LED-Lampen immer besser und billiger – wann lohnt sich der Kauf?

Die Elektronikindustrie stellt uns immer wieder vor die schwere Entscheidung: Sollen wir wirklich jetzt ein neues Gerät kaufen, wenn’s schon in ein paar Monaten was weitaus Besseres für weniger Geld gibt? Und weil LED-Lampen keine simplen „Glühbirnen“ mehr sind, sondern ebenfalls den Regeln für High-Tech-Produkte unterliegen, gilt diese Frage auch für alle, die mit moderner Beleuchtungstechnik Geld sparen wollen.
Vier LED-GU10-Generationen
Vier Generationen von LED-Spots mit GU10-Sockel aus den letzten fünf Jahren (von links oben nach rechts unten): Eine ca. 3 Watt starke, nicht dimmbare „no name“-Lampe mit bedrahteten Einzel-LEDs, ein dimmbarer 4,5W-LED-Spot von “Delock Lighting” mit zahlreichen SMD-Chips, ein dimmbarer 5,5-Watt-Osram-„Parathom Advanced“ mit drei LED-Modulen und ein 2013 vorgestellter, dimmbarer 7-Watt-Strahler von LEDON mit vier LEDs. (Foto: W. Messer)

Wahrscheinlich kennen Sie das: Sie marschieren stolz wie Bolle mit einem frisch erworbenen, supergünstigen TV-Gerät aus dem Discounter. Am selben Tag stellen Sie durch eine kurze Internet-Recherche fest, dass das Ding schon von einem erheblich besseren Nachfolgemodell abgelöst wurde. Und selbstverständlich haben Sie auch viel zuviel bezahlt, weil „the next big thing“ sogar regulär noch billiger sein wird als Ihr vermeintliches Schnäppchen.

Was tun Sie also? Sie beißen sich vor lauter Ärger in diverse Weichteile und bereuen Ihren Kauf auf’s Tiefste. Exakt so geht es auch vielen, die in stromsparende LED-Beleuchtungstechnologie investieren. Auch hier geben sich ständig verbesserte Neuentwicklungen die Klinke in die Hand, während die Preise neue Tiefstände austesten. Zwischen 10 und 25 Prozent billiger werden LED-„Retrofit“-Lampen pro Jahr, prognostizierten Experten im Jahr 2012 – tatsächlich waren’s ab 2013 sogar teils bis zu 50%. Wer also Anfang 2012 seinen Haushalt für 500 Euro auf LED-Technik umgestellt hat, könnte das jetzt (2015) für unter 250 Euro tun und hätte vermutlich noch dazu schöneres und helleres Licht.

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LED-Lampen verschleißen eher „psychologisch“

Im Gegensatz zum üblichen Verschleiß bei Elektrogeräten haben wir hier einen Effekt namens „psychologische Obsoleszenz“. Wir halten das ein Jahr alte Zeug plötzlich für Mist – nicht, weil’s kaputt wäre, sondern nur, weil’s schon wieder was Neues gibt. Egal, ob sinnvoll oder nicht:  Die unterschwellige Botschaft der Industrie lautet …

Wegwerfen, neu kaufen!

Wer diesen Befehl missachtet, sabotiert vorsätzlich das Geschäftsmodell zahlreicher Branchen, die auf schnelle Produktzyklen setzen. Die Beleuchtungsindustrie hatte es da fast 100 Jahre lang relativ komfortabel. Glühlampen brennen nach rund 1000 Leuchtstunden durch und müssen zwingend ersetzt werden – ganz ohne Psychologie. Schon bei den deutlich langlebigeren Kompaktleuchtstofflampen war das nicht mehr so einfach. Hier lockten die Unternehmen erstmals mit signifikanten Weiterentwicklungen, ohne jedoch ein wirklich optimales Produkt zu haben.

Die Kunden sitzen am Drücker

Und wie seht’s mit den seit gut einem halben Jahrzehnt verbreiteten LED-Lampen aus, die teils 25 Jahre oder länger halten sollen? Ganz schlecht – aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Wirklich notwendige Ersatzbeschaffungen fallen bei diesem Durchhaltevermögen weitgehend aus, also muss es fast ausschließlich die „psychologische Obsoleszenz“ bei der Kundschaft richten. Wenn aber eine leistungsstarke, hochwertige Lampe nicht nur wenige Cent, sondern früher mal 30 Euro und mehr kostete, drohte auch die Gefahr einer großflächigen Kaufzurückhaltung.

Tatsächlich hatte sich der LED-Markt für Privatverbraucher lange Zeit nicht so rasend schnell entwickelt, wie von den Unternehmen prognostiziert. Derzeit gibt es globale Überkapazitäten bei der Produktion und selbst bei den Giganten der Branche ziemlich miese Renditen. Die Folge: Werksverkäufe oder -schließungen, tausende Entlassungen, massive Umstrukturierungen, fallende Verkaufspreise. Inzwischen ist es eher ein Käufer- als ein Verkäufermarkt – der Kunde bestimmt bei beklagenswertem Wissensstand mit seinem Zögern über den Erfolg einer kompletten Technologie.

„Abwarten“ ist keine Option mehr

Aber wie sinnvoll ist das Warten auf Besseres und Billigeres bei der Umrüstung auf LED-Beleuchtung? Früher sehr, heutzutage kaum noch. Vor rund sieben Jahren gab es tatsächlich nur wenige LED-Leuchtmittel, die den herkömmlichen Lampen wirklich das Wasser reichen konnten. Damals lohnte sich der Umstieg nur, wenn man mit zahlreichen Abstrichen bei Helligkeit, Lichtqualität und Komfort (Dimmbarkeit! Lautstärke!) leben konnte. Inzwischen gibt es aber eine Vielzahl von akzeptablen bis sehr guten LED-Retrofits, die rund 90% weniger Strom als ihre traditionellen Vorfahren brauchen (Stand Oktober 2015) und laut „Stiftung Warentest“ die beste Ökobilanz aller energiesparender Leuchtmittel aufweisen.

Schalten wir mal die Psychologie ab und die Mathematik an: Wenn Sie vor zwei Jahren 500 Watt Glühlampen-Beleuchtung in der Wohnung durch 100 Watt LED-Licht ersetzt haben, dann konnten Sie seither über 870 Kilowattstunden sparen (bei durchschnittlich drei Leuchtstunden pro Tag). Bei einem Brutto-Durchschnittspreis von 28 Cent pro kWh wären das gut 243 Euro. Dazu kommt die Ersparnis durch die wegfallende Ersatzbeschaffung der Glühlampen, die Sie schon mindestens ein Mal ausgetauscht hätten.

LED-Lampen ziehen mit um

Das alles zusammen wiegt möglicherweise bereits den kompletten Anschaffungspreis Ihrer LED-Lampen auf. Die sind aber nach zwei Jahren nicht tot, sondern leuchten im besten Fall noch weitere 20 Jahre und mehr. In dieser Zeit wechseln Sie vielleicht vier Mal den Wohnort oder bauen ein neues Haus – die Leuchtmittel können theoretisch immer mit umziehen.

Carus-400lm-ausMal angenommen, Sie hätten 2011 zwölf 8-Watt-LED-Lampen à 15 Euro gekauft, um jeweils 40 Watt starke Glühlampen zu ersetzen – macht insgesamt 180 Euro. Ihr Nachbar leuchtete seine Wohnung währenddessen mit traditionellen „Birnen“ aus und stellt erst jetzt auf LEDs um. Dann zahlt er heute (Stand 2015) für die neuen Lampen (Foto rechts) nur noch rund 5 Euro pro Stück – das sind 60 Euro Investition.

Sein Abwarten wird also mit 120 Euro und auch noch mit etwas besserer Energieeffizienz, angenehmerer Lichtfarbe und einem höheren Farbwiedergabeindex belohnt – die technische Entwicklung ging ja inzwischen weiter.

In der Bilanz haben Sie gewonnen

Finanziell liegen Sie dennoch vorne, weil Ihre älteren LED-Lampen in diesen vier Jahren bereits über 400 Euro Ersparnis „eingespielt“ haben. Das holt Ihr Nachbar über die gesamte Lebensdauer seiner nur noch 5 bis 6 Watt starken Lampen auch mit der verbesserten Lumen/Watt-Effizienz nicht mehr herein. Dieser absolute Unterschied von 2 bis 3 Watt ist einfach zu gering, um bei der Stromrechnung wirklich positiv aufzufallen. Selbst die maximal 36 Watt Differenz für alle zwölf Lampen sind Kleinkram.

Jetzt müssen Sie nur noch dem Teufelchen in Ihrem Ohr widerstehen, das Ihnen die Industrie dort hin gesetzt hat, um Ihnen fortwährend …

Wegwerfen, neu kaufen!

einzuflüstern. Wenn Sie nämlich nur wegen leicht verbesserter Leistungswerte die alten Lampen schon nach zwei bis vier Jahren durch neue Modelle ersetzen, machen Sie einen großen Teil Ihrer Sparbemühungen zunichte. Nicht zu reden von der Ressourcen-Verschwendung, denn die Produktion der neuen Leuchtmittel kostet ja ebenfalls Energie und Material.

Wann ist also der beste Zeitpunkt zur Umstellung auf LED-Beleuchtung, wenn Sie’s noch nicht getan haben? Heute, weil’s gestern nicht mehr geht. Und außerdem kann sich die Anschaffung durch die stark gesunkenen Lampenpreise und diverse Schnäppchen häufig bereits im ersten Jahr amortisieren.

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