Im Test: 10-Watt-„Delock“-LED-Lampe – ein Oldtimer mit hoher Farbtreue

Für nur knapp 6 Euro gab’s neulich eine ältere „Delock“-LED-Lampe mit E27-Sockel, 10 Watt und rund 800 Lumen Lichtstrom. Das Besondere: Trotz Schnäppchenpreis soll sie einen außergewöhnlich hohen Farbwiedergabeindex haben. Ob’s stimmt, habe ich in Zusammenarbeit mit einem Messlabor getestet.

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Das Leuchtbild der „Delock“-Lampe entspricht weitgehend dem offiziellen Abstrahlwinkel von 130 Grad: In Richtung Sockel bleibt’s ziemlich duster. Dafür wirkt die Lichtfarbe angenehm. (Fotos: W. Messer)

Delock-E27-10W-ausZugegeben: Es war nur eine kurzfristige Sonderpreis-Aktion eines Online-Shops, aber trotzdem bemerkenswert. Denn wo kriegen Sie schon für unter 6 Euro einen LED-Ersatz für eine ähnlich helle 60-Watt-Glühlampe, der vor zwei Jahren noch rund 30 Euro kostete und mit einem offiziellen Farbtreuewert von Ra 90 auf den Putz haut?

Die weiteren Daten laut „Delock Lighting“-Website: Nicht dimmbar, 10 Watt Nennleistung, elektrischer Leistungsfaktor 0,90, 2700 Kelvin Farbtemperatur, 810 Lumen Lichtstrom, 130 Grad Halbwertswinkel, 209 Candela Lichtstärke, Nennlebensdauer 40.000 Stunden Leuchtstunden und 100.000 Schaltzyklen, Effizienz 81 Lumen/Watt, 12 cm Gesamtlänge, maximal 6 cm Durchmesser.

Bis hierhin klingt das alles sehr ordentlich, aber Papier ist ja bekanntlich geduldig – und 40.000 Leuchtstunden kann ich natürlich nicht kurzfristig simulieren. Bleiben nur meine subjektiven Eindrücke und die objektiven Daten aus dem Messlabor meines Blog-Kooperationspartners „David Communication“.

Kleine optische „Macken“ und kein EU-Ökolabel

Delock-E27-10W-Grat
Schlampig entgratet erscheint der Übergang zwischen dem weißen Gehäuse und der matten Haube – unten links in Großaufnahme zu sehen. Wer genau hinschaut, kann diese Unsauberkeit auch im Leuchtbild ganz oben entdecken.

Delock-E27-10W-Grat-DetailDer äußere Eindruck ist zwiespältig. Die 174 Gramm schwere Lampe mit ihren sechs ausgeprägten Kühlschlitzen im weiß lackierten Metallkorpus sieht oberfächlich massiv und wertig aus, offenbart aber optisch auffällige Verarbeitungsmängel im Detail.

Bei der Serienfertigung haben offensichtlich keine Premium-Ansprüche, sondern vor allem Kostenaspekte eine dominierende Rolle gespielt. Wo die Produktion genau stattfand, weiß ich nicht: Eine „Made in …“-Herkunftsbezeichnung fand ich weder auf der Lampe noch auf der offensichtlich aus Restbeständen stammenden Verpackung (Ausschnitt unten rechts).

Delock-E27-DatenAußerdem fehlte dort das seit September 2013 vorgeschriebene, grafische EU-Ökolabel; die schriftliche Angabe „Energieeffizienzklasse: A“ ist untertrieben: Nach meiner Rechnung gehört diese E27-Lampe nämlich mit einem Energieeffizienzindex (EEI) von ca. 0,15 in die neue Klasse A+. So steht’s übrigens auch korrekt auf der „Delock“-Website des Berliner Importeurs und Großhändlers Tragant GmbH.

Einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit haben die kleinen optischen „Macken“ nicht. Laut meiner Messung leuchtet die LED-„Birne“ nach etwa einer halben Sekunde Einschaltverzögerung mit voller Helligkeit sowie flacker- und flimmerfrei, zieht nach zwei Stunden „Einschwingen“ 9,8 Watt bei einem Leistungsfaktor von 0,95 und wird hängend in der offenen Testfassung am Gehäuse maximal 62 Grad heiß; die Haube bleibt mit rund 30 Grad handwarm.

Ein leises Surren konnte ich im Betrieb auf maximal 5 cm Distanz wahrnehmen; nach dem Ausschalten sah ich ein kurzes, bläuliches „Nachglimmen“. Beides spielt für den Alltagsgebrauch keine Rolle.

Messwerte im Toleranzbereich der Serie

Im Labor gab es ebenfalls keine großen Überraschungen (pdf-Download des gesamten Messprotokolls): 790 Lumen Lichtstrom (etwas weniger als angegeben), 2688 Kelvin Farbtemperatur, Farbwiedergabeindex Ra 88,5 (statt Ra 90). Die Farbtreue-Einzelwerte und das Spektraldiagramm zeigen eine ziemlich ausgeglichene Charakteristik – zwischen 530 und 610 Nanometer gibt’s sogar fast eine Gerade:
Delock-10W-E27-Spektrum
Im Gegensatz zu manch anderen LED-Lampen mit ähnlicher Gesamt-Farbtreue hat die „Delock Lighting“ eher leichte Schwächen bei den gelb-grünen Messfarben R3 und R10 sowie bei sattem Blau (R12). Dafür ist der Wert bei der für LEDs problematischsten Farbe – sattes Rot (R9) – mit 64,5 außergewöhnlich hoch, ebenso der für die „Hautfarbe Rosa“ (R13) mit 93,0.

Weil dieses „Delock“-Modell schon seit längerer Zeit existiert, wissen wir, dass diese Lichtqualität mit einer Kombination aus 28 „weißen“ und 16 roten SMD-LED-Chips erzielt wird. Offenbar wurde hier auf das „Lumen-Schinden“ durch Grün-Überbetonung verzichtet; eine Entscheidung, die sich auch auf mein Standard-Farbtreuebild mit einer roten Ducati 916 im Kleinformat auf weißen Untergrund positiv auswirkt:

Delock-E27-10W-Farbtreue

Das sieht sehr Glühlampen-typisch aus – trotz der deutlichen Gelb/Orange-Verschiebung mit ziemlich satten Farben. Wie die Messwerte bereits nahe legen, bietet sich diese Lampe vor allem für Bereiche an, in denen Hautfarben oder Lebensmittel einigermaßen naturgetreu abgebildet werden müssen: Kosmetikspiegel, Garderobe, Küche, Esstisch etc..

Wichtig ist jedoch die Ausrichtung: Wegen des recht engen Abstrahlwinkels von ca. 130 Grad gibt’s vor allem oberhalb und seitlich der Haube jede Menge Licht, in Richtung Sockel viel weniger. Wenn’s also unter der Lampe hell werden soll, dann hängend einschrauben wie im Leuchtbild ganz oben, sonst stehend.

Mein Testurteil:

Delock-E27-10W-PackungSollten Sie die früher rund 30 Euro teure „Delock“-Lampe mit der Artikelnummer 46314 (Packung rechts) mal wieder irgendwo für unter 8 Euro oder so sehen – und LED-Licht mit relativ engem Winkel, aber hoher Farbtreue brauchen, dann können Sie ruhig mal einen Versuch wagen. Auf die Dimmbarkeit müssen Sie in dieser Preis- und Leistungsliga allerdings noch verzichten.

Aktuell härteste Konkurrenz ist die ebenfalls 10 Watt starke, aber dimmbare IKEA-„Ledare“, die bei meinem Test einen Super-Ra-Wert von 92 erzielte, etwas runder strahlt und derzeit für unglaubliche 6,99 Euro angeboten wird. Sie hat allerdings nur 600 Lumen.

Die „Delock Lighting“ beeindruckt trotz ihres hohen Alters mit besserer Effizienz als die IKEA-„Birne“ und einem Stromsparpotenzial von über 83% gegenüber einer 60-Watt-Glühlampe. Wegen der hohen Lichtstärke innerhalb des 130-Grad Hauptlichtkegels kann sie in vielen Fällen sogar alte 75-Watt-Stromfresser ersetzen.

Die Maximalwertung meiner LED-Bewertungsskala für nicht dimmbare Leuchtmittel wäre „vier Sterne“. Die gibt’s aber nur für sehr rund strahlende „Premium“-Lampen ohne sichtbare Verarbeitungsmängel. Deshalb muss ich hier einen kleinen Abzug machen, und es bleibt bei wohlwollenden
LED-Stern halbdreieinhalb Sternen.

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11 Gedanken zu „Im Test: 10-Watt-„Delock“-LED-Lampe – ein Oldtimer mit hoher Farbtreue

  1. Im Artikel steht, dass die Lampe eventuell auch 75-Watt-Birnen ersetzen kann. Auf der Packung ist offiziell nur von einem Ersatz von 60-Watt-Birnen die Rede.
    Woher kommt also die Differenz?
    Wenn ich von den 810 Lumen ausgehe, müsste sie doch wirklich so hell wie 75 Watt sein. Denn Laien wird doch immer gesagt, man soll einfach die letzte Stelle der Lumenangabe weglassen und hat dann die Wattzahl alter Glühlampen. Also 810 Lumen = 81 Watt ( also 75-Watt Birne )

    • Die weiter gehenden Infos sind eigentlich alle im Artikel verlinkt. Es gibt nämlich einerseits offizielle EU-Vergleichstabellen (steht in diesem Beitrag), die beispielsweise für den Vergleich mit rundstrahlenden 60-Watt-Glühlampen mindestens 806 Lumen verlangen und für 75-W-Ersatz 1055 Lumen.

      Andererseits entwickelt aber sogar eine 75-Watt-Glühlampe mit ihrem Halbwertswinkel von über 300 Grad weniger maximale Helligkeit pro Raumwinkel (Lichtstärke in Candela) als diese „Delock“-LED-Lampe mit ihren 130 Grad – jeweils innerhalb dieses Winkels gemessen. Vereinfacht gesagt: In diesem Fall streut eine Glühlampe ihr Gesamtlicht sehr breit, die LED-Lampe erheblich konzentrierter.

      • Danke für die Info!
        Dann find ich diesen kursierenden „Tipp“, einfach die letzte Stelle der Lumenangabe wegzulassen, ja fast fahrlässig.

  2. Das ist sicher nicht in böser Absicht geschehen, aber gestolpert bin ich über die „menschliche Hautfarbe“ dann doch…

    • Ja, „menschlich“ ist in diesem Zusammenhang wohl nicht falsch, aber überflüssig. Hab’s durch die offizielle Bezeichnung ersetzt. Danke für den Hinweis.

      • Die offizielle Bezeichnung heißt meines Wissens „kaukasische Hautfarbe“. Inoffiziell gibt es noch eine 15. Farbe, die an asiatische/orientalische Hautfarbe angepasst ist, siehe u.a. auf dieser Seite von AC Lighting.

        Schade, dass der CRI nicht die Farben des „ColorChecker“ berücksichtigt, denn der enhält Hautfarben-Äquivalente für dunkle und für (mittlere) helle Hautfarbe, und zudem einen ausgewogenen Mix aus satten und Pastellfarben.

        • Bei der DIN 6169 gibt es keine 15. Farbe (auch nicht inoffiziell), die steht nur in der US-C.I.E-Tabelle. Ich wäre ja schon froh, wenn nicht nur die ersten 8 für den Ra-Wert berücksichtigt würden.

  3. Wenn der Abstrahlwinkel wesentlich besser gewesen wäre, hätte man vor knapp 2 Jahren schon mit diesen Leuchtmitteln etwas ordentliches bekommen können.

    Die Messwerte sind jedenfalls eine Überraschung und man muss sich fragen warum so viele Ra 80er Gurken auf den Markt kommen.
    Der Preis ist nicht alles und was vor 2 Jahren möglich war, sollte heute auch möglich sein. Es sei denn die Zulieferer bauen alle nur noch billigen Ramsch.

  4. hallo,

    ich setzte die LED-Lampe E 27 46314 W2 für Testzwecke ein, die Entäuschung war riesig.

    Nach ca. 5000 bis 6000 Betriebsstunden, sehr großzügig gerechnet,

    aus die Maus.

    Empfehlen bzw. als Planer einsetzen kann ich diese Lampe nicht.

    • Tja, inzwischen ist die Entwicklung gottseidank weiter gegangen. Da kann man so einen Defekt beispielsweise dafür nutzen, eine „Birne“ mit ähnlicher Farbbtreue und breiterem Lichtkegel einzusetzen (eventuell sogar dimmbar) – kostet inzwischen ja nicht mehr so viel.

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