Philips-LED-Lampen: Zwei Wege zum (fast) gleichen Ziel

Herkömmliche 60-Watt-Klarglas-Glühlampen mit E27-Fassung dürften wohl immer noch so eine Art „VW Golf“ unter den Leuchtmitteln in deutschen Haushalten sein: Mittelklasse, durchschnittlich hell (um die 700 Lumen), weit verbreitet und beliebt. Nach Schätzungen des US-Energieministeriums machen die 60-W-Modelle rund die Hälfte des gesamten Glühlampenverkaufs aus. Seit September 2011 dürfen sie allerdings in der EU zwar noch verkauft, aber – im Gegensatz zum Golf – nicht mehr hergestellt und vertrieben werden. Umso wichtiger ist eine legale, energiesparende und bezahlbare Alternative auf LED-Basis. Philips hat hier zwei sehr unterschiedliche Eisen im Feuer. 

Glühlampe/Philips 11W
Ziemlich identische Maße: Eine 60-Watt-Glühlampe (links) und die etwas hellere 11-Watt-Philips-LED-Lampe. (Fotos: W. Messer)

Die Herausforderung für die Beleuchtungsindustrie: Eine „Retrofit“-LED-Lampe als Ersatz für das bekannte 60W-„Glühobst“ muss laut EU-Vorgabe mindestens 806 Lumen Lichtstrom entwickeln (ca. 14% mehr als das Äquivalent), sollte möglichst rund strahlen, weitgehend gleiche Maße, eine ähnliche Farbtemperatur und Farbtreue haben, am Besten auch noch dimmbar und nicht zu teuer sein. Klingt nach der Quadratur des Kreises, aber so was hatte ich dennoch in aller Gnadenlosigkeit schon im April gefordert – für maximal 15 Euro.

Gut und günstig

Ganz so weit ist Philips – neben Osram und „General Electric“ (GE) einer der drei weltweiten Beleuchtungs-Giganten – noch nicht, aber teilweise schon sehr nahe dran. Knapp unter 20 Euro kostet die neue, nicht dimmbare 11W-LED-„Birne“, die mit 806 Lumen, 2700 Kelvin Farbtemperatur und einem Farbwiedergabeindex von über 80 CRI tatsächlich in vielen Fällen ein vollwertiger Ersatz für 60W-, teils sogar für 75W-Glühlampen sein kann. So sieht ihr Leuchtbild aus:

Philips 11W Leuchtbild

Gut zu erkennen: Die Abstrahlcharakteristik entspricht nicht ganz dem einer herkömmlichen Glühlampe – unter der Fassung findet deutlich weniger Helligkeit statt. Dennoch ist die Verteilung über einen Winkel von rund 200 Grad recht gleichmäßig. So würde etwa einer hängenden Montage an der Decke nichts im Weg stehen, wie schon bei der im Mai hier im Blog getesteten 6-Watt-Version. Die Lichtstärke (Helligkeit pro Raumwinkeleinheit) der 11W-Lampe ist dann wegen des kleineren Abstrahlwinkels seitlich und nach unten sogar deutlich höher als die einer 60W-„Glühbirne“.

Die Lichtfarbe erscheint zwar kühler bzw. weißer als die einer Glühlampe, hat aber keinen unangenehmen Farbstich wie so manches Billig-LED-Produkt. Umsteiger können sich daran meist schnell gewöhnen, zumal solche „Birnen“ nur selten „nackt“ eingesetzt werden. Die warm-weiße Lichtfarbe wird konventionell durch phosphorbeschichtete Einzel-LEDs erzeugt. Wie diese „Luminiszenzkonversion“ funktioniert, habe ich in einem Blogbeitrag bereits ausführlich beschrieben. Die Energieeffizienz von über 73 Lumen pro Watt ist für eine warm-weiße Lampe sehr gut.

Im Gegensatz zu Kompaktleuchtstofflampen leuchtet die Philips-LED-„Birne“ sofort mit voller Helligkeit, es gibt auch keine kurze Einschaltverzögerung (wie häufig bei dimmbaren LED-Leuchtmitteln zu beobachten – dazu kommen wir gleich noch). Bei längerem Betrieb wird sie bei Weitem nicht so heiß wie eine Glühlampe, erreicht aber dennoch Sockeltemperaturen über 60 Grad. Das Anfassen ist dann zwar unangenehm, aber nicht gefährlich.

Das Designerstück

Einen komplett anderen Ansatz hat Philips mit seiner schon älteren, 12 Watt starken „myAmbience“-LED-Lampe verfolgt. Auch sie liefert 806 Lumen Lichtstrom mit einer Farbtemperatur von 2700 Kelvin. Damit enden aber auch schon die Gemeinsamkeiten. Mit über 35 Euro ist sie immer noch erheblich teurer, dafür dimmbar, etwas größer und ein auffallendes Designerstück, das sein Erscheinungsbild bei Stromzufuhr stark verändert.

Philips 12W “myAmbience” aus/ein
Aus gelb wird weiß: Die 12W-Lampe von Philips aus- (links) und eingeschaltet. (Fotos: Philips-PR)

Die Metamorphose wird durch eine ziemlich originelle Art der Erzeugung von weißem LED-Licht verursacht. Im Innern der Lampe leuchten nämlich – wie mir „Philips Lighting“-Vizepräsident und -Chefdesigner Rogier van der Heide bestätigte – 18 königsblaue „Luxeon Rebel ES“-Module von „Philips Lumileds“ ohne die sonst übliche, direkt aufgetragene Phosphorbeschichtung (mit einem geringfügigen Anteil von Infrarotlicht, aber im Gegensatz zur Behauptung in einem Mountainbiker-Forum völlig ohne UV-Strahlung. UV-LEDs wären zwar ebenfalls theoretisch möglich, aber erheblich ineffizienter). Die Lichtkonversion wird allein durch die drei gelben Außenschalen der Lampe erledigt („remote phosphor“); montieren Sie die ‚raus, wird’s blau in der Bude.

Dieses Konzept und die seitliche Anordnung der Einzel-LEDs in der Lampe (sechs unter jeder Schale) ermöglichen neben dem spektakulären optischen Effekt auch eine etwas rundere Abstrahlcharakteristik als bei der oben beschriebenen 11W-Lampe. Ein Vergleichsbild kann ich leider nicht anbieten, weil ich von der 12W-„myAmbience“ kein Testexemplar habe.

Aus diversen Verbraucher-Rezensionen scheint aber hervorzugehen, dass sie wegen des „Einpegelns“ des Treiber-ICs eine kurze Einschaltverzögerung (etwa eine halbe Sekunde) aufweist, dann bereits mit maximaler Helligkeit leuchtet und sich die – trotz des eher durchschnittlichen Farbwiedergabeindexes von 80 CRI – angenehme Lichtfarbe auch nach längerer Brenndauer nicht merklich verändert.

Da die Lampenfassung wegen der darin werkelnden Elektronik allerdings durchaus ca. 80 Grad heiß werden kann, empfiehlt Philips bei der Montage in einer Leuchte mindestens einen Zentimeter Luft nach allen Seiten. Keine Probleme soll es bei der Dimmbarkeit und dem Zusammenspiel mit handelsüblichen Bewegungsmeldern geben. Hauptkritikpunkt der Käufer ist erwartungsgemäß der hohe Preis.

Meine Empfehlung: Wenn es kein dimmbares Exemplar sein muss, genügt auch die weitaus günstigere 11W-Lampe von Philips. Die bekommt nach einem kurzen Blick in meine LED-Bewertungsskala satte

vier Sterne.

Übrigens: Vielleicht kriegen Sie ja als treuer Blog-Leser so ein Teil in den nächsten Wochen sogar komplett gratis – wer weiß 😉

P. S.: Dort gibt’s einen ausführlichen englischsprachigen Test der bei uns noch nicht erhältlichen 10 Watt starken Philips „L-Prize 420224 LED light bulb“, die nach dem gleichen „Phosphorschalen“-Prinzip funktioniert wie die hier besprochene 12W-Lampe. Fazit der „LED light review“: Die Philips sei zusammen mit der „EcoSmart 400-674“ und der „Sylvania 78823“ eine der besten LED-Lampen auf dem (nordamerikanischen) Markt, die eine herkömmliche 60W-Glühlampe ersetzen können – sowohl bei der Abstrahlcharakteristik als auch bei Lichtfarbe und Lichtstrom (gemessene 940 Lumen) und Energieeffizienz.

Mehr zum Thema:

Im Test: Philips „Master LEDbulb MV“, der LED-Ersatz für 100-W-Glühlampen

Im Test: IKEA-”Ledare”-LED-Spots mit 4 Watt und 200 Lumen

Neue Philips-LED-Lampe im “hue”-Design

16 Gedanken zu „Philips-LED-Lampen: Zwei Wege zum (fast) gleichen Ziel

  1. @ Wolfgang:
    Noch eine Frage zur Philips 11W E27 (bevor sie verlost ist 😉 )
    Bei einer Philips 5W Tropfenlampe (nicht dimmbar) hatte ich mal ein leises Dauersummen im Betrieb festgestellt.
    Ist diese 11W Version komplett lautlos, auch bei ganz nahem ‚Kopfabstand‘, zB. in Tischleuchten udgl.?

  2. Noch nicht mal mit der Ohrmuschel direkt am Lampenkörper konnte ich was hören (und ich habe berufsbedingt eigentlich ein ziemlich feines Gehör für Störgeräusche).

  3. @ Wolfgang:
    Besten Dank. Das mit meiner surrenden Philips-Lampe ist ein Phänomen. Auch anderen Kennern wie angerdan ist noch keine surrende, undimmbare Markenlampe untergekommen…aber seither frage ich immer zur Sicherheit, so eine Lampe freut einem dann auch nicht wirklich 😉

  4. @ Wolfgang:
    Danke für die Info…also gibt’s das doch! 😉
    In dem Punkt sollten die Hersteller einfach aufpassen, sonst heißt’s dann immer gleich in den Kundenrezensionen, dass LED (noch) nicht ausgereift sei.

  5. @Johannes: In diesem Zusammenhang möchte ich mal auf die lobenswerte neue Politik des „Homesphäre“-Shops hinweisen:
    http://www.led-4-home.de/
    Dort gibt’s seit Kurzem bei Nichtgefallen satte acht Wochen volles Rückgaberecht (ab Versanddatum).
    Homesphäre hat mir dazu erklärt, man wolle auf diese Art die weit verbreiteten Vorurteile/Vorbehalte der Kundschaft ausräumen (weil es immer noch zu viel „Müll“ auf dem Markt gebe und so ein schlechtes Image entstanden sei) und zur schnelleren Verbreitung der LED-Lampen beitragen.

  6. @ Wolfgang,…
    Interessanterweise gibt es von den neuen Philips E27 LEDs (einige davon hast du ja bereits getestet), die 8W Variante auf Wunsch auch in Klarglas.
    http://geizhals.at/788965
    Sieht zwar etwas komisch aus, und sie ist auch relativ schwach mit 350Lm bei 8W – sozusagen wie eine kleine Tropfenlampe unter Glaskuppel.
    Scheint also eher eine Lampe für Dekobeleuchtung (Tischleuchten udgl.) zu sein, wobei die kleine ‚Lampe‘ innen in Richtung Fassung doch sehr abgeschattet werden wird, oder? Dann könnte man alternativ ja gleich sowas nehmen:
    http://geizhals.at/788698
    Also die Sinnhaftigkeit dieser klaren Variante erschliesst sich mir nicht ganz, hast du da eine Idee? 😉

  7. Zufälligerweise habe ich diese Woche die 4W-Tropfenlampe in meinem Stamm-Einkaufsmarkt des Edeka-Verbunds für 9,99 Euro gekauft (die haben offensichtlich die ursprünglich begrenzte Philips-Aktion …
    http://fastvoice.net/2012/05/27/edeka-uberrascht-mit-philips-led-neuheiten
    … enorm verlängert und um diese vierte LED-Lampe erweitert).
    Leuchtet nun sehr angenehm in einer kleinen Tischleuchte als Deko auf dem Fensterbrett. Empfehlenswert, das kleine Ding.

    Zur 8W-Klarglas kann ich nichts sagen. Ist aber schon seltsam, dass die neuen Philips-6W-E27-„Birnen“ in matt für 9,99 Euro im Prinzip den gleichen Zweck erfüllen und die gleiche Helligkeit entwickeln. Dimmbar sind ja beide nicht, also erschließt sich mir auch nicht der Preis- und Effizienzunterschied.

  8. @Johannes
    Mit 330 Lumen ist die Glaskuppenlampe keine Deko-Lampe, sondern hat fast annähernd so viel Lumenleistung wie eine herkömmliche 40W Glühbirne. Das Entwicklerziel bei dieser Lampe war es, durch die Glaskuppel einen noch stärkeren Glühfadenlampeneffekt zu erzielen. Das bietet sich besonders für offene Leuchten an. Dieser Bonus wirkt sich natürlich auf den Preis und die Energieeffizienz aus… bei gleich hoher Lichtqualität.

  9. @ Philipp Hinz:
    Danke für die Info.

    @ Wolfgang:
    Diese Philips-Tropfenlampen finde ich ebenfalls von der Lichtfarbe her sehr angenehm, weder zu kalt, noch zu warm – also sehr gut getroffen. Bei meiner 5W Tropfenlampe ist lediglich die Freude in meiner Wagenfeld-Tischleuchte durch ein leise hörbares Summen getrübt, wobei ich da nicht sicher der LED allein die Schuld geben würde.

    Mit diesen neuen E27 Varianten ist Philips ein guter Wurf gelungen in Sachen Preis/Leistung. Wenn ich mir das Leuchtbild von deinem Test anschaue, denke ich sogar, dass der Abstrahlwinkel evtl. ausreichend wäre, um eine Wagenfeldleuchten-Glaskuppel auszuleuchten:
    http://cache-cdn.kalaydo.de/mmo/4/295/732/74_-1414929056.jpg
    Die Ledon Globes sind hierfür zu hoch.
    Die Ledon A60 wäre dann vom Abstrahlwinkel her wohl ähnlich einzustufen, wie die aktuellen Philips E27?
    http://www.ledon-lamp.com/de/ledon_led-lampe_A60_6W_E27.htm
    Gruß Johannes

  10. Toller Artikel zum Thema Led-Lampen. Diese sind definitiv auch bei uns in Österreich im Kommen. Was vorher die Energiesparlampen waren sind jetzt Leds kommt mir vor.

    lg aus Österreich

    Ernst Lukas

  11. Hallo Ernst Lukas,
    kann dir da nur zustimmen ist ein interessanter Artikel. Denke dass LED Lampen die Zukunft sind.
    Wo du gerade Österreich ansprichst, da kann ich dir diese Seite für Philips Led Lampen anraten. Die haben eine ziemlich große Auswahl an Philips Lampen und die Preise sind fair denke ich.
    Grüße aus Eisenstadt
    Maximilian

    • Es ist wohl relativ sinnlos, einem österreichischen LED-Anbieter (bitte mal auf den Namen „ernst lukas“ im entsprechenden Kommentar klicken) einen anderen Shop in Österreich zu empfehlen. 😉

  12. Inwieweit flimmert diese LED? Hast du das auch getestet?
    Ich suche nämlich weitestgehend flimmerfreie LEDs, die diesen „Stoposkopeffekt“ bei Bewegungen nicht erzeugen. Für die Master LEDbulb von Philips hattest du das Flimmern ja untersucht.

    Gruß,
    André

    • Nein, hatte ich nicht getestet. Die hier vor fast drei Jahren vorgestellten Modelle sind ohnehin schon lange nicht mehr aktuell.

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