LED-Umrüstung: Wie viel sparen Sie wirklich? (Update 2016)

Seit rund sechs Jahren (Stand Januar 2016) läuft mein Selbstversuch mit der Neuinstallation bzw. schrittweisen Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik. Inzwischen ist der Anteil der herkömmlichen Glühfaden-/Halogentechnik auf unter ein Prozent gesunken und mir liegen mehrere komplette Jahres-Stromabrechnungen zum Vergleich vor – Anlass für eine finanzielle Bilanz.

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Mit LED-Lampen können Sie tatsächlich Geld sparen – allerdings nicht so viel, wie Ihnen manche Werbung weismachen will. (Foto: W. Messer).

Das Wichtigste vorweg: Die bisher positivste Begleiterscheinung meiner Umrüstaktion ist in diesem Blog manifestiert. Nach und nach füllte sich die Kategorie „LED-Beleuchtung“ mit rund 630 langen und noch mehr kurzen Beiträgen (Stand Januar 2016), davon über 50 mit grundsätzlichen Informationen und Überlegungen zur Thematik. Teils wurde das zu „LED-Tagebüchern“ und persönlicher Gedächtnisstütze, teils können auch andere Umstellungswillige davon profitieren.

Die finanzielle Bilanz meiner Umstellung auf Halbleiterlicht war dagegen anfangs eher negativ: Den erheblichen Erst- und Ersatz-Investitionen standen zuerst nur recht geringe Einsparungen bei der Stromrechnung gegenüber. Das war aber nicht anders zu erwarten. Der Amortisationszeitraum für LED-Beleuchtung konnte noch 2011 je nach Art der Umrüstung und Nutzung nämlich durchaus mehr als fünf Jahre betragen.

Höchstens 90 Prozent effizienter

Vollmundige Marketing-Claims von Herstellern und Händlern, die rund 90 Prozent Stromsparpotenzial versprachen, trafen lange Zeit ohne den zusätzlichen Einsatz intelligenter Steuertechnik nicht zu. Beim Stand der Consumer-LED-Effizienz Ende 2012 waren nur rund 80 Prozent gegenüber Glüh- und Halogenlampen realistisch. Inzwischen hat sich das bei Lumen-pro-Watt-Verhältnissen um 100 deutlich verbessert – häufig ist deshalb eine 90-Prozent-Einsparung durchaus realistisch.

Natürlich heißt das dann nicht, dass Ihre Stromrechnung um diese Größenordnung sinkt. In einem durchschnittlichen deutschen Privathaushalt mit etwa 4000 Kilowattstunden Stromverbrauch pro Jahr macht die Beleuchtung laut „Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen“ nur rund 9 Prozent aus (Stand 2011). Das Allermeiste verbraten Großgeräte wie Kühl-/Gefrierschrank, TV-Gerät, Wäschetrockner, Waschmaschine und Herd.

Stromrechnung kann nur um rund 8% sinken

Wenn durch Umrüstung auf LED-Technik beim Beleuchtungsanteil rund 90 Prozent wegfallen, kann sich der Gesamtverbrauch also bestenfalls um gut 8 Prozent reduzieren. Beispiel: Mein aus der Anti-AKW-Bewegung hervorgegangener Öko-Stromversorger „Elektrizitätswerke Schönau“ (EWS) verlangte ab Januar 2013 einen „Arbeitspreis“ LEDON-E27-10,5W-ausvon 26,75 Cent pro Kilowattstunde (vorher waren’s nur 23,90).

Hochgerechnet auf den Durchschnittshaushalt wären das 1.070 Euro pro Jahr (plus den verbrauchsunabhängigen „Grundpreis“ von 82,80 Euro). Falls durch energiesparende Beleuchtung 8 Prozent eingespart werden könnten, würde sich der Arbeitspreis auf 985 Euro reduzieren. Die Differenz von 85,60 Euro reicht inzwischen (Oktober 2015) immerhin für den Kauf von sechs nicht dimmbaren Premium-LED-„Birnen“ mit Farbwiedergabeindex Ra 90 und rund 800 Lumen (Foto links), die locker 60-Watt-Glühlampen ersetzen können.

Steigende Strompreise und „Rebound“-Effekt

Das setzt allerdings voraus, dass es die geschätzte Einsparung auch wirklich gibt. In der Realität wird sie nämlich durch die ständigen Strompreiserhöhungen zunichte gemacht und noch dazu durch den so genannten „Rebound“-Effekt gemindert: Wenn etwas billiger im Unterhalt ist, wird es gerne öfter und intensiver genutzt. Wer auf LED-Technik setzt, baut häufig mehr und verschiedenartigere Lichtquellen ein, hat eine höhere Gesamt-Maximalhelligkeit als zuvor und lässt das Licht durchschnittlich auch etwas länger an – dieser zusätzliche Komfort kostet ja in Relation zu den alten Stromfressern fast nichts.

Etwas abgeschwächt wird dieser Effekt durch den Einsatz von intelligenter Steuerungstechnik, bei der zum Beispiel mit Hilfe von Bewegungssensoren oder Smartphone-Apps einzelne Lampen gedimmt und geschaltet werden können – eventuell in Verbindung mit einer „SmartHome“-Zentrale für alle Stromverbraucher. Das ist aber in deutschen Durchschnittshaushalten noch die absolute Ausnahme. Repräsentative Erhebungen oder exakte Statistiken über die tatsächliche Ersparnis bei Umrüstung auf LED-Beleuchtung gibt es jedenfalls noch nicht.

Jahresvergleich: 6% weniger Strom verbraucht

Wie sieht das nun in meinem konkreten Fall – Zwei-Personen-Haushalt plus Gewerbenutzung – aus? Der erste komplette Jahresvergleich zeigte tatsächlich einen Rückgang des Stromverbrauchs: Von ca. 3400 auf 3200 kWh, das waren knapp sechs Prozent. Beim damaligen Preis entsprach das einer Ersparnis von knapp 48 Euro, beim Tarif 2013 waren es sogar gut 53 Euro. Da der Strom-Arbeitspreis aber gleichzeitig um mehr als 10 Prozent stieg, fiel die Bilanz bei der nächsten Jahresabrechnung für mich erneut negativ aus. Bis hierhin klang das alles noch ziemlich deprimierend.

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Aber machen wir mal die Gegenrechnung auf: Wäre das komplette Stockwerk 2013 noch traditionell beleuchtet gewesen, hätte ich ca. 3500 kWh x 26,75 Cent zu bezahlen gehabt = rund 936 Euro (plus Grundpreis). Mit den LED-Lampen und -Leuchten waren es rund 80 Euro weniger. Und da keine nennenswerten Strompreissenkungen passierten, ergab sich weiterhin mindestens die gleiche Differenz – jedes Jahr. Dazu kamen noch die weitgehend wegfallenden Kosten für den Ersatz durchgebrannter Lampen, weil anständige LED-Leuchtmittel etwa 15- bis 25mal länger halten als ihre stromfressenden Vorgänger.

Nicht nur das Finanzielle zählt

All diese Einsparungen holen in meinem speziellen Fall die Investitionen in LED-Beleuchtung wohl nie komplett wieder ’rein. Da diverse Anschaffungen eher Liebhaberei, Experimentierlust und Blog-Test-Anforderungen entsprangen, summierten sie sich zu einem satten vierstelligen Betrag. Und wer weiß, was mir künftig noch so alles an hübschen neuen LED- und OLED-Leuchten unter die Finger kommt.

Streng rational denkende Haushaltsführende sollten solch hohe Beträge natürlich eher in Kühlschränke, TV-Geräte, Waschmaschinen etc. mit dem EU-Energielabel „A+++“ investieren – da schlummert nämlich das weitaus größere Sparpotenzial (Update: Habe ich später ebenfalls getan, siehe unten).

Neben dem finanziellen Aspekt zählt für mich aber noch ein anderer: Mal angenommen, eine Einsparung von 6 bis 8 Prozent könnte repräsentativ für alle deutschen Haushalte sein: Dann müssten allein wegen energiesparender Beleuchtung jedes Jahr etwa 9 Terawattstunden (1 Tera = 1 Billion) weniger Strom produziert werden. Das entspricht etwa dem Output eines Atomkraftwerks – wenn’s mal gerade keine Panne hat. Ist doch auch ein Argument, oder?


Update 12.08.2013: Das Sparpotenzial mit LED-Licht ist bei Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) erheblich größer als in Privathaushalten. Laut einer neuen Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums sorgt in diesem Bereich die Beleuchtung im Schnitt für über 40 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Die Studie gibt’s in verschiedenen Versionen hier als Downloads.


Update 24.01.2014: Auch 2013 hat sich mein Stromverbrauch leicht reduziert – von rund 3200 auf ca. 3160 kWh. Das dürfte allerdings weniger an der ohnehin bereits flächendeckend eingesetzten LED-Beleuchtung liegen. Hier macht sich wohl eher der Austausch eines sehr alten Kühlschranks durch einen erheblich effizienteren, sowie eines älteren TV-Flachbildschirms mit CCFL-Hinterleuchtung (ca. 200 Watt) durch einen neuen mit LED-„Backlight“ (82 Watt) im Lauf des Jahres bemerkbar.

Immerhin haben mir die Elektrizitätswerke Schönau von meinen Abschlagszahlungen für 2013 jetzt 9,66 Euro zurück erstattet. Würde beispielsweise für so was reichen.


Update 03.03.2014: Laut einer aktuellen Statistik der EU-Behörde „Eurostat“ haben die deutschen Privathaushalte 2013 im Schnitt 29 Cent brutto pro Kilowattstunde bezahlt. Rund die Hälfte des Preises gingen für Steuern, (EEG-)Umlagen und staatliche Abgaben drauf.


Update 24.01.2015: Und wieder (Öko-)Strom gespart: 2014 waren’s gegenüber 2013 rund 10%, wie die aktuelle EWS-Rechnung (Ausschnitt) beweist:
EWS-Rechnung-2015
Der Rückgang auf rund 2800 Kilowattstunden ist erneut weniger der „LEDifizierung“ des Haushalts zuzuschreiben, sondern eher dem Einsatz effizienterer Großgeräte. So arbeiten bei mir seit Herbst 2014 eine neue Waschmaschine mit EU-Ökolabel A+++ und ein Wärmepumpen-Wäschetrockner mit A++. Vermutlich sinkt der Verbrauch deshalb 2015 wieder ein Stückchen. Bis dahin freue ich mich über fast 100 Euro Rückzahlung und die Reduzierung des monatlichen Abschlags von 77 auf 70 €.


Update 22.01.2016: Nur schlanke 16 kWh weniger als 2014 weist die EWS-Rechnung für 2015 aus:
EWS-Rechnung-2016-neu
Wie erwartet, dürfte nun das Einsparpotenzial durch den Einsatz effizienter Haushaltsgeräte und Beleuchtung weitgehend ausgeschöpft sein – immerhin über 17% im Jahresvergleich zu 2011. Weitere Senkungen wären wohl nur durch eine grundlegende Änderung unseres Verbrauchsverhaltens möglich – vermutlich auf Kosten von Komfort und Bequemlichkeit.


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