LED-Lampen-Check von „Stiftung Warentest“: Nur bedingt hilfreich

Unter anderem neun E27-LED-Lampen zwischen 800 und 1150 Lumen Nennlichtstrom hat die „Stiftung Warentest“ für die April-Ausgabe ihres „test“-Hefts untersucht (Titel-Ausschnitt unten). Alle Modelle wurden bereits vor einem Jahr gekauft, sind größtenteils nicht dimmbar und teilweise auch so nicht mehr im aktuellen Sortiment. Wie hilfreich ist da jetzt noch ein Test?

test-04-2014-detailJa doch, der „test“-Artikel „Lotse für Leuchten“ bietet auf vier Seiten viele wertvolle, allgemeine und überwiegend korrekte Informationen für LED-Neulinge. Aber da, wo’s konkret um die neun LED-Retrofits unter den insgesamt 20 getesteten „Sparlampen“ geht, wird’s etwas fragwürdig. Wenig erhellend erscheint mir neben dem sehr langen Testvorlauf beispielsweise der Verzicht auf eine Abstrahlwinkel-Messung, weil dieser Wert für die Beurteilung der Lichtstärke einer LED-„Birne“ unverzichtbar ist und nur selten auf der Packung steht.

So wirkt diese „test“-Behauptung seltsam: „Alle leuchten hell genug, um 75-Watt-Glühlampen zu ersetzen“. EU-offiziell bräuchten sie dafür mindestens 1055 Lumen; die Messwerte im Testfeld reichten jedoch teilweise nur von mageren 720 bis 780 Lumen.

Irreführende, ungenaue „Faustregel“

Das kann unter Umständen als 75-Watt-Ersatz ausreichen, wenn der Halbwertswinkel des LED-Retrofits relativ eng ist (maximal ca. 160 Grad) und nur dieser begrenzte Raumwinkel hell werden soll – etwa in einer Hängelampe über dem Esstisch. Schon bei Winkeln über 200 Grad haut diese Gleichsetzung aber nicht mehr hin und Enttäuschungen sind programmiert.

Die oft verbreitete, aber irreführende Faustregel „Glühlampen-Watt mal 10 gleich Lumenwert“ wird von „test“ erst nachgebetet und dann mit dem Zusatz „bei helleren Lampen ist es etwas mehr“ schüchtern relativiert. „Etwas mehr“ bedeutet im Fall einer 100-Watt-Birne satte 50% Aufschlag – ein rundstrahlendes LED-Äquivalent muss nämlich 1521 lm haben.

Drei waren dimmbar, sechs nicht

Ziemlich unfair ist die Test-Mischung von drei dimmbaren mit sechs nicht dimmbaren LED-Lampen. Dimmbare haben nämlich meistens wegen der aufwendigeren Vorschaltelektronik ein paar Handicaps: Höherer Preis, längere Einschaltverzögerung, geringere Lumen/Watt-Effizienz und eventuell erhöhte Surr- und Flackerneigung an inkompatiblen Dimmern.

„Sieger“ wurde übrigens eine nicht dimmbare 10-Watt-Toshiba-„E-Core“ („mittlerer Preis ca. 29,90 Euro“) vor einer 11-W-Megaman „LED Classic“. Am Ende des Feldes landeten die 12-W-LEDON A65 (wegen des auch in meinem Test im Februar 2013 festgestellten lautstarken Surrens abgewertet) und eine 12-W-„LED Classic“ von LightMe, die nur 860 statt der versprochenen 1055 Lumen lieferte.

Die gemessenen Farbwiedergabeindinzes der LEDON-Lampe waren mit Ra 89 (über acht Testfarben) bzw. 87 (Mittel aus 15 Farbwerten) bei weitem die höchsten, wurden aber mit nur einem Pluspunkt genau so hoch bewertet wie die von fast allen Konkurrenten. Auch das kratzt an der Relevanz dieses Tests, der für Käufer der aktuellen Marken-LED-Modellvarianten ohnehin weitgehend wertlos ist. Inzwischen gibt’s fast durchweg bessere Retrofits für weniger Geld.

Update 15.4.: Hier gibt’s jetzt das Protokoll des Chats von „Stiftung Warentest“ zum LED-Lampentest. Sie als gut informierter Blogleser könnten wahrscheinlich die eine oder andere Frage anders beantworten. So stimmt es beispielsweise nicht, dass es keinen LED-Ersatz für eine traditionelle 100-Watt-Glühlampe gäbe – siehe dort.

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Ein Gedanke zu „LED-Lampen-Check von „Stiftung Warentest“: Nur bedingt hilfreich

  1. Es ist leider ein häufiger vorkommendes Problem: der Zeitraum vom Einkauf über den Test bis zum Erscheinen des Artikels ist bei Stiftung Warentest leider oft zu lang.
    Ist jedenfalls mein Eindruck.

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