Online-Privatkauf von dubiosen China-LED-Lampen: Endstation Zoll

Immer öfter warten deutsche Käufer vergeblich auf ihre online bestellten, billigen China-LED-Lampen. Die Zollbehörden fischen im Auftrag der Bundesnetzagentur inzwischen fast alle dubiosen Fernost-Leuchtmittel ab, weil sie nicht den hier geltenden Kennzeichnungs- und Produktsicherheits-Vorschriften entsprechen.

China-LED-Import-Lampen
Eine zufällige Auswahl von China-LED-Lampen, die offiziell nicht nach Europa importiert werden dürften, aber dennoch hier gelandet sind. Meistens fehlt eine korrekte CE-Kennzeichnung, häufig sind sie sogar lebens- oder feuergefährlich. (Fotos: M. Stöcken/David Communication [3]; Hauptzollamt Regensburg, mit freundlicher Genehmigung [1])

LED-Lampen und -Leuchten online in China für einen Bruchteil der Preise kaufen, die sie regulär bei uns kosten – das klingt erstmal verlockend. Allein auf den beliebtesten Plattformen „AliExpress“ und „Banggood“ können Sie unter mehr als einer Million teils spottbilliger Produkte auswählen.

Immer mehr „Schnäppchenjäger“ berichten jedoch seit Anfang des Jahres, dass die bestellte Ware beim deutschen, österreichischen oder Schweizer Zoll hängen bleibt und nach Prüfung wohl auch verschrottet wird. Wenn’s blöd läuft, erstattet der Verkäufer dann noch nicht mal den Kaufpreis; Sie haben letztendlich für heiße Luft bezahlt und zusätzlich noch Ärger an der Backe.

Zoll arbeitet mit Marktüberwachung zusammen

Das ist weder wirklich überraschend noch neu – entsprechende Meldungen gab’s auch hier im Blog immer mal wieder. Schon Anfang 2014 informierte die deutsche Bundesnetzagentur über eine konsequentere Kontrolle in Zusammenarbeit mit dem Zoll und den Marktüberwachungsbehörden der Länder.

Die im Regierungspräsidium Tübingen angesiedelte zentrale „Marktüberwachung Baden-Württemberg“ hat beispielsweise bereits angekündigt, dass die Prüfung von LED-Leuchtmitteln 2016 zu einer „Jahresschwerpunktaktion“ werde. Grundlage sind hier nicht nur die Gesetze gegen Produktpiratierie (Plagiate!), sondern auch die strengen EU-Vorschriften zur Kennzeichnung, Leistung, Effizienz und Sicherheit von elektrischen bzw. elektronischen Produkten – unter anderem also von LED-Lampen und -Leuchten.

Ein „CE“-Zeichen sagt leider noch nichts aus

GU10-LED-Spot-CE-China-Export-LogoVon denen haben zwar auch die Fernost-Billig-Fabrikanten schon was gehört. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie darauf irgendeine Rücksicht nehmen.

Stattdessen versuchen viele, sich mit regelwidrig aufgeklebten Fantasie-Kennzeichnungen durchzumogeln (auf dem GU10-LED-Spot rechts ein irreführendes „CE“-Label, das höchstens für „China Export“ stehen kann), verkloppen unverdrossen lebensgefährliche Retrofits ohne Berührungsschutz (unten links eine haubenlose E14-Lampe mit offen liegenden Kontakten) oder verständliche Bedienungsanleitung, dafür mit frei erfundenen Leistungsdaten und „Zertifikaten“.

Auch der Direktverkauf ist ein „Inverkehrbringen“

E14-ohne-CE-ohne BeruehrungsschutzUnd wenn Sie jetzt als privater Käufer fragen: „Was gehen mich die doofen EU-Regeln an? Ich bin doch kein Händler und will die Dinger nicht weiterverkaufen, sondern selbst behalten!“ … dann liegen Sie leider falsch. Der Zauberbegriff heißt nämlich „in Verkehr bringen“ und der bezieht sich nicht ausschließlich auf Hersteller-Händler-Beziehungen. Zitat aus dem Papier der Bundesnetzagentur:

„Bei Direktverkäufen an private Endnutzer handelt es sich um eine Überlassung im Rahmen einer Geschäftstätigkeit. Ein Direktverkauf von einem außerhalb der EU ansässigen Unternehmen an eine in der EU ansässige Privatperson fällt genauso unter den Begriff des „Inverkehrbringens“ wie die direkte Überlassung eines Produkts durch einen in der EU ansässigen Hersteller an eine Privatperson.

Für die „Überlassung im Rahmen einer Geschäftstätigkeit“ wird nicht auf beiden Seiten ein Wirtschaftsakteur benötigt; es ist völlig ausreichend, dass das im EU-Ausland ansässige Unternehmen ein Wirtschaftsakteur ist und das Produkt im Rahmen seiner Geschäftstätigkeit dem privaten Kunden überlässt.“

Verhindern ließe sich dieser zwingende Zusammenhang nur durch einen privaten Eigenimport:

„Anders gestaltet sich der Fall, wenn eine Privatperson im EU-Ausland ein nichtkonformes Produkt erwirbt und dieses dann selbst in die EU einführt. Hier findet kein Inverkehrbringen statt, da im Gegensatz zu ersterem Fall mit der Einfuhr keine Überlassung im Rahmen einer Geschäftstätigkeit stattfindet.“

Ein Weiterverkauf wäre schon illegal

Aber mal ehrlich: Wer macht sich schon die Mühe und Kosten, wegen ein paar LED-Lämpchen nach Hongkong zu fliegen? Streng genommen, würden Sie sich außerdem schon regelwidrig verhalten, wenn Sie ein paar dieser „Mitbringsel“ in Deutschland an diverse Kumpel weiterverkaufen – denn das wäre ja bereits eine „Geschäftstätigkeit“.

Von weiteren möglichen Folgen des China-LED-Lampen-Schrotts ganz abgesehen : Zoll-China-LED-EinbauleuchteElektrische Schläge, Kurzschlüsse, Chemie-Ausdünstungen, Funkstörungen, Flacker-/Flimmer-Licht, Hitzeschäden mit potenzieller Gefahr von Bränden, bei denen die Feuerversicherung eventuell wegen grober Fahrlässigkeit keine Schäden erstattet (Foto rechts: Vom Hauptzollamt in Regensburg kassierte feuergefährliche Niedervolt-LED-Einbauleuchte mit unsicherem Vorschaltgerät).

LED-Image leidet unter „schwarzen Schafen“

Zwar ist die Menge der aus Fernost abgefangenen LED-Produkte in absoluten Zahlen sehr groß und nimmt stetig zu. In Relation zu den in Deutschland regulär off- und online gekauften, EU-konformen Lampen und Leuchten sind die privaten China-Online-Käufe allerdings verschwindend gering und verursachen mit einem geschätzten Umsatzanteil von unter einem Prozent keine nennenswerten volkswirtschaftlichen Schäden.

Jeder Einzelfall kann jedoch gravierend sein – für den privaten Online-Käufer, weil er für sein Geld gar nichts oder ein minderwertiges bis lebensgefährliches Produkt bekommt (wenn’s der Zoll überhaupt durchlässt) – für den seriösen Teil der globalen LED-Branche, weil schon wenige schlechte Erfahrungen mit dubiosen Leuchtmitteln durch Multiplikation für einen erheblichen Image-Schaden der Halbleiter-Lichttechnologie an sich sorgen können. Schließlich verbreiten sich vernichtende LED-Pauschalurteile heutzutage rasend schnell und weitreichend über (a)soziale Netzwerke oder Schnäppchen-Plattformen und treffen in der Konsequenz auch anständige Hersteller/Händler, die nichts dafür können.

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14 Gedanken zu „Online-Privatkauf von dubiosen China-LED-Lampen: Endstation Zoll

  1. Wieder ein sinnvoller Artikel, der die Problematik auf den Punkt bringt. Danke!

    • Habe vor Jahren öfters Maiskolbenlampen aus China direkt importiert. Wegen der höheren Leistungen und der höheren Farbtemperatur.
      Seit langem nicht mehr wegen Sättigung und der unberechenbaren Qualität der Chinalampen.
      Mittlerweile gibt es hier auch einige leistungsstärkere Lampen ohne Gelblicht. Also gibt es immer weniger Grund für Direktimporte.

  2. Ich mag den Artikel aber bin am Ende unsicherer als vorher. Das Ziel des Artikels ist sicher nicht zu sagen, dass niemand mehr irgendwelche Sachen aus China bestellen soll. Neben Stromschlag gibt es ja auch andere Gefahren, selbst wenn man Kleidung bestellt sind da vielleicht irgendwelche gefaehrlichen Chemikalien drin.

    Trotzdem kommt ein grosser Teil der Sachen die uns Haendler aus Deutschland verkaufen – auch Elektronik – aus China. Ich glaube nicht, dass diese Verkaeufer (Import selbst oder ueber Mittelsmaenner) da irgendwelche Produkttests durchfuehren. Vielleicht macht eine grosse Kette wie ALDI und Media-Markt sowas. Aber beim Grossteil der Waren die wir so kaufen und die ihren Weg aus China zu uns gefunden haben, wird nichts getestet.

    Mir fehlt am Artikel so ein bischen die Hilfestellung welche Artikel man jetzt kaufen kann. Was ist wichtig? Ein TUV-GS Siegel wird man bestimmt auf keinem Produkt finden. Wer bestimmt nun was sicher ist und was nicht? Der Zoll? Chinesische Firmen die an deutsche Weiterverkaeufer verkaufen zertifizieren ja auch und die Qualitaet ist da auch nicht totaler murks. Wie kann man also beim Einkauf in China sein Risiko minimieren und worauf sollte man achten?

    Oder: was bringt es einem wenn man diesselbe Ware die man aus China direkt kaufen kann, gegen Aufpreis von einem Haendler bei Amazon und Co. bekommt?

    • Genau so was (Messungen, Tests etc.) macht beispielsweise mein Kooperationspartner „David Communication“ für zahlreiche Importeure. Ohne das und korrektes CE-Zeichen (mit passendem Zertifikat dazu) kriegt man das hier nicht legal in den Handel oder wird später von der Marktaufsicht verdroschen – und das gilt nicht nur für Aldi und Co. Natürlich gibt’s auch TÜV-/GS-zertifizierte Lampen aus chinesischer Produktion. Händler und Hersteller, die man nicht kennt (zum Beispiel aus diesem Blog), sollte man meiden. Bei Beachtung dieser einfachen Regeln bleibt immer noch jede Menge Auswahl übrig, ohne dass man selbst importieren müsste.

      • Nur wird in vielen Shops 1:1 das verkauft, was man so in China bestellen kann. Und bei den Leuten die in China bestellen, wissen die wenigstens oft, dass man aufpassen muss.

        Die Leute die bei Amazon und Co. bestellen sind da meist recht ahnungslos. Kauf in Deutschland bzw. oder ueber Amazon ist da meist genug, damit keiner sein Hirn einschaltet.

        Ich habe mal einfach nach LED Treiber gesucht und gleich die ersten paar Hits sehen so aus.

        LED Treiber bei Amazon

        Keine Ahnung ob das legal ist oder nicht. Was denkt ihr? Sieht jedenfalls 1:1 so aus wie das Zeug, dass man auf Aliexpress bekommt.

        Bzw. diese Lampen samt Treiber sieht genauso aus wie die vom Zoll zurueckgehaltene Leuchte im Artikel:

        Unsicher trotz guter Kundenbewertung?

        Ein CE-Zeichen sieht man auf dem Treiber im Produktbild. Aber vertrauenserweckend sieht es alles nicht aus.

        Ich will jetzt den Artikel nicht kritisieren. Aber bei eBay und Amazon kann man 1:1 den Kram kaufen den man bei Aliexpress bekommt nur halt leicht teurer.

        Wird es einen Artikel geben, der davor warnt?

        • Ist das wirklich nötig? Wer hier regelmäßig liest, sollte eigentlich wissen, dass man normalerweise nichts von einem unbekannten Anbieter kaufen sollte, der keine anständige deutschsprachige Beschreibung bietet und Daten verschweigt (in diesem Fall beispielsweise den Farbwiedergabeindex).

          Bei einer Lebensdauerangabe von 50.000 Leuchtstunden und einem Stückpreis von 3,62 Euro pro komplettem Einbaustrahler sollten eigentlich auch schon alle Alarmglocken läuten. Das ist nicht nur eine Frage der Produktsicherheit, sondern auch der Material- und Lichtqualität. Wer so was überhaupt in Betracht zieht, der liest hier auch keinen Artikel, der davor warnt (oder glaubt’s einfach nicht).

          Und bei Treibern wie diesem sieht man fast auf den ersten Blick, dass das CE-Zeichen nicht der EU-Vorgabe entspricht: Die beiden Buchstaben stehen zu nahe beieinander und der mittlere Querstrich beim „E“ ist zu lang. In dieser Form bedeutet das wohl nur „China Export“.

          In diesem Zusammenhang amüsant: Ein „hot“ gevoteter 10-Watt-LED-Außenfluter für 6,64 Euro inklusive Versand – auch so was wird teils als prima Angebot wahrgenommen. Da läuft jedes Gegenargument ins Leere.

  3. Welche LEDs werden nicht in China produziert? Duck und weg…

    • Wer fleißig dieses Blog liest, weiß, das hier beispielsweise auch schon welche aus Deutschland, Italien, Ukraine, Polen und den USA getestet bzw. vorgestellt wurden. 😉

  4. Habe bisher immer gute Erfahrungen gemacht. Dafür aber auch schon erst kürzlich schlechte mit teuer Markenartikel (Osram LED) aus dem Fachhandel. Da haben 2 teure Lampen in verschiedenen Trägern schon nach 6 Monate fast zeitgleich das Leuchten eingestellt bzw. auf ein schwaches Flackern reduziert.

  5. ..bei mir gehen die alle nach und nach kaputt.
    Ich, nie wieder !

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