Überraschung in der aktuellen „Bauhaus“-Werbebeilage (gültig bis 24. Mai, Ausschnitt unten): Für knapp 10 Euro wird eine Osram-LED-Lampe „made in Europe“ mit 10 Watt und 600 Lumen angeboten, die Sie sonst nirgendwo finden.
Natürlich wissen Sie längst, dass Osram neuerdings einen Teil seiner aktuellen E27-LED-„Birnen“ im italienischen Treviso zusammenbaut – das gilt beispielsweise für die im August 2013 von mir getestete „Superstar Classic A40“.
Ebenfalls von dort kommt offensichtlich ein dimmbares Modell, das die „Bauhaus“-Filialen jetzt exklusiv bewerben (Seite 32 der aktuellen Beilage): Mit 600 Lumen Lichtstrom, 2700 Kelvin Farbtemperatur, 10 Watt Leistungsaufnahme, Farbwiedergabeindex Ra >80 90 (siehe Update 02.05. unten) und einem Abstrahlwinkel von rund 240 Grad liegt es leistungsmäßig zwischen den bereits bekannten 470- und 806-Lumen-Varianten und ist noch nicht mal auf der Osram-Website gelistet.
EU-offiziell könnten Sie damit eine herkömmliche 48-Watt-Glühlampe ersetzen – die es so natürlich nie gegeben hat – und zumindest virtuell knapp 80% Strom sparen. Das ist allerdings ein wenig seltsam, weil es anderswo für rund einen Euro mehr eine ebenfalls 10 Watt starke „Superstar Classic“ mit weit höherer Effizienz und satten 806 Lumen gibt. Die taugt als 60-Watt-„Glühbirnen“-Ersatz, glänzt mit über 83% Stromsparpotenzial und EU-Ökolabel A+.
Falsche EU-Ökolabel-Angabe
Moment mal – „Bauhaus“ schreibt doch auch was von „Energieeffizienzklasse A+“ in seine Werbung?! Kann das wirklich stimmen bei nur 60 Lumen pro Watt? Nein, tut es natürlich nicht. Nach meiner Rechnung kommt diese Lampe auf einen Energieeffizienzindex von rund 0,19 und das reicht nur für’s Ökolabel A. Für A+ müssten es 0,17 oder weniger sein. Also stimmt entweder diese „Bauhaus“-Angabe nicht, oder die offiziellen 10 Watt sind übertrieben oder 600 Lumen nicht die volle Wahrheit.
Update 30.04.: Auf der „Bauhaus“-Website sind die gleichen Leistungsdaten zu finden, aber die – auch laut Osram-Pressesprecher – korrekte Ökolabel-Einstufung A. Der Fehler ist also „exklusiv“ in der gedruckten Beilage.
Die „LED Superstar Classic“-Lampen aus Treviso leuchten ziemlich rund mit etwa 240 Grad Halbwertswinkel. (Foto: W. Messer)
Prinzipiell macht das diese Osram-„Superstar Classic“ natürlich nicht zu einer schlechten LED-Lampe. Mit ihrer „warm-weißen“ Lichtfarbe, der Dimmbarkeit, der ordentlichen sehr guten Farbwiedergabe, dem ziemlich runden Lichtkegel und für knapp unter 10 Euro ist sie eine exzellente Mittelklasse-„Einstiegsdroge“ für bisherige Glühlampen-Freunde.
Leider verschweigt „Bauhaus“ im Prospekt die Nennlebensdauer – im Online-Angebot ist mal von nur 10.000, darunter von 25.000 Leuchtstunden sowie 100.000 Schaltzyklen die Rede. Auch die Maße (6 cm Maximal-Durchmesser, 11 cm Länge) gibt’s nur auf der Website. Weder gedruckt noch online erfahren Sie von den vier Jahren Osram-Garantie für „LED Superstar“-Modelle. Die gilt allerdings nur “bei nicht gewerblichem Gebrauch”, während die „Bauhaus“-Website unverdrossen verspricht: „Sie eignet sich hervorragend für den privaten oder gewerblichen Gebrauch …“
Das exklusive Osram-LED-Lampe für 9,95-Euro bei „Bauhaus“ hat mit harter Konkurrenz zu kämpfen – etwa den deutlich billigeren, gleich hellen Lampen von IKEA, oder mit leistungsstärkeren Modellen im gleichen Preisbereich – unter anderem aus dem Philips-Lager. Und wie man eine dimmbare 806-Lumen-Lampe bei Bedarf ebenfalls zu einem Modell mit dezenteren 600 Lumen Lichtstrom macht, das muss ich ja wohl nicht näher erklären.
Update 02.05.: Auf Nachfrage schrieb mir ein Osram-Pressesprecher heute, dass die Lampe einen Farbwiedergabeindex von Ra/CRI 90 sowie eine Nennlebensdauer von 25.000 Leuchtstunden habe. Damit übertrifft sie die Nennwerte der bisherigen rundstrahlenden „Superstar Classic“-Modelle (Ra >80, 20.000 Stunden) und diverser Konkurrenzprodukte deutlich. So erklärt sich auch die geringere Effizienz und das Ökolabel A. Dass „Bauhaus“ den exzellenten Farbtreuewert in seiner Werbung „verbummelt“, ist schon halbwegs geschäftsschädigend und mir völlig unverständlich.
Osram-LED-Lampen-Deals bei Bauhaus und Kaufland – gemischtes Doppel
Ich habe die Lampe schon „live“ im Bauhaus Markt in Berlin-Reinickendorf gesehen, auf der Packung ist sogar Ra 90 aufgedruckt – das würde die „schlechte“ Effizienz erklären. Und auf der Packung ist auch spezifisch „Made in Italy“ zu finden…
Wow, Ra 90 wäre ja mal sehr gut! Die bisherigen „Superstar Classic“ haben jedenfalls nur Ra >80 auf der Verpackung.
P. S.: Auf der „Bauhaus“-Website ist die Lampe nur mit Ra >80 angegeben – ich zweifle mal dezent an dem 90er-Wert.
Ich hoffe mal, dass Karstens Verpackungsaufdruck stimmt und es sich um eine Reaktion auf die Ledares handelt. Ansonsten erinnert das Angebot an das bei einer HGBaumarkt-Neueröffnung vor wenigen Monaten: für (w.i.m.r.e.) unter 9 EUR eine LED Superstar Classic A 60 Advanced 10W 806lm 10000h Ra80 Dimmable Made in Italy, A+, Barcode 4052899926806, 11x6cm, netto ca. 145g, Lampenaufdrucke u.a.: 47mA, AA57541, n4b4.
Ra 90 stimmt tatsächlich – siehe Update im Beitrag.
So, mal ausprobiert, die „exclusive for“-Bauhaus-Osram mit 600 lm, 90-Ra-Farbwiedergabe nahe 2700K aus 10 Watt. Der Barcode lautet 4052899929388, auf der Lampe aufgedruckt u.a. AA58630 und n4n2. Im Markt fand sich das Angebot (un)auffällig „versteckt“ neben einem Pfeiler rückversetzt in einem extra Aufstellerregal. Bis auf die Angaben auf der mit verklebten Papplaschen gestalteten Verpackung war keine Erklärung oder Demonstration des „kleinen Lichtunterschieds“ ersichtlich, entsprechend unbestürmt sah der reichliche Vorrat aus.
Das Licht dieser Osram scheint mir ähnlich dem einer 11 W-Ledare, jedenfalls nicht schlechter. Die Osram erwärmt ihren schmal gestylten Kühlkörper anfangs gespürt schlechter als das Ikea-Produkt, der Unterschied schien mir viel deutlicher als der 1 W geringeren Leistungsaufnahme entsprechend. Nach je einer halben Stunde Leuchtdauer in identischer Seitenlage entnahm ich die Lampen, und die Osram müffelte leicht, aber wahrnehmbar stechend nach elektroniktypischen Kunststoffausdünstungen – allerdings war die unauffällige Ledare an früheren Tagen schon im Gebrauch gewesen. Insgesamt ist die Bauhaus-Osram möglicherweise ein Tip für diejenigen 2700 K-Fans, denen die wenig ausgeprägte Kühlarchitektur ausreicht, denen die schlankere und 1 cm kürzere Bauform gefällt oder die laut Packung vierfache Schaltfestigkeit gegenüber der Ikea-Birne.
Ich will aber nicht wetten, dass jeder 10 W/80 Ra-LED-Lampenbenutzer das weniger helle Bauhaus-Produkt vorzöge. Auch für zufriedene Benutzer von 90 Ra-Kombinationen mit orangeroten Zusatz-LEDs sehe ich keinen Anlass, sofort überzulaufen. Aber die Shops und Hersteller, die ohne garantierten und nachvollziehbaren Zusatznutzen ihre 2700K-Retrofits zum x-fachen Preis anbieten, die werden sich was einfallen lassen müssen.
Danke für den Test! Wird sicher vielen Lesern ein paar wertvolle Anhaltspunkte geben.
Vielen Dank für den Artikel – spiegelt er doch auch meine Erfahrung.
Ich steh immer wieder kopfschüttelnd vor Produkten mit Herstellerangaben, die offensichtlich nicht stimmen können. Was weiss denn der Laie schon. Gottseidank greift da inzwischen mehr und mehr die Marktaufsicht ein. Ob der Lichtstrom ausreichend ist für die gewünschte Beleuchtungsstärke, kann zumindest mit dem Luxmeter geprüft werden. Rückschlüsse auf den Lichtstrom sind nur relativ möglich und aufgrund unterschiedlicher Lichtverteilung nur grob.
Doch hinsichtlich Farbtemperatur und CRI-Wert ist eine Überprüfung selbst für Lichtplaner ohne Labormessung meist nicht möglich. Ich hatte mir erlaubt auf der Frankfurter Lichtmesse mit einem Pocket-Spektrometer für Smartphones die Herstellerangaben zu prüfen. Verbesserung der Lichtqualität war diesmal eines der Themen. LED-Retrofit mit Ra=95 wurden vorgestellt. Ich war erfreut darüber, dass ich dies dann bestätigen konnte.
Achtung Hersteller, Kenndaten verwässern wird immer schwieriger !!
Ja, hübsches Messgerät, hatte ich auch schon ins Auge gefasst – wenn’s nur nicht so elend teuer wäre (und das Lichtanalyse-Programm auch mit Mac funktionieren würde).
Gestern Abend wollte ich mal mit meinem DAB Radio hören und stellte zu meiner Überraschung fest, dass es nicht funktionierte. Heute morgen ging es aber wieder. Da habe ich die neben dem Radio stehende LED Lampe (Osram AA57541) angemacht – sofort war der Empfang wieder weg! Nach Austausch des Leuchtmittels mit einer Philips 9290002165A LED Birne funktionierte das DAB Radio auch bei eingeschalteter Leuchte.
Danke für die Info – dafür spricht auch die DEKRA-Beurteilung der Philips-Baureihe.
Gestern habe ich die Lampe im Bauhaus in Hamburg Lurup für 5,95 Euro gesehen und gleich zwei gekauft.
So günstig gibts keine andere RA 90 Lampe noch dazu dimmbar.