Von Ratlosigkeit über Erstaunen bis Entsetzen reichten die Reaktionen einiger Anbieter nach dem LED-Spot-Check im aktuellen „test“-Heft der Stiftung Warentest. Bei fünf von elf Marken soll es während des Dauertests sehr frühzeitige Ausfälle gegeben haben – teils nach nur 1000 Leuchtstunden.

Zwei der Kandidaten von Stiftung Warentest: Ein dimmbarer 7-Watt-GU10-Spot von LEDON (links) und der nicht dimmbare Bioledex-„Helso“-Hochvolt-Strahler mit 6 Watt. (Fotos: W. Messer)
Nein, für’s aktuelle „test“-Heft 10/2014 waren keine Katzen im Dauertest, auch wenn sich so ein Pelztier auf dem Titelblatt lümmelt (Ausschnitt links, Stiftung-Warentest-PR-Foto). Schade eigentlich, denn dann wäre die Stimmung bei LEDON, LG, Verbatim, Müller-Licht und Megaman jetzt deutlich entspannter.
Weil aber ab Seite 72 unter dem Titel „Bitte austauschen“ 16 Retrofit-LED– und vier Halogen-Spots unter die Lupe genommen werden – mit teils besorgniserregenden Resultaten -, hat der Haussegen bei den genannten Unternehmen mehr oder weniger starke Schlagseite. Einige Produktmanager stehen derzeit mächtig unter Druck.
Dass das Halogen-Quartett von Osram, Philips und „LightMe“ wegen des vergleichsweise hohen Stromverbrauchs und trotz Super-Farbwiedergabe nur ein „Ausreichend“ oder „Mangelhaft“ auf die Mütze bekam – geschenkt. Die Dinger sind wirklich nicht mehr zeitgemäß. Dass unter den zwischen Oktober und Dezember 2013 gekauften LED-Kandidaten inzwischen fast die Hälfte nicht mehr im aktuellen Sortiment ist – dieses typische „test“-Phänomen kennen wir auch schon.
Dass aber einige LED-Spots im Dauertest bereits nach 1000 (LEDON-GU10, 7W), 1200 (LG-GU10, 6W), 2100 (Verbatim-GU 5.3, 6,5 W), 2300 (Müller-Licht-GU10, 7,5 W), 3000 bzw. 4000 Leuchtstunden (Megaman-GU10, 7 W) schlappmachten und sich noch dazu mehrere Verbatim-Strahler von alleine aus- und nach ein paar Minuten wieder einschalteten, das war nun wirklich nicht zu erwarten. Eigentlich sollten LED-Leuchtmittel doch rund zehnmal länger durchhalten als Halogenlampen – die Nennlebensdauer der Probanden lag zwischen 15.000 und 30.000 Stunden. In diesem Kontext fand auch die „test“-Redaktion die zahlreichen vorzeitigen Ausfälle „umso erstaunlicher“.
So liefen die Dauertests
Die Dauerlaufprozedur laut „test“: Jeweils fünf Exemplare eines Modells wurden bis zu 4100 Leuchtstunden aktiviert – in der Sequenz 165 Minuten „an“, 15 Minuten „aus“. Dabei wurde laufend der Nutzlichtstrom gemessen und die Leuchtdauer bewertet, in der es noch mindestens 80% des offiziellen Wertes gab. Für die Ermittlung der Schaltfestigkeit kamen pro Spot drei Exemplare für bis zu 62.000 Zyklen (eine Minute „an“, drei Minuten „aus) auf den Prüfstand. Immerhin wurden in dieser Disziplin alle LED-Lampen mit „sehr gut“ bewertet.
Aber wie konnte es bei der Stiftung Warentest zu so hohen Frühausfallraten von 20 oder gar 40 Prozent (Megaman) kommen, wo doch die Hersteller in eigenen Tests höchstens 0,1 bis 1% registrieren? Und wo selbst bei „test“ je fünf Osram „Parathom Pro Classic“- und Philips „MyAmbiance dimmable“-LED-Lampen nach längst vergangenen Testaktionen über 25.000 Stunden weiterleuchteten? Ist das etwa ein Indiz für eine ungute „Weiterentwicklung“ hin zu billigerer und kurzlebigerer Technik, wie manche Verbraucher bereits vermuten? Wurde hier etwa das Schreckgespenst der „geplanten Obsoleszenz“ dingfest gemacht? Lag’s an den Testbedingungen? Oder haben sich nur zufällig besonders viele Mängelexemplare ins Labor verirrt? Darüber kann vorerst nur spekuliert werden.
War’s den Ausfallkandidaten vielleicht zu heiß?
Betroffen waren vom „test“-Debakel jedenfalls überwiegend Hochvolt-Spots, die in ihrem Gehäuse die komplette Vorschaltelektronik beherbergen müssen und deshalb meistens heißer werden als ihre Niedervolt-Kollegen mit externem Trafo bzw. Treiber. Möglicherweise herrschten im Testraum nach einiger Dauerlaufzeit mit rund 100 Strahlern relativ hohe Temperaturen – ohne ausreichenden Luftzug zur Wärmeabfuhr bzw. Klimatisierung.
In diesem älteren Stiftung-Warentest-Video können Sie sehen, wie eng gestaffelt die Lampen dort hängen können. Das macht den LED-Chips selbst wenig aus; sie verlieren bei starker Erwärmung nur Lichtstrom-Leistung und leuchten etwas „kälter“, laufen aber nach Abkühlung meist wieder zu alter Form auf. Aber: Je kräftiger und länger Hitze auf die anderen Elektronikbauteile einwirkt, desto kürzer leben sie.
Darauf könnte auch der „Aus/An“-Effekt der Verbatim-Spots deuten. Hatte hier vielleicht eine integrierte Hitzeschutzschaltung angesprochen? So was gibt’s übrigens auch in den Osram-„LED Superstar“-Spots, die zwar im „test“-Dauerlauf unauffällig blieben, aber in meinen unbelüfteten Studio-Zwillingsleuchten nach längerem Volllastbetrieb selbstständig für einige Minuten stark herunterdimmen, bevor sie abgekühlt wieder Maximalhelligkeit liefern. In identischen Strahlergehäusen leuchten bei mir übrigens diverse LEDON-, Verbatim-, Philips- und LCTW-Spots seit längerer Zeit absolut ausfallfrei.
Das sagen die Hersteller
Was meinen die Hersteller/Importeure der Testlampen dazu? Zwei haben auf meine Anfrage bereits reagiert. LEDON schickte aus Vorarlberg dieses diplomatische Statement:
„Wir schließen uns der Meinung der Stiftung Warentest an und finden es ebenfalls erstaunlich, dass im Rahmen der jüngsten Untersuchung LED-Spots von fünf Herstellern in einem Untersuchungszeitraum von 4.000 Stunden vorzeitig ausgefallen sind. Statistisch gesehen ist der Ausfall einer Lampe im Rahmen eines solchen Langzeittests natürlich immer möglich; eine solch hohe Ausfallrate gleich mehrerer Produkte verschiedener Hersteller erscheint jedoch ungewöhnlich und deckt sich auch nicht mit den Erfahrungen aus der Praxis. Unsere Qualitätssicherung führt für unsere LED-Lampen seit Jahren detaillierte Statistiken und wir liegen hier in der Regel bei weit unter einem Prozent.“
Christoph Seidel, Pressesprecher der IDV GmbH (bei der die Marken Megaman und „LightMe“ zuhause sind), erklärte mir am Telefon, dass man die frühen Ausfälle nicht nachvollziehen könne. Beide Megaman-Strahler seien schon lange, zahlreich und sehr zuverlässig bei vielen Kunden im Einsatz. Leider bekomme man von der Stiftung Warentest keine Informationen, wo und unter welchen exakten Bedingungen die Dauertests abliefen.
Reklamationsquote nur bei 0,08 Prozent
Anschließend erreichte mich noch eine schriftliche Anmerkung des Megaman-Qualitätsmanagements:
Von diesem Modell (pdf-Download des Datenblatts/d. Red.) werden erhebliche Stückzahlen verkauft, zu rund 95% gehen die Lampen in den Elektrofachhandel. Die Kunden des Elektrofachhandels sind häufig professionelle Anwender, deren Lampen vielfach in kurzer Zeit hohe Laufleistungen erreichen. Diese Kunden investieren ganz bewusst in gutes Licht – und sie reklamieren energisch bei Unzufriedenheit. Uns würden diese Lampen kartonweise um die Ohren fliegen, wenn sie nichts taugen würden.
Wir haben bei diesem Produkt eine Reklamationsquote von 0,08%. Bei der Stiftung Warentest sind 40% der MM27442 im Dauertest ausgefallen. Wie kann das sein? Egal ob eine Lampe gut oder schlecht abschneidet – die statistische Relevanz und die Qualität der Prüfmethodik der Stiftung Warentest sind zweifelhaft, weil die Anzahl der geprüften Lampenmuster viel zu gering ist und weil mangels Transparenz nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Tests fehlerhaft durchgeführt werden.
Von Verbatim und „Müller-Licht“ erwarte ich in den nächsten Tagen weitere Stellungnahmen.
Update 29.10.: Bis heute – über einen Monat danach – kam jedoch leider nichts von den beiden Anbietern.
Seltsame Lichtstrom-und Lichtstärke-Verluste
Ebenfalls überraschend: Einige LED-Lampen boten laut „test“ weit weniger Lichtstrom als angegeben. Die 6-Watt-GU5.3 von Megaman lieferten beispielsweise nur 245 statt 300 Lumen, die 7-W-Hochvolt-Variante sogar nur 295 statt 500 lm. Sehr unterschiedliche Werte kamen gleichzeitig bei Halbwertswinkel und Lichtstärke ‚raus. So soll der Megaman-GU10-Spot nur 25 statt nominell 35 Grad und 480 statt 650 Candela haben. Firmensprecher Seidel kann sich die Resultate nicht erklären:
„Wer das Produkt kennt, weiß es besser.“
Der GU10-Strahler habe einen Diffusor im Lampenkopf, der die Helligkeit sehr blendarm und breitflächig verteile – mit einem hohen Streulichtanteil, wie der direkte Leuchtbild-Vergleich mit einem herkömmlichen Halogenspot zeige. Man werde wohl als Konsequenz die Verpackungen künftig anders gestalten und mit ausführlicheren Daten versehen.

Links ein Halogen-Spot mit ca. 40 Grad Abstrahlwinkel und 900 Candela, rechts der Megaman-GU10-Strahler mit 650 cd. Laut „test“ soll er nur 25 Grad Halbwertswinkel haben – die Praxis entlarvt diese Angabe offensichtlich als irreführend. (Foto: Megaman-PR)
Signifikante Abzüge gab es auch bei den beiden LEDON-Spots – nur 30 statt 35 Grad Abstrahlwinkel, 280 statt 330 (GU5.3, 7 W) bzw. 280 statt 320 Lumen (GU10). Dabei ist LEDON bei meinen bisherigen Tests bzw. Labormessungen nie durch Daten-Hochstapelei aufgefallen.
Die Testbedingungen bleiben im Dunkeln
Leider erläutert der „test“-Bericht weder im Text noch in den Tabellen, ob hier der gesamte Lichtstrom gemessen wurde, nur der Nutzlicht-Anteil innerhalb des für Akzentbeleuchtung vorgesehenen EU-Bemessungswinkels von 90 Grad oder gar ausschließlich die Helligkeit im weitaus engeren Nenn-Halbwertswinkel. Da gibt es natürlich enorme Unterschiede.
So hatte der nominell 450 Lumen starke GU10-Testsieger, der Bioledex-„Helso“-Strahler, in meinem Blog-Test 515 Gesamt-Lumen. Das Stiftung-Warentest-Labor ermittelte jedoch nur 435 lm. Immerhin bieten die Messwerte dieses Spots weitgehende Übereinstimmung bei Farbtemperatur (Fastvoice: 2777 Kelvin, „test“: 2750 K) und „allgemeiner Farbwiedergabeindex“ (Ra 81,3/Ra 82).
Wo bleibt der Einzelwert für „sattes Rot“?
Prinzipiell lobenswert ist der „test“-Ansatz, nicht nur diesen Ra-Wert zu nennen, der ausschließlich die gemittelte Wiedergabe von acht relativ unproblematischen Pastellfarben berücksichtigt, sondern auch einen zweiten Mittelwert mit zusätzlich sieben schwierigen, vorwiegend satten Farbtönen. Wichtiger wäre hier aber meiner Meinung nach die Angabe des Einzelwerts für die Referenzfarbe „Rot gesättigt“ (R9), die eine große Rolle für die objektive und subjektive Lichtqualität spielt, aber für meisten LED-Lampen die höchste Hürde darstellt. Werte zwischen 0 und 20 sind bei Consumer-Modellen mit den von „test“ gemessenen Ra-Indizes 81 bis 86 eher die Regel als die Ausnahme.
Insgesamt gibt’s bei diesem Test keine herausragenden Sieger; bis auf einen Spot von Verbatim („ausreichend“) und zwei Modelle von Megaman (ebenfalls „ausreichend“) wurden alle Kandidaten mit der Gesamtnote „gut“ bewertet. Die Resultate sind zwar nicht völlig „für die Katz“ (siehe Titelbild oben), jedoch vermutlich mit der gleichen Vorsicht zu genießen wie die von „test“ genannten „mittleren Preise“ zwischen 8,50 und 22 Euro. Viele aktuelle und leistungsstarke Marken-Spots sind inzwischen wesentlich günstiger zu haben.
Außerdem bekommen Sie jetzt schon einige LED-Strahler mit exzellenter Lichtqualität (Ra 90 und mehr) von verschiedenen Herstellern (Tendenz steigend), die eine weitere Behauptung des „test“-Beitrags in Frage stellen:
„Die jeweils besten LEDs ersetzen Halogenlampen ohne spürbaren Qualitätsverlust. Nur bei der Farbwiedergabe sind sie schwächer. An Stellen, wo es genau darauf ankommt, können Halogenlampen trotz ihrer Kosten die bessere Wahl sein.“
Dieser Rat gilt eventuell noch beim Vergleich zu den schon etwas älteren „test“-Kandidaten im neuen Heft, darf aber bei Gesamtbetrachtung des aktuellen LED-Angebots getrost in die Tonne getreten werden.
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