„Dichroitische“ oder „Kaltlichtspiegel“-Halogenspots sehen vor allem in Seilsystemen und offenen Leuchten hübsch aus, weil sie Ihr Licht nicht nur in eine Richtung strahlen. Das klappt jetzt auch mit den LED-Glas-Spots von LCTW.
Beide haben offiziell 5,3 Watt, 345 Lumen und kosten aktuell nur rund 6 Euro: Die neuen LED-Glas-Spots von „LED’s change the world“ (LCTW) mit GU10– (oben links) oder GU5.3-Sockel. (Fotos: W. Messer)
LED-Lampen sind ja eigentlich nur dann richtige „Retrofits“, wenn man das alte Glühobst ‚rauswerfen, die stromsparenden, neuen Leuchtmittel einfach so ‚reinstecken oder -drehen kann und dann weitgehend die gleiche Optik wie zuvor hat – ohne Platzprobleme, ohne Helligkeits- oder Abstrahlwinkel-Einbußen. Bei so genannten „Kaltlichtspiegel“-Halogenspots geht das leider häufig nicht so einfach, weil LED-Strahler normalerweise nur nach vorne leuchten und kein Licht in Richtung Sockel spendieren.
Genau diese „dichroitische“ Charakteristik bieten die beiden neuen, nicht dimmbaren LED-Glas-Spots des deutschen Anbieters „LED’s change the world“ (LCTW), die sich nur beim Sockel und Spannungsbedarf unterscheiden. Wer von oben draufschaut, sieht keinen Unterschied – weder aus- noch eingeschaltet:
Gut zu erkennen: Hier strahlen vier LED-Chips inmitten eines strukturierten Reflektors und unter einer Linsen-/Streuscheiben-Kombination nach oben – mit einem nominellen Halbwertswinkel von 36 Grad. Tatsächlich bestätigen das die Messdiagramme weitgehend: 38,8° für die GU5.3-/12-Volt-Variante (pdf-Download) und 36,4° für das GU10-Modell (pdf-Download). Bis hierhin unterscheidet sich die Bauweise der in China produzierten Strahler kaum von gewöhnlichen LED-Spots. Wenn Sie sich aber mal stellvertretend den Niedervoltstrahler von unten bzw. von schräg unten anschauen, sehen Sie die Besonderheit:
Da bleibt’s auch „untenrum“ und seitlich nicht zappenduster, und der ziemlich breit aufgefächerte Lichtkegel hat keine scharfen Hell-/Dunkel-Grenzen. Genau diese Halogenstrahler-ähnliche Charakteristik wie in den Leuchtbildern rechts und unten wird von vielen LED-Fans verzweifelt gesucht und selten gefunden.
Umso besser, dass auch die Dimensionen der LCTW-Glas-Spots mit den PAR16-/MR16-Halogen-Vorbildern weitgehend übereinstimmen: 5 cm maximaler Durchmesser, 5,3 cm Gesamtlänge (inklusive Pins) und 58 Gramm Gewicht beim GU10-Spot; 5 cm Breite, 4,4 cm Länge und 47 g beim GU5.3-Strahler, der sowohl Gleich- als auch Wechselspannung verträgt.
Lumen-Vorgaben werden übertroffen
Ebenso klasse: Laut Labor werden die offiziellen Lichtstromwerte von 345 Lumen leicht übertroffen. Über den Vollwinkel sind’s bei beiden Varianten über 435 lm, innerhalb des EU-konformen Bemessungswinkels von 90 Grad immer noch 367 (GU5.3, pdf-Download des gesamten Messprotokolls) bzw. 379 lm (GU10, Messprotokoll). Die angegebene Lichtstärke von 650 Candela klingt also durchaus glaubhaft. Auch die einträchtig produzierte Farbtemperatur von gemessenen 2666 Kelvin entspricht weitgehend der Vorgabe; sie ist sogar etwas „wärmer“ als der Nennwert 2700 K.
Bevor jetzt aber alle vor Freude den Champagner köpfen und feiern: Echte Halogen-Lichtqualität (Ra 100) kriegen Sie hier dennoch nicht. Der von uns gemessene „allgemeine Farbwiedergabeindex“ beträgt Ra 82 (Nennwert >80) – flankiert von einem dürren einstelligen Wert (8,4 bzw. 9,0) für die besonders anspruchsvolle Zusatz-Messfarbe „Rot gesättigt“ (R9). Stattdessen glänzen beide Varianten mit Top-Vorstellungen bei „Gelb-Grün“ (R3 = 96 bzw. 97) und „Blattgrün“ (R14 = 98,5 bzw. 98,8).
Nur durchschnittlich gute Spektralverteilung
Die dominante Wellenlänge im Spektraldiagramm (unten stellvertretend beim G10-Spot) liegt bei ca. 584 Nanometer im dunklen Gelb-Bereich, die Spitze etwas höher bei 605 bzw. 610 nm. Nach rechts – in Richtung Dunkelrot – fällt die Milliwatt-Kurve früh ab, nach links geht’s etwas sanfter über Grün bis zum kleinen, LED-typischen Blau-Hügelchen:
Das macht sich bei meinem Standard-Farbtreuebild mit einer roten Ducati 916 im Kleinformat auf weißem Untergrund (Weißabgleich „bewölkter Himmel“, ohne Nachbearbeitung) so bemerkbar:
Mal abgesehen von der bei „warm-weißen“ Lampen üblichen Orange-/Gelb-Verschiebung: Subjektiv erschien mir die Abbildung leicht grünstichig und das Rot eher Ocker, die Farben insgesamt nicht prägnant durchgezeichnet. Licht-Feinschmecker mit hohen Farbtreue-Ansprüchen würden hier akuten Verbesserungsbedarf anmelden.
Das Flimmern hält sich in engen Grenzen
Keine großen Probleme werden dagegen besonders Flimmer-sensible Menschen mit den LCTW-LED-Glas-Spots haben. Die „Flicker Tester“-App von „Viso Systems“ ermittelte beim GU10-Strahler im Standard-Frequenzbereich um 100 Hertz nur 10 Prozent Flimmern mit Index 0,0 (Screenshot rechts). Beim genauen Blick sehen Sie zwar zusätzlich eine sehr hochfrequente Schaltregler-Schwingung mit kleiner Amplitude – die ist jedoch weder vom menschlichen Auge noch von einer Digitalkamera wahrnehmbar.
Nicht ganz so gut, aber relativ akzeptabel waren die Flimmer-Werte für den Niedervolt-Spot. Seltsamerweise lagen sie am Wechselspannungs-Netzteil (AC, unten links) etwas niedriger als bei Gleichspannungs-Versorgung (DC, unten rechts):
Hier sind keine Ohrenschützer notwendig
Dafür lief’s bei der Geräuschentwicklung des GU5.3-Strahlers (Foto links) wie erwartet: Völlige Stille am DC-Trafo, leises Surren mit AC – bei leiser Umgebung bis maximal 30 cm Distanz hörbar. Merkliche Ein- und Ausschalt-Verzögerungen produziert die Lampe selbst nicht; die gibt’s höchstens bei einer Pufferung der Stromversorgung durch das Netzteil (am „Meanwell LPF-60D-12“ jeweils rund eine Sekunde, mit Osram-„Halotronic“ nur wenige Zehntelchen).
Im Profi-Labor zog der Spot am Osram-AC-Trafo netto 5,1 Watt bei einem elektrischen Leistungsfaktor von 0,68 – gemessen nach zwei Stunden Dauerlauf. Zu diesem Zeitpunkt dürfen Sie laut meines Infrarot-Thermometers – bei hängender Montage in einer offenen Fassung – ca. 62 Grad an der heißesten Gehäusestelle oben und rund 32° unten an der Abdeckscheibe erwarten.
Etwas kühler bleibt derweil die GU10-Variante (Foto rechts): 57° am Sockel, 31° am Lichtaustritt. Sie produziert keine Störgeräusche, reagiert mit weniger als einer halben Sekunde Verspätung auf Ein- und Ausschaltbefehle und nuckelt zwischen 5,2 (Labor) und 5,8 Watt (mein Hobby-Messgerät) bei einem Leistungsfaktor von 0,61 bzw. 0,68.
Beide Strahler sind A+-Ökolabel-würdig
Beide LED-Glas-Spots sind also mindestens so sparsam und effizient, wie von LCTW versprochen. Wenn man unsere Messwerte heranzieht, gebührt sogar nicht nur dem Hochvolt-Modell das EU-Ökolabel A+, sondern mit einem Energieeffizienzindex von knapp 0,17 auch der Niedervolt-Schwester, die offiziell nur mit „A“ beworben wird (siehe Packungsausschnitt links).
Nicht überprüfen konnte ich natürlich die Nennlebensdauer von 15.000 Leuchtstunden und 100.000 Schaltzyklen sowie die außergewöhnlich gute Farbkonsistenz von weniger als 4 Stufen der MacAdam-Ellipse (SDCM). Die bedeutet, dass sich die Lichtfarben von mehreren Spots der gleichen Modellreihe kaum unterscheiden.
Mein Testurteil:
Wenn Sie bisher noch keinen anständigen LED-Ersatz für Ihre bis zu 35 Watt starken Niedervolt- oder 50-W-Hochvolt-Kaltlichtspiegel-Halogenspots im Seilsystem bzw. der offenen Leuchte entdeckt haben, dann könnten sie jetzt mit den beiden LCTW-Neuheiten fündig geworden sein. In einem geschlossenen Leuchtengehäuse oder in einem Decken-Einbaurahmen wären ihre Fähigkeiten dagegen halbwegs verschenkt.
Der aktuelle „Sonderpreis“ von jeweils 5,95 Euro ist wirklich günstig; auch unsere Messwerte und das gute Abschneiden bei vielen Testkriterien sprechen für die LED-Glas-Spots von „LED’s change the world“. Verzichten müssen Sie jedoch auf Dimmbarkeit und exzellente Lichtqualität. Vor allem die Wiedergabe von sattem Rot schwächelt deutlich. Bis hierhin wären die beiden Strahler klare Zwei-Sterne-Kandidaten auf meiner bis Fünf reichenden LED-Bewertungsskala. Wegen ihres besonderen Merkmals der „dichroitischen“ Abstrahlung – mit etwas Zusatz-Licht in Richtung Sockel – gibt’s aber noch einen halben Stern oben drauf und wir landen bei
zweieinhalb Sternen.
(Offenlegung: „LED’s change the world“ ist einer meiner Blog-Werbepartner und hat die Spots gratis zur Verfügung gestellt. Sie bleiben – wie üblich – zum Langzeittest bei mir)
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Schade, zu Beginn des Artikels habe ich mich schon gefreut: Genau das, was ich suche! Ich habe schon einige Spots von LCTW im Einsatz (MR16, 6,5W), die recht schönes Licht machen, Im Bad mit recht dunklen Fliesen (‚dekoratives‘ Beige aus den 80ern) macht sich aber wirklich enorm bemerkbar, dass von den Spots rückwärtig kein Licht mehr an die Decke gestrahlt wird. Obwohl es an den Wänden gleich hell ist, wirkt der Raum nun insgesamt dunkler!
Aber mit den beschriebenen Farbwiedergabewerten werde ich mit diesen Spots wohl nicht glücklich; ich bin nämlich sehr empfindlich, was LEDs mit Grünstich angeht 🙁
Tja, eventuell fällt das einem durchschnittlichen Nutzer gar nicht negativ auf – die individuelle Wahrnehmung kann sich ja stark unterscheiden und meine ist sicher nicht repräsentativ für alle.
Ja, ich glaube auch, dass ich da sehr empfindlich bin. Ich meckere auch an LEDs rum, die viele Andere für völlig „normal“ halten 🙂
Wobei es auch objektiv richtig ist, dass die anderen LCTW-Spots (mit nominell ebenfalls Ra 80) zum Teil fast doppelt so hohe Werte bei R9 (sattes Rot) erreichen wie die beiden hier.
Zumindest die im Labor ermittelten Farborte deuten auf keinen besonderen Grünstich hin. D.h. zumindest farbneutrale (weiße, graue) Flächen dürften normal (d.h. glühlampenartig farbverschoben) erscheinen. Allerdings kann sich ein Farbstich durchaus bei farbigen Flächen einschleichen, etwa der erwähnte Ockerton beim Rot.
Zu „meckern“ gäbe es auch etwas bei der Farbtemperatur, denn die ist für Kaltlichtspiegel-Retrofits eindeutig zu niedrig. Eine der Besonderheiten von Kaltlichtspiegel-Halogen ist ja, dass der Infrarot- und ein Teil des Rotanteils den Spiegel passieren und das reflektierte Strahlenbündel daher weniger Rotanteil und somit eine höhere Farbtemperatur hat. Die Werte können, je nach Modell, von ca. 3000 (Spiegel reflektiert fast alles Rot) bis weit über 4000 K (Spiegel lässt viel Rot nach hinten durch) reichen. Dadurch haben diese (Halogen-)Lampen bisweilen eine noch bessere Praxis-Farbwiedergabe, die ja neben dem Ra-Wert auch von der Farbneutralität mit bestimmt wird. Ein LED-Retrofit hier mit alles andere als neutralen 2700 K zu versehen, führt das Kaltlichtspiegel-Prinzip im Grunde ad absurdum.
Hinsichtlich des Farborts hatte ich auch schon auf der Schwarzkörperkurve geguckt, und zumindest das vermessene GU10-Exemplar trifft die Kurve gut, dürfte allenfalls einen absolut minimalen Rotstich an weißer Wand machen.
Ich habe festgestellt, dass ich auf stichige Reflexion von weißer Wand und hellbeigen Fliesen viel empfindlicher reagiere als auf leicht verschobene Darstellung von bunten Tönen. Vielleicht habe ich auch nur noch nicht den richtigen Referenzgegenstand gefunden, aber ich finde die Wiedergabe von Tomaten und diversen roten Plastikgegenständen unter aktuellen Philips, Medion- und Müller – LEDs absolut akzeptabel im direkten Vergleich zu Halogen.
Und auch wenn Ingo recht hat, dass Kaltlichtstrahler häufig eher über 3000 K liegen, hätte ein heimeliger warmer Strahler ja auch so seine Einsätze.
Es mag sein, dass viele Leute 2700 K lieber mögen als höhere Farbtemperaturen (Werte von 3100-3200 K scheinen laut Google durchaus normal zu sein bei 12V; 230V-Halogenstrahler sind aufgrund des Ohmschen Gesetzes meist etwas kühler, ca. 2800 K), aber wenn die Zielvorgabe ist, eine Kaltlichtspiegel-Halogen zu ersetzen, dann sollte das auch für die Farbtemperatur des Originals gelten. Ansonsten könnten Freunde der originalen Halogenlampen eine unangenehme Überraschung erleben.
Übrigens empfindet nicht jeder eine niedrige Farbtemperatur als „heimelig warm“, und Freunde etwas höherer Kelvinwerte greifen evtl. genau deshalb bisher zu Kaltlicht-Halogenlampen, und diese Zielgruppe hätte LCTW damit klar verfehlt.
Etwa so, wie eine Filamentlampe mit 6000 Kelvin ebenfalls die übliche Glühfaden-Zielgruppe verfehlen dürfte 😉
Wenn ich mir die Fotos hier ansehe, dringt aber deutlich weniger Licht seitlich durch das Gehäuse als bei klassischen Halogenlampen.
Hier scheint sich der Lichtaustritt seitlich nur auf den Bereich direkt vor der Abdeckung zu konzentrieren.
Das wäre jetzt ein idealer Vergleichskandidat für die schon lange in Reflektortechnik ausgeführten Philips GU10. Und richtig teuer mit Preisen um die € 25,- pro Stück sind die inzwischen auch nicht mehr.
Ein dichroitischer Spiegel, wie er in den „Kaltlicht“-Halogenlampen verwendet wird, zeichnet sich dadurch aus, dass er nur einen bestimmten Spektralbereich reflektiert. Einen Teil des Lichts läßt er durch. So kommt das violette Licht zustande, das so eine Lampe nach hinten abstrahlt. Die meisten GU10-Halogenspots sind dagegen nur mit einer Alu-Beschichtung verspiegelt. Auf den Bildern sind keine Farbeffekte erkennbar, vermutlich haben die LCTW-Lampen also auch nur eine Alu-Beschichtung, und das Licht nach hinten kommt vermutlich nicht durch den Dichroismus zustande sondern durch die auf den Fotos erkennbare Lücke in der Beschichtung auf Höhe des LED-Moduls. Liege ich mit meiner Vermutung falsch?
Mir ist jedenfalls keine abweichende Lichtfarbe aufgefallen – also dürfte die Vermutung stimmen. Eventuell macht das aber vielen potenziellen Käufern nichts aus, dass es auch nach hinten „warm-weiß“ leuchtet.
Schade, das wären wirklich ideale GU10 für mich gewesen. Aber ich benötige zwingend dimmbare Lampen, da ich mitunter nur minimales Licht haben möchte.
Gibt es noch andere GU10 Spots in dem Preisbereich, welche der Abstrahlcharakteristik eines „normalen“ Halogenspots nahe kommen?
300-400 Lumen würden mir reichen.
Mit „Kaltlichtspiegel“ kann ich nicht dienen und mit dimmbaren GU10 in diesem Preisbereich auch nicht – dieser hier käme in Frage, ist aber viel teurer.
Update für alle, die’s vielleicht noch nicht gesehen haben: Inzwischen gibt’s den LCTW-GU10-Strahler auch in einer dimmbaren Variante für knapp 7 Euro.
Hallo zusammen, ich interessiere mich für diese GU10 Strahler, gibt es in naher Zukunft eventuell mal wieder eine Sonderaktion oder einen Sparcode für LCTW?
Hallo Marco,
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