ELV sieht bei „Delock“-LED-Lampe rot (Update 22.8.)

Das Produktmanagement des Elektronikversenders „ELV“ (Claim: „Kompetent in Elektronik“) ist mir schon mehrfach als sehr „kreativ“ im Umgang mit technischen Details aufgefallen – Hinweise auf Fehler in Angebotsbeschreibungen werden dabei konsequent ignoriert. Heute ist mal wieder so ein „Kompetenzbeweis“ als Werbepost in meinem Briefkasten gelandet:

ELV-Delock

Ich muss zugeben, dass mir vor ein paar Wochen im ELV-Sommerkatalog 2012 eine inhaltlich gleiche (und ebenfalls falsche) Beschreibung der „Retrofit“Lampe „made in China“ der Handelsmarke „Delock Lighting“ noch nicht aufgefallen war. Es ist also kein einmaliger „Ausrutscher“. Aber wo steckt jetzt der Fehler?

Schauen Sie sich mal das kleine Schnittbild mit den einzelnen SMD-LEDs an. Hier führt einer der Striche zu der Beschreibung „28 rote LEDs unter Silikontropfen“, der andere verweist auf „16 weiße LEDs“. Ich mag mir nicht ausmalen, welches Licht eine Lampe abstrahlen würde, wenn sie so bestückt wäre. Vermutlich irgendwas zwischen rosa und lila, gut geeignet als LED-Pflanzenleuchte oder für’s horizontale Gewerbe, aber keinesfalls das beschriebene „angenehme warmweiß“.

Tatsächlich leuchten in der (nicht dimmbaren, aber trotzdem sehr teuren) „Delock“-Lampe aber 28 „weiße“ LEDs (eigentlich blaue, aber durch die sichtbare gelbe Luminiszenzschicht modifiziert) und 16 rote. Nur mit so einer Kombination kann eine Farbtemperatur zwischen 2600 und 2900 Kelvin und ein Farbwiedergabeindex von 90 Ra erzielt werden, was einer herkömmlichen Glühlampe einigermaßen nahe kommt. So ähnlich macht das auch der österreichische Anbieter LEDON; allerdings mit weniger Einzel-LEDs. Im Detail sieht das so aus:

LEDON-Lampe mit 9 Cree-LEDs
Fünf (gelb beschichtete) blaue und vier rote Einzel-LEDs von “Cree” sorgen bei der 10-Watt-E27-LEDON-Lampe für die gewünschte Farbtemperatur von rund 2500 Kelvin. (Foto: LEDON-PR, nachbearbeitet)

Sie haben den Unterschied im Erscheinungsbild der verschiedenen LEDs erkannt? Na klar, ist ja auch sehr deutlich. Und wenn Sie sich daraufhin nochmal die ELV-Grafik anschauen, sehen Sie: Dort sind nicht nur die LED-Zahlenangaben falsch, auch die zuordnenden Striche verweisen auf die jeweils falsche LED-Sorte.

Ebenfalls ziemlich witzig: Die abgedruckte Kundenbewertung eines „w. mergel“, der von einer „gleichmäßigen Verteilung“ des Lichts schreibt. Tatsächlich ist eher das Gegenteil der Fall, weil der angegebene Abstrahlwinkel von 130 Grad (rund ein Drittel eines Vollkreises) fast schon der Richtcharakteristik mancher LED-Spots entspricht, während eine herkömmliche „Glühbirne“ über 300 Grad Raumwinkel abdeckt. „ELV“ – vermutlich doch die Abkürzung für „Ein Lustiger Verein“.

Update 3.4.: Es gab eine erste Reaktion der ELV-Kundenberatung. Ein Mitarbeiter schrieb mir:

Vielen Dank für Ihre Mitteilung an die technische Kundenberatung von ELV. Wir nehmen Ihr Feedback sehr ernst und nutzen Rückmeldungen unserer Kunden kontinuierlich, um uns und unsere Prozesse zu hinterfragen und zu optimieren. Wir haben Ihre unten stehenden Angaben bzw. die Informationen aus Ihrem Blog an den zuständigen Produktmanager zur Prüfung weiter geleitet. Diese wird Ihre Angaben prüfen und im zweiten Schritt selbstverständlich und wie gehabt in unserem Webshop ändern. Darüber hinaus tauschen wir uns regelmässig mit unseren Lieferanten aus, so dass wir die Gelegenheit nutzen werden, Ihre Angaben mit dem Lieferanten der Delock LED Lampe zu diskutieren. Insgesamt liegen uns für das u.g. Produkt allerdings nahezu durchweg positive Kundenbewertungen (durchschnittlich 4,8 von 5,0 „Sterne“), so dass wir die Tonalität in Ihrem Blog nicht nachvollziehen können.

Meine Antwort darauf:

Schön, dass ich im Gegensatz zu vorherigen Anlässen endlich mal eine konkrete Antwort von ELV bekomme. Sie haben aber offenbar etwas missverstanden, was die „Tonalität“ in meinem Beitrag angeht: Ich habe nicht das Produkt kritisiert, sondern ausschließlich dessen Beschreibung. Ich selbst bin sowohl ELV-Kunde als auch Besitzer von (insgesamt 14) Delock-LED-Lampen. Das wäre ich nicht, wenn die Produkte schlecht wären.

Update 13.4.: Nachdem ich die gleiche, falsche Abbildung der Delock-Lampe (und zum wiederholten Mal irreführende Angaben zum angebotenen Steinel-LED-Flächenstrahler „XLed Home 1“) auch im jüngst verschickten ELV-Spezialprospekt „Gefahren erkennen“ entdeckt hatte, schrieb ich wieder eine Hinweis-Mail. Heute kam die Antwort von einem Mitarbeiter des „Team Kundenbetreuung“:

… vielen Dank für Ihren erneuten Hinweis. Der zuständige Produktmanager hat sich direkt im Anschluss mit unserem Lieferanten der Delock-Lampe in Verbindung gesetzt. Dieser hat Ihre Aussage bestätigt, dass es sich um 16 rote und 28 weiße LEDs handeln müsste (sehr ärgerlich, da wir uns damals sogar das Bild durch den Lieferanten haben freigeben lassen). Wir werden das Bild umgehend anpassen, damit dies in unserem Online-Shop bzw. bei künftigen Werbungen richtig ist. Alles weitere ist bei uns intern noch in Prüfung.

Update 22.8.: Im gerade ausgelieferten, aktuellen ELV-Hauptkatalog 2013 ist die Beschreibung der Lampe wieder genau so falsch wie in der April-Werbung bzw. im Sommerkatalog. Dabei war das zwischendurch mal vorbildlich korrigiert worden. Dumm gelaufen.

6 Gedanken zu „ELV sieht bei „Delock“-LED-Lampe rot (Update 22.8.)

  1. Die genannten LED-Lampe ist sehr interessant, ein von den technischen Daten her ähnliches Modell führt seit kurzem Bioledex auch im Sortiment.
    shop.bioledex.de/product_info.php/info/p869_BIOLEDEX-reg-LIMA-12W-E27-LED-Birne-810-Lumen-Warmweiss.html

    Die DeLock-Lampe ist aber 17% sparsamer/effizienter, 12% günstiger und 22% kürzer. Dagegen gibt Bioledex den Abstrahlwinkel mit 240° an, was 55% mehr entspricht – wenns stimmt.
    Und innerhalb des Abstrahlwinkels kann das Licht durchaus gleichmäßig verteilt sein, das würde ich so stehenlassen.
    Die Rezensionen auf amazon sind ja auch absolut positiv.

  2. Sehr interessanter Blogbeitrag. Daran sieht man wieder, Augen auf beim LED Leuchten kauf. Ich kenne auch die Auswirkungen bei falsch konstruierten LED Retrofits, habe die auch sehr oft bewundern können. Ich versuche selber auf bekannte Marken zu setzen. Bei vielen Leuchten stimmen im Endeffekt die angegebenen Werte nicht mit den tatsächlichen Werten überein, was wir auch sehr oft bestätigen konnten.

    Lieben Gruß

  3. @Volker Wossal: Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Die Delock-Lampe ist nicht „falsch konstruiert“. Sie verfügt im Gegenteil (wie „angerdan“ in den Kommentaren schon angemerkt hat) über einige sehr positive Eigenschaften und Daten. Was mich stört, ist allein die offensichtlich falsche Detailbeschreibung. Siehe dazu auch das heute ergänzte Update im Beitrag.

  4. Wie hoch ist die Ähnlichkeit der GE LED Classic 10W – E27 mit der DeLock 46314 – außer dem GP-Logo 100%…

    Bei reichelt werden noch 10.000 Schaltzyklen genannt.
    Die DeLock ist am günstigsten (mit Versandkosten):
    27,95€ – DeLock 46314 (E27 LED Leuchtmittel Retrofit A60 warmweiß 10W)
    28,50€ – LG A1912GD0GE1.C0AASAAA19 (A19, CCT 2700K, Ausstrahlwinkel 128°)
    31,90€ – Bioledex B27-0021-622 (LIMA 12W E27 LED Birne 810 Lumen Warmweiss)
    40,55€ – GP 740.CL10E27C1

  5. Die optische Ähnlichkeit des Modells passt natürlich besser in deinen aktuellsten Artikel.
    Dass das Interesse daran so gering ist, konnte ich ja nicht ahnen.

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