Was können die kleinen, nicht dimmbaren G9-LED-Lampen von LightMe, Bauhaus/Voltolux, Philips, Osram, LEDON und Müller-Licht? Im neuen „test“-Heft der Stiftung Warentest kriegen diese sechs Retrofits Urteile und Noten verpasst. Das Fazit in Kurzform: Hier leuchtet eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, in der die beiden größten Stecksockel-Lämpchen auch die besten sind.
Die besten G9-LED-Lampen laut Stiftung Warentest: Die LEDON mit 3,5 Watt und gut 200 Lumen (links, im Hintergrund ihr Leuchtbild, Fotos: W. Messer) und die etwa ebenso helle Müller-Licht-„HD LED“ mit 3 W (rechts, PR-Foto). Für flimmersensible Menschen ist die LEDON-Stecksockel-Retrofit erste Wahl.
„Schluss mit Halogen“ titelt die September-Ausgabe des „test“-Heftes (Titelbild rechts) auf Seite 76. Denn nach Ansicht der Redakteure lohnt sich auch bei 230-Volt/G9-Stecksockeln der Umstieg von Halogen- auf LED-Lämpchen – trotz der wesentlich höheren Kaufpreise für die Halbleiter-Lichttechnik (ca. 6,50 bis 10 statt 1,50 bis 4 Euro).
Wer beispielsweise in einer Pendelleuchte über dem Esstisch fünf 20-Watt-Halos durch fünf 3-W-LED-Lampen ersetze, könne die jährlichen Stromkosten von gut 30 auf weniger als 5 Euro drücken – bei durchschnittlich drei Leuchtstunden pro Tag. Nach spätestens zwei Jahren habe sich die Investition amortisiert, zumal die neuen Lampen dann noch mindestens weitere 13 Jahre leuchten, während ihre Halogen-Vorfahren häufig nur 2000 Stunden durchhalten.
Auf was Sie bei der LED-Wahl achten sollten
Wichtig ist allerdings die richtige Wahl im unüberschaubar großen LED-Angebot: Hohe Farbtreue, lange Lebensdauer, ausreichende Helligkeit, Abstrahlcharakteristik, Passform, Verarbeitung, Flimmer– und Geräuschfreiheit, angenehme Lichtfarbe – das sind meines Erachtens die Haupt-Kriterien. Effizienz finde ich dagegen bei LEDs nicht so wahnsinnig wichtig, weil eine höhere Lumen/Watt-Ausbeute häufig mit einem deutlich schlechteren Farbwiedergabindex erkauft wird und die absoluten, meist geringfügigen Unterschiede bei der Leistungsaufnahme sowieso keinen nennenswerten Unterschied bei der Stromrechnung machen.
Die Test-Gewichtung von Stiftung Warentest sieht etwas anders aus; deshalb mutet auch die Benotungs-Reihenfolge der sechs aktuellen Kandidatinnen etwas seltsam an: Da steht eine Müller-Licht-„HD LED“ mit 1,6 („gut“) vor der LEDON-Konkurrentin (1,8, ebenfalls „gut“), obwohl die LEDON im Gegensatz zur Müller-Licht-G9-Lampe komplett flimmerfrei blieb, nach 1500 Stunden Dauerbetrieb etwas heller war und nur bei der Effizienz sowie der Deklaration kleine Nachteile haben soll.
Müller-Licht und LEDON mit bester Farbwiedergabe
Bei der Lichtqualität liegen die beiden Top-Lampen mit Ra 94 (Müller-Licht) bzw. 93 (LEDON) ohnehin gleichauf und weit vor den vier anderen Probanden (Ra 81 – 83); die gemessene Farbtemperatur ist bei beiden „warmweiß“ (2730 und 2660 Kelvin). Sie teilen sich außerdem das Manko ziemlicher ausladender Dimensionen (5,8 cm lang, 1,8 bzw. 2 cm Durchmesser), die von den schlechter benoteten Retrofits teils deutlich unterboten werden.
Dafür hagelt’s dort vor allem bei der Bauhaus/Voltolux und der LightMe (effizienteste Lampe im Test mit 92 lm/W) heftige Kritik am starken Flimmern mit entsprechenden Punktabzügen; nicht ganz so stark fiel das bei der Philips-G9-„CorePro LEDcapsule 2,5 W“ und der „Müller-Licht“ aus.
Die Osram-Lampe ist die kleinste des Sextetts
Im Mittelfeld sortiert sich die Osram „LED Star Pin20“ ein, die für 6,50 Euro aus 2,5 Watt rund 200 Lumen liefert und befriedigende Praxistest-Ergebnisse beim Flimmern und Surren bot (Gesamtnote 2,1 = gut). Mit nur 4,7 cm Länge und 1,6 cm Durchmesser war sie die kompakteste Lampe im Testfeld; ein klarer Pluspunkt beim Einsatz in kurzen, engen Leuchtengehäusen.
Parallel zu den sechs G9-LED-Lampen hatte die Stiftung Warentest übrigens auch zehn teils dimmbare E27-LED-„Birnen“ mit rund 800 Lumen (Ersatz für 60-W-Glühlampen) im Labor. Die Resultate finden Sie jedoch (noch?) nicht im Heft, sondern nur im kostenpflichtigen Online-Produktfinder. Eins kann ich schon mal verraten: Die Lampen von Hornbach („Flair“), MeLiTec, LEDON und LightMe schnitten hier am besten ab („sehr gut“).
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Inzwischen gibt es auch ein 2,8 W G9-LED-Leuchtmittel von Osram, das bei dem (eingeschränkt aussagekräftigen) Messergebnis von ELV ziemlich lichtstark erscheint.
Ich habe dieses Leuchtmittel zusammen mit einem Adapter G9 auf E14 als Ersatz für eine Halolux Halogenlampe T26 im Einsatz.
Tja, tolle Effizienz und Helligkeit, aber halt auch wieder nur Ra 82.
Hallo zusammen,
ich möchte Wolfgang Messers Besprechung des aktuellen Warentest LED-G9 nutzen, um das Thema Flimmern/Flicker zu kommentieren, zumal Herr Messer und ich bezüglich CRI voneinander abweichende und im freundlichen Streitgespräch oft diskutierte Meinungen haben. 😉
Beim derzeitigen Stand der Technik (die Lightme-Lampe ist schon eine Weile im Programm) bestehen Zielkonflikte zwischen Helligkeit, Ausleuchtungsverhalten, Baugröße und der Komplexität elektronischer Vorschaltungen. Mit anderen Worten: Wer Vorteile in einer Hinsicht wünscht, wird Nachteile in anderen Aspekten ins Auge fassen müssen. Das bestätigt nicht zuletzt dieser Test!
Die Lightme-Lampe ist die hellste G9 im Test (und mit Abstand die effizienteste). Konstruktiv ist sie die einzige Lampe im Test, die (abgesehen zum Sockel hin) in alle Richtungen Licht abgibt. Die anderen Kandidaten (außer Voltolux) sind ihrem Charakter nach geschrumpfte Mini-Spots, die nur in eine Richtung leuchten. Die Lightme ist (zusammen mit Osram) zudem das kompakteste Produkt in dem Test.
Das Flickern, das insbesondere die Lightme und die Voltolux aufweisen, ist messtechnisch zu erfassen – gewiss keine Frage. Wie aber TEST im redaktionellen Teil selbst ausführt „erkennen (das) auf Anhieb allenfalls sensible Menschen, unbewusst könnten (beachte den Konjunktiv!) es auch andere wahrnehmen.“
Auf die Möglichkeitsform versteifte sich auch der Testorganisator in einem Telefonat mit mir. Eine genauere Erklärung bleibt man aber schuldig. Hat man das mit den Testlampen irgendwie mal praktisch unter Menschen aus Fleisch und Blut ausprobiert? Nö – man fühlt sich ja „wissenschaftlichen“ (reproduzierbaren) Methoden verpflichtet.
Ich bin mit einer solchen, aus meiner Sicht methodisch fragwürdigen Abwertung nicht einverstanden. Sie verzerrt Testergebnisse. Es wäre völlig einwandfrei gewesen, wenn man in den Testdaten und dem redaktionellen Teil auf das Flickern bei zwei Modellen hingewiesen hätte, um dann zu erklären, was es damit auf sich hat. So aber werden zwei Testmodelle, die hinsichtlich ihrer Ausleuchtungseigenschaften große Vorteile gegenüber den anderen Modellen haben, auf die hinteren Plätze degradiert.
Mich erinnert das an die Diskussion über Elektrosmog bei Energiesparlampen vor einigen Jahren. Da glaubte sich die Stiftung Wartentest auch mal an der Spitze des Fortschritts, indem sie den TCO-Standard für Computermonitore auf die Lampen anwendete, was reichlich absurd war.
Tja, Herr Seidel, nicht umsonst gibt’s unter meinem ständig aktualisierten Blogbeitrag zum Thema „Flimmern“ aktuell 118 Kommentare und mindestens 120 Meinungen. 😉
Bisherige Bilanz daraus und aus dem, was man so anderswo liest: Wirklich belastbare, wissenschaftliche Studien bzw. Resultate gibt es zwar offenbar nicht – ein immer größerer Teil der Hersteller und Verbraucher wird jedoch für das Thema sensibilisiert.
Sehr geehrter Herr Seidel,
mit dem Thema Lichtflimmern befasse ich mich intensivst, habe sehr viel Literatur aus aller Welt recherchiert, kritisch bewertet und ein geeignetes Messverfahren dafür entwickelt.
Wenn Sie sich zu diesem Thema richtig informieren, dann sollte klar werden, dass der Konjunktiv bei 100-Hz-Stroboskopflimmern nichts verloren hat, die Retina leitet das Lichtsignal noch bei über 200 Hz ungefiltert an das Gehirn, welches dann In Hochleistungsarbeit aus diesem ein Fließbild erzeugt und zwar bei jedem Menschen, was bei vielen mit Kopfschmerzen endet. Selbstredend gibt es auch Studien dazu.
Nach DIN EN 12464-1/2 wird solches Licht schon sehr lange zum Arbeiten als gefährlich eingestuft und ist daher zu vermeiden. Der Konjunktiv gilt nur für die bewusste Wahrnehmung und ich gehöre zu der Gruppe der flimmersensiblen Menschen, bin aus Fleisch und Blut und mir wird bei solchem Licht schwindlig und schlecht. Nur weil mir das passiert ist, habe ich mich überhaupt mit diesem Thema auseinander gesetzt. Gerne dürfen Sie sich meinen Vortrag auf der kommenden internationalen Messe LpS 2016 in Bregenz anhören.
Auch die LightMe LM85223, die ich Ende Juni 2016 vermessen habe, produziert Stroboskoplicht mit einem CFD von 87%. Gerne sende ich Ihnen auf Wunsch das Lichtflimmer Messprotokoll zu. Mehr dazu auf meinen Webseiten.
Leider sind mir noch nicht alle Leuchtmittel des StiWa-Tests untergekommen, wenigstens zur Osram kann ich sagen, dass sie sich mit einem CFD von 33% im moderaten Bereich befindet. Die Voltolux ist mir im Baumarkt schon entgegen geflimmert, habe aber noch keine Messung vorgenommen.
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung, gerne auch per E-Mail.
Vielen Dank.
@Lichtpeter – Sehr geehrter Herr Erwin, wenn es Kategorien von Leuchtmitteln gibt, deren Bauart notgedrungen Zielkonflikte hervorbringt, dann sollte ein Test das aus- und abgewogen darstellen. Der „Gesamtnoten“-Charakter der Untersuchungen der Stiftung Warentest wird dieser Forderung nicht gerecht. Darum geht es mir.
Ich habe in meinem Kommentar das Flimmern bei LEDs weder als grundsätzlich begehrenswerte noch als gänzlich zu ignorierende Eigenschaft bezeichnet. Ich habe herausgestellt, dass Menschen unterschiedlich darauf reagieren, und dass es einen Zusammenhang zwischen Baugröße, LED-Anordnung und Lichtstrom gibt. Je kleiner das Leuchtmittel, umso problematischer ist es, aufwändigere Vorschaltungen zu integrieren. Einen Beleg dazu liefern nicht zuletzt Ihre eigenen Messungen (siehe auch den in diesem Blog viel gelinkten Artikel).
Flimmern oder Nichtflimmern ist seit jeher ein Aspekt der Beleuchtungsqualität, auch schon zur FL-Röhren-Zeiten. Das Thema Stroboskop-Effekt in der DIN EN 12464-1 ist m.E. primär dem Aspekt der Maschinensicherheit geschuldet (beim Schuhputz daheim dürfte das Gefährdungspotential als eher gering einzustufen sein). Wenngleich natürlich auch die Verwendung einer x-beliebigen Schreibtischlampe mit G9-Leuchtmittel unter diese Norm fällt.
Dass es weiterhin z.B. G9-Halogenlampen zu kaufen gibt, ist (neben der beschränkten Lichtströme bei G9-LEDs) genau diesen Aspekten der Lichtgüte zu verdanken. Mit anderen Worten: Wer mit LED-G9 nicht klar kommt, kann und sollte auf konventionelle Alternativen zurückgreifen und muss im Gegenzug allerhand andere (gewohnte) Nachteile in Kauf nehmen.
Um ein Bild zu gebrauchen: Tempo, frische Luft, Wind und Sonne – Cabrio-Fahren ist für viele Menschen eine wunderschöne Sache. Leider nicht für Pollenallergiker. 😉
Nun ist mir die Ledon 28000540 endlich in die Finger gekommen. Sie arbeitet mit einem Schaltnetzteil bei etwa 45kHz, regelt alles für den Menschen wahrnehmbare aus und darf sich mit einem CFD < 1% flimmerfrei nennen.
Wow – da wurde offensichtlich seit meinem Test im Frühjahr 2015 erheblich nachgebessert! Oder meine App lag damals total daneben mit Index 0,2 und 59% bei 100 Hz
– das würde ich aber eher nicht annehmen.Update: Doch, die App lag daneben. 😉Andererseits besagt das Update vom 09.03.: LEDON hat starke Zweifel am Ergebnis geäußert und die „Flicker Tester“-App wird ihrer Unsicherheit wegen nicht verwendet. Eine Modulation von 59% bei 100 Hz müsste auch mit dem Stabtest erkennbar sein. Eine entsprechende Überprüfung der eingemotteten Muster könnte das klären. Apps und andere unechte (Mess)systeme können nämlich bei hochfrequenten Schwingungen üble Hausnummern abgeben. Gerne würde ich diese Muster auch mal „echt“ vermessen. Bislang erscheint mir LEDON als ein recht seriöses Unternehmen, welches nicht einfach so eine solch massive technische Produktänderung vornimmt, sondern vmtl. in einem solchen Fall das Produkt unter einer anderen Artikelnummer anbietet um eine Abgrenzung zu ermöglichen. Gerne lasse ich mich eines besseren belehren.
Nee – Du liegst schon richtig. Ich hatte damals noch mit einer ziemlich transparenten Streuscheibe vor der Linse gemessen und auch bei anderen Lampen teils sehr schlechte Werte bekommen.
Auf Deine Anregung hin habe ich mir jetzt die G9-Lampe nochmal mit der aktuellen Linsen-Modifikation vorgenommen (Viso Systems hatte mir zwischenzeitlich einfaches, weißes Kopierpapier als Diffusor empfohlen) – und siehe da:
Index 0,0 und nur 4% Rate bei 100 Hz – also praktisch flimmerfrei. Das Testexemplar ist übrigens nicht „eingemottet“, sondern täglich im Gebrauch (wie auch das G4-Modell).
Nur zu den Fragen der negativen Effekte von Flimmern – hier zwei Verweise auf Forschungsarbeiten dazu. Dort wird nachgewiesen, dass unter gewissen Umständen Flimmern bis zu 1 kHz wahrgenommen werden kann!
Roberts, J./Wilkins, Arnold J., Flicker can be perceived during saccades at frequencies in excess of 1 kHz, Lighting Research and Technology 45 (2013), S. 124–132. dx.doi.org/10.1177/1477153512436367
Lehman, Brad/Wilkins, Arnold J., Designing to mitigate effects of flicker in LED lighting – reducing risks to health and safety, IEEE Power Electron. Mag. 1 (2014), S. 18–26. dx.foi.org/10.1109/MPEL.2014.2330442
Aus meiner Sicht ist damit klar, dass die (Ab-)Wertung von Stiftung Warentest mehr als nur gerechtfertigt ist…
Diese Forschungsarbeiten sind mir durchaus bekannt. Deswegen bewertet der CFD als einziges Messverfahren in der Welt Frequenzen von 1kHz immer noch mit 19%. Erst wenn die 1,5kHz-Grenze überschritten ist, kann der ‚flimmerarme‘ Bereich erreicht werden.
Dies ist einer der Gründe, warum der TÜV SÜD in meinem Vortrag auf der LpS 2016 in Bregenz erkannt hat, dass das CFD-Verfahren das einzig sinnvolle ist. Darum wird der TÜV SÜD künftig (sobald das sich im Bau befindliche CFD-Labormessgerät fertig ist) den CFD als Messverfahren heranziehen und Leuchtmittel damit bewerten. Die Stiftung Warentest könnte sich dann darauf beziehen. So kommt dann endlich Klarheit ins trübe Dunkel der Lichtflimmerei.