LED-Splitter: Philips-Zahlen, „Moorea“-OLED, LEDON-Frust (Update)

Heute in den „LED-Splittern“: Philips will bei allem dabei sein, was leuchtet – von der preisgünstigen „low budget“-LED-Lampe bis zur teuren OLED-Designer-Tischleuchte. Aktuell tragen die LED-Verkäufe des niederländischen Konzerns schon rund 20 Prozent zum gesamten Umsatz der Lichtsparte bei, Tendenz steigend. Derweil würde die Zumtobel-Tochter LEDON gerne noch mehr Umsatz mit ihren „Retrofit“-LED-Lampen machen, wird aber teilweise von Verzögerungen beim Serienanlauf eingebremst.

Philips-OLED-Leuchte “Moorea”
Die OLED-Tischleuchte „Moorea“ des Designers Daniel Lorch soll ab September in einer limitierten Auflage verkauft werden. Geplanter Stückpreis: Rund 1500 Euro. (Foto: Philips-PR)

LED-Lampen 2013 für nur 5 Euro?

Frans van HoutenEin paar leuchtende Augen gab’s an diesem Montag bei der Vorstellung der Philips-Quartalszahlen (Q2, 1. April bis 30. Juni 2012, pdf-Download). Zwar wachsen auch in der Sparte „Lighting“ wegen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise die Bäume nicht in den Himmel, Vorstandschef Frans van Houten (Philips-PR-Foto rechts) konnte aber immerhin berichten, dass der Umsatz in diesem Bereich gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 6 Prozent auf 2,026 Milliarden Euro gestiegen sei. LED-basierte Beleuchtung habe dazu etwa ein Fünftel (ca. 405 Millionen Euro) beigetragen – mit einer Steigerungsrate von satten 37 Prozent.

Detaillierte Zahlen zum Philips-LED-Erfolg in einzelnen Regionen der Welt wurden nicht präsentiert, ein paar Hinweise gibt es jedoch durch die publizierte Entwicklung der gesamten Lichtsparte (allerdings ohne die Zahlen der US-Tochter „Lumileds“): In ausgesprochenen „Wachstumsmärkten“ sei eine Steigerung um 13 Prozent (Q2 2012 gegenüber Q 2011) erzielt worden, in Nordamerika habe der Anstieg im „hohen einstelligen Bereich“ gelegen, während der Umsatz in Europa leicht zurückgegangen sei.

Letzteres trübt ein wenig die Stimmung, spornt aber offensichtlich die Niederländer zu größeren Taten an. In einem Interview mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX kündigte van Houten weitere Umstrukturierungen, Innovationen und Sparmaßnahmen an, um LED-Produkte noch preiswerter als bisher anbieten zu können:

Wir haben viele Wettbewerber in Asien, die zwar weniger innovativ sind, aber aggressiv und billig auf den Markt drängen.

Schon im Frühsommer gab’s deshalb einige neue Philips-LED-Lampen für knapp unter 10 Euro – unter anderem eine 6-Watt-„Birne“ mit 350 Lumen Lichtstrom, die in vielen Fällen durchaus eine herkömmliche 40-Watt-Glühlampe ersetzen kann (auch wenn das lt. EG-Verordnung 244/2009 offiziell so nicht gesagt werden darf). Das ist aber für Frans van Houten noch nicht das Ende der Fahnenstange:

Um die Mehrheit der Verbraucher anzusprechen, muss der Preis noch weiter ‚runter gehen.

Er sehe als Schwelle für die breite Kundschaft (Sie als regelmäßiger Blog-Leser kennen das schon als „sweet spot“) einen Bereich nahe fünf Euro, der schon 2013 erreicht werden könnte. Eine Halbierung des Preises innerhalb etwa eines Jahres – diese „Hausaufgabe“ hat sich van Houten offenbar in meinem Blog abgeguckt; eine große Herausforderung, bei der ich Philips viel Glück wünsche und die vermutlich einige Mitbewerber sehr nachdenklich macht.

OLED-Design-Tischleuchte mit 240 Lumen

Einen entscheidenden Schritt nach vorne will Philips unterdessen im Bereich der Vermarktung von organischen Leuchtdioden (OLED) gemacht haben: Voraussichtlich im September werden die ersten zehn in Aachen produzierten Exemplare der „Moorea“-Tischleuchte des Designers Daniel Lorch angeboten, die mit zwei „GL350-Lumiblade“-OLED-Elementen insgesamt 240 Lumen Lichtstrom liefert und damit in den Bereich einer herkömmlichen Glühfaden- oder Halogenlampe kommt.

„Moorea“ (der Name einer Insel im Südpazifik) sei die erste OLED-Tischleuchte, die den „Ambient Light“-Bereich verlasse und echtes „Gebrauchslicht“ biete, oder in „Marketing-Sprech“:

Sie leuchtet den Tisch kraftvoll aus und macht das Potential dieser faszinierenden Technologie für die Zukunft erfahrbar. Der neuartige Verstellmechanismus kommt ohne Gelenke aus. Er basiert auf der Elastizität eines dünnen Streifens aus Formgedächtnislegierung (FGL), das mittels eines nylonverstärkten Stromkabels in die gewünschte Position gespannt wird. Da das Stromkabel integraler Bestandteil des Verstellmechnismus ist, erübrigt sich die Frage nach der Kabelführung. Für den schnellen Richtungswechsel lässt sich die Leuchte zudem um ihre eigene Achse drehen. Die Proportionen von „Moorea“ sind angelehnt an das bewährte Maß der klassischen „Bankers Lamp“, die in den Hollywoodfilmen immer auf den Tischen der Anwälte steht.

Moorea-Animation
Wie die „Moorea“-Leuchte verstellt werden kann, zeigt diese Animation der „Philips Technologie GmbH“ in Aachen.

Es werden allerdings nicht viele Anwälte sein, die ab Herbst in den Genuss dieser OLED-Leuchte kommen: Die Kleinserie ist als „Lumiblade Creative Lab Edition“ auf nur 99 Stück limitiert und der Preis wird nach mir vorliegenden Informationen voraussichtlich um die 1500 Euro liegen. Die wichtigsten Kennzahlen für je eines der beiden OLED-Panels (pdf-Download des Datenblatts): 7,2 Watt Leistungsaufnahme, 120 Lumen Lichtstrom (Effizienz 16.7 lm/W), Farbtemperatur 3250 Kelvin, Farbwiedergabeindex (CRI) >90, 10.000 Stunden Leuchtdauer bis 50% Degradation, dimmbar mit Amplituden- und Pulsweitenmodulation oder mit DMX-Technik.

Trotz des unbestreitbaren Vorteils von OLEDs, dass mit einem sehr flachen Modul eine homogene Leuchtfläche ohne Blendung und einzelne Lichtpunkte erzeugt werden kann, bleiben halt noch die Nachteile dieser sehr neuen Technologie: Heftig teuer, geringere Effizienz als „normale“ LEDs und eine voraussichtlich kürzere Lebensdauer. Aber auch das wird sich in den nächsten Jahren ändern, schließlich kosteten OLED-Standleuchten noch Ende 2010 bis zu knapp 10.000 Euro.

LEDON-Lampen in der Warteschleife

LEDON A65 kleinEigentlich schon im Frühsommer hätte auch der österreichische „Retrofit“-LED-Spezialist „LEDON Lamp GmbH“ gerne zwei neue Produkte in die Läden gebracht: Die 13 Watt starken A65 (PR-Bild links)– und G95-Lampen mit rund 800 Lumen (als vollwertiger 60-Watt-Glühlampen-Ersatz) und dem neuen hauseigenen „Wave Design“. Vorgestellt wurden sie bereits im April auf der Messe „light & building“ in Frankfurt/M. Dann aber verschob sich der Serienanlauf immer weiter – von Sommer auf Frühherbst, jetzt ist intern die Rede von „Oktober, im schlimmsten Fall auch erst November“.

Das muss natürlich für finstere Mienen in der LEDON-Verkaufsfront sorgen, denn die Konkurrenz hat längst durchschlagskräftige Munition in der 800-Lumen-Klasse auf dem Schlachtfeld – rechtzeitig vor September, wenn mal wieder die nächste Stufe des „EU-Glühlampenverbots“ europaweit für heftige Diskussionen sorgt und dem LED-Markt neue Kunden zutreibt. Das war auch bei LEDON als willkommener Anlass für eine ausgedehnte Marketing-Offensive geplant, die so allerdings einen Dämpfer erleidet.

Eine Hoffnung bleibt den Vorarlbergern: Die ebenfalls bereits im April vorgestellte (und schon länger als Warenzeichen eingetragene) „Sunset-Dimming“-Lampe soll in den nächsten Wochen serienreif sein. Mit dieser Technologie können „Glühlampen-Fans“ auch beim Dimmen von LED-„Birnen“ das erleben, was sie schon von ihren Stromfressern her kennen und lieben: Die Farbtemperatur wird beim Herunterregeln stetig „wärmer“ – von 2700 bis 1900 Kelvin. LEDON erzielt diesen Effekt durch den stufenlos mischbaren Lichtanteil von roten zu den üblichen gelb beschichteten weißen Einzel-LEDs.

Eines der ersten „Sunset-Dimming“-Exemplare wurde mir schon mal zum Testen versprochen. Aber wie heißt es so schön: „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“ – also nicht vor Sonnenuntergang, wann immer der auch stattfindet und wie dornig auch der Weg für so manche Birne aus Dornbirn sein mag.

Update 5.11.: Während das mit der „Sunset Dimming“-Lampe bekanntlich inzwischen geklappt hat, lassen die 60-Watt-Glühlampen-Äquivalente von LEDON weiter auf sich warten. Intern wird nicht mehr mit einer Produkteinführung in diesem Jahr gerechnet.