Retrofit-LED-Lampen: Immer heller, bald auch billiger?

Wer sein altes „Glühobst“ in der Wohnung ohne Wechsel der Lampen und Fassungen durch stromsparende „Retrofit“-Leuchtmittel ersetzen wollte (oder musste, weil die Herstellung von traditionellen „Glühlampen“ in der EU schrittweise verboten wurde und wird), der hatte bisher keine wirklich prickelnden Alternativen:

  • Wolfram-Halogenlampe 105 WattHalogenleuchten, die vom „Glühlampenverbot“ nicht betroffen sind, eine ähnliche Lichtfarbe liefern wie ihre Verwandten mit Glühfäden und auch kaum teurer sind. Es gibt zahlreiche Modelle, die sogar deutlich heller leuchten (wie im Bild rechts eine 105-Watt-Wolfram-Halogenlampe) und die problemlos mit herkömmlichen Dimmern geregelt werden können. Leider wandeln sie aber immer noch einen Großteil der eingesetzten Energie in Hitze statt in Licht um – das Stromsparpotenzial ist also äußerst gering. Außerdem liegt die Haltbarkeit mit rund 1000 Brennstunden meist nur auf dem Niveau von „Glühlampen“.
  • Energiesparlampe/kleinSo genannte „Energiesparlampen“ auf der Basis von Leuchtstoffröhren (Bild rechts), die zwar relativ preiswert und sparsam sind, rund zehnmal so lange halten wie „Glühbirnen“, aber teils auch einige Macken haben: Sie benötigen nach dem Einschalten relativ viel Zeit, bis sie ihre volle Helligkeit erreichen, sie enthalten giftiges Quecksilber und müssen deshalb als Sondermüll entsorgt werden, ihre Farbtemperatur erinnert häufig eher an die Arbeitsbeleuchtung einer Autowerkstatt als an ein heimeliges, warmes Wohnzimmer und auch mit der Farbtreue („Farbwiedergabeindex“) hapert’s manchmal. Sie sind außerdem nicht immer dimmbar und entwickeln meist deutlich mehr Wärme als …
  • LEDspotkleinLED-Leuchten (im Bild rechts ein LED-Strahler mit E27-Fassung, Foto: W. Messer). Sie sind zwar in den letzten Jahren allmählich vom Nischen- zum Massenprodukt geworden, aber immer noch sehr teuer. Wer etwa eine 60- oder 75-Watt-„Glühlampe“ (mit einem Lichtstrom von rund 700 bis 800 Lumen) ersetzen will, muss rund 30 Euro anlegen und hat häufig trotzdem keinen 100prozentigen Erfolg: Die LED-Varianten sparen zwar rund 80 Prozent Strom und enthalten kein Quecksilber, vor allem die günstigeren sind aber teils ein wenig dunkler als die Leuchte, die sie ersetzen sollen; sie haben eine „kühlere“ Lichtfarbe, sind nicht sonderlich farbtreu, meistens nicht dimmbar und leider auch nicht immer so haltbar wie versprochen. Besser können es hochwertige Markenprodukte, die tatsächlich mindestens 30.000 Stunden leuchten, zahlreiche Schaltvorgänge klaglos verkraften, dann aber auch von etwas über 40 Euro bis hin zu unfassbaren 99 Euro kosten können. Bei diesen Größenordnungen verschlingt die komplette Umrüstung einer Wohnung mit ordentlichen Retrofit-LED-Leuchtmitteln schnell eine vierstellige Summe.

GlühlampeSchlichte Gemüter folgern aus dieser Aufstellung, dass es doch am Besten sein müsste, die immer noch im Baumarkt gestapelten „Glühlampen“ (Bild rechts, für deutlich weniger als ein Euro pro Stück) hundertfach zu kaufen und zu horten, damit man durchgebrannte Exemplare immer und immer wieder ersetzen kann, bis dass der Tod uns scheidet. Über diese tolle Idee freut sich vor allem Ihr Stromversorger, der Ihnen gerne auch in den nächsten Jahrzehnten bei ständig steigenden Preisen zahlreiche Kilowattstunden verkauft, die Sie mit LED-Leuchten nicht brauchen würden. Das zahlen Sie aber freudig, weil Sie ja so den „EU-Bürokraten“ und ihrer „Regelungswut“ ordentlich eins auswischen können.

Dass für Ihren Bedarf und den der anderen „Glühlampen-Fans“ zusätzliche Kraftwerkskapazitäten vorgehalten werden müssen, die teils ordentlich CO2 und sonstige Schweinereien in die Luft blasen, stört Sie sicher nicht. Blöde „Umwelt“, wird völlig überschätzt, braucht eigentlich kein Mensch – und das Geschwätz vom „Klimawandel“ ist sowieso frei erfunden.

LEDON10WTeile der LED-Beleuchtungsindustrie sind jedoch schon kräftig dabei, auch solche fortschrittsfeindlichen Traditionalisten zu ködern. So bietet die Marke „LEDON“ der österreichischen Zumtobel-Gruppe bereits eine 10-Watt-LED-Leuchte mit E27-Fassung (Pressefoto rechts) an, die mit 600 Lumen zwar etwas dunkler ist als eine herkömmliche 60-Watt-„Birne“ (der Werbetext beschreibt das nicht wirklich korrekt), ihr aber mit einer Farbtemperatur von 2700 Kelvin und einem Farbwiedergabeindex (Ra) von 90 so nahe kommt wie bisher kaum eine andere LED-Leuchte. Außerdem kann sie ohne Dimmer durch doppelten Schalter-Klick auf 30 Prozent ihrer vollen Helligkeit herunter geregelt werden.

Zwei Nachteile hat das Leuchtmittel: Es kostet einzeln rund 35 Euro und ist mit 60 Lumen pro Watt nicht besonders effizient. Beim bisherigen Stand der LED-Technik wird eine höhere Effizienz meist noch durch sinkende Lebensdauer und eine „kühlere“, unangenehmere Lichtfarbe mit geringerer Farbtreue erkauft.

Osram1055In den Labors der Hersteller stecken jedoch schon die Leuchten der Zukunft in der Pipeline, die uns hoffentlich ab nächstes Jahr noch mehr helle Freude bereiten. Hier rede ich allerdings nicht von chinesischen Hinterhof-Klitschen, aus denen zum Teil unfassbarer Schrott mit Fantasiedaten kommt, sondern zum Beispiel von Osram, das bereits im Herbst einen mehr als vollwertigen Ersatz für herkömmliche 75-Watt-E27-„Birnen“ (rund 900 Lumen) angekündigt hat: „Parathom Pro Classic A75 Advanced“ (Pressefoto links) soll die stufenlos dimmbare Leuchte heißen, bei 14 Watt Leistungsbedarf satte 1055 Lumen bei einem Abstrahlwinkel von 340 Grad liefern und ungefähr dem optischen Eindruck einer „Glühlampe“ mit mattem Glas entsprechen. Das wäre, wenn’s denn stimmt, eine sehr bemerkenswerte Leistung angesichts der hohen Effizienz von 75 Lumen/Watt. Ursprünglich war die Serienfertigung bereits für Anfang 2012 geplant, ein Vögelchen hat mir aber geflüstert, dass sich das noch bis Mitte des Jahres verzögern könnte.

Philips-LED75WEtwa gleichzeitig will Konkurrent Philips in Europa Fertigung und Vertrieb seiner zuerst in den USA angebotenen „EnduraLED A21“ (Pressefoto rechts) starten. Sie soll mit rund 1100 Lumen ebenfalls mindestens eine 75-Watt-„Glühbirne“ ersetzen können, braucht dazu aber 17 Watt und ist deshalb mit ca. 65 Lumen/Watt nicht ganz so effizient wie das Osram-Pendant. Auch die Philips-Leuchte soll mit herkömmlichen Dimmern regelbar sein. Beide haben noch was gemeinsam: Der empfohlene Verkaufspreis ist bisher noch nicht bekannt. Angesichts des Preisniveaus der derzeitig angebotenen, deutlich schwächeren Vorläufer dürfte er jedoch bei über 50 Euro liegen.

Ist Ihnen jetzt vor Schreck schwarz vor den Augen geworden? Stimmt, bei solchen Beträgen liegt ein echtes Massengeschäft leider in weiter Ferne; außer wenn es den LED-Leuchten gelänge, iPhone und iPad (hat ja inzwischen jeder Dödel) als „Must have“-Statussymbol abzulösen. Da man die teuren Dinger aber nicht ständig mit sich herumtragen und -zeigen kann, wird daraus vermutlich nichts werden.

Deshalb mein Appell an Osram, Philips, LEDON und Co.: Überrascht uns doch mal! Bietet uns langlebige, warm-weiße, dimmbare LED-Leuchten mit einem Farbwiedergabeindex von rund 90, einem Lichtstrom von mindestens 900 Lumen, einer Leistungsaufnahme von ca. 10 Watt, einem Abstrahlwinkel von mindestens 300 Grad für maximal 25 Euro an! Klar würdet Ihr da anfangs drauflegen, aber mit der Zeit und steigenden Absatzzahlen könnte das ein Bombengeschäft werden. Mein Weihnachts-Versprechen: Wer als Erster von Euch mit so einem Teil ‚rüberkommt, darf in meinem Blog dafür werben – und zwar gratis!

P. S.: Am 25. November konnte der Erfinder der „weißen“ LED, Prof. Dr. Jürgen Schneider, seinen 80. Geburtstag feiern. Sein in Freiburg entstandenes „Baby“, Ursprung der aktuellen LED-Beleuchtungstechnik, wurde dieses Jahr immerhin auch schon 16 Jahre alt, hat aber seine ganz große Blütezeit sicher noch vor sich.

9 Gedanken zu „Retrofit-LED-Lampen: Immer heller, bald auch billiger?

  1. @Christof: Zeit wird’s, wir haben ja schließlich fast Juni 😉
    Logischerweise gibt’s einen langsamen, aber stetigen Preisrückgang im LED-Markt – die A60 dürfte wohl bald deutlich billiger sein als die A75. (Im Vertrauen: Ich habe gerade – nicht von Osram – so eine Art Versuchsmodell eines fast vollwertigen 10W-LED-Ersatzes für eine 60-Watt-„Glühbirne“ mit rund 800 Lumen im inoffiziellen Test (allerdings nicht dimmbar), die nach ein paar kleinen Änderungen bis zur Marktreife dann für rund 16 Euro brutto angeboten werden soll.)

  2. Hallo Herr Messer,
    haben Sie vielleicht auch eine ungefähren Termin, wann es mit der 16 Euro-Lampe soweit sein soll?

  3. @Helmut H.: Ich habe nicht die geringste Ahnung – vermutlich weiß selbst der Anbieter noch nicht genau, wie lange die notwendigen Änderungen dauern 😉

  4. @Wolfgang:
    „Bietet uns langlebige, warm-weiße, dimmbare LED-Leuchten mit einem Farbwiedergabeindex von rund 90, einem Lichtstrom von mindestens 900 Lumen, einer Leistungsaufnahme von ca. 10 Watt, einem Abstrahlwinkel von mindestens 300 Grad für maximal 25 Euro an!“
    Das ist ja schon geschehen, die L-Price Lamp gibt es umgerechnet ab 23€:
    http://www.amazon.com/gp/product/B007RKVT4C/

  5. @Chris: Der Beitrag ist vom Dezember 2011, da gab’s die noch nicht mal in den USA zu kaufen. Außerdem haben wir in Europa nicht viel von der „L-Prize“ (nicht „Price“), wenn ich mir die Voltzahl (120) und die Versandbedingungen anschaue:
    „Currently, item can be shipped only within the U.S. and to APO/FPO addresses“

  6. jetzt gibts aber wieder neues!! von der Firma Cree wird derzeit gerade eine gute LED Lampe sehr billig angeboten, leider noch derzeit nur in den USA über dortige Baumarktketten (Achtung, nicht für 230V geeignet).

    das lässt hoffen!!

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