Die neue LED-Bewertungsskala

Seit Anfang 2012 vergebe ich bei Tests und Angebots-Checks bis zu fünf Sterne einer eigenen LED-Bewertungsskala. Inzwischen hat sich eine Menge getan auf dem Licht-Markt. Deshalb sind jetzt neue, strengere Kriterien fällig.

Sternenhimmel
Jede Menge Sterne gab’s und gibt’s in meinen LED-Tests. Künftig müssen Hersteller und Händler aber dafür viel mehr bieten als bisher. (Foto: Neal Herbert/Arches National Park, Lizenz CC-BY-2.0, via Wikimedia Commons)

Stetig sinkende Preise bei insgesamt steigender Lichtqualität und Energieeffizienz – das ist seit einigen Jahren der Trend bei LED- und OLED-Beleuchtung. Sogar Sonderangebote beim Discounter schaffen inzwischen teils bessere Farbtreuewerte als viele – erheblich teurere – Markenprodukte. Diverse neue EU-Verordnungen ziehen außerdem klare Trennlinien zwischen anständigen Leuchtmitteln und Elektronikschrott.

Logisch, dass sich auch die alten Maßstäbe für Lampen- und Leuchtentests konkretisieren und verschärfen müssen. Was vor ein paar Jahren noch für vier Sterne gut war, holt im aktuellen Marktumfeld eventuell nur zwei oder drei, weil’s allenfalls Durchschnitt ist und nicht mehr Spitzenklasse. Ansatzweise und schleichend habe ich das in letzter Zeit schon dezent angepasst.

Laborwerte ergänzen die Tests

Dazu kommt, dass ich seit Herbst 2013 dank der Hilfe meines Kooperationspartners „David Communication“ bei vielen Tests die Angaben der Hersteller/Anbieter im Labor professionell nachmessen lassen kann. Schummler und „Lumen-Schinder“ werden so leichter ertappt und mit Abwertungen bestraft.

Die Prüfprozeduren sind ohnehin insgesamt viel ausführlicher und aufwendiger als in den ersten Blog-Jahren – beispielsweise die Beurteilung des Regelverhaltens von dimmbaren Lampen und Leuchten an verschiedenen Dimmermodellen oder seit März 2014 auch die Messung des Halbwertswinkels. Diese Tests sind kein Selbstzweck, sondern sollen möglichst konkrete Hilfen und Anhaltspunkte für die Käufer bieten.

Berücksichtigt wird dabei, dass sich sehr hohe Farbtreue – physikalisch bedingt – negativ auf das Lumen-pro-Watt-Verhältnis auswirkt und meist zwangsläufig den Preis nach oben treibt. LEDON rechnet beispielsweise mit rund 25% Effizienzverlust beim Sprung von Ra 80 auf Ra 90. Aufwendige Dimm-Vorschaltelektronik macht sich in einer Größenordnung von ca. 10% ebenfalls leistungsmindernd bemerkbar. Ob so ein hochwertiges Leuchtmittel dann das EU-Energieeffizienzlabel A, A+ oder A++ trägt, halte ich angesichts der geringen absoluten Watt-Unterschiede und des enormen Stromsparpotenzials gegenüber Glüh- und Halogenlampen für sekundär.

Die Skala reicht von 0 bis 5

Kein Stern: Das Produkt ist veraltet, ineffizient, elektrisch unsicher, schlecht verarbeitet, zu teuer oder ausfallträchtig, wird zu heiß, erheblich zu laut oder erreicht nicht die Mindest-Lichtqualitäts-Anforderung von Ra 80 oder die Mindesthaltbarkeit der EU-Ökodesignverordnung für Innenbeleuchtung. Bei der Produktbeschreibung fehlen alle wichtigen, von EU-Verordnungen vorgeschriebenen Informationen – wie Lichtstrom (in Lumen, eventuell zusätzlich das korrekte „Glühbirnen“-Äquivalent), Stromverbrauch (in Watt), elektrischer Leistungsfaktor, Farbtemperatur (pauschal als „neutral-weiß“, „kalt-weiß“ oder „warm-weiß“ und konkret in Kelvin), Abstrahlwinkel (in Grad), Lichtstärke (in Candela), Farbwiedergabeindex (CRI/Ra), Farbkonsistenz (SDCM-Abweichung in Stufen der MacAdam-Eliipse), SpektralverteilungNennlebensdauer (in Leuchtstunden und Schaltzyklen), Energieeffizienz (in Lumen/Watt), Dimmbarkeit, Versorgungsspannung (in Volt und AC/DC), Sockeltyp (z. B. E27 oder GU10) und IP-Schutzart. Fehlende, falsche oder irreführende Daten führen zur Abwertung (Beispiel).

LED-Stern Unterdurchschnittliches Preis/Leistungsverhältnis, erfüllt aber gerade noch die gesetzlichen Mindestanforderungen für energiesparende Leuchtmittel. Außenleuchten dürfen auch unter Ra 80 haben. Surren oder ähnliche Geräusche sind bei stiller Umgebung noch in rund einem Meter Distanz gut hörbar. Mehrere Lücken oder „Ausreißer“ bei den oben genannten wichtigen Informationen; etwa die falsche Gleichsetzung mit einem helleren Glühfaden- oder Halogen-Leuchtmittel (Beispiel).

LED-SternLED-Stern Akzeptable, vorwiegend nicht dimmbare LED-Beleuchtung mit durchschnittlichen Werten bei Preis-/Leistungsverhältnis, Effizienz und Leistung (oberhalb der EU-Vorgaben; Farbwiedergabe zwischen Ra 80 und 85). Geräuschentwicklung bis maximal 75 cm. Nennlebensdauer mindestens 10.000 Leuchstunden und 20.000 Schaltzyklen. Nur vereinzelte Lücken oder irreführende Angaben in den Produktinformationen auf der Verpackung bzw. im Online-Angebot (Beispiel: Die „China-Lampe“ in diesem Vergleichstest).

LED-SternLED-SternLED-Stern Überdurchschnittliche, aber meist nicht dimmbare Lampe oder Leuchte mit günstigem Preis, Nennlebensdauer mindestens 15.000 Leuchtstunden und 25.000 Schaltzyklen, Farbtreue zwischen Ra 85 und 90, bis höchstens 50 cm hörbar, moderate Einschaltverzögerung, eventuell mit besonders großer Helligkeit oder einem besonderen Merkmal (Beispiel).

LED-SternLED-SternLED-SternLED-Stern Hochwertiges (möglicherweise auch hochpreisiges) Leuchtmittel mit aktueller, überdurchschnittlich energieeffizienter und langlebiger LED/OLED-Technik (ab ca. 20.000 Leuchtstunden und 50.000 Schaltzyklen); allgemeine Farbwiedergabe über Ra 90, R9-Zusatzwert („Rot gesättigt“) mindestens 50, mit kleinen Einschränkungen dimmbar, ab ca. 25 cm Entfernung still, Einschaltverzögerung <1 Sekunde, alle wichtigen Produktinformationen werden korrekt genannt (Beispiel).

LED-SternLED-SternLED-SternLED-SternLED-Stern Dimmbare „State of the art“-LED/OLED-Leuchte oder -Lampe mit exzellenter Lichtqualität (Farbwiedergabe Ra/CRI >95, R9-Wert über 80) bei akzeptabler Effizienz und langer Lebensdauer (mindestens 25.000 Leuchtstunden, 100.000 Schaltzyklen und vier Jahre Garantie); weitgehend problem- und geräuschlos mit verschiedenen, handelsüblichen Dimmermodellen bzw. via Funksteuerung zu regeln, eventuell auch farbsteuerbar, kurze Einschaltverzögerung (maximal 0,5 s), Top-Verarbeitung, umfassende und korrekte Beschreibung. Gab’s hier noch nicht, deshalb bisher kein Beispiel möglich.

Nur zur Klarstellung: Es muss nicht unbedingt jedes Kriterium der jeweiligen Stufe für das Testobjekt zutreffen. Und weil es immer wieder auch Angebote gibt, die nicht exakt in eine dieser sechs Haupt-Kategorien passen, vergebe ich teils halbe Sternchen dazwischen – sieht beispielsweise so aus:
LED-SternLED-SternLED-SternLED-Stern halb

Das kann etwa passieren, wenn ein ansonsten durchschnittliches Produkt recht gut dimmbar oder besonders günstig ist, oder wenn die Qualität nicht mit der Angebotsbeschreibung Schritt halten kann und umgekehrt. Im zweiten Fall versuche ich meistens, die Daten aus anderen Quellen zu recherchieren, damit wenigstens die Leser dieses Blogs das Angebot angemessen beurteilen können.

In Einzelfällen mag dabei herauskommen, dass der Baumarkt ein LED-„Juwel“ unwissentlich unter Wert verkauft und dazu noch mangelhaft oder falsch beschreibt. Dann vergebe ich ausnahmsweise auch mal einen Stern mehr als eigentlich verdient und empfehle eventuell, den Laden zu plündern, bevor Nicht-Blog-Leser merken, was ihnen da entgeht.

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Kleinere Fehler führen zur leichten Abwertung

Zu Abwertungen im „Halbstern“-Bereich (Beispiel) führen kleinere Fehler wie leichtes Flimmern, stärkeres Surren oder Herumzicken an einzelnen Dimmer-Varianten, etwas schwächere Rot-Wiedergabe (Zusatz-Referenzwert R9), leicht lückenhafte oder unklare Angaben auf der Verpackung, moderate Abweichungen der Messergebnisse von den Nennwerten und kleinere Schwächen bei der mechanischen Verarbeitungsqualität.

Im (theoretischen) Extremfall könnte jedoch selbst eine problemlos dimmbare, top produzierte „Super-Retrofit“ mit Ra >98 fünf volle potenzielle Sterne verlieren, weil der Anbieter durchweg alle EU-Kennzeichungspflichten ignoriert. Kommt hoffentlich nie vor.

Gibt’s vielleicht ein „Fastvoice-Sterne-Siegel“?

Natürlich fließen auch meine subjektiven Eindrücke und Beurteilungen in die Wertung ein. Die einzelnen, konkreten Kriterien der Sterne-Stufen hier oben bieten ein grobes Grundgerüst für die Einordnung eines Produkts, sind aber nicht die exklusiven Maßstäbe für’s Gesamturteil. Das wäre mir zu statisch und eindimensional. LED/OLED-Lampen und -Leuchten sind halt oft viel mehr als nur die Summe ihrer Leistungsdaten. Und wenn ein Anbieter besonders ausführliche, hilfreiche Verbraucher-Infos auf seiner Website hat, darf das auch positiv bewertet werden. Über Anregungen und Ergänzungen dazu würde ich mich sehr freuen – schreiben Sie’s einfach unten in die Kommentare ‚rein.

Fernziel könnte eventuell sein, dass Anbieter mit meinen Wertungen und einer Art „Fastvoice-Sterne-Siegel“ für ihr getestetes Produkt werben dürfen – gegen Zahlung einer Lizenzgebühr, mit der das Blog eine breitere finanzielle Basis erhalten würde. Zusätzlich würden mehr LED-Kunden von der Existenz dieser Website erfahren. Die Idee stammt übrigens nicht mal von mir, sondern vom Marketing-Chef eines großen Online-Händlers, der sich von den kostenpflichtigen Labels der „Stiftung Warentest“ inspirieren ließ. Um aber gleich mal falsche Hoffnungen zu zerschlagen: Fünf Sterne „kaufen“ kann man hier nicht.

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