Doppeltest: Farbtreue „Eye Care“- und „Sunwhite“-LED-Lampen von Civilight

Einen fast optimalen Farbwiedergabeindex von Ra 99 und sehr breite Abstrahlwinkel sollen die „Omni A60“-LED-Lampen von Civilight haben. Außerdem unterscheiden sie sich durch einen reduzierten UV-/Blaulicht-Anteil von fast allen Konkurrenz-Produkten. Zwei der teils sehr teuren Modelle mussten durch mein Testprogramm und ins Labor.

Civilight-E27-Packungen

Noch immer gibt es in Mitteleuropa unzählige E27-Fassungen, in denen traditionelle, stromfressende Glühlampen stecken. Zahlreiche Verbraucher schrecken vor der Umrüstung zurück, vermuten bei den erheblich sparsameren LED-„Birnen“ ein schlechteres, „kälteres“ Licht und/oder zu hohe Preise. Meine aktuellen Testkandidaten des chinesischen Herstellers Civilight können den ersten Verdacht mit Glanz und Gloria zerstreuen, bestätigen aber den zweiten.

Civilight-11W-LabelVor allem die schwächere 9-Watt-Lampe haut mit einem Straßenpreis von rund 36 Euro ein dickes Loch in die Haushaltskasse – und dabei ist sie nicht mal dimmbar. Dagegen ist die nominell 11 Watt starke, dimmbare „Omni A60“ mit knapp 16 Euro fast schon günstig.

Beide Varianten sollen einen extrem hohen Farbwiedergabeindex von Ra 99 (Glühlampe: Ra 100), eine „warm-weiße“ Lichtfarbe von etwa 2700 Kelvin, das EU-Ökolabel A+ (Packungsausschnitt rechts) und eine Nennlebensdauer von 25.000 Leuchtstunden sowie 100.000 Schaltzyklen haben. Eine verlängerte Herstellergarantie habe ich jedoch nicht entdeckt.

Rechtfertigt das die Luxuspreise? Mein Doppeltest mit Laborwerten zeigt jedenfalls, dass zwar nicht alle offiziellen Daten in der Realität nachvollziehbar sind, die Lichtqualität beider Lampen aber weit überdurchschnittlich ist. Los geht’s mit einem sehr speziellen Modell:

Der teure LED-„Augenschoner“

Civilight-9W-ausOffiziell wird diese Civilight-LED-Lampe mit der Bezeichnung „Eye Care“ beworben, die allerdings nicht auf der Verpackung oder im Aufdruck des Metallgehäuses (Bild links) auftaucht. Sie soll uns sagen, dass bei der Komposition des Lichtspektrums besonderer Wert auf die Reduktion des für die Netzhaut schädlichen UV-/Blaulicht-Anteils der „weißen“ LEDs gelegt wurde – auch als „blue hazard“ bekannt.

Dieser Anteil wird durch die gelbe  Luminiszenz-Konversionsschicht auf den ursprünglich blauen LED-Chips bestimmt. Je mehr Blau sie durchlässt, desto „kälter“ und heller erscheint uns das Licht. Umgekehrt sinkt die Lumen/Watt-Effizienz, wenn die Beschichtung blaue und vor allem grüne Anteile stark filtert, um ein möglichst ausgeglichenes, farbtreues Spektrum zu erreichen.

Faustregel: Ein von Ra 80 auf Ra 90 erhöhter „allgemeiner Farbwiedergabindex“ kostet bei gleicher Watt-Zufuhr rund 25 Prozent Lichtstrom. Wenn’s dann sogar – wie bei den Civilight-Top-Modellen – bis Ra 99 ’raufgehen soll, könnte also fast die Hälfte der Helligkeit verloren gehen. Tatsächlich zeigt das Spektraldiagramm der 9-Watt-„Birne“ einen spitzen, aber unschädlichen Rot-Peak mit 23 Milliwatt Strahlungsenergie bei ca. 644 Nanometer Wellenlänge, links davon eine fast gleichmäßig abfallende Kurve und nur ein Mini-Hügelchen im Blau-Spektrum um 460 nm:

Civilight-9W-EyeCare-Spektrum

Civilight-9W-Packung-hintenVergleichen Sie das beispielsweise mal mit dem Diagramm einer herkömmlichen Ra-80-LED-Lampe von Osram. Das Civilight-Versprechen der „Augenschonung“ wird hier also ganz klar eingelöst.

Etwas anders sieht es mit den Leistungsangaben aus. Statt den nominellen 600 Lumen Lichtstrom (siehe Packungsausschnitt rechts) ermittelte das Labor nach der von mir vorgegebenen Aufwärmzeit von zwei Stunden nur 585 lm; die gemessene Farbtemperatur war mit knapp 2600 Kelvin deutlich „wärmer“ als die offiziellen 2700 K, und der „allgemeine Farbwiedergabeindex“ erreichte nur Ra 97,1 statt 99 (pdf-Download des Messprotokolls).

Wirklich tragisch ist das alles nicht, weil die Einzelwerte für die besonders wichtigen Zusatz-Messfarben „Rot gesättigt“ (R9 = 95,1) und „Hautfarbe Rosa“ (R13 = 97,4) extrem hoch sind und der Lichteindruck dem von Glühlampen noch näher kommt, als man selbst von sehr guten LED-Leuchtmitteln erwarten würde. So sieht mein Standard-Farbtreue-Motiv mit einer roten Ducati 916 im Kleinformat auf weißem Untergrund aus:

Civilight-9W-Farbtreue

Hier musste ich zugunsten einer realistischeren Darstellung den Weißabgleich der Kamera auf „Tageslicht“ umschalten, weil sie bei meiner üblichen Einstellung „bewölkter Himmel“ eine zu starke Rot-Verschiebung herbei zauberte. An satten Rot-Tönen und brillianten Farben herrscht aber auch so kein Mangel – und wer sich jetzt wegen der starken Filterung der LED-Beschichtung Sorgen um die Blau-Wiedergabe macht: R12 („Blau gesättigt“) ist zwar der schwächste Einzelwert, aber mit 87,2 noch mehr als ausreichend.

Die „Omni A60“ leuchtet noch breiter als versprochen

Und wie sieht’s mit der Bezeichnung „Omni“ aus, die in diesem Fall für einen sehr breiten Lichtkegel mit 300 Grad Halbwertswinkel steht? Sehr gut, wie mein Leuchtbild zeigt:

Civilight-9W-Leuchtbild

Jede Menge Licht zu den Seiten, nach unten fast so viel Helligkeit wie nach oben – das kann eine „Glühbirne“ auch nicht besser. Das Labor bestätigt diesen Eindruck mit gemessenen 306,3 Grad (pdf-Download des Abstrahldiagramms). Hier ist es also weitgehend egal, ob die Lampe stehend oder hängend leuchten soll. Dort, wo es früher mit 40-Watt-Glühfäden (EU-Äquivalenzwert 470 Lumen) ausreichend hell war, wird es künftig mit dieser LED-Lampe noch etwas heller.

Nicht zu heiß, fast still und flimmerfrei

Civilight-9W-EyeCare-Flicker-SchalterBei meinen Praxis-Tests in einer offenen, hängenden Fassung gab’s auch nicht viel zu meckern: Nach zwei Stunden habe ich an der heißesten Gehäusestelle oben 70 Grad gemessen, an der mit vier markanten Metallrippen versehenen Plastikhaube waren’s unten rund 30°. Ein leises Surren war in stiller Umgebung maximal bis 5 cm Distanz hörbar; weder die Kamera noch die „Flicker Tester“-App von „Viso Systems“ registrierten ein nennenswertes Flimmern (Screenshot rechts).

Die Leistungsaufnahme lag im Labor bei exakt 9 Watt, bei mir zeigte das „Energy Master Profi-2″-Messgerät 9,4 W. Einstimmigkeit herrschte beim elektrischen Leistungsfaktor: 0,93 – ein sehr guter Wert. Das Einschaltverhalten war etwas gewöhnungsbedürftig: Erst blieb die Lampe kurz komplett dunkel, dann wurde sie blitzartig sehr hell und reduzierte anschließend den Lichtstrom ungefähr auf Höhe ihres Nennwertes. Der ganz Prozess dauerte allerdings nur rund eine halbe Sekunde.

Energieeffizienz-Vorgabe wird knapp verpasst

Civilight-9W-Label-kleinVerarbeitungsmängel konnte ich nicht entdecken; die weiße, 134 Gramm schwere Lampe hat jedoch mit 62 mm Maximalbreite und 122 mm Länge Gardemaße. Für manche enge oder kurze Leuchten könnte das eventuell zu viel sein – also am besten vor dem Kauf mal ausmessen.

Wenn Sie überhaupt das Bedürfnis verspüren, einen heftigen zweistelligen Betrag für eine LED-Retrofit auszugeben, die sich übrigens nach den von uns gemessenen Werten mit einem Energieeffizienzindex von 0,18 (statt 0,17) nur das EU-Ökolabel A verdient und nicht die behauptete Kennzeichnung A+ (siehe Packungsausschnitt links).

Mein Testurteil:

Civilight-9W-TopDie mit dem Label „Eye Care“ beworbene, extrem teure (UVP 39,90 Euro), nicht dimmbare und eigenwillig gestaltete 9-Watt-Civilight-LED-Lampe (rechts der Blick von oben, wo die vier Metallrippen in einem umlaufenden Ring und einem Symbol für additive Farbmischung zusammenlaufen) beansprucht eine Sonderstellung, die sie bei näherem Hinschauen und im Vergleich mit der unten getesteten, stärkeren und erheblich günstigeren „Sunwhite“ vom gleichem Hersteller leider nicht hat.

Zwar bietet sie tatsächlich einen stark reduzierten Blau- bzw. UV-Licht-Anteil und eine extrem Glühlampen-ähnliche Super-Lichtqualität, ist aber nicht ganz so effizient, hell und farbtreu, wie die Werksangaben suggerieren. Die Werbung mit „Augenschonung“, das Design und die Preislage waren hier wohl mindestens so wichtig wie die tatsächlich vorhandene Technik unter der Haube – eine Marketing-Strategie, die mir kaum einleuchten will. Deshalb rückt meine LED-Bewertungsskala nicht die Maximalzahl „Vier“ für nicht dimmbare Leuchtmittel ’raus, sondern nur
LED-Stern halbdreieinhalb Sterne.

Die „Sunwhite“-LED-„Birne“ mit Bestwerten

Civilight-11W-ausEinen „nahezu weißglühenden Lichteffekt“ verspricht Civilight auf seiner Website für die Lampen seiner „Sunwhite“-Reihe. Wenn Sie jetzt an die Sonne am Mittag oder an kalt- und neutral-weißes Licht denken – dann liegen Sie bei der „Omni A60 Dimmable“ komplett daneben. In Wirklichkeit bietet die offiziell 11 Watt starke, dimmbare E27-Retrofit-„Birne“ mit einem Richtpreis von 19,90 Euro nämlich eine sehr Glühlampen-ähnliche, „warm-weiße“ Lichtfarbe.

An die Sonne erinnern allenfalls der hohe Farbwiedergabeindex von ca. Ra 99 und die runde Glashaube auf dem lichtweißen Aluguss-Gehäuse (wirkt beiger als das der weißen „Eye Care“-Lampe oben). Mit 148 Gramm ist die Lampe etwas schwerer, aber mit 6 cm Maximaldurchmesser und 11,8 cm Länge auch ein wenig kompakter.

Kleiner Schönheitsfehler am Gehäuse

Leichte Abzüge in der B-Note verdient sich die ungleichmäßig gefüllte Lücke zwischen Haube und Gehäuse – das habe ich bei weit billigeren E27-LED-„Birnen“ schon viel schöner gesehen:

Civilight-11W-Haubenkante

Kühl- oder Verkleidungsrippen suchen Sie hier vergeblich; die Wärmeabfuhr scheint auch ohne ganz gut zu klappen. In meiner offenen, hängenden Testfassung gab’s nach zwei Stunden Dauerlauf höchstens 80 Grad oben nahe des Sockels und ca. 25 Grad unten an der Haube. Dabei nuckelte die LED-„Birne“ an einem normalen Schalter laut meinem Amateur-Messgerät nur 10,1 Watt bei einem elektrischen Leistungsfaktor von 0,69 – das Profi-Labor maß glatte 10 W und ebenfalls 0,69.

Weder beim Ein- noch beim Ausschalten bemerkte ich eine nennenswerte Verzögerung; die Lampe blieb still und zeigte im Kamera-Display kein Flimmern. Auch die „Flicker Tester“-App stützte diese Beobachtung am Schalter (7%, im Screenshot unten links), während sie bei mittleren Einstellungen am Phasenanschnitt- (33%, Mitte) und Phasenabschnittdimmer (61%, rechts) erheblich kritischer urteilte und dann auch die Kamera ein leichtes Flimmern offenbarte.

Cilight-11W-Flicker-Schalter-Anschnitt-Abschnitt

Die „Sunwhite“ mag nicht jeden Dimmer

Je nach Dimmermodell registrierte ich einige weitere unerwünschte Effekte: Am justierbaren Jung-Phasenanschnittdimmer startete die Civilight bei dunkler Voreinstellung mit etwa einer halben Sekunde Bedenkzeit und regelte die Helligkeit etwas nach. Dazu gesellte sich ein Surren aus Dimmer (bis ca. 50 cm Distanz) und Lampe (bis etwa 10 cm), das bei Mittelstellung am lautesten wurde. Die nutzbare, flackerfreie Helligkeitsspanne reichte von 1,4 bis 10,6 Watt (Gesamtleistung Lampe + Dimmer), was etwa 10 bis knapp 100 Prozent des maximalen Lichtstroms abdeckte.

Der justierbare Merten-„Universaldimmer“ SBD200LED surrte unter gleichen Bedingungen im Phasenanschnittmodus etwas leiser (bis etwa 30 cm Entfernung, Lampe wie oben) und bot 1,0 bis 11,1 Watt – konnte also noch etwas umfassender regeln. Sehr eingeschränkt dagegen der Dimmbereich im Phasenabschnittmodus: 4,2 bis 10,5 W – und selbst in diesem kleinen Fenster war keine konsistente Helligkeitsregelung möglich. Könnte ein Mindestlast-Problem sein; trotz der von Merten angegebenen Schwelle von nur 4 VA. Immerhin blieb diese Kombination geräuschlos.

Sehr gute Performance am Baumarkt-Modell

Sieger der Herzen wurde der theoretisch ungeeignete, nicht justierbare Ehmann-„be T46“-Phasenabschnittdimmer aus dem Baumarkt mit 20 Watt Mindestlast. Auch bei ihm zeigte die Civilight zwar bis zu 0,5 Sekunden Einschaltverzögerung, jedoch gab’s keinerlei Surren und einen weitgehend ausreichenden, flackerfreien und stufenlosen Regelbereich zwischen 1,9 und 10,6 Watt. Vermutlich geht’s auch noch dunkler, wenn zwei oder mehr LED-Lampen parallel dran hängen. Dieser Dimmer zeigte sich schon bei einigen LED-Tests umgänglicher als die renommierte Konkurrenz.

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Und was bietet die „Sunwhite“, wenn sie volle Power leuchten darf? Laut Labor sind es 808 Lumen mit einer Farbtemperatur von 2621 Kelvin und einem „allgemeinen Farbwiedergabeindex“ Ra 98,4 (Glühlampe: Ra 100). Das ist schon mal einen Hauch besser als bei der wesentlich teureren „Eye Care“, kommt den Werksangaben sehr nahe und setzt sich bei den Zusatz-Messfarben „Rot gesättigt“ (R9 = 97,5) sowie „Hautfarbe Rosa“ (R13 = 99,5) grandios fort (pdf-Download des Messprotokolls). Je nach Art der ausgestellten Kunstwerke ist das sogar der Beleuchtung eines Museums oder einer Galerie würdig; zuhause bleiben sowieso keine Wünsche in Sachen wohnlich-warmes Licht offen.

Spektralverteilung mit faustdicker Überraschung

Im Standard-Farbtreue-Foto (auch hier mit Weißabgleich „Tageslicht“, ohne Nachbearbeitung) zeigt sich die Mini-Duc in voller, roter Pracht; der weiße Untergrund und die schwarze Sitzbank werden in Glühlampen-artiger Rot-Orange-Färbung präsentiert:

Civilight-11W-Farbtreue

Naturgemäß nicht ganz so überzeugend ist so eine „warm-weiße“ Lampe bei der Wiedergabe von tiefblauen Objekten wie einer Yamaha R1 im Kleinformat – trotz etwas längerer Belichtung:

Civilight-11W-Farbtreue-blau

Okay, man erkennt, dass das Blau sein soll – mit dem tatsächlichen Farbton bei Tageslicht hat das aber wenig zu tun. Wie mag wohl das Farbspektrum so einer LED-Lampe aussehen? Leute, jetzt kommt der Hammer: Fast exakt so wie das Diagramm der „augenschonenden“, aber schweineteuren Civilight-Retrofit aus dem ersten Teil des Tests!

Civilight-11W-Spektrum

Civilight-11W-Packung-hintenAuch hier gibt’s die starke Rot-Spitze bei ca. 654 Nanometer, den leichten Hang zwischen Orange und Hellblau sowie nur einen Mini-Hügel im Blau-Bereich um 460 nm. Der „blue hazard“-Anteil dürfte ebenso gering oder nicht vorhanden sein wie bei der „Eye Care“-Lampe – wir haben es also mit der prinzipiell gleichen LED-Lichtkomposition zu tun.

Einen kleinen Hinweis darauf liefert übrigens die Rückseite der Verpackung, auf der Sie unten rechts unter anderem das identische Symbol mit einer Sonne und einem durchgestrichenen „UV“-Schriftzug sehen wie bei der ersten Testlampe.

Aber jetzt kommt doch sicher noch ein entscheidender technischer Nachteil, der den rund halb so hohen Preis des stärkeren Modells erklärt, oder? Tja, der Abstrahlwinkel der „Sunwhite“ beträgt nominell 270 Grad und lag im Labor nur bei rund 248° (pdf-Download des Diagramms). Das ist natürlich weniger rund strahlend als die ca. 306° der „Eye Care“. In der Praxis macht das aber einen geringeren Unterschied als erwartet, weil dieser Halbwertswinkel ja nicht bedeutet, dass es jenseits davon komplett dunkel bleibt. Im Leuchtbild sieht das so aus:

Civilight-11W-Leuchtbild

Für die meisten Einsatzbereiche dürfte diese Charakteristik noch rund genug sein und wird vermutlich kein K.o.-Kriterium für Ihre Kaufentscheidung. Immerhin geht’s hier um eine Preisdifferenz von ca. 20 Euro, die sicher nicht allein durch knapp 60 Winkelgrade Unterschied gerechtfertigt werden kann.

Mein Testurteil:

Civilight-11W-Packung-obenManchmal scheint die billigere LED-Lampe eines Sortiments doch die bessere zu sein: Genau so „augenschonend“ wie die „Eye Care“, aber heller, effizienter, etwas farbtreuer, mit verschiedenen Dimmermodellen recht anständig regelbar und ein wenig kompakter gebaut.

Die effektiv rund 10 Watt starke und im Handel knapp 16 Euro teure „Sunwhite“ ist mit ihren ca. 810 Lumen Lichtstrom ein wirklich adäquater, stromsparender Ersatz für traditionelle 60-Watt-Glühlampen, macht auch bei anspruchsvollen kosmetischen, künstlerischen und häuslichen Einsätzen eine sehr gute Figur und trägt zu Recht das EU-Ökolabel A+.

Dass zumindest mein Testexemplar am Übergang Gehäuse/Haube einen kleinen Schönheitsfehler hat, mit einem gemessenen Halbwertswinkel von rund 250 Grad nicht ganz so rund strahlt wie ihre stromfressenden Vorbilder sowie unter bestimmten Umständen auch mal etwas surren und/oder leicht flimmern kann, dürfte viele potenzielle Kunden nicht stören. Allerdings bleibt die Civilight „Omni A60 Dimmable Bulb“ damit knapp unter der Maximalwertung „Fünf“ meiner LED-Skala und bekommt
LED-Stern halbviereinhalb Sterne.

(Offenlegung: Ich habe die beiden Lampen auf eigene Kosten regulär im Handel gekauft und werde sie im Alltagsbetrieb dauertesten.)

Mehr zum Thema:

Im Test: Farbtreue 12-Volt-LED-Spots von Civilight, Heitronic und MaxTrack

Gastbeitrag: Netzhaut-Risiko „blue hazard“ bei LED-Licht

Im Test: E27/PAR-38-LED-Strahler mit Super-Farbtreue

Auf Treue achten … auch bei LED-Lampen!

21 Gedanken zu „Doppeltest: Farbtreue „Eye Care“- und „Sunwhite“-LED-Lampen von Civilight

  1. Herzlichen Dank für den Test!!

    Kann bisher nur für die Sunwhite 7 Watt sprechen und die hat mich wirklich positiv überrascht, jedenfalls korrelieren meine (subjektiven) Wahrnehmungen weitgehend mit den Aussagen Deines Testes. Nehme mal an dass die Messwerte der 11Watt Variante entsprechen würden…

    Es wäre wirklich schön wenn mehrere Hersteller / Vertreiber einen ähnlichen Schwerpunkt auf die Lichtqualität legen würden. Nicht nur der Preis macht die Musik. Mir haben die bisher erhältlichen Retrofits, die im jährlichen Intervall mal ausprobiert wurden, meistens nicht zugesagt. Am ehesten kamen noch die ledons / parathom pro in Frage.

    Von diesen Sunwhites werde ich mir auf jeden Fall noch weitere Exemplare holen!
    Sowas noch für Sockel E14, sowie als 150Watt Glühbirnen Ersatz und ich bin glücklich 🙂

    Grüße stefan

  2. Vielen Dank für den Test auch von mir. Obgleich ich leider mit der Lichtfarbe wenig anfangen kann, ist ein Ra von 97 bzw. 98 schon beeindruckend (viel mehr dürfte Wolfram auch nicht schaffen, da es eben kein perfekter Schwarzkörperstrahler ist). Schade, dass es die nicht in 4000-5000 K gibt.

    Eine Anmerkung (auf die Gefahr mich zu wiederholen, aber die wenigsten Artikelleser werden wohl alle alten Kommentare lesen): Der R12-Wert für Blau ist hier leider irreführend, da die Farbwiedergabeindizes sich nicht auf die absolute Farbwiedergabe, sondern nur die relative bezüglich eines Planckstrahlers (bzw. Tageslichtspektrum über 5000 K) gleicher Farbtemperatur beziehen. Nun hat bereits die Glühlampe eine mangelhafte Farbwiedergabe im Blaubereich, weil ihr Licht einfach zu wenig Blau enthält, und die Farbtreue einer LED, die ein bereits mangelhaftes Licht nachahmt, kann naturgemäß nicht besser sein.

    • Moin Ingo,

      Doch Wolfram schafft mehr 🙂
      Obwohl nur mit einigen Glühlampen gegengetestet, erscheinen die Glühbirnen im 230 Volt Betrieb WENIGER Rötlich. Ist eben ein kontinuierliches, langsam „ansteigendes“ Spektrum das den „Rot Peak“ am Ende nicht benötigt, um ausgeglichen / wie gewohnt zu wirken…
      Für besseres Rendering im Blau Bereich gibt / gab es bläulich beschichtete Birnen (neodynium oder osram active).

      Aber genug, für solcherart Huldigungen bin ich im falschem Forum… Diese Sunlight Retrofits jedenfalls überzeugen selbst mich als chronischen Nörgelpott.

      Grüße stefan

      • Der Rot-Peak liegt bereits in dem Bereich, wo fast nur noch die rot sehenden L-Zapfen angeregt werden. Die können aber nur einen Rot-Reiz übermitteln, erkennen also nicht den Unterschied zwischen einem Rotpeak und einem breiten roten Spektrum (das gleiche gilt im Prinzip für alle anderen Farben sowie den „blue-light hazard“, in den entsprechenden Wellenlängenbereichen). Daher hilft dieser Trick, den Ra hochzupuschen. Aber es bleibt eben ein Trick, der zudem nur bei extrem niedrigen Farbtemperaturen (unter 3000 K) funktioniert. Wirklich farbtreues, ausgeglichenes Licht ist damit ebensowenig möglich wie mit Glühlampen.

    • In naher Zukunft wird’s bei meinen Tests als Standard-Farbtreue-Motiv gleich zwei Mopeds geben – eins wie gehabt Ducati-rot, das andere Yamaha-blau. Je nach Farbtemperatur des Leuchtmittels dürfte mal das eine, mal das andere in besserem Licht erscheinen. Den Weißabgleich der Nikon werde ich künftig wohl durchweg beim Preset „Tageslicht“ belassen – so wie in den Bildern dieses Beitrags.

    • @Ingo: Ich habe jetzt mal ein entsprechendes Farbtreue-Bild im Test der „Sunwhite“ ergänzt – mit der tiefblauen Yamaha als Motiv. Da werden die Schwächen mehr als deutlich.

      • Danke für den Nachtrag!

        Ich vermute, dass diese Blau-Schwäche nur zum Teil auf dem nicht-perfekten R12-Wert als auf der niedrigen Farbtemperatur beruht. D.h. unter Glühlampenlicht dürfte es sehr ähnlich aussehen. Mit bloßem Auge nicht ganz so extrem, da das Gehirn immer noch einen teilweisen Weißabgleich macht. Der Blaupeak dürfte allerdings generell verschiedene Blautöne Richtung „Königsblau“ (450 nm) verschieben. Das dürfte aber hauptsächlich bei „kaltweißen“ LEDs auffallen.

      • Ja sicher, das bezieht sich vor allem auf die Farbtemperatur – deshalb schrieb ich:

        „Naturgemäß nicht ganz so überzeugend ist so eine „warm-weiße“ Lampe bei der Wiedergabe von tiefblauen Objekten …“

        Sonst hätte ich „LED-Lampe“ geschrieben – gemeint sind aber „warm-weiße“ Leuchtmittel jeder Art.

        Eine entsprechende Ergänzung gibt’s jetzt übrigens auch im Test der Sigalux-Lampe mit ihren zwei Kelvin-Werten. Bei „neutral-weiß“ kommt das Yamaha-Blau ganz gut ’rüber.

  3. Rein interessehalber – gibts von David Communication auch irgendwo noch ein Spektrum einer üblichen Glühlampe zum Vergleich? Ich habe im Netz einiges gefunden, aber da wird gerne der IR-Anteil überproportional dargestellt, und die Skalierung stimmt nicht mit den üblichen LED Darstellungen überein.

    – Carsten

    • So – das Labor hat in Windeseile reagiert und ein komplettes Messprotokoll einer matten 60-Watt-Glühlampe von Osram erstellt (pdf-Download). Das Spektraldiagramm lässt auf jede Menge Action bei Infrarot schließen:

      Spektrum-Osram-60W-Gluehlampe-matt

      • OK, laut Messprotokoll dürfte ein idealer Schwarzkörperstrahler doch ein hinreichend guter Fit sein. Hätte auf etwas mehr „Action“ im Spektrum getippt, das hier ist ja wirklich ein Planckspektrum wie aus dem Lehrbuch. Danke für den Test!

  4. Können Sie kurz sagen, bei welchem Amazon-Händler Sie die 11W-Version erworben haben?
    Ich habe ein wenig Sorge, weil unter der Artikelnummer K2F60T11-16052 offenbar auch eine ältere Ra97-Version exisitiert. (einfach mal die Artikelnummer googlen).

  5. Hallo

    Ich finde das Forum ja ganz interessant.. Aber jetzt mal ehrlich: Was will der Enduser den schlussendlich? Eine günstige Birne? Guten RA? Hocheffizient? Technisch ist mittlerweile zum Glück alles möglich…

    • Den „Enduser“ gibt es sicher nicht – da hat wohl jeder andere Prioritäten (bis auf die paar Optimisten, die von der eierlegenden Wollmilchsau für unter einem Euro träumen).

  6. Sicherlich gibt es nicht „den“ user, aber ich bin ganz froh dieses Retrofit gefunden zu haben. Als bisher 100%iger Glühlampennutzer eine Alternative mit der man sich arrangieren kann.
    Das ist über die letzten 5? nein7 ! Jahre das Beste Austauschleuchtmittel das ich je hatte.
    Sowas WILL ICH zum Beispiel!
    Was der „billich willich“ / effizienzverliebte Kunde wünscht, sollte nicht zwingenderweise im Focus der Bewertung von Leuchtmitteln stehen, Qualität hat auch was…

    Grüße stefan

  7. Hallo,
    nur erstmal ganz kurz und ganz allgemein zu Ihrer Seite, denn ich habe diese gerade erst entdeckt: Das macht alles einen ungemein kompetenten, und seriösen Eindruck, ist gut geschrieben und informiert kritisch und wirklich umfassend. Vielen, vielen Dank und weiter so!!
    Viele Grüße,
    Ingo

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