OLED-Beleuchtung: Noch keine helle Freude

Leider gibt es derzeit keine tollen Neuigkeiten aus der Welt der LED-Lampen für Endverbraucher, deshalb haben Sie hier in den vergangenen Wochen auch nicht sehr viele Blogbeiträge in der Kategorie „LED-Beleuchtung“ gelesen. Noch immer werden in den Katalogen der Elektronikversender, in Baumärkten und in LED-Online-Shops vorwiegend sattsam bekannte Produkte angeboten, die entweder lichtschwach, ausfallträchtig oder zu teuer sind. Teilweise gelingt sogar das Kunststück, diese Eigenschaften in einem Produkt zu vereinen, Chapeau!

Wir umweltbewussten Konsumenten müssen also weiterhin davon träumen, bezahlbaren LED-Ersatz für stromfressende Glühfaden- oder Halogenlampen zu bekommen, der dann auch tatsächlich so hell ist wie die traditionellen Leuchtmittel und dazu eine angenehme Farbtemperatur hat. Nur damit wäre aber eine breite Marktdurchdringung möglich. Der durchschnittliche Lampenkäufer wird kaum einsehen, warum er für einen warmweißen, dimmbaren LED-Nachfolger seiner 60-Watt-„Birne“ bis zu 50 Euro bezahlen soll.

Aus schierer Verzweiflung habe ich deshalb mal über den Tellerrand ins relativ neue Universum der „Organischen Leuchtdioden“ (OLED) gelinst und zum Beispiel das hier entdeckt:

Philips Lumiblade
Drei Philips-OLED-„Lumiblade“-Module. (Philips-Pressefoto)

Sieht das nicht toll aus? Ein gleichmäßiges, blendfreies Licht mit schöner Farbtemperatur (etwa 2700 Kelvin), verpackt in einem unfassbar dünnen Trägerrahmen – da kommen mir doch auf Anhieb Dutzende Einsatz- und Kombinationsmöglichkeiten in den Sinn. Oder wie wär’s mit sowas?

Ledon-Luceos
„Luceos OLED 1“-Module des Zumtobel-Joint-Ventures „LEDON OLED Lighting“. (LEDON OLED-Pressefotos)

Mit rund 4200 Kelvin sieht das nach der idealen Beleuchtung für Büros, Küchen oder Arztpraxen aus. Solche Panels gäbe es natürlich auch in anderen Formen:

Ledon-Lureon
„Lureon-OLED 1“-Module von LEDON OLED Lighting.

Traumhafte Bauteile für Lichtdesigner – und tatsächlich gibt es schon einige künstlerisch gestaltete Leuchten auf OLED-Basis. Eine davon sehen Sie unten rechts:

Osram-OLED
September 2010: Dr. Thomas Geelhaar (Fa. Merck) stellt in Darmstadt den Prototyp eines flexiblen OLED-Flächenstrahlers vor. Daneben die „PirOLED“-Leuchte von Osram. (Foto: Kuebi/Armin Kübelbeck@Wikimedia Commons, Lizenz cc by-sa 3.0)

So, jetzt dürfen Sie gerne noch ein paar Minuten schwärmen und träumen

… aber jetzt kommt der böse Wolf(gang) und holt Sie wieder auf den Teppich der harten Realität zurück: All diese hier gezeigten Module und Leuchten sind erheblich dunkler als vergleichbar große, durchschnittliche LED-Produkte, sie halten bei Weitem nicht so lange und ziehen Ihnen noch dazu das sauer verdiente Geld aus der Tasche, das Sie eigentlich für’s Studium Ihrer Kinder oder die nächste große Inspektion Ihres Ferrari (mit Zahnriemenwechsel!) zurücklegen wollten.

Die oben gezeigte, 88 Zentimeter hohe „PirOLED“ zum Beispiel wird seit November 2010 offiziell für 9.800 Euro angeboten (neuntausendachthundert, kein Fehler!). Für den größten Teil der Lichtleistung (bis zu 300 Lux bei 10 Watt Gesamtleistung) sorgen dabei noch nicht Mal die fünf teuren OLED-Elemente (insgesamt 4 Watt), sondern fünf zusätzlich eingebaute herkömmliche LEDs (insg. 6 Watt). Und die braucht’s dringend, denn ein „Orbeos“-OLED-Einzelmodul von Osram zum Beispiel schafft bei einem Verbrauch von 0,7 Watt nur einen Lichtstrom von 16 Lumen (entspricht etwa einer herkömmlichen 2-Watt-Glühlampe, zwei Watt – es gibt Taschenlampen, die heller sind!), kostet aber über 300 Euro.

Osram Orbeos
Ein rundes Osram-„Orbeos“-Modul in der „PirOLED“-Stehlampe (rechts) und die mit rechteckigen „Orbeos“-Panels bestückte OLED-Hängelampe „Airabesc„. (Foto: Osram)

Noch mehr Schockpreise gefällig? Die dimmbaren „Luceos“-Module von „LEDON OLED Lighting“ aus Dresden (nicht zu verwechseln mit der österreichischen Zumtobel-Tochter „LEDON Lamp“) gibt’s ab 490 Euro. Sie basieren auf den Osram-„Orbeos“-Modulen mit einem Lichtstrom von 20 bis 25 Lumen pro Watt. Ein „Lumiblade“-Testkit von Philips mit zwei Modulen können Sie derzeit zum Sonderpreis von 180 Euro kaufen. Die aus einem solchen Modul entstandene Designer-Lampe „O’Leaf“ (2,7 Watt, rund 65 Lumen) von Modular Lighting Instruments geht für rund 330 Euro über den Tisch. Da ihr Lichtstrom ähnlich schwach ausfällt wie der einer 5-Watt-Glühlampe, können Sie die eingeschaltete „O’Leaf“ bei Nacht zwar recht gut sehen, sonst aber nichts in ihrem Zimmer. Die „Lureon“-Panels von LEDON schaffen nur etwas mehr als 10 Lumen pro Watt, sie werden erst ab August in Serie gehen – ein Preis ist mir noch nicht bekannt.

Dabei wäre durchaus eine erheblich höhere Effizienz möglich. Leider erreichen aber bisher nur Prototypen oder Labormuster unter realitätsnahen Bedingungen Werte über 30 Lumen pro Watt, in der Spitze sind’s rund 90, angepeilt werden 100 Lumen. Zum Vergleich: Anständige herkömmliche LED-Lampen schaffen bereits jetzt problemlos 70 Lumen pro Watt. Dazu kommen die noch recht begrenzte Lebensdauer von rund 5.000 Stunden (LED: bis 50.000) und die Empfindlichkeit gegenüber hohen Temperaturen, Wasser und Sauerstoff. Deshalb müssen die Elemente absolut dicht verkapselt sein.

Gleißende Helligkeit gefällig? Kein Problem: Die „LEDON OLED Lighting“-Leute haben gerade auf einer Messe den Prototyp eines OLED-Lichtmoduls mit neun Einzelelementen und 1.001 Lumen vorgestellt (Stromverbrauch ca. 33 Watt, 30 Lumen pro Watt, Farbtemperatur 4.077 Kelvin, 5 mm dick, 30×30 cm groß). Damit könnten Sie immerhin eine 100-Watt-Glühlampe ersetzen oder eine 13-Watt-LED-Lampe, falls es das Modul mal zu kaufen gibt und Sie dafür vermutlich mindestens 13.000 Euro übrig haben.

Die derzeitigen OLED-Preise sind natürlich nicht in Stein gemeißelt. Die Experten von „Lux Research“ rechnen damit, dass die derzeit üblichen rund 13 Euro pro Lumen bis zum Jahr 2020 auf etwa 0,50 Euro für starre Glas-OLEDs und gut 0,12 Euro für die dünnen, flexiblen Folien bröckeln werden. Aber auch dann liege der weltweite Jahresumsatz mit OLED-Beleuchtung kaum höher als 40 Millionen Euro. Hier fehlen allerdings die nicht direkt Licht-bezogenen OLED-Anwendungen, die bereits jetzt recht populär sind; vor allem für Smartphone- und MP3-Player-Displays sowie in kleineren Mengen auch für TV- und Computermonitore.

Erstaunlich, dass Philips jetzt zufälligerweise ebenfalls 40 Millionen Euro für eine Erweiterung der OLED-Fertigung an seinem Standort Aachen investiert. Konkurrent Osram hat unterdessen rund 20 Millionen Euro in eine Pilotproduktionslinie in Regensburg gesteckt, wo die Herstellungskosten in der letzten Ausbaustufe gegenüber heute um rund 90 Prozent gesenkt werden sollen. Offenbar schätzen beide Unternehmen den Zukunftsmarkt optimistischer ein als „Lux Research“.

Die Technik an sich hätte ja auch einen gewissen Charme für den Massenmarkt: OLED-„Leuchtflächen“ strahlen absolut gleichmäßiges, blendfreies Licht aus (ohne einzelne Leuchtpunktquellen wie bei LEDs), brauchen deshalb weder Reflektoren noch Blenden oder Streuscheiben, sind durchweg mit Pulsweitenmodulation oder DMX-Technik dimmbar, verändern ihre Lichtfarbe nicht mit dem Betrachtungswinkel und sorgen je nach Version für Arbeitsbeleuchtung („Putzlicht“) oder heimelige Atmosphäre – fast wie zu alten „Glühbirnen“-Zeiten.

Ein weites Anwendungsfeld wäre auch der Automobilmarkt. Flexible OLED-Streifen können direkt auf das Blechkleid geklebt werden, als Tagfahrlicht, Bremslicht, Blinker, Rücklicht oder Kennzeichenbeleuchtung, aber ebenso als flächige Design-Lichtakzente. Mindestens so zahlreich sind die Einsatzmöglichkeiten als Nutz- oder Zierlicht im Innenraum – vereinzelt ist das auch schon zu in Prototypen und Konzeptstudien zu sehen.

Stand heute ist also: Wenig Licht für absurd hohe Preise. Stand übermorgen: Meine Enkelinnen tapezieren ihre ersten Buden mit OLED-Folien. Lampen? Braucht dann kein Mensch mehr. Gut möglich, dass es so kommt.

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7 Gedanken zu „OLED-Beleuchtung: Noch keine helle Freude

  1. Danke für den Artikel, auch wenn er meiner Meinung nach sehr kritisch ist. Er erinnert mich an ähnliche Berichte über LEDs von vor 7 Jahren. Auch darin wurden immer wieder bezweifelt ob aus Leuchtdioden jemals richtig Licht raus kommt und ob diese Technologie jemals bezahlbar sein wird. Möge es also ein gutes Omen sein und hoffentlich ist die Oled Technologie genauso erfolgreich wie Leds heute. Sie hat auf alle Fälle enormes Potenzial und ich finde gerade die Oled Leuchten wie die Airabesc von Osram saugeil.

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  3. „Noch immer werden in den Katalogen der Elektronikversender, in Baumärkten und in LED-Online-Shops vorwiegend sattsam bekannte Produkte angeboten, die entweder lichtschwach, ausfallträchtig oder zu teuer sind. Teilweise gelingt sogar das Kunststück, diese Eigenschaften in einem Produkt zu vereinen, Chapeau!“

    Super zum Ausdruck gebracht und genau unsere Erfahrung. Wir haben hunderte von LED-Lampen eingekauft, verkauft, zurückgenommen! Warten wir also darauf, das die LED das kann, was andere Leuchtmittel schon seit Jahren können. Über 100 Lumen super Licht machen, bis zu 30.000 Stunden halten und wenige Euru kosten.

  4. @Görschen: Dieser Beitrag wurde im Juli 2011 geschrieben, seither hat sich in einigen Bereichen Entscheidendes verbessert. Ich empfehle dazu einige meiner neueren Testberichte – etwa zu den aktuellen Lampen von LEDON, „LED’s change the world“, Osram oder Philips. Einfach mal in der Kategorie „LED-Beleuchtung“ stöbern.

  5. „Super zum Ausdruck gebracht und genau unsere Erfahrung. Wir haben hunderte von LED-Lampen eingekauft, verkauft, zurückgenommen! Warten wir also darauf, das die LED das kann, was andere Leuchtmittel schon seit Jahren können. Über 100 Lumen super Licht machen, bis zu 30.000 Stunden halten und wenige Euru kosten.“

    Andere Leuchtmittel halten bis 30.000 Stunden? Also ich weiß nicht welche Leuchtmittel Sie meinen, aber die bessere Energiesparlampe ist gut, wenn sie es bis 20.000 Stunden schafft…moderne LEDs schaffen 50.000 Stunden, das ist auf Energiekosten gesehen nochmal eine andere Welt. Auch wenn Ihr Beitrag schon über 6 Monate alt ist, so war er dennoch damals nur teilweise korrekt…
    Ich mag die kritische Sicht sonst sehr, es ist sicherlich nicht alles Gold bei LEDs, aber es hat sich sehr viel getan…

  6. @N. Branger: Das kann ich im Prinzip alles bestätigen. Allerdings gibt es keinen Hersteller, der bei seinen Consumer-LED-Lampen tatsächlich 50.000 Leuchtstunden garantiert. In den „low budget“-Reihen etwa von Philips sind es eher zwischen 15.000 und 20.000 Stunden.

    Der Schwachpunkt bei Billig-„Retrofits“ von „no name“-Anbietern liegt häufig nicht bei den LED-Modulen, sondern in den verbauten Treibern. Da kann manchmal sogar schon nach ein paar hundert Stunden Schicht im Schacht sein.

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