Im Test: Zwei „Diamond-Cut“-LED-Spots von Verbatim (Teil 1, Update)

Weniger Blendung, homogenere Helligkeitsverteilung, präzisere Lichtkegel und bessere Dimmer-Kompatibilität verspricht Verbatim für seine neuen „Diamond-Cut“-LED-Spots. Ob das alles stimmt, habe ich mit zwei Modellen getestet.

Verbatim-GU10-DC-Leuchtbild
Der neue „warm-weiße“ Verbatim-GU10-Spot mit 36° Abstrahlwinkel in einem deckenparallelen Gehäuse: Leuchtet subjektiv breiter als angegeben und kommt einem herkömmlichen Halogenstrahler sehr nahe – allerdings mit weniger Streulicht und schärferer Hell-/Dunkelgrenze. (Fotos: W. Messer) 

Schon merkwürdig: Der langfristige Licht-Trend geht eindeutig weg von simplen Austauschlösungen und in Richtung „integrierte Beleuchtung mit LED und OLED“, dennoch werden Retrofit-LED-Lampen in rasantem Tempo und bei konsequent fallenden Preisen stetig weiterentwickelt und verbessert. Eigentlich müsste ich bei dieser Marktdynamik täglich mindestens zehn Testberichte schreiben, um einigermaßen auf der Höhe des jeweils aktuellen Angebots zu sein.

Noch nicht mal acht Monate sind vergangen seit meinem ersten Test von „Professional Range“-LED-Retrofits der Speichermedien-Spezialistin und „Mitsubishi Chemical Holdings Group“-Tochter Verbatim, unter anderem mit zwei dimmbaren 7-Watt-Spot-Modellen (GU10 und GU5.3). Die sind aber jetzt schon wieder halbwegs kalter Kaffee, weil es verbesserte Nachfolger gibt: „Diamond-Cut“-Strahler mit facettierten Reflektoren, größerer Helligkeit und Lichtaustrittsfläche sowie überarbeiteter Vorschaltelektronik.

Verbatim-GU10-alt-neu-Detail
Immer noch ein COB-LED-Modul in der Mitte und Reflektor drum herum, aber komplett anderes Leuchtbild: Links der alte, rechts der neue Verbatim-GU10-Spot. Die „Diamond-Cut“-Struktur macht den Unterschied.

Okay, die Idee mit den strukturierten Reflektoren bei LED-Lampen ist nicht ganz neu – die kennen Sie beispielsweise schon von diversen Philips „Master LED“-Spots oder Sie haben sie erst neulich bei meinem Blog-Test eines Bioledex-GU10-Strahlers gesehen. Aber wenn mehrere Firmen was Ähnliches machen, kommt dennoch selten das Gleiche ‚raus.

Die unverbindliche Preisempfehlung der beiden neuen Testprobanden: Beeindruckende 24,99 Euro – die Preise im Verbatim-Online-Shop liegen traditionell sogar noch höher. In dieser Liga fühlen sich eher professionelle, gewerbliche Kunden wohl als der sparsame Privatanwender.

Sechs Modelle zwischen 375 und 450 Lumen

Verbatim-GU10-DC-Packung1Insgesamt sechs Varianten bietet Verbatim an: GU10-Spots mit 7,3 Watt Nennleistung, 36 Grad Halbwertswinkel, Farbwiedergabeindex mindestens Ra 80 und über 35.000 Leuchtstunden sowie 60.000 Schaltzyklen Nennlebensdauer – bei entweder “warm-weißen” 2700 Kelvin Farbtemperatur, 390 Lumen Lichtstrom und 720 Candela Lichtstärke (meine erste Testversion, rechts die Verpackung); 3000 K, 420 lm und 800 cd; oder “neutral-weißen” 4000 K, 440 lm und 830 cd.

Die GU5.3-Strahler (7 Watt, 40 Grad, >30.000 Leuchtstunden) gibt’s mit 2700 Kelvin, 375 Lumen und 680 Candela; 3000 K mit 385 lm und 700 cd; sowie 4000 K mit 450 lm und 800 cd (mein zweiter Testkandidat). Hoch- und Niedervolt-Spots unterscheiden sich nur im Sockelbereich; die Lampenköpfe sehen identisch aus und liefern auch die gleiche Abstrahlcharakteristik.

Ebenso gelten für alle Versionen über die gesetzliche Gewährleistung hinaus drei Jahre limitierte Garantie und die Einstufung in die „A-Klasse“ des neuen EU-Ökolabels. Dennoch gibt’s natürlich messbare Differenzen und die schauen wir uns einzeln und ausführlich an – im ersten Teil des Tests geht’s um einen …

LED-Ersatz für 50-W-Hochvolt-Halogenspots

Verbatim-DC-GU10Die Kombination aus Aluguss und Kunststoff bringt den Verbatim-GU10-Strahler auf 66 Gramm Gewicht bei klassenüblichen ca. 56 mm Länge (inklusive Anschlussstifte) und 50 mm Maximal-Durchmesser.

Die Bezeichnung „Diamond-Cut“ und die von der neuen EU-Ökodesignverordnung verlangte Angabe der Farbkonsistenz (in SDCM-Schritten) ist nirgendwo zu finden – weder auf der Lampe noch auf der Verpackung (Ausschnitt unten), im Verbatim-Online-Shop oder auf dem Datenblatt (pdf-Download). Ebenfalls vermisst habe ich die Angabe des Farbwiedergabeindex‘ auf dem Spot oder der Packung, auch wenn das nicht explizit vorgeschrieben wird.

Verbatim-GU10-DC-Packung2An einem normalen Schalter leuchtet der Spot ohne Verzögerung und zieht laut meinem “Energy Meter” (± 2% Genauigkeit) 7,5 Watt bei einem hervorragenden elektrischen Leistungsfaktor von 0,98. Dabei gibt es keine Surrgeräusche und kein Flackern.

Nach über zwei Stunden Dauerbetrieb in meiner offenen Testfassung erwärmte sich die heißeste Stelle des Gehäuses (am Lampenkopf) auf 65 Grad – rund 5 Grad mehr als beim älteren 7-Watt-Modell, dennoch absolut unkritisch.

Am Dimmer gab’s nicht die volle Helligkeit

Mit einem nicht justierbaren, handelsüblichen Phasenabschnittdimmer sank die maximale Leistungsaufnahme auf 6,8 Watt bei einem Leistungsfaktor von 0,85 (inklusive Dimmer). Offenbar „klaute“ der Dimmer einen kleinen Teil der Lampenleistung und -Helligkeit. Der Spot ließ sich bis auf 1,7 Watt dimmen und leuchtete dann noch mit etwa 20 Prozent des ursprünglichen Lichtstroms.

Ein minimales Surren war auf höchstens 5 cm Distanz vernehmbar; sonst habe ich keine unerwünschten Effekte bemerkt – mal davon abgesehen, dass die Helligkeit im oberen Bereich sehr fein, im unteren Teil aber nur recht grob geregelt werden konnte. Beim Einschalten gab es maximal eine halbe Sekunde Verzögerung, beim Ausschalten reagierte der Spot erheblich schneller.

Mit Justierschraube wird’s komplett dunkel

Verbatim-GU10-neu-DetailDie Gegenprobe in einem Stromkreis mit justierbarem Phasenabschnittdimmer und 13 weiteren LED-Spots verlief ähnlich. Allerdings ermöglichte hier die zusätzliche Justierschraube ein weites Regelspektrum bis hin zur völligen Dunkelheit.

Beim Einschalten auf sehr niedriger Stufe (Bild links) gab’s ein Flackern, das aber nach Hoch- und wieder Herunterdrehen des Dimmers verschwand. Das ist keine Verbatim-Spezialität, sondern betrifft auch einige weitere LED-Lampen in meinem Stromkreis. Andere Modelle wiederum entziehen sich bei dieser Einstellung dem Arbeitseinsatz völlig und bleiben dunkel.

Und worin liegt jetzt genau die von Verbatim für die neuen Modelle versprochene „verbesserte Kompatibilität mit allen handelsüblichen Dimmern“? Der „Härtetest“ mit einem theoretisch völlig ungeeigneten Vertreter seiner Art soll’s zeigen: Ein nicht justierbarer Billig-Baumarkt-Phasenanschnittdimmer mit 60 Watt Mindestlast – ich höre schon die Entsetzensschreie der LED-Experten.

Bedenkzeit bei dunkler Voreinstellung

Den Strahler juckt das nicht die Bohne – er leuchtet auch hier einwandfrei und lässt sich sogar zwischen 7,1 Watt (bei Leistungsfaktor 0,96) und ca. 0,2 Watt regeln. Kleine Einschränkung: Im mittleren Dimmbereich wurde das Surrgeräusch deutlich stärker und war noch auf rund 20 cm Entfernung hörbar.

Außerdem verlängerte sich die Einschaltverzögerung bei sehr dunkler Voreinstellung auf bis zu ca. zwei Sekunden – hier „fadete“ die Lampe sanft ein, weil sich die Vorschaltelektronik offenbar erstmal darüber klar werden musste, welche Spannung gerade anliegt und was sie damit anstellen soll.

Fastvoice-Eigenwerbung neu

Dieses „Nachdenken“ ist durchaus wünschenswert und verhindert andere unschöne Effekte, wie sie früher bei dimmbaren LED-Lampen häufig auftraten. Dagegen können Sie den „Diamond-Cut“-GU10-Spot mit vielen handelsüblichen Dimmern flackerfrei und problemlos auf 50 oder noch weniger Lumen regeln. Wird damit das Verbatim-Versprechen also weitgehend erfüllt? Eigentlich nicht, denn überraschenderweise verhielt sich der Vorgänger-Spot am Billig-Dimmer ziemlich genau so wacker wie der neue. Merke: Was bereits sehr gut ist, lässt sich nur schwer optimieren.

Update: Auf Nachfrage bestätigte Verbatim heute kurz nach Erscheinen dieses Tests meine Vermutung, dass die Pressemitteilung vom 19. November in diesem Punkt nicht korrekt war. Dort stand zu den GU10-Spots unter anderem:

„Die Besonderheit der LED-Leuchtmittel besteht neben einer Lebensdauer von über 35.000 Betriebsstunden in der verbesserten Kompatibilität mit allen handelsüblichen Dimmern.“

Tatsächlich hat sich aber bei den Hochvolt-Spots in dieser Hinsicht nichts geändert, wie mir Marco Alisch, „PR Manager Europe Central“ von Verbatim, schrieb:

„Sie hatten recht bezüglich der Dimmer-Kompatibilität. In unseren GU10-Produkten Diamond-Cut ist der gleiche Chip wie in dem Vorgänger. Bei Niedervolt haben wir allerdings eine deutlich verbesserte Elektronik „Chameleon“ verbaut.“

Ob und wie sich die auswirkt, können Sie hier lesen.

Angenehmerer Lichteindruck als früher

Verbatim-DC-GU10-ReflektorImmerhin hat sich der subjektive Lichteindruck beim direkten alt/neu-Vergleich verbessert: Die Lichtquelle erscheint nun – trotz der jetzt weitgehend klaren statt matten Streuscheibe – „weicher“, wärmer und großflächiger, die Abstrahlkeule homogener, etwas breiter und nicht ganz so weit reichend. Der Brillantschliff-artig geformte Kunststoffreflektor (Bild links) hat offensichtlich die gewünschte Wirkung.

Ein weiteres Indiz dafür: Der ältere 7 Watt/GU10-Spot liefert bei einem fast identischen, nominellen Halbwertswinkel von 35 Grad kräftige 850 Candela Lichtstärke, obwohl er offiziell 20 Lumen Lichtstrom weniger hat. Beim neuen Strahler sind’s nur 720 cd. Die beworbene Blendfreiheit ist natürlich dennoch mit Vorsicht zu genießen – einen längeren, direkten Blick auf den Lampenkopf kann ich nicht empfehlen, genau so wenig wie bei einem kräftigen Halogenspot.

Verbatim-DC-GU10-ModulDie Farbtreue ist nicht herausragend, aber in Ordnung. Angestrahlte Gegenstände und Hautpartien erfahren eine für „warm-weiße“ Lampen normale Gelb-/Orange-Verschiebung; die Darstellung von satten Rot-Tönen hat LED-typische Schwächen. Dafür konnte ich keine unangenehmen Rosa- oder Blautöne entdecken. Das integrierte „Chip On Board“ (COB)-LED-Modul mit 36 Einzel-Chips (Bild rechts) kommt schließlich vom US-Marktführer “Cree Inc.” – dort weiß man schon lange, wie eine anständige Luminiszenz-Konversionsschicht bei „weißen“ LEDs auszusehen hat.

Mein Testurteil

Der in Malaysia produzierte „Diamond-Cut“-GU10-LED-Spot von Verbatim kann in der von mir getesteten Version mit 390 Lumen und 2700 Kelvin ein wirklich würdiger Nachfolger für 50-Watt-Halos sein. Die EU-Vergleichstabelle wäre bei solchen PAR16-Strahlern sogar mit nur 300 Lumen zufrieden. Abstriche müssen Sie nur bei der Farbtreue und zum kleinen Teil auch bei der Dimmbarkeit machen – die klappt nicht mit jedem Dimmermodell und unter allen Umständen hundertprozentig.

Die angegebene Lebensdauer von 35.000 Leuchtstunden und die unverbindliche Preisempfehlung von rund 25 Euro erfüllen Profi-Maßstäbe. Vor allem gewerbliche Anwender dürften sich bei häufigem Einsatz des Spots über ein Stromsparpotenzial von mehr als 85% und eine entsprechend schnelle Amortisation der hohen Einstandskosten freuen. Damit verdient sich der Verbatim-Strahler von meiner bis Fünf reichenden LED-Bewertungsskala
LED-Stern halbviereinhalb Sterne.

Teil 2 des Verbatim-„Diamond-Cut“-Doppeltests mit dem „neutral-weißen“ Niedervolt-Spot gibt’s hier im Blog. Die Testlampen wurden mir von Verbatim Europe gratis zur Verfügung gestellt.

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6 Gedanken zu „Im Test: Zwei „Diamond-Cut“-LED-Spots von Verbatim (Teil 1, Update)

  1. Schöner Bericht!
    Was ich mich noch frage: warum produziert Verbatim eine LED, die einer 56-Watt-Halogenlampe entspricht?
    Warum also statt 7, 3 nicht z.B. 6, 8 Watt und dafür genau einer 50-Watt-Lampe entsprechend?
    Und wie kommt ein Speicherspezialist wie Verbatim auf die Idee, nun LED-Lampen zu bauen? Hätten sie dann vorher nicht auch schon Energiesparlampen verkaufen müssen?

    • Diese Vergleichswerte dienen ja nur als Anhaltspunkte für Umsteiger. Es gibt zahlreiche LED-Retrofit-Lampen, die theoretisch Glüh- und Halogenlampen mit Watt-Werten entsprechen, die’s in der Praxis nie gab. Meinetwegen können die auch 62,5-Watt-Halo-Äquivalente auf den Markt bringen, wenn’s was Helleres sein soll. 😉

      Verbatim bietet außerhalb Europas schon eine ganze Weile LED- und OLED-Leuchtmittel an – liegt auch nahe, weil die (Groß-)Mutterfirma „Mitsubishi Chemical“ laut Unternehmensvorstellung „mehr als 60 Jahre Erfahrung bei der Entwicklung von Beleuchtungsmaterialien“ hat.

      Allerdings braucht ein Unternehmen nicht unbedingt eine Glüh- oder Leuchtstofflampen-Vorgeschichte, um auf dem LED-Beleuchtungsmarkt erfolgreich zu sein. Ist ja schließlich eine Halbleitertechnik, die mit dem alten Kram nix zu tun hat, und bei der sich eine Elektronikfirma teils besser auskennen kann als ein traditioneller Lampenproduzent.

    • Naja, z.B. LEDON hat ja auch nie Quecksilber-ESL oder gar Glühlampen verkauft, sondern gleich mit LEDs angefangen (nomen est omen). Und anders als Verbatim haben sie auch nie Disketten, CD/DVD-Rs oder USB-Sticks produziert 😉

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