LED-Woche bei Aldi Süd: (Fast) nichts Neues im Regal

Gleich 16 LED-Sonderangebote hat der Discounter „Aldi Süd“ kommende Woche: Ab Montag drei altbekannte Komplettleuchten und ab Donnerstag 13 Lampen, die’s teilweise bereits im Juli gab. Hier finden Sie zumindest ein sehr günstiges, besonders helles und rundstrahlendes E27-„Retrofit“-Modell.

ALDI-LED-Leuchten_09-13

Bereits am Montag, 9. September, gibt’s bei „Aldi Süd“ nicht dimmbare Klemm- und Steckdosenleuchten von „ICLITE“: Die wurden schon vor zwei Jahren zum gleichen Preis unter dem Label „Casalux“ verkauft und danach auch noch mehrfach in verschiedenen Varianten. Kein Wunder: Sind beides Aldi-Handelsmarken und kommen vom Großhändler “EuroTechnicsTrade GmbH” (ETT) im sauerländischen Arnsberg.

Auch heute verrät die Aldi-Werbung keine Leistungsdaten, obwohl seit dem 1. September in der EU neue Regeln für die Qualität und Kennzeichnung von Lampen sowie die Veröffentlichung von Daten gelten. So fehlen unter anderem die Werte für den Lichtstrom, den Farbwiedergabeindex, die Lebensdauer, die Lichtstärke und den Abstrahlwinkel (nach meiner Schätzung rund 120 Grad – also ein Drittel des Vollkreises).

Das alles finden Sie aktuell auch nicht im Aldi-Online-Angebot, war aber teilweise mal bei einer früheren Werbung zu lesen: Das in allen drei Leuchten eingesetzte, nicht auswechselbare Modul besteht aus einem “Array“ von vier Einzel-LED-Chips und soll 350 Lumen mit 3000 Kelvin produzieren – nominell vergleichbar mit einer 35-Watt-Halogenlampe.

Ich hatte mir 2011 testweise eine „Casalux“-Klemmleuchte gekauft und eine ziemlich seltsame Lichtfarbe fotografiert (links aus, rechts an):

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ALDI-Casalux-LeuchteDie Bilder geben den realen Eindruck ziemlich exakt wieder – inklusive des deutlich wahrnehmbaren Grünstichs. Das ist zufällig genau der Spektralbereich, für den das menschliche Auge besonders empfänglich ist und der deshalb bei der Lumen-Messung reich belohnt wird.

Allerdings geht dann der Farbwiedergabeindex (Ra/CRI) kräftig in den Keller. Seit Monatsbeginn müssen laut den neuen EU-Ökodesign-Regeln Lampen und Leuchten für den Innenbereich mindestens Ra 80 haben (Glühlampen liegen bei ca. Ra 100). Jede Wette, dass die „ICLITE“-Teile diese Hürde nicht schaffen und so eigentlich nicht mehr verkauft werden dürften. „Brillantes, warmweißes Licht“, wie’s in der Werbung versprochen wird, sieht wahrlich anders aus.

Öko-Label A+ ist korrekt angegeben

Korrekt ist dagegen die Einordnung in Stufe A+ des neuen EU-Öko-Labels. Nach meiner Rechnung liegt der Energieeffizienzindex (EEI) bei 0,16 – also unterhalb des A-Grenzwertes von 0,17. Bei diesen Leuchten muss man übrigens einen Leistungsaufnahme-Korrekturfaktor von 1,1 berücksichtigen, weil sie mit einem externen Steckernetzteil betrieben werden. Statt 4,9 sind es also knapp 5,4 Watt.

Warum die Leuchten aber trotz des umfassenden LED-Preisverfalls mit knapp 17 Euro immer noch genau so viel kosten wie vor zwei Jahren, leuchtet mir nicht ein. Wer wirklich gute Lichtqualität haben will, sollte ohnehin ein paar Euros mehr ausgeben und woanders einkaufen.

Drei „Einheitspreise“ für 13 Lampen

ALDI-LED-Lampen-09-13-klein
Ausschnitt aus der aktuellen Werbebeilage von „Aldi Süd“. Für größere Darstellung hier klicken oder auf’s Bild.

Auch dieses LED-Sonderangebot ab Donnerstag, 12. September, ist prinzipiell nichts Neues: Ich hatte schon im Juli ausführlich zum damals geplanten identischen Sortiment geschrieben – darunter findet Ihr auch Kommentare von Käufern der Lampen.

Damals geschah aber was Merkwürdiges: Die „lifelight“-Lampen mit E27-Schraubsockel (im aktuellen Prospekt oben unter Punkt 1) wurden kurz vor dem Aktionszeitraum aus der Werbung gestrichen und tauchten in dieser Form auch nicht mehr im Online-Angebot auf. Auf Nachfrage erklärte die Aldi-Süd-Kommunikationsabteilung in Mülheim an der Ruhr ein paar Tage später Blog-Leser Arne Dassbeck:

„Der von Ihnen genannte Aktionsartikel wird – entgegen unserer Ankündigung in den Handzetteln – nicht in unseren Filialen veraktioniert. Die kurzfristige Umstellung erfolgte aufgrund von aktuellen Lieferschwierigkeiten seitens unseres Lieferanten. Wegen der Aktualität dieser Entwicklung wurde der Artikel bereits in unseren Handzetteln beworben. Wir bitten Sie, diese Ungenauigkeit zu entschuldigen. Wann wir den Artikel wieder anbieten, können wir Ihnen leider noch nicht sagen.“

Jetzt wissen wir’s: Am Donnerstag startet ein neuer Versuch, hoffentlich mit allen beworbenen „Retrofits“.

Übrigens: Kurioserweise gab’s die „lifelight„-Lampen im Juli zwar nicht in Deutschland, jedoch schon einen Tag zuvor beim österreichischen Aldi-Ableger Hofer – inklusive der 1055-Lumen-Version, die von den Papierwerten her als offizieller Ersatz für eine traditionelle 75-Watt-Glühlampe beworben werden darf. Die zeigte bei einem Blog-Leser allerdings ein paar Merkwürdigkeiten.

Die Überraschung steckt im Detail

Der von Ihnen genannte Aktionsartikel wird – entgegen unserer Ankündigung in den Handzetteln – nicht in unseren Filialen veraktioniert. Die kurzfristige Umstellung erfolgte aufgrund von aktuellen Lieferschwierigkeiten seitens unseres Lieferanten. Wegen der Aktualität dieser Entwicklung wurde der Artikel bereits in unseren Handzetteln beworben. Wir bitten Sie, diese Ungenauigkeit zu entschuldigen. Wann wir den Artikel wieder anbieten, können wir Ihnen leider noch nicht sagen. Mit freundlichen Grüßen i. A. Alina Warzecha Kommunikation ALDI Einkauf GmbH & Co. oHG Unternehmensgruppe ALDI SÜD Burgstraße 37 45476 Mülheim an der RuhrWas mir beim näheren Blick auf die Verpackungen auffällt (Ausschnitt rechts): Die nicht dimmbaren „Birnen“ sollen einen sensationell breiten Abstrahlwinkel von 330 Grad haben. Das ist bei LED-Lampen noch äußerst selten, wäre tatsächlich weitgehend identisch mit der Charakteristik einer Glühlampe und sonst nur sehr viel teurer zu haben.

Nur 9,99 Euro für über 1000 rundstrahlende Lumen Lichtstrom – ein Kampfpreis, der diverse Mitbewerber in tiefe Verzweiflung stürzen oder zumindest für heftiges Kopfschütteln sorgen dürfte. Offensichtlich setzt Aldi mit den drei Einheitspreisen zwischen knapp 5 und rund 10 Euro auf eine Mischkalkulation, bei der nur mit den schwächeren Lampen richtig Geld verdient wird. Nachvollziehbar ist es ja sonst nicht, dass beispielsweise eine „lifelight“-LED-Birne mit nur 470 Lumen exakt so viel kostet wie das superhelle 1055-Lumen-Flaggschiff.

Fastvoice-Eigenwerbung neu

Ebenfalls seltsam: In der Werbebeilage wird das für Leuchtmittel nicht mehr gültige EU-Öko-Label von G bis A verwendet statt das neue von E bis A++. Danach hätte nämlich etwa die 11-Watt-Lampe einen Energieeffizienzindex von rund 0,13 und würde in der sehr guten „A+“-Stufe landen und nicht nur im drögen „A“.

Insgesamt sind vor allem die stärkeren Modelle aller drei Aldi-Preislinien durchaus sehr schöne Schnäppchen für LED-Einsteiger – immer vorausgesetzt, Sie brauchen nichts Dimmbares und die offiziellen Leistungs- und Lebensdauerdaten treffen in der Realität auch zu. Dass allerdings in der Werbung (auch auf der Website) weder Farbtemperatur noch Farbwiedergabeindex genannt werden, ist ein schweres Versäumnis und in der EU nicht mehr zulässig. Zumindest der Link zu einem Datenblatt des Herstellers oder Großhändlers wäre doch nicht zu viel verlangt.

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