Überraschend hell und weitreichend ist ein neuer, nominell 4,5 Watt und 345 Lumen starker GU10-LED-Spot von „LightMe“. Dabei beansprucht er nicht mehr Platz als ein stromhungriger Halogenstrahler.
Fast identische Dimensionen: Der „LightMe“-LED-Spot (links) und ein 35-Watt-GU10/PAR16-Halogenstrahler (rechts). Die Unterschiede offenbaren sich erst im Betrieb. (Fotos: W. Messer)
„LightMe“-LED-Lampen tauchen immer mal wieder als Sonderangebote in Discounter-Filialen und Baumärkten auf, verstehen sich aber dennoch als Markenprodukte und überhaupt nicht als „No-Name-Ramsch“-Leuchtmittel. Ab und zu landen sie sogar mal als Kandidaten bei „Stiftung Warentest“. Tatsächlich kommen die Lampen vom gleichen Anbieter, der auch die erheblich teureren „Megaman„-Retrofits vertreibt: Der IDV GmbH in Langenselbold. Und so finden Sie im „LightMe“-Sortiment durchaus auch dimmbare LED-Retrofits, solche mit besonders hoher Farbtreue (Ra 90) oder mit sehr viel Licht aus kleinstem Raum.
Mein aktueller Testkandidat kommt aus der letzten Abteilung: Ein nicht dimmbarer GU10-Hochvolt-Spot für 6,99 Euro (UVP) mit offiziell 345 Lumen Lichtstrom und 1200 Candela Lichtstärke aus 4,5 Watt, „warm-weißer“ Farbtemperatur 3000 Kelvin, Farbwiedergabeindex Ra 80, 25 Grad Halbwertswinkel, EU-Ökolabel A+ sowie 15.000 Leuchtstunden und 40.000 Schaltzyklen Nennlebensdauer (Verpackungseinleger mit Daten im Foto rechts).
Die Besonderheit: Mit knapp 5 cm Maximaldurchmesser und nur 5,2 cm Gesamtlänge baut er deutlich kompakter als viele andere LED-Spots dieser Leistungsklasse und passt somit überall dort ‚rein, wo vorher traditionelle 35- oder 50-Watt starke GU10/PAR16-Halogenstrahler leuchteten.
Vordergründig kaum optische Differenzen
Auch beim Gewicht und äußerlich sehen Sie erstmal kaum Unterschiede: 49 Gramm wiegt der „LightMe“-Spot, 41 g ein ähnlich helles Halogen-Pendant. Beide haben einen facettierten Reflektor, ein silbern glänzendes Gehäuse und einen weißen Aluguss- bzw. Keramiksockel. Beim zweiten Blick von oben (Foto links) offenbart sich allerdings eine Linsen-/Streuscheiben-Optik mit einem darunter liegenden, zentralen CoB-LED-Modul, das Sie so natürlich beim Halogenstrahler nicht finden.
Das macht sich auch beim Leuchtbild bemerkbar. Im Gegensatz zu Multi-LED-Spots gibt’s beim „LightMe“-Spot nämlich keine mehrfachen, sich überlagernden Schattenwürfe. Im Nahbereich serviert er Ihnen einerseits einen relativ schwachen und breiten Lichtkegel (ca. 120 Grad Winkel), andererseits eine sehr starke zentrale, enge und weitreichende Keule:
Die Ulbricht-Kugel im Labor attestierte dem Spot insgesamt sagenhafte 442 Lumen (pdf-Download des kompletten Laborprotokolls). Laut EU-Verordnung darf jedoch bei Richtstrahlern nur der Wert über einen 90-Grad-Kegelwinkel berücksichtigt werden. Hier blieben 360 lm übrig – immer noch mehr als die Herstellerangabe. Meine Leuchtversuche musste ich jedenfalls auf den Außenbereich erweitern, weil selbst das über sieben Meter lange Studio zu klein für die praktische Reichweite des Leuchtzwergs war.
Tatsächlich können Sie mit diesem LED-Spot sogar in gut zehn Metern Distanz im ansonsten nächtlichen Garten noch ein Buch lesen und bis auf rund 50 m Ihre frei laufenden Katzen oder sonstiges Getier identifizieren. Versuchen Sie das mal mit einem ähnlich hellen 35-Watt-Halogenstrahler und seinen etwa 40 Grad Halbwertswinkel. Der ziemlich enge Nennwinkel der „LightMe“-Lampe und die daraus resultierende hohe Lichtstärke ist also nicht gelogen, wie auch unser Laborwert von rund 29 Grad weitgehend bestätigt (pdf-Download des Abstrahldiagramms).
Relativ neutrale Farbdarstellung
Noch ein Unterschied: Die Lichtfarbe (laut unserer Messung 2907 statt 3000 Kelvin) wirkt erheblich neutraler als bei Halos (2600 bis 2800 K). Trotz des ziemlich durchschnittlichen Farbwiedergabeindex‚ Ra 83,1 kann die Darstellung meines Standard-Farbtreue-„Models“ – einer sattroten Ducati 916 im Kleinformat auf weißem Untergrund – absolut überzeugen (Weißabgleich „bewölkter Himmel“, keine Nachbearbeitung):
Die Gelb-Orange-Verschiebung der Farben ist lange nicht so stark wie bei den üblichen 2700-K-LED-Spots, obwohl natürlich die Darstellung der satten Rot-, Schwarz- und Metall-Partien viel weniger konkret und naturgetreu ausfällt als mit Ra->90-Leuchtmitteln. Vor allem bei der Zusatz-Referenzfarbe „Rot gesättigt“ geht der Messwert ziemlich in den Keller (R9 = 8,5). Unangenehme Farbstiche sind mir dennoch nicht aufgefallen; das gilt ebenso für die Beleuchtung von Hautpartien („Hautfarbe Rosa“/R13 = 85) oder Lebensmitteln. Der „LightMe“-Spot ist also auch eine ordentliche, bezahlbare Lichtquelle für Badezimmer, Garderoben, Küchen oder Esszimmer.
Das Spektraldiagramm des „LightMe“-Strahlers mit der Energieverteilung (in Milliwatt) über den Bereich der sichtbaren Lichtwellenlängen (in Nanometer). Deutliche Spitzen gibt’s bei ca. 460 nm (Blau) und 606 nm (Gelb-Orange); die rechnerisch dominante Wellenlänge liegt mit 583 nm etwas darunter.
Störende Geräusche müssen Sie nicht befürchten: Ein leises Surren ist nur hörbar, wenn Sie das Ohr direkt an die Lampe halten; schon fünf Zentimeter weiter wird es komplett still. Beim Ein- und Ausschalten gibt es keine merkliche Verzögerung – Sie kriegen ohne „Fading“ sofort die volle Helligkeit oder Dunkelheit. Kleiner Wermutstropfen: Das Display meiner Digitalkamera zeigte ein ziemlich ausgeprägtes Flimmern, das ich mit bloßen Augen nicht wahrnehmen konnte, flimmersensible Menschen aber wahrscheinlich schon.
Heißer als 60 Grad wurde es nicht
In meiner offenen Testfassung hielt sich die Hitzeentwicklung in Grenzen. Nach zwei Stunden Dauerlauf gab’s an der wärmsten Gehäusestelle moderate 60 Grad. Wo genau die auftreten, kommt auf die Einbaulage an. Bei hängender Montage kriegt die Elektronik im weißen Sockel die meisten Celsiusgrade ab, während der optische Teil handwarm bleibt. Stehend ist es natürlich umgekehrt und mutmaßlich auch besser für die Lebenserwartung – vor allem beim Einbau in ein enges Gehäuse ohne ausreichende Luftzirkulation.
Eine kleine Überraschung lieferte das Labor bei der Messung der Leistungsaufnahme: Kalt waren’s 5,9 Watt und nach zwei Stunden immer noch 5,2 W (statt der offiziellen 4,5 W) – bei einem schwachen elektrischen Leistungsfaktor von nur 0,54. Mein Hobby-Messgerät zeigte bei vergleichbaren Bedingungen sogar 5,8 W und 0,53. Für mich ist das nach dem Flackern, der fehlenden Dimmbarkeit, dem geringen Gewicht, den kompakten Maßen sowie der hohen Effizienz von ca. 85 lm/W ein weiteres Indiz für eine offenbar stark „abgespeckte“ Vorschaltelektronik mit nur wenigen Bauteilen. Hoffen wir mal, dass die wenigstens ausreichend langlebig sind.
Mein Testurteil:
Die nicht dimmbare „LightMe“-LED-Spot-Variante mit 25° Abstrahlwinkel ist eine gute Wahl für alle nicht flimmer- und flackersensiblen Menschen, die entweder aus kürzerer Distanz einen kleinen Bereich stark erhellen oder ordentlich Licht aus größerer Entfernung brauchen. Die Lichtqualität ist erheblich besser als das, was früher mal aus günstigen 3000-Kelvin-Spots kam; die Lichtfarbe wirkt trotz deutlicher Unterschreitung des Nennwerts neutraler als bei Glüh- oder Halogenlampen und sieht wirklich angenehm aus.
Die perfekt Retrofit-tauglichen Dimensionen, die enorme Helligkeit und der günstige Preis sprechen ebenfalls für diesen „Leuchtzwerg“, der je nach Einsatzbereich einen 35- oder 50-Watt-Halogenstrahler ersetzen kann. Das Stromsparpotenzial von rund 85% ist etwas geringer als vermutet, weil die im Labor „warm“ gemessene Leistungsaufnahme gut 13% über der offiziellen Angabe liegt. Ich würde das aber nicht als ein relevantes Argument gegen den Kauf sehen, zumal auf der anderen Seite ja auch mehr Lichtleistung ‚rauskommt als versprochen. Insgesamt reicht das bei meiner bis „Fünf“ reichenden, strengen LED-Bewertungsskala guten Gewissens für
zwei Sterne.
(Offenlegung: Der LED-Spot wurde mir als Vorserien-Bemusterungsexemplar von der IDV GmbH gratis zur Verfügung gestellt und bleibt zum Dauertest bei mir. Im Handel wird der Strahler vermutlich erst im Dezember auftauchen.)
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