Jux und Tollerei bei den aktuellen LED-Sonderangeboten von „toom“

Offenbar ist bei der Medikamentenausgabe für die „toom“-Baumarkt-Werbeleute neulich irgendwas schief gelaufen – oder es waren die Nachwirkungen einer wilden Party, die für die teils wirren Beschreibungen der aktuellen LED-Sonderangebote verantwortlich sind. Anders ist beispielsweise ein LED-Fluter mit „robustem Kunststoffgehäuse aus Metall“ kaum zu erklären.

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Fangen wir mit etwas relativ Harmlosen aus der aktuellen „toom“-Werbung an (KW 17, Prospektausschnitte, gültig vom 23. bis 29. April, regional unterschiedlich): Eine dank Schutzart IP44 Feuchtraum-geeignete, nicht dimmbare LED-Deckenleuchte für knapp 15 Euro soll jetzt 25% billiger sein als sonst. So weit, so gut.

Tatsächlich war diese „No Name“-Leuchte mit festverbauten LED-Modulen aber erst kürzlich ein „4-Wochen-Dauersparpreis“-Angebot – bis zum 26. März für 14,99 Euro. Wenn Sie also jetzt statt damals zuschlagen, sparen Sie ziemlich exakt null Prozent. Der Preis ist für die gebotenenen 850 Lumen Lichtstrom (deutlich heller als eine 60-Watt-Glühlampe, strahlt „kälter“ und stärker gebündelt) dennoch ganz okay.

Die Leistungsdaten gibt’s nur online

toom-LED-Fluter-04-16Eine Mischung aus Verwirrung, Erstaunen und Amüsement löst ein weiteres „toom“-Sonderangebot aus: Wetterfeste, 10 Watt starke LED-Fluter mit Schutzart IP54 gibt’s aktuell in drei Varianten für 11,99 bzw 16,99 Euro (statt 13,49, 17,49 und 19,99 €). Was genau Sie da jeweils bekommen, bleibt für Leser der Werbebeilage leider unklar, weil die Prospektangaben lückenhaft, teils falsch und teilweise sogar völlig absurd sind.

Die Online-Beschreibungen helfen immerhin etwas weiter – dort erfahren wir lobenswerterweise alle wichtigen Leistungsdaten: 800 Lumen, 6500 Kelvin Farbtemperatur („kaltweiß“), 110 Grad Halbwertswinkel, Farbwiedergabeindex mindestens Ra 80, 350 Candela maximale Lichtstärke, 25.000 Leuchtstunden bzw. 15.000 Schaltzyklen Nennlebensdauer. Falsch ist jedoch die beworbene Energieeffizienzklasse A. Bei Leuchten mit fest eingebauten LEDs ist nämlich nur die Angabe der Spanne „A bis A++“ zulässig.

Kunststoff mit Metall gemischt?

On- und offline bleibt ein Mysterium völlig im Dunkeln: Was sollen wir unter einem „robusten Kunststoffgehäuse aus Metall“ verstehen? Ist das etwa so ein neumodisches High-Tech-Hybrid-Polymer-Zeug aus der Weltraumforschung – eine geniale, sauteure Voodoo-Mischung aus Plastik und Blech, die sich auf verschlungenen Wegen konspirativ vereinigt und in ein billiges Baumarkt-Sortiment verirrt hat? Ähm … nö.

Mein Vermutung: Das reine Leuchtengehäuse mit den 18 LED-Chips unter der Abdeckscheibe ist fast komplett aus Kunststoff, während Montagebügel und Tragegestell aus irgend einem Metall bestehen – vermutlich Aluguss. Das würde jedenfalls weitaus eher einen Sinn ergeben als die kryptische „toom“-Werbung.

Wo genau gibt’s das Gestell mit Tragegriff?

toom-LED-Fluter-mit-SensorBleiben noch zwei Rätsel: Hat schon das billigste Modell so ein Metallgestell mit gepolsterten Griff, obwohl es bei der um 5 Euro teureren Version nochmal extra erwähnt wird? Und wird die im Prospekt nicht abgebildete Variante mit Bewegungsmelder ebenfalls inklusive Tragehilfe geliefert?

Ein Foto auf der „toom“-Website trägt zur Aufklärung bei (Screenshot links): Diese Sensor-gesteuerte Leuchte für rund 17 Euro hat offensichtlich nur einen verstellbaren Bügel zur Montage – etwa an der Außenwand Ihres Hauses. Das gilt mit ziemlicher Sicherheit ebenso für das sensorlose 11,99-Euro-Modell, obwohl die Beschreibung („mit gepolstertem Griff, mit Tragegestell“) was anderes suggeriert.

LED-Außenleuchte so teuer wie vor einem Jahr

Noch was aus dem Universum der zügellosen Marketing-Phantasie: Die „Up & Down“-LED-Außenleuchte soll jetzt mit knapp 13 Euro nur noch rund halb so teuer sein als sonst („statt 24,99 €“) und sogar das allerbeste EU-Ökolabel A++ haben:

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Aufmerksame Blogleser werden sich jedoch daran erinnern, dass exakt dieses Modell schon vor einem Jahr bei „toom“ für 12,99 Euro zu haben war. Damals war auch die Beschreibung etwas klarer als heute: Im Gegensatz zur 9,99-Euro-„Down“-Variante steckt hier nicht nur ein Leuchtmittel drin, sondern zwei auswechselbare, nicht dimmfähige GU10-LED-Spots, die jeweils aus 3 Watt 200 Lumen mit „warm-weißen“ 3000 Kelvin und unbekanntem Abstrahlwinkel produzieren – insgesamt also 400 lm.

Deren Energieeffizienzklasse wurde im April 2015 noch mit A+ beworben. Dieses Jahr war das den enthusiastischen Prospektmagiern offenbar zu bescheiden – sie legten noch ein „Plus“ drauf, was man als humorloser Käufer durchaus für eine Verbraucherverwirrung halten könnte. Tatsächlich sind die 230-Volt-Strahler unbekannter Herkunft mit einem Energieeffizienzindex von rund 0,13 ein Grenzfall, wo schon ein paar Lümchen mehr oder weniger den Unterschied zwischen A+ und A++ ausmachen können. Und wie heißt es so schön in den On- und Offline-Werbungen? „Irrtümer u. Preisänderungen vorbehalten“. Es muss also nichts von dem stimmen, was da im Prospekt steht.

Deko-LED-Leuchte mit Solarstrom-Versorgung

Keine Ökolabel-Pflicht gibt es für die im Prospektausschnitt oben rechts abgebildeten LED-Außen-Wandleuchte mit Solarpanel oben drauf für 14,99 Euro. Die soll dank eingebautem Akku rund acht Stunden lang bis zu 25 Lumen „kaltweißes“ Licht liefern. Die fest eingebaute Leuchtdiode hat also mutmaßlich rund 0,3 Watt, wird von einem Dämmerungssensor aktiviert und strahlt dann maximal so hell wie eine 5-W-Glühlampe. Das taugt natürlich nur als Deko- oder Positionslicht, keinesfalls zur wirklichen, unfallverhütenden Ausleuchtung eines Fußwegs am Haus oder im Garten.

Die angegebene Leuchtdauer kann sowieso nur erreicht werden, wenn der Akku eine echte Kapazität von mindestens 2400 mAh hat und vom kleinen Panel tagsüber voll aufgeladen wird. Das dürfte wohl nur bei Idealbedingungen im Hochsommer und an durchweg schattenfreien Stellen möglich sein – wozu Hauswände definitiv nicht gehören. Vermutlich können Sie schon froh sein, wenn die Leuchte nachts sechs Stunden lang durchhält.

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