Über 1500 Lumen, „warm-weiß“, weitgehend rundstrahlend und sogar dimmbar: Die 20 Watt starke Philips „Master LEDbulb MV“ ist seit Mitte 2013 die leistungsfähigste A67-LED-Retrofit-Lampe auf dem deutschen Markt, aber auch eine der teuersten. Kann sie ihren hohen Preis rechtfertigen?
Nach dem Einschalten leuchten die gelben „Phosphor“-Schalen der Philips-A67-LED-Lampe (Bild unten) weiß und sorgen für jede Menge Helligkeit über einen runden Abstrahlwinkel von mehr als 300 Grad. (Fotos: W. Messer)
„Philips Lighting“ bietet aktuell weltweit gleich mehrere Konzepte bei seinen rundstrahlenden LED-Retrofits für die traditionellen E26/E27-Schraubfassungen: Die eigenwillige „SlimStyle“-Form mit der Optik eines Mini-Softball-Schlägers; das kompakte „Glühbirnen“-Design, das sich möglichst eng an die gewohnten Lampensilhouetten anlehnt; der pilzartige „hue“-Ansatz mit langem Gehäuse und relativ kurzer Haube (hier ein Modell im Blog-Test) und das „Remote Phosphor“-Prinzip wie bei dieser Testlampe.
Hier werkeln keine blauen LED-Chips mit direkt aufgebrachter gelber Luminiszenzkonversions-Beschichtung unter einer matten oder klaren Haube, wie bei den anderen drei Konzepten und den meisten „weißen“ LED-Lampen auf dem Markt. Stattdessen darf innen rund herum eine Vielzahl von SMD-Leuchtdioden völlig unbeschichtet leuchten. Für die Weiß-Umwandlung ihres „königsblauen“ Lichts durch additive Farbmischung sind allein die davon entfernt (engl.: „remote“) montierten gelben Außenschalen zuständig.
Sehr flexibles Schalen-Konzept
Dieses Prinzip garantiert an sich keine bessere Lichtqualität oder größere Helligkeit, hat aber seine Vorteile: Unbeschichtete LED-Chips haben weniger thermische und chemische Probleme. Bei der Weiterentwicklung der Konversions-Technologie können sie unverändert in den Nachfolgemodellen bleiben, weil der Hersteller nur neue Außenschalen montieren muss. Theoretisch sind so auch sehr einfach Modifikationen der Farbtemperatur von „warm-“ bis „kalt-weiß“ möglich.
Einige Experten sagen diesem Konzept auch Effizienzvorteile nach; das hört man aber hauptsächlich aus den Reihen der LED-Konversionsschalen-Anbieter und könnte deshalb etwas optimistisch kalkuliert sein. Die „Master LEDbulb MV“-Testlampe „made in China“ aus der „Professional“-Abteilung von Philips ist jedenfalls mit 76 Lumen/Watt, einem Energieeffizienzindex (EEI) von 0,18 und Stufe A im neuen EU-Ökolabel nicht außergewöhnlich umsetzungsstark.
Heller als 100-Watt-Glühlampen
Dafür glänzt sie als einzige E27/A67-„Allgebrauchslampe“ der großen Marken auf dem deutschen Markt mit der EU-konformen Äquivalenz zu einer herkömmlichen 100-Watt-„Glühbirne“:
Packungsausschnitt der Philips „Master LEDbulb MV“ mit Grafiken/Daten zu Lebensdauer, Leistung und Dimmbarkeit.
1521 Lumen LED-Lichtstrom übertreffen sogar noch die Ausbeute ihrer stromfressenden Ahnen (knapp 1400 lm); die Nennlebensdauer von 25.000 Leuchtstunden und 50.000 Schaltzyklen ist ohnehin um ein Vielfaches höher.
In einer anderen Liga spielen auch die Maße: Knapp 13 cm lang, maximal 6,1 cm breit und 224 Gramm schwer – so ein stabil gebautes „Monster“ passt sicher nicht in alle Haushaltsleuchten. Ziemlich identisch ist allenfalls die „warm-weiße“ Farbtemperatur von 2700 Kelvin (pdf-Download des englischsprachigen Datenblatts).
Am Schalter ziemlich unauffällig
In meiner offenen Testfassung durfte das Philips-LED-Flaggschiff zuerst an einem normalen Schalter leuchten (Bild links). Das tat es auch ohne merkliche Einschaltverzögerung, jedoch mit einem leichten Surren, das bei stiller Umgebung bis ca. 5 cm Distanz zu hören war. Nach zwei Stunden „Warmlaufen“ wurde dieses Geräusch noch leiser, und mein „Energy Meter“ zeigte eine Leistungsaufnahme von 19,8 Watt bei einem idealen elektrischen Leistungsfaktor von 1,0.
Wo genau Sie bei dieser Betriebsdauer die höchste Temperatur messen, kommt auf die Einbaulage an: Bei stehender Montage waren es maximal 70 Grad an der Haube und 60° am Aluguss-Gehäuse mit seinen Kühlrippen. Hängend kehrten sich diese Werte natürlich um, weil Hitze bekanntlich nach oben steigt. Als Einsatzorte werden nur offene/belüftete Leuchten empfohlen – mit einer Temperaturspanne der Umgebung zwischen -20 und +45 Grad sowie maximal 80% relativer Luftfeuchtigkeit.
Am ersten Dimmer wird’s deutlich lauter
Philips bewirbt seine „Master LEDbulbs“ unter anderem mit dem Packungsaufdruck „High Performance Dimming“, was ich regelmäßig als Aufforderung zum besonders kritischen Nachprüfen verstehe. Etwas unwillig verhielt sich die Lampe an einem nicht justierbaren Phasenabschnittdimmer. Die für viele moderne, dimmbare LED-Leuchtmittel typische Einschaltverzögerung erhöhte sich teils auf über eine halbe Sekunde; das Surren wurde etwas lauter und war je nach Dimmerstellung in 10 bis 20 cm Entfernung bemerkbar.
Die Helligkeit veränderte sich im unteren Regelbereich sehr schnell, im oberen deutlich feinfühliger, aber immer flackerfrei. Die Leistungsaufnahme konnte zwischen 3,7 und 20,8 Watt mit einem maximalen Leistungsfaktor von 0,84 variiert werden (Herstellerangabe: 0,7). Dabei schien sich auch die Lichtfarbe zu verändern: Stark gedimmt – mit rund 250 Lumen – etwas grünstichiger, ungedimmt mit einem Hang zu Rosa.
Erstaunlich wacker am Billig-Dimmer
Das galt auch für den Testbetrieb an einem eigentlich ungeeigneten, billigen Baumarkt-Phasenanschnittdimmer. Der brachte die Lampe allerdings teilweise zu erheblich lauterem 100-Hertz-Surren. Bei dunkelster Dimmerstellung (4,4 Watt) konnte ich das trotz Altersschwerhörigkeit noch in rund einem Meter Entfernung wahrnehmen. Bis zur hellsten Stufe (20,2 Watt, Leistungsfaktor 0,75) reduzierte sich diese Distanz allmählich auf akzeptable 5 cm.
Andererseits beeindruckte diese normalerweise wenig empfehlenswerte Kombination mit einer ordentlichen Reaktionsschnelligkeit (< 0,5 Sekunden Einschaltverzögerung) und einer flackerfreien, weitgehend gleichmäßigen Helligkeitsveränderung über den gesamten Regelbereich. Ohne zusätzliche Justierschraube am Dimmer können Sie jedoch das Herunterregeln bis zur völligen Dunkelheit vergessen – funktioniert in den meisten Fällen nicht bei LED-Lampen, egal, ob mit Phasenan- oder -abschnittdimmer.
Rund herum bleibt nichts im Dunkeln
Und wie sieht das Licht der „Master LEDbulb MV“ nun ungedimmt aus? Wahnsinnig hell, wirkt deshalb auch etwas „kühler“ als angegeben, gefühlt zwischen 2800 und 2900 Kelvin. Die Lichtverteilung ist ziemlich gleichmäßig – abgesehen von den leichten Abschattungen durch die drei dicken Schenkel in der Haube, die auf größere Distanz oder in einem matten Leuchtengehäuse kaum auffallen. Philips nennt das auf der Verpackung „light all around“ – kann man so stehen lassen.
Der offizielle „allgemeine Farbwiedergabeindex“ liegt jedoch bei nur Ra >80, was keine Spitzen-Lichtqualität erwarten lässt. Immerhin schafft eine altertümliche „Glühbirne“ Ra 100; selbst manche „Ledare“-Lampe von IKEA tummelt sich inzwischen frech im Ra-90-Bereich. Tatsächlich habe ich schon weit überzeugendere Darstellungen meines Standard-Farbtreue-Motivs gesehen – einer roten Ducati 916 im Kleinformat auf weißem Untergrund:
Das wie immer mit Weißabgleich „bewölkter Himmel“ aufgenommene und unkorrigierte Foto zeigt deutliche Farbverschiebungen. Ins Weiß und Schwarz mischen sich Grün-, Gelb- und Rosa-Töne; das eigentlich satte, tiefe Rot der Lackierung tendiert Richtung Hellrot oder Ocker. Diese Wiedergabe ist sicher weit vom Optimum entfernt, das mit blauem LED-Licht und „Remote Phosphor“-Schalen erzielt werden könnte.
Mehr Farbtreue dürfte wohl auch bei diesem Konzept nur eine Frage der Entwicklungszeit und/oder des Geldes sein, obwohl die Philips-Lampe mit über 40 Euro Straßenpreis schon in der Luxusliga spielt. Allerdings hat sie als 100-Watt-Ersatz fast eine Alleinstellung und kann im Vergleich zu den etwas weniger hellen Glühlampen rund 80% Strom sparen.
Mein Testurteil:
Auch bei dieser teuren LED-Lampe ist noch viel Luft nach oben. Nicht bei der enormen Maximalhelligkeit – die brauchen Sie wahrscheinlich nur für relativ wenige Einsatzorte und Beleuchtungssituationen. Dimmertoleranz, Lichtfarbe und Farbtreue sind aber im derzeitigen Marktumfeld höchstens noch durchschnittlich. Ob Sie bereit sind, dafür jetzt noch einen satten zweistelligen Euro-Betrag hinzulegen, ist eine sehr individuelle und nicht unbedingt vernunftbestimmte Entscheidung. Wäre schließlich möglich, dass 2014 Besseres für weniger Geld auf dem Markt kommt.
„Stromsparen“ ist wohl in vielen Fällen nicht das einzige Motiv, sondern sicher auch die Gewissheit und der Stolz, etwas „Besonderes“ zu besitzen – wie bei den unverbesserlichen Liebhabern, die sich beim Autokauf nie für das günstige Basismodell, sondern immer für die sauteure Top-Version entscheiden. Da ich ebenfalls zu diesen „Aficionados“ gehöre, spendiere ich der 20-Watt-Philips-„Master LEDbulb MV“ von meiner bis Fünf reichenden LED-Bewertungsskala wohlwollende
vier Sterne.
(Disclaimer: Die teure Testlampe hat mir „cyberport“ auf Anfrage gratis zur Verfügung gestellt – herzlichen Dank dafür!)
Update 22.01.: Heute kamen die Laborwerte der Testlampe (pdf-Download des Messprotokolls). Sie bescheinigen hervorragende 1663 Lumen Lichtstrom bei 19,6 Watt und Leistungsfaktor 0,92; eine Farbtemperatur von 2658 Kelvin und einen Farbwiedergabeindex von Ra 81,6.
Wie von mir im Test vermutet, ist die Darstellung von sattem Rot (Zusatzfarbe R9) mit 30,8 und Blau (R12) mit 56,7 nur durchschnittlich. Das Spektraldiagramm zeigt die Farbspitze bei 618 Nanometer Wellenlänge und den dominanten Farbeindruck bei 585 nm – dazu gibt es einen wahrnehmbaren Grünanteil:
Philips-LED-Lampen: Zwei Wege zum (fast) gleichen Ziel
LED-Ersatz für 100-Watt-Glühlampen: Philips CorePro gegen Osram A100
Vergleichstest: IKEA-LED-Lampe gegen Philips “Master LEDbulb” (Update)
Neue Philips-LED-Lampe im “hue”-Design
Vergleichstest: A60-LED-”Birnen” von LG, Verbatim, “No Name” und Philips
Danke für den nachgelieferten Labortest! Die x,y-Werte bestätigen den Hang zum Rosa im ungedimmten Zustand. Der leichte Grünstich im gedimmten Zustand überrscht mich aber: Die Farbe bzw. Schwerpunktswellenlänge der Blau-LED sollte sich beim Dimmen nicht ändern, und dem Remote-Phosphor sollte das ohnehin egal sein, da dieser weit im linearen Bereich arbeiten sollte (bei den normalen auf den Chip aufgetragenen Phosphoren wäre ich mir da nicht so sicher). Ich würde hier eher auf einen Einfluss der helligkeitsabhängigen Verschiebung der menschlichen Farbwahrnehmung tippen (vgl. auch die Beobachtung, dass eine 5000-K-LED bläulich wirkt, die viel hellere Nachmittagssonne bei der gleichen Farbtemperatur dagegen gelblich).
Eine Frage: Was genau bedeutet „chromaticity error“? Die anderen colorimetrischen Größen sind mir im wesentlichen vertraut, aber zum chromaticity error findet selbst Google nichts Eindeutiges. Ist das die Abweichung vom deklarierten Wert in MacAdam-Ellipsen (sollte der Wert dann nicht eher 6 statt 0.006 sein)? Ggf. sollte David Communication (Dank auch von mir an dieses Lichtlabor für die aufschlussreichen Tests!) diese Frage beantworten können.
Die SDCM-Abweichung kann’s nicht sein, weil die ja unter „Binning“ stehen würde und nur beim Vergleich verschiedener Exemplare der Serie zu ermitteln wäre.
Ich tippe mal auf die Abweichung von der Schwarzkörperkurve (siehe Grafiken ganz unten im Protokoll), die in diesem Fall aber sehr gering ausfällt.
Sowas würde ich auch vermuten, allerdings ist mir nicht klar, in welcher Einheit das ist. In Einheiten von x,y bzw. u‘,v‘ (jeweils unter Annahme eines euklidischen Raumes, wo der Pythagoras-Satz gilt) komme ich auf ca. 0.0052 bzw. 0.0045. Evtl. ist einfach der x,y-Fehler aufgerundet, das würde passen. Ggf. rechne ich das nochmal für ältere Tests aus, aber eher nicht heute abend 😉
Es ist so wie vermutet. „David Communication“ hat mir heute mitgeteilt:
Ah, danke. Wenn wirklich der D_u‘,v‘-Wert gemeint ist, dann ist der aber ziemlich hoch. Oder das Labor verwendet eine andere Definition des Plancklocus (ich habe ihn direkt über das Planckgesetz mit anschließender Integration über die CIE-1931-gewichteten Spektralanteile berechnet, was sich auch mit anderen Quellen im www deckt). Ich erhalte für genau diese Lampe und die gegebenen x,y-Koordinaten ein D_u‘,v’=-0.0028 (minus bedeutet rosaverschoben) bzw. D_u,v=-0.0019. +/-0.006 wäre schon jenseits des von der CIE festgelegten Limits von +/-0.005, außerhalb dessen gar nicht mehr von „Farbtemperatur“ gesprochen werden sollte. Und das Ducati-Testbild würde dann auch ganz anders aussehen 😉
Oder ist hier ein „worst case“-Wert gemeint, sprich die maximal mögliche Abweichung zweier Farbwerte, die die Lampe im Betrieb erreichen kann, und nicht auf die vorliegende Einzelmessung bezogen?
Gerade habe ich von „David Communication“ nochmal diese schriftliche Erklärung bekommen:
Danke für die nachträgliche Aufklärung.
Zusammengefasst: Der Farbortfehler bezieht sich auf den Farbort der deklarierten Leuchtmitteldaten, bei 2700 K also den Farbort des 2700 K Planck-Spektrums. Mit Delta_uv hat es also nicht direkt etwas zu tun, da dieses sich auf die tatsächliche korrelierte Farbtemperatur (hier z.B. 2658 K) bezieht, und den gemessenen grün/magenta-Offset. Zudem scheinen die Werte auf die letzte Stelle aufgerundet (und nicht nach der üblichen Regel gerundet) zu sein.
Laut diesem Bastlervideo auf youtube hat sich die Farbe dieser oder zumindest einer ähnlichen (110V) Philips-Lampe nach 1500 bis 2000h leicht in Richtung Pink verändert.
Wurde auch der Abstrahlwinkel ermittelt?
Bei Chip.de wird er mit 319° angegeben.
Nein, aber der Wert erscheint mir ziemlich realistisch, weil er sowohl meinem Leuchtbild, dem subjektiven Eindruck, als auch der offiziellen Angabe (ca. 300 Grad) weitgehend entspricht.