Im Test: E27-LED-Fadenlampe von Osram mit 6 Watt und fast 900 Lumen

Mit kräftiger Verspätung starteten die Licht-Giganten Philips und Osram in den boomenden Markt für LED-Faden- oder „Filament“-Lampen. Zum Ausgleich wollten die Marktführer offenbar mit besonders hoher Lichtausbeute punkten. Im Test der 6 Watt starken, nicht dimmbaren E27-LED-Fadenlampe von Osram ermittelte das Labor tatsächlich eine Effizienz von fast 147 Lumen/Watt – allerdings bei nur durchschnittlicher Farbwiedergabe.

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Die Osram-„LED Retrofit Classic A 60 827“ mit sechs Leuchtfäden und ebenso viel Watt in ihrer Blister-Verpackung. Sie soll mit 806 Lumen traditionelle 60-W-Glühlampen ersetzen, schafft aber in Wirklichkeit noch mehr. (Fotos: W. Messer)
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Fast gleichzeitig gab’s zum Beginn der Lichtsaison 2015/16 im Herbst die ersten „warmweißen“ LED-Fadenlampen-Modelle von Osram und Philips mit „Chip-on-Cord“ (CoC)-Technik – nach und nach ergänzt durch zusätzliche Varianten. Erst im Januar 2016 kam beispielsweise die stärkste „Filament“-E27-Retrofit von Osram auf den Markt: Eine nicht dimmbare „A 60“ in Birnenform, „made in China“ und mit klarer Glashaube (im Bild rechts der Blick von oben mit Aufdruck).

„Sechser“ gibt’s auch ohne Lotto

Osram-E27-Faden-6W-DatenHier spielt die Ziffer 6 gleich mehrfach eine Rolle: Sechs Leuchtfäden sind drin, 6 Watt zieht die Lampe, 6 cm beträgt der Maximaldurchmesser, 60-Watt-Glühlampen soll sie ersetzen und für rund 6 Euro wird sie derzeit auch verkauft. Okay, 10,5 cm Gesamtlänge und 31 Gramm Gewicht sind nicht ganz so kompakt und leicht wie eine traditionelle „Birne“, sollten aber problemlos in die meisten Leuchtengehäuse passen.

Nicht sonderlich verbraucherfreundlich präsentiert sich die Verpackung. Nach dem Aufreißen ist der Blister eigentlich nur noch ein Fall für die Tonne und kann kaum wiederverwendet werden. Außerdem widersetzt sich ein großer Teil der Daten auf dem dunkelgrauen Karton der Rückseite den Lese-Versuchen kurzsichtiger Menschen. In der Praxis sind sie kaum so gut zu entziffern wie in meinem kontrastverstärkten Foto (links).

Neben der Leuchtfaden-Technik erinnert auch der Übergang zwischen Sockel und Haube an die Bauart der alten Stromfresser – mit einer markanten Lötstelle für die Masse-Verbindung:

Osram-E27-Faden-6W-Sockel-Loetstelle

Darunter steckt die komplette Vorschaltelektronik – fast völlig dem horizontalen Blick verborgen. Da muss man schon schräg von oben ’reinschauen, um wenigstens ein Fitzelchen der Innereien zu entdecken:

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Kein offensichtliches Flimmern

Osram-E27-Faden-6W-FlickerImmerhin ist in einem E27-Schraubsockel mehr Platz als in den kleineren E14-Varianten, wo es immer mal wieder Probleme mit der stabilen Aufbereitung der Stromversorgung gibt. Das resultiert dann in beunruhigenden Flimmer-Werten, die von besonders sensiblen Menschen auch als objektiv störend wahrgenommen werden.

Die Osram-„Birne“ dürfte hier allerdings unauffällig bleiben: Die behelfsmäßig – bis zum baldigen Einsatz einer professionellen Lösung – eingesetzte „Flicker Tester“-App von „Viso Systems“ aus Dänemark registrierte beruhigende 4% Rate bei Index 0,0 (bezogen auf 100 Hertz, siehe Screenshot rechts).

Kaum Hitze, nur sehr leises Surren

Meine Vermutung: Dänen lügen nicht – jedenfalls nicht bei so eindeutigen Werten, zumal auch mein Kamera-Display weder Flimmern noch „Rolling Shutter“-Streifen zeigte. Nach dem zweistündigen Warmlaufen in meiner offenen, hängenden Testfassung registrierte der ELV-„Energy Master“ 6,1 Watt Leistungsaufnahme mit einem Wirkfaktor von 0,54, das Infrarot-Thermometer maximal 39 Grad an der heißesten Sockel-Stelle und meine Ohren bei absolut stiller Umgebung ein leises Surren bis in ca. 5 cm Distanz – also alles im grünen Bereich.

Die Ein- und Ausschaltverzögerung beträgt kaum mehr als eine Viertelsekunde und reiht sich damit in die Liga der sehr reaktionsschnellen und meistens nicht dimmbaren LED-Retrofits ein. Bei dimmbaren Lampen dauert das häufig deutlich länger.

Beim Lichtkegel keine 6, sondern eine ∞

Die Abstrahlcharakteristik entspricht dem, was man von sechs vertikal, konisch-parallel angeordneten Fäden unter klarer Haube erwarten kann: Nicht wirklich rund und nicht ganz homogen, weil sich die einzelnen Lichtkegel nicht völlig überlagern, sondern durch leichte Abschattungen voneinander getrennt werden:

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Außerdem gibt’s die für solche Lampentypen üblichen Dellen oben und unten, was im Abstrahldiagramm (pdf-Download) zu einer liegenden Acht („Hyperniere“) und einem Halbwertswinkel von 295 Grad führt. Mit matter Haube sieht das deutlich homogener aus – allerdings auf Kosten der Effizienz. Das neue „Frosted“-Schwestermodell braucht deshalb 8 Watt für die gleiche Helligkeit.

10% mehr Lumen als versprochen

Osram-E27-Faden-6W-LabelDie Lichtausbeute der klaren Variante liegt laut Ulbricht-Kugel-Messung meines sturmerprobten Blog-Kooperationspartners „David Communication“ bei erstaunlichen 895 Lumen (pdf-Download des gesamten Messprotokolls). Das bedeutet eine 10prozentige Übererfüllung des Solls, eine sagenhafte Effizienz von rund 147 lm/W und katapultiert die Osram-LED-Fadenlampe weit hinein ins beste EU-Ökolabel A++ (siehe Packungsausschnitt links).

Das ist umso bemerkenswerter, weil die Farbtemperatur mit 2543 Kelvin ein ganzes Stück „wärmer“ ist als die offiziellen 2700 K. Bei der Lichtqualität müssen Sie dagegen Abstriche machen. Mindestens Ra 80 müssten beim „allgemeinen Farbwiedergabeindex“ ’rauskommen, knapp Ra 83 waren es im Labor – aber mit unterdurchschnittlichen Werten für die Standardfarbe „Fliederviolett“ (R8 = 56,7) sowie für die Zusatz-Messfarben „Rot gesättigt“ (R9 = 8,9) und „Blau gesättigt“ (R12 = 78,8).

Lichteindruck konnte mich nicht begeistern

Dummerweise (nee – in Wirklichkeit absichtlich!) spielen die beiden letzten Farben Hauptrollen bei meinem Standard-Farbtreue-Motiv mit zwei Modell-Motorrädern auf weißem Untergrund (Weißabgleich „Tageslicht“, ohne Nachbearbeitung). Und da sehen Sie vielleicht, was mir spontan beim subjektiven Lichteindruck auffiel:

Osram-E27-Faden-6W-Farbtreue

Die Rot-Verschiebung wirkt bei Weitem nicht so stark, wie man es bei dieser „warmen“ Farbtemperatur von einer Glühlampe erwarten würde. Stattdessen mischt sich bei der Osram-LED-Fadenlampe ein Gelb-grüner Stich in die ansonsten relativ neutrale Abbildung; besonders auffällig bei der sattroten Ducati und der eigentlich weißen Fläche. Ein klares Indiz für eine leichte Abweichung des Farborts von der optimalen „Schwarzkörperkurve“. Immerhin ist die Schattenzeichnung sehr präzise und ohne störende Multi-Silhouetten.

Es ist halt eine von LED-Produzenten gern und immer wieder genutzte Eigenart der Lichtstrom-Messung, dass sie die höhere Empfindlichkeit des menschlichen Auges für den Grün-Gelb-Bereich dort auch mit richtig viel Lumen belohnt. Da haben wir wieder den klassischen Zielkonflikt zwischen nomineller Energieeffizienz (halte ich für überwertet) und hoher Lichtqualität (wäre mir wichtiger).

Mein Testurteil:

Osram-E27-Faden-6W-aus2-weissDiese rund 6 Euro teure und 6,1 Watt starke Osram-LED-Fadenlampe strahlt mit ihren sechs „Filaments“ und rund 895 Lumen so hell, dass Sie damit eventuell sogar traditionelle 75-Watt-Glühlampen ersetzen können – ein enormes Stromsparpotenzial von etwa 92 Prozent! Das erkaufen Sie sich allerdings mit fehlender Dimmbarkeit, suboptimaler Lichtqualität und einer sehr speziellen Abstrahlcharakteristik.

Was gut ist: Sie flimmert weitaus weniger als eine Glühlampe, hat eine sehr ähnliche Farbtemperatur, sieht ausgeschaltet fast genau so aus, ist geräuscharm, sehr reaktionsschnell, leicht und relativ kompakt gebaut.

Wer mehr Wert auf schiere Helligkeit und Effizienz als auf die optimale Lage des Farborts legt, wird von Osram mit einer durchaus akzeptablen E27-Retrofit-Lösung bedient, die zwei Jahre Garantie und eine Nennlebensdauer von 15.000 Leuchtstunden sowie überdurchschnittlichen 100.000 Schaltzyklen mitbringt (pdf-Download des offiziellen Datenblatts). Dafür vergibt meine strenge LED-Bewertungsskala die Hälfte ihrer Maximalausbeute – das sind
LED-SternLED-SternLED-Stern halbzweieinhalb Sterne.

(Offenlegung: Die LED-Fadenlampe wurde mir von Osram gratis für den Testzeitraum zur Verfügung gestellt, muss jedoch laut Versandpapier wieder zurückgeschickt werden. Ein Dauertest ist also nicht möglich.)

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