Können die relativ neuen, starken E14-„LED Star Classic“-Kerzen und -Tropfen von Osram mit offiziell 470 Lumen Lichtstrom wirklich 40-Watt-Glühlampen ersetzen? Mein Test und ein Besuch im Messlabor geben die Antwort.
Das Leuchtbild der matten 6-Watt-„LED Star Classic B40“-Kerze von Osram lässt auf einen Halbwertswinkel von rund 180 bis 200 Grad schließen – eine offizielle Angabe gibt’s dazu aber nicht. (Fotos: W. Messer)
Stellvertretend für die Baureihe hat mir das „LED-Zentrum“ gratis eine nicht dimmbare, matte E14-Kerze „made in China“ zur Verfügung gestellt (Bild rechts). Die kostet dort 11,80 Euro und soll laut Shop-Beschreibung „300° Ausstrahlungswinkel“ haben, obwohl dieser Wert weder auf der Packung noch auf der Osram-Website oder im deutschsprachigen Datenblatt (pdf-Download) zu finden ist. Meine Nachfrage wurde von der Osram-Pressestelle so beantwortet:
„Bei den Reflektorlampen ist der Abstrahlwinkel Teil der Produktspezifikation und hier gibt es klare Vorgaben, wie er gemessen wird. Das gibt es für Retrofit-Lampen in der klassischen Lampenform leider nicht. … Einen Halbwertswinkel geben wir nicht an und die Produktmanagerin hat mir versichert, dass auch die Konkurrenz das nicht tut. Rechtlich vorgegeben ist weder die Angabe des Halbwertswinkels noch die des Abstrahlwinkels. Die Produktmanager können entscheiden, ob der Abstrahlwinkel auf der Verpackung angegeben wird oder nicht.“
Das ist jedoch nur zum Teil wahr. Bei mehreren Osram-LED-Lampen in der „klassischen Form“ kriegen Sie diese Daten hochoffiziell; ein früheres „Birnen“-Modell hatte sogar „320°“ in der Produktbezeichnung. Andere Anbieter veröffentlichen den Wert inzwischen ebenfalls und reden sich nicht mit fehlenden „klaren Vorgaben“ heraus. Im Übrigen gilt „Abstrahlwinkel“ in der Branche allgemein als Synonym für „Halbwertswinkel“.
Kleine Winkel-Diskussion
In der englischsprachigen Version des Osram-B40-Datenblatts (pdf-Download) wird immerhin ein „viewing angle“ von 300 Grad angegeben. Hier ist aber nicht der Halbwertswinkel („half beam angle“) mit mindestens der Hälfte der maximalen Lichtstärke gemeint.
Update 20.11.: Heute präzisierte das die Osram-Presseabteilung in einer E-Mail so:
Bei der von Ihnen getesteten Lampe wurde der Winkel bei einer Intensität von 20% des Maximalwertes gemessen.
Einigen wir uns bei der „LED Star Classic B40“-Kerze darauf, dass sie zwar kein idealer Rundstrahler ist, aber immerhin einen nierenförmigen Lichtkegel über etwas mehr als die Hälfte eines Vollkreises liefert. Wie das Leuchtbild oben zeigt, wird zum Sockel hin erheblich weniger Helligkeit abgestrahlt als in die andere Richtung.
Die Blister-Verpackung (Bild oben) verspricht unter anderem 20 Jahre Lebensdauer (bei durchschnittlich 2,7 Leuchtstunden pro Tag), eine „Warm White“–Farbtemperatur von 2700 Kelvin, bei 470 Lumen Lichtstrom die Ebenbürtigkeit dieser 6-Watt-LED-Lampe mit einer ähnlich geformten 40-Watt-Glühlampe und somit rund 85% Energieeinsparung.
Hier gehen die Meinungen von Nutzern aber schon auseinander. Während es hier im Blog bereits diverse Loblieder gab, lautete der Kommentar von „hansi66“ in einem Schnäppchenportal so:
„Leider ein Fehlschlag. Rein gefühlsmäßig nie und nimmer 470 Lumen. Hatte kürzlich die ’normalen‘ E14 mit 250 Lumen, und die schienen mir nur unwesentlich dunkler zu sein als die neuen mit fast der doppelten Lumen-Anzahl.“
Wie kann das sein? Zwei mögliche Erklärungen: Man sollte nur die selben Versionen vergleichen – also klare Kerze mit klarer Kerze und matt mit matt, sonst wird der Eindruck verfälscht. Subjektiv bemerkbar machen sich auch Unterschiede bei der Spektralverteilung, selbst wenn die nominelle Lichtfarbe identisch ist.
Mir erscheint die neue 6-Watt-Lampe etwas homogener und Glühlampen-ähnlicher zu leuchten als die älteren und schwächeren Modelle. „Wärmeres“ Licht wirkt aber allgemein nicht nur wohnlicher, sondern auch dunkler als „kälteres“. Ähnliches kann übrigens auch für Lampen mit größerem Abstrahlwinkel gelten. Deren Lichtstärke ist bei gleichem Lichtstromwert geringer, weil die Helligkeit gleichmäßiger verteilt wird.
Leistungs- und Lebensdauer-Angaben sowie die Einstufung in die „A+“-Effizienzklasse des neuen EU-Ökolabels finden Sie auf der Rückseite der Verpackung.
Oder sind die offiziellen 470 Lumen der Osram-Kerze zu optimistisch? Das Messlabor meines (noch) anonymen Blog-Kooperationspartners hatte sich zur Abwechslung zuerst die klare Variante mit identischen Nennwerten vorgenommen (pdf-Download des kompletten Messprotokolls, die Daten der matten Version stehen jetzt unten im Update).
Nach zwei Stunden „Einschwingen“ zog die LED-Kerze dort 5,7 Watt bei einem Leistungsfaktor von 0,577 und erzeugte beeindruckende 518 Lumen. Die Farbtemperatur lag mit 2790 Kelvin in der üblichen Serientoleranz, der dominante Farbton im Bereich von 584 Nanometer Wellenlänge (Gelb-Orange).
Ra-Werte bestätigen subjektiven Eindruck
Auch in Sachen Farbwiedergabeindex ging’s laut Labor höher hinaus, als Osram verspricht: Ra 82,4. Innerhalb der acht Ra-Messfarben war die B40 besonders stark bei „Senfgelb“ (91,5), „Gelbgrün“ (95,9) und „Himmelblau“ (89,3). Bei den weiteren sechs Farbtönen des kompletten Farbtreuespektrums wurden ebenfalls keine wesentlichen Schwächen entdeckt – abgesehen von der für LEDs schwierigsten Farbe „Rot gesättigt“ (12,5). Hier sind allerdings bei vielen Lampen sogar erheblich schlechtere Werte um Null üblich.
Diese Messwerte bestätigen meinen subjektiven Lichteindruck mit der matten Kerze, die mein Standard-Farbtreue-„Supermodel“ – eine sattrote Ducati 916 im Kleinformat auf weißem Untergrund – so in Szene setzte:
Das Foto wurde mit Weißabgleich „Tageslicht bewölkt“ aufgenommen und gibt den Eindruck recht gut wieder: Wie bei „warm-weißen“ Lampen üblich, erfahren alle Farben zwar eine leichte Gelb-Orange-Verschiebung, sind aber dennoch als Rot, Schwarz, Gold etc. erkennbar. Für naturgetreuere Wiedergabe bräuchten Sie schon eine LED-Lampe mit mindestens Ra 90.
Da surrt oder flackert nichts
Beim zweistündigen Dauerlauf in meiner offenen Testfassung blieb die Osram-LED-Kerze flackerfrei und geräuschlos; die Leistungsaufnahme sank von anfänglich 6,4 auf 5,5 Watt, der Netzleistungsfaktor von 0,65 auf 0,53 (laut Osram-Datenblatt sind’s 0,52). Nennenswerte Ein- oder Ausschaltverzögerungen gab es keine.
Je nach Montage-Ausrichtung kletterte die maximale Temperatur entweder im unteren Keramiksockel oder an der matten Kunststoffhaube auf bis zu 70 Grad. Faustregel: Weil Wärme nach oben steigt, bleibt’s jeweils unten deutlich kälter. Kühlrippen oder -öffnungen habe ich nicht entdecken können – offensichtlich hält Osram den Thermohaushalt auch so für in Ordnung und gesteht sogar maximal 95° am Tc-Punkt zu.
Vorsicht bei Hitzestau
Mit 11 cm Länge, bis zu 3,8 cm Durchmesser und (selbst gemessenen) 60 Gramm Gewicht ist die „LED Star Classic B40“ merklich größer und schwerer als ihre stromfressenden Ahnen, sollte jedoch in die meisten Leuchten passen. Ich würde sie allerdings nicht in sehr enge und schlecht durchlüftete Gehäuse/Fassungen schrauben, weil es hier zum Hitzestau und entsprechend geringerer Haltbarkeit der Vorschaltelektronik kommen kann.
Die Lebensdauer wird offiziell mit 20.000 Leuchtstunden oder 20 Jahre (bei durchschnittlich 2,7 Stunden pro Tag) sowie 100.000 Schaltzyklen angegeben. Die Datenblatt-Aussage „bis zu 25.000 h“ ist – laut Osram-Auskunft auf meine Nachfrage – nicht korrekt. Der Hersteller gibt drei Jahre Garantie „bei nicht gewerblichem Gebrauch“. Das EU-Ökolabel A+ stimmt nach meiner Kalkulation; der Energieeffizienzindex (EEI) liegt bei 0,14 – mitten in der dafür vorgesehenen Spanne zwischen 0,17 und 0,11.
Kondensniederschlag in der Lampenhaube
Ein seltsames, aber nicht seltenes Phänomen zeigte sich bei der klaren Osram-Kerze im Messlabor: Nach Erwärmung war ein deutlicher Dunstbeschlag im Innern der Haube zu sehen. Bei einem wenige Tage später von einem anderen Lieferanten bezogenen Vergleichsexemplar geschah das Gleiche. So etwas – oder Kondenstropfen nach Abkühlung – habe ich auch schon bei mehreren klaren LED-Lampen anderer Hersteller beobachten können.
Klare LED-Kerze mit matter Spitze: Das sehen Osram und die Kunden nicht so gerne.
Ursache für solche Kondensbildung ist häufig die Ausdünstung von wasserbasierten Klebstoffen im unteren Teil der Lampe. Dieses Kondensat verschwindet meist mit der Zeit und hat nach Auskunft von Experten keine negativen Auswirkungen auf Funktion und Lebensdauer des Leuchtmittels. Dennoch haben manche (chinesische) LED-Fabriken inzwischen im Produktionsprozess einen Trocknungsvorgang dazwischen geschaltet, damit die Lampe nicht erst – wie eine Banane – beim Kunden „reift“.
Osram selbst erklärte mir auf Nachfrage dazu:
„Bei nicht optimalen Transport- oder Lagerbedingungen kann sich etwas Feuchtigkeit in der Lampe einnisten. Durch die Betriebswärme nach dem Einschalten schlägt sich die Feuchtigkeit dann an der kältesten Stelle des Leuchtmittels (dem Kolben) nieder.
Normalerweise lässt sich die Feuchtigkeit mit einem oder evtl. mehreren längeren Brennzyklen (min 6 Std. an und anschließend ganz auskühlen lassen) austreiben. Sollten gegen bisherige Erfahrungen mehrere solcher Zyklen nicht zu einer Reduzierung bzw. Vermeidung der Kondenswasserbildung führen, dann bieten wir dem Kunden an, diese Lampenmuster zusammen mit einem ausgefüllten Reklamationsbericht zum Umtausch einzusenden.
Anmerkung: In Feuchträumen oder im Außenbereich kann die Feuchtigkeit (über hohe Luftfeuchtigkeitswerte) gelegentlich den Weg zurück in die Lampe finden. Anhaltende hohe Feuchtigkeit in der Lampe kann zu einer allmählichen Korrosion an den Elektronikbauteilen führen – was die Lebenserwartung reduziert.“
Mein Testurteil:
Die nicht dimmbaren B40-Kerzen von Osram liefern nicht nur subjektiv, sondern mit gemessenen 518 Lumen (bei der klaren Variante) auch objektiv erheblich mehr Helligkeit als 40-Watt-Glühlampen mit rund 400 lm. Wer etwas anderes behauptet, hat eventuell ein „Montagsexemplar“ erwischt oder keinen direkten Vergleich gesehen. Lichtqualität und -abstrahlwinkel sind immer noch deutlich geringer als bei den Ahnen mit Glühfaden, aber für viele Einsatzbereiche akzeptabel.
Maße und Gewicht passen weitgehend zum Retrofit-Anspruch, die Preise zwischen knapp 12 und rund 14 Euro sind moderat. Vier Sterne wären bei meiner LED-Bewertungsskala das Maximum für nicht dimmbare Modelle – für die Osram „LED Star Classic B40“ bleiben immerhin noch
dreieinhalb Sterne.
Update 21.11.: Jetzt hat auch die matte Version das Messverfahren absolviert (pdf-Download des Datenblatts). Hier konnte das Labor nach rund zwei Stunden „Einschwingen“ ebenfalls einen leichten Kondensniederschlag in der Lampenspitze feststellen – allerdings deutlich schwächer als bei der klaren Kerze und fotografisch nur schwer zu dokumentieren.
Mit 5,8 Watt bei Leistungsfaktor 0,56, 515 Lumen, 2820 Kelvin und Ra 81,6 unterscheidet sich die matte B40 kaum von ihrer „Schwesterlampe“. Auffallend sind höchstens die etwas schwächeren Werte bei den sechs Zusatz-Messfarben; beispielsweise nur 9,4 statt 12,5 bei R9 („Rot gesättigt“) oder 76,3 statt 80,2 bei R10 („Gelb gesättigt“). Einen wirklich erkennbaren Einfluss auf die Lichtqualität dürfte das jedoch nicht haben.
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Der nur unwesentlich erscheinende Helligkeitsunterschied dürfte vor allem dem menschlichen Auge und Gehirn geschuldet sein; dessen herausragende Leistung besteht u.a. in seiner enormen Dynamik, die uns sowohl bei hellem Sonnenlicht (ca. 100000 Lux) als auch bei Mondschein (ca. 0.2 Lux) oder gar Sternenlicht (wenige Millilux) noch sehen lässt. Das hat, ähnlich wie ein bildtechnischer Komprimierungsalgorithmus, zur Folge, dass der subjektive Helligkeitsunterschied tatsächlich eher gering ausfällt. Auf keinen Fall erscheint die Lampe doppelt so hell.
Subjektiv wirkt allerdings eine zweiflammige Leuchte mit 2×250 Lumen heller als eine einflammige mit 500 Lumen, zumindest bei direktem Betrachten, da das Gehirn durch die offensichtlich doppelte Anzahl der Lichtflecken stärker beeindruckt wird. Aus einem ähnlichen Grund kann eine größere „Globe“-Lampe heller wirken als eine kleine matte oder gar klare Lampe mit messtechnisch gleichem Lichtstrom.
Allerdings kann man auch ohne aufwendige Messapparatur zumindest den relativen Unterschied einigermaßen gut mit einer Digitalkamera bestimmen, wenn diese zumindest teilweise manuelle Einstellungen zulässt: ISO-Wert und Blende konstant, Belichtungszeit automatisch und auf eine von der Lampe diffus beleuchtete Fläche oder Leuchtenschirm (nicht auf die nackte Lampe selbst!) gehalten. Dann ist die ermittelte Belichtungszeit ungefähr umgekehrt proportional zur Beleuchtungsstärke.
Ich habe die ähnlichen Osram Superstar Classic B40 je eine in Klar und eine in Matt die beide ähnlich hell sind beide nebeneinander im Gehäuse.
Obwohl ohne Leuchtenabdeckung im direkten vergleich gefällt mir die matte Version besser übrigens ist meine klare Superstar Classic B40 noch nicht beschlagen.
Wo ist eigentlich der unterschied von der Star Classic B40 zur Superstar Classic B40 ?
frankkl
Die „Star Classic“ sind nicht dimmbar, die anderen heißen mit vollem Namen „Superstar Classic B40 advanced“ und sind dimmbar.
Wurde der Abstrahlwinkel der Osram B40 von David Communications auch gemessen?
Bei der Osram LED Superstar Classic A60 mit ähnlicher Linsenkonstruktion liegt der Abstrahlwinkel immerhin bei 291°.
Nein, damals gab’s vom Labor noch keine Winkeldaten. Bei „Kerzen“ sind breitere Abstrahlwinkel aber bauformbedingt viel schwerer zu realisieren als bei den viel größen A60-„Birnen“, wo die Kuppel den Gehäusefuß stärker überragt und deshalb auch mehr Licht in die Gegenrichtung geleitet werden kann.
Ein sehr ähnliches, aber aktuelleres E14-Modell von LCTW wurde hier mit 222 Grad gemessen.