Kräftig in Bewegung ist der Beleuchtungsmarkt zur Zeit: Siemens-Tochter Osram macht schon rund ein Viertel seines Geschäfts mit LED-Leuchtmitteln, bei Philips sind es immerhin 18 Prozent – Tendenz in beiden Fällen stark steigend. Andere Unternehmen wie die Zumtobel-Tochter „LEDON“ sind ohnehin komplett auf diese Technik abonniert und freuen sich über wachsende Umsätze. Also alles in Butter? Leider nein.
Verschiedene, teils widersprüchliche Entwicklungen begleiten den derzeitigen Technologiewandel. So muss Osram rund 1000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen, weil die Fertigung von herkömmlichen Glühlampen ausläuft. Bei der Produktion von LED-Leuchtmitteln (etwa in Regensburg) werden die meisten dieser Mitarbeiter wegen des höheren Automatisierungsgrads nicht mehr gebraucht. US-LED-Spezialist „Cree“ enttäuschte mit seinem jüngsten Quartalsbericht die Analysten, weil Umsatz und Gewinn nicht so stark stiegen wie erwartet, versetzte damit der gesamten Branche einen Dämpfer. Die Philips-LED-Tocher „Lumileds“ notierte im vierten Quartal 2011 überraschend einen Umsatzrückgang im professionellen Segment.
Andererseits beklagen Kommunen und einige Einzelhändler momentan Lieferschwierigkeiten bei einigen besonders gefragten LED-Lampentypen. Zum Teil müssen Kunden auch sehr lange Wartezeiten für neue Produkte in Kauf nehmen, die zwar angekündigt waren, aber dann doch nicht verfügbar und/oder serienreif sind. Es hakt wohl noch an einigen Stellen bei der Umsetzung der Entwicklungsarbeiten in die Serienproduktion. Da lässt man sich lieber etwas mehr Zeit zur Nachbesserung, denn schließlich nagt kaum etwas nachhaltiger an Image und Umsatz als ein unausgereiftes Endprodukt.
Vollwertiger Ersatz für herkömmliche 40-Watt-Glühlampe: Dimmbare „LEDON G80“-LED-„Globe“-Lampe mit knapp 6 Watt und 400 Lumen – bei uns als „Retrofit“ in einer Außenleuchte im Einsatz. (Foto: W. Messer)
Damit haben Fernost-Produzenten offenbar kein Problem: Sie überschwemmen den europäischen Markt mit LED-Billigleuchtmitteln, deren offizielle technische Daten häufig mehr von blühender Phantasie als von harter Realität geprägt sind. Entsprechend wenden sich viele Käufer enttäuscht und langfristig von der neuen Technologie ab, weil sie zu Unrecht vermuten, dass alle LED-Lampen so unangenehme Lichtfarben, mangelnde Helligkeit, Effizienz, Farbwiedergabe und Lebensdauer haben wie die Funzeln aus Hongkong-Hinterhofklitschen.
Abschreckende Wirkung auf potenzielle „Umsteiger“ hat auch die Preisgestaltung bei wirklich hochwertigen LED-Leuchten. Teils über 40 Euro für eine „Retrofit“-Lampe mit E27-Sockel oder knapp 25 Euro für einen dimmbaren GU10-Spot sind einem hartnäckigen „Glühbirnen-Fan“ kaum zu vermitteln, der bisher nur einen Euro oder weniger für seine Leuchtmittel bezahlt hat. Nur sehr langsam – wenn überhaupt – setzt sich die Erkenntnis durch, dass es durchaus massive Einsparungen gibt, wenn man bei der privaten oder gewerblichen Lampenwahl langfristig denkt und andere Kriterien ansetzt als gewohnt.
Immerhin erklärte Philips-Chef Frans van Houten vor einigen Tagen öffentlich, dass die derzeitigen Preise für den durchschnittlichen Konsumenten zu hoch seien und kündigte baldige Senkungen an. Teils haben Baumärkte in Deutschland diese Entwicklung schon Anfang des Jahres in Sonderaktionen vorweg genommen. Bis die Stückkosten bei der LED-Leuchtmittelherstellung nach den hohen Entwicklungs- und Anlaufinvestitionen dann aber tatsächlich sinken, müssen einige Produzenten wahrscheinlich noch für längere Zeit mit Verlusten oder höchstens marginalen Gewinnen rechnen.
Wer sich hier bereits mit einer mutigen Preis-, Qualitäts- und Marketingstrategie ordentliche Marktanteile sichern kann und einen langen Atem hat, für den strahlt der LED-Beleuchtungsmarkt später umso heller. Finanzschwache, zaghafte und kleinere Betriebe werden dagegen gar nicht oder allenfalls in Nischen überleben. Unterschätzen sollte man dabei keinesfalls die Lernfähigkeit der Fernost-Unternehmen. Ähnlich wie im Solarzellenmarkt könnte es einzelnen chinesischen, taiwanesischen, indonesischen, malaysischen oder südkoreanischen Produzenten auch bei LED-Leuchtmitteln auf lange Sicht gelingen, „westliche“ Qualitätsmaßstäbe mit unschlagbaren Preisen zu kombinieren. Dann aber würde es für Philips, Osram und Co. ziemlich duster.