Im Test: „ingenium BLU“-LED-Spot von Megaman – dimmen ohne Dimmer

Via Bluetooth und App lassen sich die neuen Megaman-„ingenium BLU“-LED-Lampen schalten und dimmen – aus bis zu zehn Metern Distanz. Ob und wie das funktioniert, habe ich mit einem kräftigen GU10-Spot getestet.

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Auf 10% gedimmt: Ein aktueller iPod mit iOS 8.2 dient hier als Steuerungszentrale für den „ingenium BLU“-Strahler von Megaman. Theoretisch könnte das mit bis zu acht LED-Lampen pro Raum und acht „Gruppen“ funktionieren. (Fotos: W. Messer)

MM-Ing-PackungAls „Smart Lighting“ oder „digitales Licht“ wird ja alles Mögliche verkauft: Fern- und farbsteuerbare LED-Lampen und -Leuchten – mal ohne weitere „Intelligenz“, mal mit unzähligen Programmier- und Automatisierungs-Möglichkeiten.

Häufig brauchen Sie jedoch eine Internet-Verbindung und/oder WLAN sowie eine spezielle „Bridge“, die als Bindeglied zwischen Steuerung und Leuchtmittel fungiert. In vielen Fällen nutzen diese Interfaces dafür die Funkstandards ZigBee „Light Link“ oder Bluetooth.

Megaman hat sich bei seinem neuen „ingenium BLU“-System für Bluetooth 4.0 („Low Energy“), eine sehr schlanke Apple– bzw. Android-App sowie für das Weglassen von fast allen Features und Hardware-Komponenten entschieden, mit denen die Konkurrenz so gerne prahlt.

Außer Smartphone oder Tablet brauchen Sie nur noch die speziellen, mit Bluetooth-Empfängern ausgerüsteten Megaman-LED-Leuchtmittel – und künftig noch nicht mal die. Bald soll es nämlich Vorschalt-Module von Megaman geben, die zumindest alle dimmbaren Megaman-LED-Lampen zu gehorsamen Systemmitgliedern machen können.

Die „ingenium BLU“-Spielerei hat ihre Grenzen

MM-Ing-Daten2Bisher hat die App-Spielerei allerdings enge Grenzen: Ein- und Ausschalten, stufenloses Dimmen zwischen 100 und 10 Prozent (die Packungsangabe – Bild links – verspricht fälschlicherweise sogar bis 1%), Zusammenfassung von bis zu vier (mit Apple iOS 8.0 aufwärts bis zu acht) Lampen pro Raum zu insgesamt maximal acht Gruppen, Voreinstellen von bis zu vier „Szenen“ pro Gruppe – mehr geht nicht.

Streng verboten ist der Anschluss an einen (Wand-)Dimmer; da dürfen nur schlichte Schalter ’ran. Mit denen können Sie die Lampen/Leuchten ein- und ausschalten – völlig ohne App. Das eventuell zuvor per Fernsteuerung eingestellte Dimm-Level wird dabei ignoriert – es gibt nur volle Helligkeit oder nichts. Ein Erklär-Video finden Sie dort.

Und so funktioniert es

Die Reihenfolge bei meinem Test mit einem GU10-Strahler (unverbindliche Preisempfehlung 39,95 Euro, gibt’s aber auch deutlich günstiger): Bluetooth im iPod aktivieren, „ingenium BLU“-App ’runterladen, aber noch nicht starten; Lampe in die Fassung drehen; einschalten; innerhalb von 30 Sekunden die App öffnen und auf die „Start“-Fläche drücken – die Lampe wird automatisch verbunden, dann auf’s kleine, dunkelgraue Bluetooth-Symbol zur Bestätigung der Kopplung drücken; warten, bis es durchgehend grün leuchtet (pdf-Download der Bedienungsanleitung).

Anschließend wurde die „Lampe 1“ auch nach jedem Neustart automatisch erkannt, reagierte ohne Zicken auf Steuerbefehle und konnte beliebig umbenannt werden. Wer jetzt eine bestimmte Helligkeit einstellt, anschließend per App komplett ab- und später wieder einschaltet, der wird nach sehr kurzer Regelzeit mit der vorher gewählten Dimmerstufe belohnt. Megaman-Pressesprecher Christoph Seidel erklärte dazu in einem Blog-Kommentar:

„Wir haben Leute im Blick, die keine Lust auf eine ‚große‘ komplexe WiFi-Lösung haben, aber Lampen gerne mal dimmen möchten und dabei auch schnell abrufbare Lichtgruppen einrichten wollen. Das Smartphone bzw. Tablet hat man ’sowieso‘ und muss nicht noch eine Fernbedienung auf dem Wohnzimmertisch herumliegen lassen. Klar: wer kein Smartphone hat bzw. es nutzen kann, wird statt zu dieser Lösung lieber zu einer Lampe mit simpler Funkfernsteuerung greifen.“

Keines der üblichen Dimmer-Probleme

MM-Ing-Daten1Echte „Nerds“ dürfte das nicht groß begeistern, mich aber schon. Denn hier gibt’s wirklich sämiges, stufenloses Dimmen – ohne die üblichen Probleme, die uns dimmbare LED-Lampen an herkömmlichen Dimmern bescheren: Kein Flackern oder Blitzen, kein Surren, keine irritierend langen Einschaltverzögerungen, keine Experimente mit Phasenan- und abschnittmodus, Justierschräubchen oder Mindestlasten. Die Helligkeitsregelung ist halt schon in die Lampe integriert und tut genau das, was sie soll. Punkt.

Nach zwei Stunden Dauerleuchten in meiner offenen, hängenden Testfassung zog der nominell 8 Watt starke Spot (siehe Packungsaufdruck links, pdf-Datenblatt) laut meinem Hobby-Messgerät 8,4 W bei Maximaleinstellung mit einem optimalen elektrischen Leistungsfaktor 1,0 (das Labor ermittelte 7,2 W und 0,94). Die heißeste Gehäusestelle oben am Sockel wurde maximal 73 Grad warm; am Lichtaustritt unten gab’s nur rund 30 Grad.

Bei dunkelster Einstellung ging der Verbrauch auf 1,8 Watt zurück. Das waren zwar noch ca. 20% des Wertes bei voller Helligkeit, bedeutete aber dennoch eine Reduktion auf etwa 50 Lumen Lichtstrom oder 10% der Maximalleistung. Offensichtlich verbrauchen Bluetooth-Empfänger und Vorschaltelektronik ca. 1 Watt, was nicht direkt den LEDs zugute kommt.

Differenzen beim Flimmer-Check

MM Ing-Flicker-kleinBeim Einschalten regelte sich der Strahler innerhalb etwa einer halben Sekunde auf die gewünschte Helligkeit; beim Ausschalten wird’s in einem ähnlichen Zeitraum fast und nach rund 1,5 Sekunden komplett dunkel. Unabhängig von der gewählten Dimmstufe registrierte das Display meiner Digitalkamera ein starkes Flimmern. Hier gab es offensichtlich eine ungünstige Korrelation zwischen der Bildwiederholfrequenz und jener des internen Schaltreglers der Lampe.

Die „Flicker Tester“-App von „Viso Systems“ sah das nicht so kritisch und attestierte einen Flimmerindex von 0,1 mit einer Intensität von 37% (Screenshot rechts). Diese Werte sind allerdings mit Vorsicht zu genießen und lassen keinen exakten Rückschluss auf die tatsächliche Wahrnehmung des Lichts bei besonders Flimmer-sensiblen Menschen zu.

Winkel-Messwerte sind irreführend

Ebenfalls nur bedingt aussagekräftig sind die nominellen und gemessenen Werte für den recht engen Halbwertswinkel (35 bzw. 31,3 Grad, pdf-Download des Diagramms), innerhalb dessen mindestens die Hälfte der maximalen Lichtstärke von rund 750 Candela erreicht wird. Das gilt prinzipiell sowohl für den „ingenium BLU“-Strahler als auch für die entsprechenden „Mellotone“– und „Dim-to-Warm“-Varianten, die Ihnen hier in einem Doppeltest begegnen. Sie alle arbeiten nämlich nach dem gleichen optischen Prinzip, bei dem eine punktierte und leicht gewölbte Diffusorscheibe das Licht der unten eingebauten und nach oben strahlenden COB-LED anfänglich sehr breit streut (unten links stromlos, rechts eingeschaltet):

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Das daraus resultierende Leuchtbild sieht deshalb deutlich anders aus als bei den üblichen LED-Spots mit Linsenabdeckung:

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Blöd für Megaman, dass eine EU-Verordnung nur den innerhalb von 90 Grad eingesammelten Lichtstrom als Nutzwert für Richtstrahler zulässt. Der in diesem Fall ziemlich große Rest fällt sozusagen unter den Tisch. Offiziell wäre das die Differenz zwischen 410 und 540 Lumen; bei den Messungen meines Blog-Kooperationspartner „David Communication“ waren es 383 bzw. 504 lm (pdf-Download des Messprotokolls). In jedem Fall ist das weit mehr Helligkeit, als die Brüsseler Vergleichstabelle einem LED-Ersatz für 50-Watt-/PAR16-Halogenstrahlern vorgibt.

„Wärmere“ Lichtfarbe als angegeben

Was bei unseren Messwerten noch auffiel: Die Farbtemperatur war nach zwei Stunden „Einschwingen“ mit rund 2670 Kelvin deutlich „wärmer“ als die Megaman-Angabe von 2800 K. Das Labor schließt einen Fehler aus, weil die Apparatur vor jeder neuen Messreihe kalibriert wird und die Messungen sicherheitshalber mehrfach wiederholt und mit einem zweiten System gegengecheckt wurden.

Das gilt ebenso für den „allgemeinen Farbwiedergabeindex“, der mit Ra 82,9 etwas besser als der offizielle Wert Ra 82 ausfiel. Wunderdinge bei den dort nicht berücksichtigten Zusatz-Referenzfarben dürfen Sie sich allerdings nicht versprechen: 17,8 für „Rot gesättigt“ (R9) oder 84,1 für „Hautfarbe Rosa“ (R13) sind allenfalls durchschnittlich gut. Dennoch hat mir das Licht des „ingenium BLU“-Strahlers gefallen. Es wirkte relativ neutral und zeigte auch bei der Abbildung meines Farbtreue-Standardmodells – einer sattroten Ducati 916 im Kleinformat auf weißem Untergrund, Weißabgleich „bewölkter Himmel“, ohne Nachbearbeitung – keine unschönen Farbstiche:

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Die „warm-weiße“ Lichtfarbe mit ihrer typischen Gelb-Orange-Verschiebung ist nicht allzu weit von dem entfernt, was starke Hochvolt-Halogenspots normalerweise so abliefern. Das Spektraldiagramm mit seiner Milliwatt-Energiespitze bei rund 607 Nanometer Wellenlänge und der Dominante bei knapp 585 nm macht einen ziemlich ausgeglichenen Eindruck – ohne starke Einbrüche oder Ausreißer nach oben:

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Gardemaß und stolzer Preis

MM-Ing-PassungBleiben noch zwei Argumente, die Sie daran hindern könnten, Ihre Halogenstrahler gegen solche Bluetooth-LED-Spots zu ersetzen: Der recht hohe Preis von rund 35 Euro und das voluminöse, 77 Gramm schwere, hellgraue Gehäuse. Das ist zwar mit 5 cm Maximaldurchmesser nicht breiter als die üblichen PAR16-Leuchten, aber mit 6,5 cm (inklusive Pins) ein gutes Stück länger.

Ich kenne einige Leuchtenmodelle, aus denen der „ingenium BLU“-Strahler vorwitzig herausschauen würde (siehe Foto rechts). Diese „überragenden“ Dimensionen sollten Sie auch im Auge behalten, wenn es um die Montage in Einbaurahmen von abgehängten Decken geht. Hier braucht es mindestens 8 cm „Luft“ nach oben.

Mein Testurteil:

MM-Ing-ausDas „ingenium BLU“-System von Megaman ist eher „Low Tech“- als „Smart Lighting“-Lösung, bezieht aber genau daraus seinen Charme. Ohne Eingriff einer App können die LED-Lampen von jedem Kleinkind bedient werden – mit dem normalen Schalter in der Wand. Das darauf folgende Fernsteuern via Smartphone, Pad oder Pod gelingt auch technisch unbegabten Erwachsenen – Teens haben damit ohnehin kein Problem.

Die Lichtqualität ist nichts Besonderes, jedoch für viele Anwendungsbereiche absolut okay, die Gesamteffizienz von rund 68 Lumen/Watt angesichts der umfangreichen Elektronik akzeptabel, die Nennlebensdauer von 25.000 Leuchtstunden bzw. eine Million Schaltzyklen sehr gut. Helligkeit und Farbtemperatur sind etwas geringer als versprochen, aber im Rahmen des subjektiv Erwarteten; die Lampe bleibt geräuschlos und kann stufenlos in einer recht breiten Spanne gedimmt werden.

Auf der Negativseite bleiben der hohe Preis (der sich vermutlich, dem Markttrend folgend, stetig reduzieren dürfte), die Übergröße, die eventuell wahrnehmbare Flimmerneigung und die falsche 1%-Packungsangabe zur niedrigsten Dimmstufe. Insgesamt genügt das meiner LED-Bewertungsskala locker für solide
drei Sterne.

Update: In einer ersten Stellungnahme schrieb mir Megaman-Sprecher Christoph Seidel:

„Die Dimmbarkeit der ‚ingenium BLU‘-Lampen wird in den Verkaufsunterlagen (z. B. im Flyer) und im Web korrekt mit 100-10% angegeben, ebenso auf den Schiebereglern in der App. Auf Verpackungen sowie in den ersten Bedienungsanleitungen wurde infolge der produktionstechnischen Vorlaufzeit noch ein Dimmbereich von 100-1% angegeben. Das wird/ist für neuere Chargen geändert.

Das im Vergleich zu ähnlichen GU10-Spots aus unserem Sortiment geringfügig größere Gehäuse ist dem Platzbedarf der Bluetooth-Technik geschuldet. Auch die E27-Lampe mit 810 Lumen ist aus gleichem Grund ein bisschen größer als andere Megaman-LED-Classic-Lampen gleichen Lichtstroms. In den meisten GU10-Einbauleuchten – diese sehen wir als typischen Einsatzort – sollte es mit dem ‚ingenium BLU‘-Spot keine Probleme geben, sofern die Leuchten nicht mit zu geringen Abständen eingebaut wurden (ein ‚Press‘-Einbau wäre wegen der Wärmeentwicklung auch bei Halogen nicht sachgerecht).“

(Offenlegung: Die IDV GmbH hat mir den Strahler gratis zur Verfügung gestellt – er bleibt zum Dauertest bei mir. Das gilt ebenso für zwei weitere Megaman-GU10-Neuheiten, „Mellotone“ und „Dim-to-Warm“, die einem Doppeltest unterzogen wurden.)

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