenes Personal rappelvoll und demonstrierte damit eine höhere Wertschätzung für das berichterstattende Handwerk.

Individuell war’s später genau umgekehrt: Bei Osram bekam ich nach der PK eine persönliche Führung von Technologie-Pressesprecher Christian Bölling zu allen Messeneuheiten – man kennt sich ja schon eine Weile. Bei Philips „ertrank“ das Standpersonal förmlich im Ansturm der Ratsuchenden und hätte für so eine Sonderbehandlung wohl keine Zeit gehabt. Das Verhältnis zu Bloggern ist beim deutschen „Lighting“-Ableger des niederländischen Konzerns ohnehin stark verbesserungsbedürftig. Na gut, gucken wir uns halt die täglichen, englischsprachigen Philips-Videoblogs mit Marketing-Expertin Merran Wrigley an.

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Ein Osram-Mitarbeiter demonstriert mir die Einrichtung des neuen „Lightify Pro“-Netzwerks (links); davor gab’s einen Blick auf die Laborrekord-LED-Röhre mit 215 Lumen pro Watt (Systemeffizienz 205 lm/W). Der Prototyp mit „grün-weißen“ und roten Leuchtdioden hat je nach Blickwinkel noch einen deutlich wahrnehmbaren Grünstich.

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So ähnlich werden die „Gateway“-Komponenten für ein Osram-„Lightify Pro Office“-System aussehen – gezeigt wurde bisher allerdings nur ein funktionsloses Messe-Präsentationsexemplar.

Osram-Lightify-Demo
„Lightify“ in der Consumer-Version – das Herzstück („Gateway“) sehen Sie rechts oben. Drum herum wird es nach und nach eine ganze Palette von markenübergreifend kompatiblen Retrofits, Leuchten und Adaptern geben. Ein Starterset inklusive einer farbsteuerbaren 10-Watt-RGBW-LED-Lampe mit 810 Lumen können Sie bereits für knapp 99 Euro vorbestellen; ein „Gateway“ kostet solo knapp 50 € und ein zwischen 2700 und 6500 Kelvin Farbtemperatur regelbarer 6-W-GU10-Spot mit maximal 350 lm ca. 36 €. Bis zur Lieferung können jedoch rund drei Monate vergehen.

Markantestes Geräusch auf dem Gelände: Das Rattern von Trolley-Rädern über die weitläufigen Wege und Gänge. Messe-Profis sind nämlich schlau. Sie schleppen nicht – so wie ich – ihr ganzes Equipment in einer ultraschweren Hängetasche an der Schulter durch die Gegend, sondern erleichtern sich mit Rollkoffern den Transport erheblich. Und wir reden hier von einigen Kilometern Laufweg während eines Messetages. Okay, da transportieren auch minütlich kleine Shuttle-Busse die Besucher zu allen Hallen – aber das ist doch nur was für Weicheier, oder?

Die Kamera musste übrigens an einigen Ständen in der Tasche bleiben. Trotz (oder wegen?) des sichtbaren Pressetickets erlauben viele Aussteller nicht das Fotografieren ihrer Produkte. Teils geht es da um Prototypen, die noch nicht ganz dem späteren Serienprodukt entsprechen, teils wohl auch um die Angst, dass taufrische LED- und OLED-Neuheiten in Windeseile von Billigheimern kopiert werden könnten. Passiert ja oft genug mit Markenprodukten aller Art.

LED-Licht ist inzwischen die Normalität

Verbatim-VxRGB-AR111Herkömmliche Glüh- und Halogenlampen sind nur noch selten an den Messeständen zu finden. Selbst Discounter-, Baumarkt- und Elektronikversand-Zulieferer wie Paulmann, Heitronic, Sygonix, Müller-Licht oder „Briloner Leuchten“ präsentieren überwiegend Halbleiterlicht – darunter überraschend viele anspruchsvolle, pfiffige Produkte mit immer besserer Lichtqualität („HD-LED“)  und kompakteren Maßen.

Farbwiedergabeindizes von Ra 90 und mehr oder Abstrahlwinkel über 240 Grad bei „Birnen“ und „Kerzen“sind keine exklusive Domäne der bekannten Markenhersteller mehr. Spätestens im Herbst werden Sie deshalb Top-Lampen und -Leuchten zu Kampfpreisen in den Regalen finden. Diesen Trend hatte ich ja schon im Januar prophezeit.

Umso überraschender fand ich, dass ein großer Anbieter wie Toshiba bei seinem aktuellen „E-Core“-LED-Profi-Sortiment immer noch im Bereich von Ra 80 verharrt (Bild unten), während am Stand direkt daneben die „Mitsubishi Chemical“-Tochter Verbatim je nach Anforderung kontraststarke Premium-„High Definition“-Strahler (im Bild oben rechts ein AR111 mit „VxRGB“-Technik und einem Demonstrationsobjekt) oder „High CRI“-Lampen mit einer Farbtreue von bis zu Ra 98 zeigt. Die gibt’s teils schon jetzt, teils im Lauf des Sommers.

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Die neue Toshiba-„E-Core“-Lampe „GLS wide A40“ mit 7 Watt, 470 Lumen und 240 Grad Abstrahlwinkel (links). Daneben ein hocheffizienter 5,4-Watt/GU10-Spot mit 355 bzw. 370 Lumen. Gibt’s beides in „warm-weißer“ oder „neutral-weißer“ Lichtfarbe. (Fotos: Toshiba-PR, nicht maßstabsgetreu)

Philips setzt auf „Connected Lighting“

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Der geschwungene Eingang zum riesigen Philips-Messestand – gespickt mit „hue“-Lampen. Dazu liefert auch der Teppich noch runde LED-Leuchtzeichen.

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„Philips Lighting“-Chef Eric Rondolat demonstriert bei der Pressekonferenz die Möglichkeiten der erweiterten „hue“-Produktpalette – unter anderem mit einer „Tempest“-Leuchte aus dem 3D-Drucker … sieht aus der Nähe so aus:

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Jede Menge zum Thema „Digitalisierung des Lichts“ bei den LED-Anbietern – bei Osram „Lightify“ und eine erweiterte „Lightify Pro“-Variante, bei Philips die Erweiterung des „hue“-Konzepts und eine Idee für gewerbliche Anwendungen: Vernetzung und Stromversorgung der Lichtquellen mit Ethernet-Kabeln.

Hier läuft die Kommunikation in beiden Richtungen – die Leuchtmittel dienen auch als Sensoren für die zentrale Gebäudesteuerung und melden beispielsweise Temperaturen, Besucherfrequenz, Luftfeuchtigkeit, Helligkeit etc.. Außerdem könne so jeder Mitarbeiter seinen aktuellen, individuellen Lichtbedarf regeln – egal, wie groß und komplex die gesamte Immobilie ist.

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Philips verkündete bei seiner Pressekonferenz am Montag erwartungsfroh, dass ein Großteil des weltweiten Lichts noch nicht vernetzt sei, es jedoch eigentlich problemlos werden könnte. Auf dem Weg dorthin sei man eine strategische Partnerschaft mit den Energie- und Steuerungsspezialisten von ABB eingegangen und könne so künftige „Plug & Play“-Lösungen gemeinsam entwickeln und testen. Ich seh’s kommen, dass das hier irgendwann kein LED-/OLED-Blog mehr sein wird, sondern eins für Netzwerk- und „Smart Lighting“-Lösungen.

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Die neuen Philips-„SlimStyle“-Retrofits dienten als Demonstratoren für die Luxeon LEDs der Tochterfirma Lumileds.

Der tönende China-Strahler

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Auch was Vernetztes: Der riesige E27-„Pulse“-Strahler von „Sengled“ (aka „Shenghui Lighting“) mit 115 Grad Halbwertswinkel (hatte ich schon mal vorgestellt) empfängt Steuer- und Audiosignale via Bluetooth, setzt sie ins ZigBee-Format um und gibt sie als „Master-Lampe“ im 5-Gigahertz-Frequenzbereich an bis zu sieben „Satelliten“-Strahler weiter.

Drinnen werkeln jeweils zwei ordentliche JBL-Lautsprecher à ca. 4,5 cm Durchmesser und 6,5 Watt. Klingt ungefähr so gut wie ’ne durchschnittliche Auto-Stereoanlage – je mehr Lampen im Verbund tönen, desto besser. Hatte ich so nicht erwartet. Ein Starter-Set mit zwei Lampen wird vermutlich ab Mitte Mai in Deutschland zu kaufen sein – die ausgefeilte Steuer-App dazu gibt’s kostenlos.

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Der neue „dichroitische“ GU5.3/MR16-LED-Spot von Verbatim strahlt mit 4 Watt in zwei Richtungen: Nach unten viel Licht mit 36 Grad Halbwertswinkel (die ursprüngliche Angabe von 30° wurde korrigiert), nach oben nur ein bißchen Helligkeit mit breiterem Winkel – ungefähr so, wie’s eine 20-Watt-„Kaltlichtspiegel“-Halogenlampe tun würde.

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Transparente OLED-Panels von Toshiba. Eingeschaltet sind sie nicht mehr durchsichtig. Das gleiche gilt allerdings auch für den stromlosen Zustand, falls noch mehr Besucher in den nächsten Tagen Fingerabdrücke drauf hinterlassen.

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Das Thema „LED-Fadenlampe“ begegnet Ihnen in Halle 10 (von Experten auch liebevoll „China-Halle“ genannt) an jeder Ecke – fast jeder Anbieter hat jetzt so was im Programm. Hier beispielsweise von „FSL Electrical and Lighting“. Nicht jeder schafft aber mit diesem Konzept die von der Kundschaft vorwiegend gewünschte, „warme“ Lichtfarbe.

Noch ein markenübergreifender Trend bei rundstrahlenden LED-Lampen: Statt viele Chips mit verschiedenen Abstrahlrichtungen unter der Haube zu verteilen, setzt man zunehmend auf eine starke „Light Engine“, die vom Sockel aus nach oben leuchtet. Dort sorgen dann Lichtleiter und Verteileroptik für eine Glühlampen-ähnliche Streuung des Licht. Nennt sich ja nach Hersteller „Lotuslinse“ oder „Mirageball„, funktioniert aber ähnlich:

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Zwei neue dimmbare LED-Retrofits für klare 40-Watt/E27-Glühlampen: Die Philips-„Clear A40“ (links, UVP 8,99 €, vermutlich ab Juli) und die in Deutschland endmontierte Osram-„Superstar Classic A40“. (Fotos: Philips-PR/Osram-PR, nicht maßstabsgetreu)

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Die klare „Mirageball“-E27-LED-Lampe von Verbatim erhellt den Demonstrationsquader am Messestand sehr breitflächig und homogen.

Aussteller mit Köpfchen setzen bei der Präsentation ihrer LED-Lampen nicht nur auf die primäre optische Wirkung ihrer Produkte. Die sagt nämlich kaum was aus über den Lichteindruck am tatsächlichen Einsatzort. Besser ist es, ein beleuchtetes Beispielumfeld mitzuliefern – wie beim Bild von der Verbatim-„Birne“ oben. Durch das indirekte Licht lassen sich Farbtemperatur, Abstrahlwinkel und Farbtreue auch subjektiv viel besser beurteilen als nur mit einem direkten Blick auf die Lichtquelle.

Mein Tipp für alle, die sich das alles bis Freitag in Frankfurt auch mal anschauen wollen: Am besten einen Tag Zeit nehmen – pro Halle. Manchmal verstecken sich nämlich – neben unzähligen „me too“-Modellen – auch in den kleinen, unscheinbaren Ständen sehr interessante Produkte und Konzepte. Hier hat die Besatzung auch meistens mehr Zeit für Erklärungen als bei den „Licht-Giganten“. Nur blöd, dass es weit mehr Hallenebenen als Messetage gibt.

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2 Gedanken zu „„Light + Building“-Splitter: Mein Messe-Montag (Updates)

  1. Danke für die Berichterstattung aus den langen Fluren der L+B! Neben Trolley würde ich gerne noch Sonnenbrille zur Augenschonung und zur Fingerkuppenschonung auch ein unauffälliges IR-Thermometer im Ärmel mitbringen – zählt doch nicht als Kamera, oder?

    Die Kritik an Toshiba wegen Ra 80 könnte man auch noch auf andere „Markenhersteller“ erweitern. Bis die das auch so sehen, kaufe ich einfach beim Möbelelch.

    • Ich hatte sogar ein absolut auffälliges IR-Thermometer dabei und wurde nie am Messen gehindert. Da spielte wahrscheinlich auch der Überraschungs- oder Einschüchterungseffekt eine Rolle, wenn ein schwerer 1,92m-Kerl plötzlich ein pistolenähnliches Teil aus der Tasche holt und auf die Lampen zielt. 😉

      Inzwischen kenne ich übrigens nicht mehr viele Markenhersteller, die bei Ra 80 verharren. Prinzipiell geht der Trend schon in Richtung höhere Lichtqualität – wobei einige sogar das Kunststück fertigbringen, gleichzeitig die Effizienz gegenüber den Ra-80-Vorgängermodellen zu steigern.

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