LED-Tagebuch (KW 08): VARA-Projekt, günstige Röhren, Flimmer-Messgerät

Immer wieder sonntags: Eine Wochen-Rückschau auf die Kurzmeldungen im „Blog-Telegramm“ und in der Google+-Community „LED-Beleuchtung“ – als LED-Tagebuch mit Updates und Ergänzungen.


Holy-Trinity-VARA-Tischleuchte
21.02.: 190.000 Euro will eine Dresdner Design-Manufaktur via „Kickstarter“-Crowdfunding bis 22. März einsammeln, um ab Herbst ein neues modulares, fernsteuerbares LED-Leuchtenkonzept auf den Markt bringen zu können. Herzstück des „VARA“-Systems ist eine 90 cm lange Alu-Lichtschiene (Startpreis 99 Euro), die sowohl solo als auch mit einer wandlungsfähigen, runden Halterung eingesetzt werden kann – etwa in Form einer Tischleuchte (PR-Foto oben), an einem Pendel hängend oder in einen Boden-Standfuß gesteckt (Fotos unten).

VARA-App-ScreenDie beiden Macher von „Holy Trinity“ sind keine Neulinge; altgediente Blogleser kennen Matthias Pinkert und Karsten Reichel noch aus der Zeit, als sie unter dem Label „Dreipuls“ Leuchten auf den Markt brachten, deren LEDs durch Handbewegungen oder dem Verschieben von Ringen individuell aktiviert werden konnten.

Bei „VARA“ soll das mittels Smartphone-App, Bluetooth und W-LAN (ohne ZigBee-„Gateway“ oder -„Bridge“) noch viel flexibler funktionieren, weil Sie damit die volle Kontrolle über jeden einzelnen Chip der verbundenen Leuchten, die Helligkeit sowie die Farbtemperatur zwischen 2700 und 6500 Kelvin haben (Beispiel-Screenshot rechts).

Der Abstrahlwinkel ist mit rund 150 Grad projektiert, der Farbwiedergabeindex mit Ra >85 und die Effizienz mit ca. 100 Lumen/Watt bei einer Leistungsaufnahme irgendwo zwischen 9 und 15 W. Die endgültigen Leistungsdaten werden erst im Sommer veröffentlicht.
Holy-Trinity-VARA-Pendel-Stand

Update 08.04.: Das Projekt verfehlte mit nur knapp 118.000 Euro zwar deutlich sein Finanzierungsziel, ist aber offenbar dennoch nicht gestorben. Wie mir Karsten Reichel von „Holy Trinity“ heute mitteilte, sei die „Kickstarter“-Kampagne zugleich Erfolg und Misserfolg gewesen. Fast 500 Menschen weltweit hätten über 500 Leuchten vorbestellt; außerdem habe es mehrere Anfragen von internationalen Distributoren und Projekten gegeben – unter anderem aus Hongkong, Katar, der Türkei sowie den USA. Sehr viele Unterstützer wollten auf jeden Fall eine „VARA“-Leuchte kaufen.

Man sei sehr erfreut über so viel Resonanz, sortiere jetzt die Optionen, spreche mit Investoren und werde voraussichtlich eine neue Kampagne starten. Bevor jedoch die Entwicklung weitergehe, müsse man erst die Finanzierung sicherstellen. Traumziel sei ein strategischer Investor aus der Beleuchtungs- und/oder Hausautomatisierungsbranche. Das Potenzial für „Smart Lighting“-Anwendungen sei schließlich enorm und „Holy Trinity“ hier weit vorn dabei.


MeLiTec-E27-Faden-LF09-aus-klein22.02.: Die Ende Januar getestete MeLiTec-LF09-Fadenlampe (Foto rechts) mit nominell 7 Watt und 720 Lumen flackert seit gestern leider nur noch schwach und unregelmäßig mit deutlich sichtbarer, relativ niedriger Frequenz – zwischendurch wird sie auch mal völlig dunkel (Video). Der maximale Stromverbrauch beträgt nun 0,4 Watt.

Das E27-Testexemplar aus einer Aldi-Nord-Aktion wurde bis zum Defekt höchstens 100 Stunden und 200 Schaltzyklen lang benutzt. Offensichtlich hat irgend ein Teil der Vorschaltelektronik vorzeitig den Dienst quittiert. MeLiTec versicherte auf Nachfrage, das es bisher noch keine Reklamationen gegeben habe und dies wohl ein Einzelfall zu sein scheine.


23.02.: Dimmbare T8-LED-Röhren für konventionelle Vorschaltgeräte (KVG) mit 90 cm Länge sind eher seltene Vögel. Das heißt aber nicht, dass solche Raritäten besonders teuer sein müssten – im Gegenteil: Sunny-LED-Roehre-LabelMein Werbepartner LED-Store24.com verkauft solche G13-Retrofits aktuell als limitierte Sonderangebote schon für knapp 6 oder 7,14 Euro (brutto, inklusive Starter-Dummy, + 4,95 € Versandpauschale, PR-Fotos links).

Die Röhren von „Sunny Lighting“ in China haben wahlweise Farbtemperaturen von 2700 („warmweiß“), 4000 („neutralweiß“) und 5500 Kelvin („kaltweiß“) und produzieren aus jeweils rund 14 Watt 1400, 1475 bzw. 1550 Lumen Lichtstrom.

Entsprechende Leuchtstoffröhren sind zwar deutlich heller, ziehen jedoch 30 W (plus ca. 6 W KVG-Verbrauch) und können nicht gedimmt werden. Die EU-Effizienzklasse der LED-Röhren wird mit A+ und die Nennlebensdauer mit 25.000 Leuchtstunden angegeben; Werte für schadlose Schaltzyklen, Farbwiedergabeindex und Abstrahlwinkel fehlen leider.


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24.02.: Wie heftig flimmert ein LED-Leuchtmittel? Das habe ich in meinen Tests bisher mit einem iPod und der fehlerbehafteten „Flicker Tester“-App von „Viso Systems“ gemessen; die Resultate waren deshalb nur begrenzt aussagekräftig. Wie schon im Dezember angekündigt, wird sich künftig mein Kooperationspartner „David Communication“ um dieses heikle Kriterium kümmern – und zwar deutlich professioneller.

FM-LIDazu laufen im Labor in Reppenstedt bereits Testmessungen mit dem brandneuen „FM-LI“ (PR-Foto rechts) sowie mit dem „FM-LM“-Messgerät von „Fauser Elektrotechnik“ aus München. Hier wurden bisher vor allem Instrumente für „Elektrosmog“/EMV-Prüfungen, Baubiologie, Umwelt- und Arbeitsschutz entwickelt.

Weil aber das Merkmal „Flimmerfreiheit“ bei immer mehr LED-Herstellern und -Händlern eine wichtige Rolle spielt, ergänzen bzw. erweitern Fauser und „David Communication“ (als neuer Vertriebspartner) ihre Produktpaletten entsprechend der Nachfrage.

Das „FM-LI“ kann ein Flackern/Flimmern im Frequenzbereich von 50 Hertz bis 400 kHz erfassen, in eine Prozentanzeige sowie ein akustisches Signal umsetzen. Das sehr kompakte Gerät verfügt außerdem über einen Spannungsausgang zur Analyse des Messsignals mittels Oszilloskop oder Spektrum-Analysator (pdf-Download des Handbuchs). Mit rund 235 Euro brutto ist es auch für semiprofessionelle Anwender erschwinglich.

Fauser-FM-LM-kleinWeit mehr Funktionen zur Lichtmessung hat das „FM-LM“ (PR-Foto links), das in der von „David Communication“ verwendeten „LS“-Variante rund 900 Euro kostet und für Profis gedacht ist. Zwei LED-Fadenlampen von Arteko waren die ersten offiziellen Test-Messkandidaten dieses Geräts im Blog.


25.02.: Den Prototyp eines besonders kompakten und dennoch lichtstarken High-Power-LED-Moduls hat jetzt das Aachener Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT) zusammen mit zwei Industrie-Partnern entwickelt.

Fraunhofer-IPT-LED-ModulDas passiv gekühlte Array besteht laut Pressemitteilung aus 48 Chips mit aufgespritzten Silikon-Elastomer-Linsen (PR-Foto: IPT) auf einer Aluminium-Trägerplatte und leuchte aus einem Quadrat von 15 cm Kantenlänge sowie 5 cm Tiefe mit bis zu 10.000 Lumen Lichtstrom.

Wie mir das IPT auf Nachfrage mitteilte, befinde sich der verwendete LED-Typ noch in der Markteinführung. Größere Stückzahlen könne man ab dem 2. oder 3. Quartal beziehen – wahlweise mit Farbtemperaturen von 3000 bis 6000 Kelvin bei einem Farbwiedergabeindex von Ra 80.

Der Abstrahlwinkel könne der jeweiligen Anwendung angepasst werden. Als Standard-Produkte würden anfangs eine breit strahlende Optik mit ca. 80 Grad Halbwertswinkel sowie eine eng fokussierte Variante (ca. 10°) angeboten. Öffentliche Premiere habe das Modul am Fraunhofer-IPT-Stand auf der Fachmesse „Light + Building“ vom 13. bis 18. März in Frankfurt/Main (Halle 4, Ebene 0, Stand F91).


26.02.: Von einem neuen Effizienz-„Meilenstein“ berichtet US-LED-Hersteller „Cree“. Cree-LogoMan habe einen „XHP“-Chip auf Siliziumcarbid-Basis entwickelt („SC5 Technology™“), der 1587 Lumen Lichtstrom bei 350 Milliampère Stromstärke, einer praxisnahen Grenzschichttemperatur von 85°C und mit einer Effizienz von 134 lm/Watt biete. Soweit wäre das noch nicht wirklich sensationell.

Weil aber das „warmweiße“ 2700-Kelvin-Labormuster einen sehr hohen „allgemeinen Farbwiedergabeindex“ von Ra >90 mit einem Wert von ebenfalls >90 für die besonders anspruchsvolle Zusatz-Messfarbe R 9 („Rot gesättigt“) erziele, sei die lm/W-Ausbeute 25% höher als bei aktuellen Serien-LEDs mit dieser exzellenten Lichtqualität. Damit hätte „Cree“ ziemlich genau den Effizienznachteil bisheriger Ra-90-LEDs gegenüber gleich starker Ra-80-Varianten egalisiert.

LED-Leuchtmittelhersteller könnten mit Hilfe der neuen Chip-Generation ohne Mehrkosten wesentlich farbtreuere und effizientere Modelle produzieren – beispielsweise eine 12-Watt-LED-Lampe mit Ra >90 als Ersatz für eine traditionelle 100-W-„Glühbirne“. Stromsparpotenzial: Satte 88%.


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