R7s-LED-Stablampe von „DEL-KO“: Wenig Licht, kurzes Leben (Update)

Sie sollen helle und stromfressende Halogenstäbe ersetzen, erfüllen bisher aber nur selten die hoch gesteckten Erwartungen: R7s-„Retrofit“-LED-Lampen. Eins von zwei privat gekauften Exemplaren hat sich jetzt mit Rauch und Gestank verabschiedet – nach nicht mal zwei Jahren und weniger als 1000 Leuchtstunden.
DEL-KO_R7s-LED
Meine aktuellste LED-Leiche: Dimmbare R7s-Stablampe mit 118 mm Länge, 36 SMD-Chips, 8 Watt und 600 Lumen Lichtstrom – gekauft im August 2011 bei „DEL-KO“. Inzwischen ist sie dort aber nicht mehr im Sortiment. (Foto: W. Messer)

Die Ausgangslage: In unzähligen Stehleuchten, Deckenflutern und Strahlern werden Halogenstäbe mit enormem Stromhunger eingesetzt. 100, 150 oder gar 300 Watt sind hier eher Mittelklasse als Spitze. Diese Lampen sind hervorragende Hitzelieferanten und setzen nur 5 bis 10 Prozent ihrer Leistungsaufnahme in Licht um. Immerhin sind sie alle problemlos dimmbar und können deshalb theoretisch auch mit reduzierter Leistung betrieben werden.

Die vermeintliche Lösung: Inzwischen gibt es diverse Hochvolt-R7s-„Retrofit“-Stablampen mit stromsparender LED-Technik – einige davon ebenfalls als „dimmbar“ gekennzeichnet. Sie sollen etwa zehnmal sparsamer sein als ihre Halogen-Vorgänger und brauchen wegen ihrer originären Richtwirkung auch keine Reflektoren mehr.

Übertriebene Halogen-Vergleiche

Das Problem: So einfach funktioniert das leider nicht. Häufig nennen die Anbieter unrealistische Vergleichswerte – beispielsweise, dass man mit 10 Watt LED-Power und gut 900 Lumen einen 100-Watt-Halogenstab ersetzen könne. Oder dass statt 80 Watt auch 8 Watt reichen.

In der Praxis stellen die Kunden dann nicht selten fest, dass die LED-Stäbe weder bei der maximalen Helligkeit und der problemlosen Dimmbarkeit noch beim Farbeindruck mithalten können. Dazu kommt die relativ klobige Bauform, die größere Umbauarbeiten an der Leuchte erfordert. Der Ruf nach qualitativ hochwertiger Markenware – etwa von Osram, Philips oder LEDON – bleibt unerhört: Die halten sich bisher alle aus dem R7s-LED-„Retrofit“-Bereich ‚raus, und das mag gute Gründe haben.

Nicht so hell, wie die Größe verspricht

Meine Erfahrung: Ich habe im August 2011 für zwei Deckenfluter mit Dimmer versuchsweise zwei R7s-LED-Stablampen im „DEL-KO“-Online-Shop gekauft – Stückpreis damals: Sagenhafte 32,60 Euro. Dass sie mit nur 600 Lumen die zuvor serienmäßig montierten 150-Watt-Halogenstäbe mit jeweils weit über 2000 Lumen nicht wirklich ersetzen konnten, war mir natürlich vorher klar. Aber da diese Stromfresser ohnehin immer nur stark gedimmt als „Ambient“-Beleuchtung dienten und nie die volle Lichtstärke liefern mussten, ging das okay.

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Bevor die LED-Stäbe zur Tat schreiten konnte, mussten natürlich die geschraubten Schutzgläser über den Halos auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Die wären anschließend extrem im Weg gewesen. Dann ging’s auch den Reflektoren in den Leuchtenwannen an den Kragen. Raus damit, sonst hätten die LED-„Monster“ bei Weitem nicht genug Platz nach unten gehabt. Immerhin klappte danach das Einstecken mit den beiden Kontakten links und rechts ziemlich gut.

Je nach Höhe der Reflektorwanne müssen Sie damit rechnen, dass der obere Teil der LED-Lampe etwas über den Rand hinausragt. Kleinere Menschen übersehen das wegen des steileren Blickwinkels vielleicht bei hohen Deckenflutern. Mir blieb es mit meinen 1,92 m natürlich nicht verborgen 😉

Beim Dimmen gibt’s Probleme

Stufenloses und flackerfreies Dimmen war nach der Umrüstung nicht mehr möglich. An vier bis fünf Stellen des Dimmerwegs leuchteten die Stäbe stabil und tatsächlich mit entsprechend reduzierter Helligkeit. Dann flackerte allerdings die rote Dimmer-Kontrolllampe an einer der beiden Leuchten. Man muss schon sehr sensibel austarieren, welche Dimmer-Stellung tatsächlich funktioniert. Solche „dimmbaren“ LED-Lampen vertragen sich offenbar nicht so richtig mit den serienmäßigen Reglern der meisten Deckenfluter.

Die Farbtemperatur sollte „warmweiß“ sein, erschien mir aber vor allem bei einem Exemplar deutlich „kälter“ als die angegebenen ca. 3200 Kelvin. „Weiß mit ziemlich viel Grün und etwas Gelb und Blau“ war mein subjektiver Lichteindruck. Die beiden vermeintlich identischen Lampen unterschieden sich deutlich bei der Farbtemperatur. Das waren mindestens 150 K Differenz. Die Maximalhelligkeit entsprach etwa der eines 50-Watt-Halogenstabes – der Abstrahlwinkel war mit rund 180 Grad ähnlich.

R7s-LED-Leuchtbild
Das Leuchtbild der „DEL-KO“-LED-Stablampe in einem Deckenfluter unter der Studio-Dachschräge.

Der Farbwiedergabeindex wurde erst gar nicht genannt und lag vermutlich nicht höher als CRI 75 (Halogenlampen: 99-100). Insgesamt also keine Offenbarung, aber für den gewünschten Zweck gerade noch akzeptabel. Schließlich sparten die Dinger tatsächlich eine Menge Strom und entwickelten mit maximal 53 Grad Außentemperatur auch deutlich weniger Hitze – trotz des Fehlens von nennenswerten Kühlrippen. Damit bestand durch den relativ nahe an einer Holzpaneele und recht häufig leuchtenden Deckenfluter nicht mehr die Gefahr einer Verfärbung oder gar eines Brandes der Dachschrägen-Verkleidung.

Früher Tod mit Rauch und Gestank

Diesen Monat hat aber ausgerechnet das sehr selten eingesetzte Exemplar in der anderen Leuchte sein Leben ausgehaucht. In knapp zwei Jahren war es nicht öfter als durchschnittlich ca. eine Stunde täglich im Einsatz und blieb damit weit unter der versprochenen Lebensdauer von über 25.000 Leuchtstunden. Sogar die bekannt kurzlebigen Halogenstäbe hätten im Schnitt mehr geschafft als rund 800 Stunden.

Begleitet wurde der plötzliche Lampentod vom durchdringenden Geruch durchgebrannter Elektronikbauteile und leichten Rauchzeichen. So was kannte ich schon von anderen LED-Lampen: Klarer Fall von Treiber-Versagen. Die 36 LED-Chips selbst dürften alle unbeschädigt sein. Kein Einzelfall bei „Retrofits“ dieser Art.

Nun geht das Teil zurück zu „DEL-KO“, falls ich von dort eine bereits angeforderte „RMA“-Rücksendenummer bekomme. Normalweise sollte das von der gesetzlichen zweijährigen Gewährleistungsfrist abgedeckt sein; aber man weiß ja nie. Schwierig wird’s dann auch beim Ersatz: Im Sortiment findet sich keine einzige „warm-weiße“ und dimmbare R7s-Lampe mehr. Warum wohl?

Update 24.06.: Heute informierte mich „DEL-KO“ über eine Gutschrift für die defekte Lampe, die offenbar innerhalb von 14 Tagen per Überweisung ausbezahlt wird. Ich werde also, wie erwartet, kein Ersatzprodukt erhalten.

Update 08.07.: Das Geld ist angekommen – jetzt mache ich mich auf die Suche nach einem Ersatz.

Update 15.01.2014: Die „Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin“ warnt mit einer neuen Verbraucherinformation auf ihrer Website vor eventuell gefährlichen LED-Röhren sowie vor Hochvolt-LED-Retrofits ohne Abdeckung der Lötstellen und Chips – ähnlich wie bei der hier besprochenen R7s-Lampe. In beiden Fällen bestehe beim Auswechseln/Berühren das Risiko eines tödlichen Stromschlags.

Update 18.03.2014: Einer meiner Werbekunden hat jetzt ein ziemlich ansprechendes neues R7s-Modell im Sortiment – 11 Watt, dimmbar, 1000 Lumen, 3000 Kelvin, Ra >80, für knapp 25 Euro.

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