Im Test: Zwei Retrofit-LED-Lampen von „BenQ Lighting“ (Update 23.10.)

Viele High-Tech-Unternehmen hätten früher nicht mal im Traum daran gedacht, Leuchtmittel zu produzieren. Dank LED-Technologie tun sie’s jetzt doch – wie BenQ. Ich habe eine E27-„Birne“ und einen GU5.3-Spot aus Taiwan getestet.

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Dreimal BenQ – in der Mitte was Altes mit „Siemens“ dran, daneben zweimal was Neues mit LED-Technik drin. (Fotos: W. Messer)

Schon wieder so’n kurioser Test hier: Da lässt doch ein grün gefiedertes Vögelchen zwei dunkelviolette Verpackungen bei mir fallen – mit LED-Lampen drin, die’s hier offiziell gar nicht gibt! Also jedenfalls nicht hier in Deutschland. „BenQ“ steht drauf – und da denken natürlich viele erstmal an die Insolvenz, die die Tochterfirma „BenQ Mobile“ 2006 nach der Übernahme des Handy-Geschäfts von Siemens auf unser Parkett legte.

Zwei andere Töchter des taiwanesischen Konzerns sind jetzt seit rund zwei Jahren im LED-Beleuchtungs-Geschäft und hoffentlich erfolgreicher: „BenQ Lighting“ als Division und „Qisda Corporation“ als Produzent. Auf der deutschen BenQ-Website lesen Sie davon nichts, nur auf der internationalen Homepage. Das Angebot hat dort allerdings höchstens homöopathische Vielfalt. Mit meinen zwei Testmodellen habe ich eigentlich schon den Großteil der Retrofit-LED-Lampen-Palette abgedeckt.

Die „coole Birne“ mit Vierfach-Klick

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Die Verpackung der „A60A1“-Lampe von BenQ (links) und Ausschnitte der aufgedruckten Daten (rechts und unten).

BenQ-A60-Daten2Meine erste Testkandidatin aus Taiwan ist eine E27-LED-Lampe, die ohne Dimmer in vier Helligkeitsstufen dimmbar sein soll. Offiziell kann sie mit 10 Watt bis zu 910 Lumen Lichtstrom bei einer kalt-weißen Farbtemperatur von 5000 Kelvin, einem ziemlich engen Halbwertswinkel von 120 Grad und einem mageren Farbwiedergabeindex von Ra 70 erzeugen (Vorstellung auf der Produktseite, pdf-Download des Datenblatts).

Hier fällt eigentlich in der EU schon das Hämmerchen für die BenQ-„Birne“, weil Lampen für den Innenbereich laut der seit 1. September geltenden Ökodesign-Verordnung mindestens Ra 80 haben müssen. Laut mehrsprachiger Packungsbeilage ist jedoch „das Leuchtmittel ausschließlich nur für den Einsatz im Innenbereich geeignet“. Verkauft wird sie dennoch in der EU – beispielsweise in diesem italienischen Online-Shop für knapp 26 Euro.

Nachrüstbedarf haben die Taiwanesen auch beim nicht mehr gültigen EU-Ökolabel auf der Verpackung. Das neue reicht bekanntlich von E bis A++ und dort dürfte sich die „A60A1“ nach meiner Rechnung sogar bei A+ einsortieren (Energieefizienzindex EEI 0,14).

Licht gibt’s hier reichlich

Dennoch kann man über vieles nicht meckern: Das Teil wirkt bei Maximalstellung etwa so hell wie eine traditionelle 75-Watt-Glühlampe – liegt natürlich auch an der sehr viel „weißeren“ Lichtfarbe, die an Leuchtstoff- oder LED-Röhren erinnert und mir noch ein wenig „kälter“ vorkommt als die offiziellen 5000 K. Tatsächlich wird die Taiwan-„Birne“ in einigen italienischen oder rumänischen Online-Shops sogar mit 5700 K angegeben.

Dabei blieb die BenQ-Lampe beim Dauerbetrieb in meiner offenen Testfassung mit höchstens 56 Grad an der heißesten Gehäusestelle (Tc) recht „cool“, leuchtete fast lautlos, deutlich breiter als die angegebenen 120 Grad, hatte nur eine Einschaltverzögerung von maximal einer halben Sekunde und war nach dem Ausschalten sofort dunkel.

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Das Abstrahlbild der „A60A1“ lässt einen „Feldwinkel“ von über 180 Grad vermuten (mit mindestens 10 Prozent der maximalen Lichtstärke). Sie strahlt also „runder“, als es der offizielle Halbwertswinkel von 120 Grad nahelegt.

Der Packungsaufdruck „Feather Light“ lässt mich allerdings wegen der gemessenen 121 Gramm eher an Fahrwerks- als an Hühnerfedern denken. Das Gehäuseunterteil mit angedeuteten Kühlripppen und die statikaufladungswillige matte Kunststoffhaube breiten sich immerhin auf 121 mm Länge und 64,5 mm Maximaldurchmesser aus. Das ist erheblich ausladender als eine traditionelle Glühlampe und müsste schon komplett aus Karbonfaser sein, um wirklich „federleicht“ zu werden.

Absolut nicht übertrieben ist dagegen der offizielle Farbwiedergabeindex, der leider nur auf der Website und nicht auf der Packung steht. „Ra 70“ klingt nach finsterer LED-Steinzeit und genau so sieht’s auch aus:

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Dass mein Standard-Farbtreue-„Model“ eine sattrote Ducati 916 im Kleinformat auf weißem Untergrund ist, kommt angesichts des grünlich-fahlen Lichts nicht wirklich zur Geltung. Mindestens genau so krank sehen menschliche Hautpartien unter der kalt-weißen BenQ-„Birne“ aus – man möchte fast den Notarzt rufen, weil offenbar jegliches Leben den Körper verlassen hat.

Schnell schalten wird belohnt

Und wann erzählt uns der Onkel was vom versprochenen „dimmerfreien Dimmen“? Erstmal gibt’s den Warnhinweis vom Beipackzettel, dass die „A60A1“ niemals in einem Dimmer-Stromkreis eingesetzt werden darf. Aber sie funktioniert tatsächlich problemlos ganz ohne Dimmer.

Sie schalten die Lampe ein, dann zieht sie laut meinem „Energy Meter“ tatsächlich 10 Watt bei einem idealen elektrischen Leistungsfaktor (PF) von 1,0 und leuchtet mit voller Kraft. Wenn Sie innerhalb der nächsten zwei Sekunden aus- und wieder einschalten, reduziert sich das auf 4,9 Watt (PF 0,84) und gut 500 Lumen.

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Ein zweiter schneller Schaltzyklus und Sie sind bei 3,9 Watt (PF 1,0) und 360 Lumen. Wenn’s noch dunkler werden soll, dann erneut ganz fix aus- und einschalten. Auf der kleinsten Dimmstufe habe ich 1,5 Watt (PF 0,42) gemessen, das sollten rund 150 Lumen sein (offiziell 2 Watt und 180 lm). Die LED-üblichen Dimmerprobleme wie Flackern oder Surren gibt’s hier überhaupt nicht – eigentlich eine recht elegante Lösung.

Die häufige Schalterei belastet allerdings das Lebensdauerkonto. Zwar verspricht „BenQ Lighting“ sagenhafte 40.000 Leuchtstunden, aber nur >60.000 schadlose Schaltvorgänge. Und die erreichen Sie bei dieser „Birne“ vermutlich viel früher als mit „normalen“ LED-Lampen – egal, ob dimmbar oder nicht.

Mein Testurteil

Wer auf anständige Farbwiedergabe verzichten kann, „kaltes“ Licht mag, jede Menge Helligkeit braucht, keine Dimmer nachrüsten will, aber dennoch dimmen möchte, der bekommt mit der kalt-weißen Version der „A60A1“ von BenQ eine hocheffiziente LED-Lampe mit über 90 Lumen/Watt. Etwas dunkler und ineffizienter ist die „warm-weiße“ Variante mit maximal 720 Lumen und 2700 Kelvin, dafür mit Ra 85 auch wesentlich farbtreuer. Mehr als 15 Euro würde ich allerdings für beide nicht ausgeben – wenn es sie denn jemals bei uns gäbe. Bis dahin hole ich mal von meiner fünfstufigen LED-Bewertungsskala sehr wohlwollende
LED-SternLED-SternLED-Sterndrei Sterne ‚raus.

Update 23.10.: Ein nachträglicher Ausflug ins Messlabor bestätigte weitgehend meine subjektiven Eindrücke und Vermutungen (pdf-Download des Messprotokolls). Dort zog die A60-Lampe 10,4 Watt bei einem Leistungsfaktor von knapp 0,9 und erzeugte rund 975 Lumen Lichtstrom (Nennwert 910 lm). Die Farbtemperatur ist mit 5137 Kelvin tatsächlich etwas „kälter“ als angegeben (5000 K); die „Farbspitze“ liegt mit 448 Nanometer mitten im Blaubereich des Lichtspektrums.

Beim Farbwiedergabeindex gelingt mit Ra 70 (gerundet) eine Punktlandung. Die schlechtesten Einzel-Farbtreuewerte liefert die BenQ bei „Rot gesättigt“ (0,0), „Blau gesättigt“ (35,1) und „Gelb gesättigt“ (35,7), den besten mit 85,2 bei „Blattgrün“.

Niedervolt-Spot mit Nichia-Modul

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Der BenQ-MR16-LED-Spot – links die Verpackung, rechts und unten Details der Aufdrucke.

BenQ-MR16-Daten1Zweiter Testkandidat aus dem „BenQ Lighting“-Sortiment ist ein nicht dimmbarer MR16/GU5.3-Strahler, der 12-Volt-Gleich- und Wechselspannung akzeptiert und nominell aus 5 Watt Leistungsaufnahme 215 Lumen Lichtstrom mit einer „warm-weißen“ Farbtemperatur von 3000 Kelvin und einem sehr gutem Farbwiedergabeindex Ra >85 mit 30 Grad Abstrahlwinkel erzeugt (pdf-Download des Datenblatts; auf der „BenQ“-Website ist der Spot seltsamerweise nicht zu finden).

Die Lichtstärke wird nicht verraten; ich kalkuliere auf Basis der im Datenblatt genannten Lumen- und Lux-Werte rund 750 Candela. Damit wäre dieser 12-Volt-LED-Spot mindestens ein ordentlicher Ersatz für 20- oder 25-Watt-Niedervolt-Halogenspots. Die offizielle BenQ-Gleichsetzung mit 35-Watt-Halos ist in der EU nicht zulässig, weil dafür mindestens 300 Lumen nötig wären.

Kein EU-Ökolabel auf der Packung

BenQ-MR16-AbstrahlbildDie Abstrahlcharakteristik (Bild links) unterscheidet sich jedenfalls nicht wesentlich von den stromfressenden Vorgängern, die „gefühlte“ Helligkeit und Reichweite auch nicht. Die Hell-/Dunkelgrenze ist LED-üblich schärfer ausgeprägt als bei Halogenspots.

Der kleine Taiwanese wird beispielsweise in diesem italienischen Online-Shop für rund 10 Euro angeboten, verfügt aber nicht über das vorgeschriebene EU-Ökolabel. Laut meiner Berechnung landet er auf der von E bis A++ reichenden Skala mit einem Energieeffizienzindex (EEI) von 0,23 mitten in der Stufe A für Lampen mit Richtwirkung.

BenQ empfiehlt auf dem mehrsprachigen Beipackzettel den Einsatz an einem magnetischen Trafo oder einem Schaltnetzteil. Bei mir durfte der Spot sogar an einem LED-geeigneten Konstantspannungs-Treiber mit 0 Watt Mindest- und 70 Watt Maximallast nuckeln – so was lieben LED-Niedervoltspots.

Schnell, kühl und still: So muss es sein

Insgesamt zog die Kombi Lampe/Treiber zwischen 7 und 7,5 Watt bei einem elektrischen Leistungsfaktor von 0,73. Dabei gab es weder nennenswerte Schaltverzögerungen noch unerwünschte Geräusche. Im Dauerbetrieb in meiner offenen Testfassung habe ich am heißesten Punkt des Aluminium-/Kunststoff-Gehäuses nur maximal 45 Grad gemessen. Das spricht für das thermische Design des Strahlers mit seinen ausgedehnten Kühlrippen und viel Luft dazwischen.

Die Lichtfarbe erschien mir ein wenig „kälter“ als die offizielle Farbtemperatur – tendenziell könnten es auch 3200 Kelvin statt 3000 sein. Ansatzweise erinnert mich das an den teuren „VxRGB“-Spot von Verbatim, zumal der offizielle „allgemeine Farbwiedergabeindex“ Ra >85 identisch ist. Mein Standard-Farbtreue-„Model“ und der weiße Untergrund erfahren zwar unter dem Licht des BenQ-Strahlers eine leichte Verschiebung in Richtung Gelb/Rosa. Die Farben wirken aber dennoch kräftig-lebendig und es gibt keinen unangenehmen Grün- oder Blaustich:

BenQ-MR16-Farbtreue

BenQ-MR16-DetailDer Niedervolt-Spot scheint sogar noch ein wenig Glanz hinzuzufügen. Auch menschliche Haut oder buntes Gemüse sehen in diesem Licht gesund aus; dem Einsatz in Küche, Badezimmer und Kosmetikstudio steht also nichts im Weg.

Erreicht wird das übrigens mit nur einem mittig unter der Plastiklinse platzierten LED-Modul des renommierten japanischen Zulieferers Nichia (Detail-Bild rechts). Der hat als Miterfinder der Technologie jetzt schon über 20 Jahre Erfahrung mit „weißen“ Leuchtdioden und das sieht man auch.

Maße und Gewicht des Spots sollten beim Retrofit-Einsatz keine Probleme bereiten: Rund 49 mm Maximal-Durchmesser, 47 mm Gesamtlänge inklusive Anschlussstifte, 24 Gramm (eigene Messungen). Das passt wohl in die meisten Leuchtenfassungen. Die Lebensdauer wird mit guten 20.000 Leuchtstunden, aber leider nur mit beklagenswerten >10.000 Schaltzyklen angegeben. Hier sollten mindestens 50.000, besser noch 100.000 schadlose Ein- und Ausschaltvorgänge Standard sein.

Mein Testurteil:

Vermutlich kennt kaum jemand im deutschsprachigen Raum den MR16-Spot von „BenQ Lighting“. Eigentlich schade, denn er kann auch höhere und spezielle Ansprüche erfüllen. Dabei muss sich das Taiwan-Teil nicht vor den renommierten Marken-LED-Strahlern verstecken. Ein Preis von knapp unter 10 Euro könnte durchaus gerechtfertigt sein, wenn nur die offizielle Schaltfestigkeit erheblich besser wäre. Deshalb gibt’s einen halben Stern Abzug bei meiner Maximalwertung für nicht dimmbare LED-Lampen – es bleiben immerhin
LED-Stern halbdreieinhalb Sterne.

Update 23.10.: Auch dieser Spot musste nach meinem Test ins Messlabor, wo die Nennwerte teilweise verfehlt, teils aber auch übertroffen wurden (pdf-Download des Messprotokolls). So gab es beispielsweise mehr Helligkeit: 235 statt nominell 215 Lumen. Wie ich im Test spekulierte, leuchtet der Spot mit 3106 Kelvin etwas „kühler“ als die angegebenen 3000 K. Die „Farbspitze“ liegt bei rund 604 Nanometer (Orange), der dominante Farbton bei ca. 584 nm (Gelb-Orange).

Der „allgemeine Farbwiedergabeindex“ Ra bleibt wegen einer ausgeprägten Schwäche bei der Einzelfarbe 8 (nur 65,6 für „Fliederviolett“) mit 83,2 unter der BenQ-Vorgabe „>85“. Dennoch kein Grund zum Klagen: Auch die für LED besonders problematischen Farben außerhalb des Ra-Mess-Oktetts werden überdurchschnittlich gut abgebildet. Der R9-Wert („gesättigtes Rot“) ist mit 21,9 noch sehr anständig, auch „Gelb gesättigt“ (76,6) und „Hautfarbe rosa“ (83,8) können überzeugen. Von meinen Einsatzempfehlungen im Beitrag muss ich also nichts zurücknehmen.

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4 Gedanken zu „Im Test: Zwei Retrofit-LED-Lampen von „BenQ Lighting“ (Update 23.10.)

  1. Die E27-Lampe hat noch einen möglichen Konstruktionsmangel, der hier noch gar nicht angesprochen wurde: Wie man auf den Fotos sehen kann, beginnt der Kühlkörper direkt über dem Schraubsockel mit einem kantigen Übergang – dieser kann bei einigen Fassungen verhindern, dass die Lampe Kontakt bekommt. Zudem scheint der Kontaktpunkt am unteren Ende recht flach zu sein, was die Sache nicht verbessert. Ich habe solche Kontaktprobleme schon mehrfach gehabt, zumeist allerdings bei E14-Sockeln.

    • Da geb ich dir recht, sowas ist mir schon mal vor ein paar Jahren bei Led-Leuchtmitteln aus China aufgefallen.

  2. Es wäre eigentlich ganz clever die Dimmbarkeit mit einem Protokoll für die Hausautomation herzustellen.

    Diese Schalterei ist zwar die billigere Lösung aber auf Dauer leidet die Lebenszeit ja enorm darunter.

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