„Light + Building“ 2016: Messe ohne Messer

Als LED-Blogger müsste ich dieses Jahr bei der Fachmesse „Light + Building“ vom 13. bis 18. März in Frankfurt/M. rund 1650 Aussteller aus dem Bereich „Licht“ besuchen, um einen Eindruck von den Trends und unzähligen Neuheiten zu bekommen. Die Erfahrung aus 2014 zeigt aber: Die Leser-Resonanz auf Messe-Berichte steht in keinem gesunden Verhältnis zum Zeit- und Arbeitsaufwand. Und deshalb lasse ich es dieses Jahr sein.

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Bei der „Light + Building“ 2014 noch der ganz heiße Shice: Ferngesteuerte, vernetzte LED-Beleuchtung – hier die „Lightify Gardenspots“ von Osram. (PR-Foto: Messe Frankfurt)

Alle zwei Jahre bricht der ganz große Messe-Wahnsinn für die globale Licht- und Gebäudetechnik-Branche aus, wenn die „Light + Building“ eine Woche lang 22 Hallenebenen und das „Agora“-Freigelände in Frankfurt/M. belegt. Die weltweit größte Fachmesse ihrer Art versammelt auf 248.500 Quadratmetern belegter Fläche inzwischen fast 2600 Aussteller und lockt mindestens 210.000 Besucher. Ein Großteil davon interessiert sich für Leuchtmittel aller Art und die dazugehörige Infrastruktur – allein aus diesem Bereich präsentieren sich gut 1650 Hersteller und Anbieter.

Dazu gehören zwar alle Marktführer wie Philips und Osram, große Namen wie Artemide, Carus, Erco, Eglo, iGuzzini, Ingo Maurer, LG, Louis Poulsen, Nimbus, Samsung, Trilux, Verbatim oder Zumtobel, aber bei weitem nicht alle wichtigen Player auf dem Licht-Markt. Keine eigenen Messestände haben zum Beispiel „Cree“ aus den USA, LEDON aus Österreich, Arteko, Hama („Xavax“), Sebson oder Vosla aus Deutschland – um nur ein paar willkürlich ausgewählte Anbieter zu nennen.

Die „Light + Building“ ist primär keine Ordermesse

Im Gegensatz zu vielen kleineren Veranstaltungen dieser Art (wie etwa die „eltefa“ in Stuttgart) versteht sich die „Light + Building“ auch nicht primär als Order- oder gar Verbraucher-Messe, sondern als Trendbarometer für die Fachleute und Großeinkäufer der Branche. Viele der neuen Produkte und Ideen, die dort gezeigt werden, finden Sie frühestens im Herbst, häufig erst 2017 oder auch niemals im freien Einzelhandel.

Prinzipiell gibt’s dieses Jahr keinen wirklich neuen Meta-Trend, sondern nur einen, der schon vor zwei Jahren von zahlreichen Austellern auf der Messe propagiert wurde und mich nicht wirklich begeistert: Unter dem Motto „Where modern spaces come to life: Digital – individuell – vernetzt“ geht’s um die vermeintlich segensreiche Verbindung von „Smart Home“ und „Connected Lighting“ – selbst 2016 noch weit vom Alltag der allermeisten Verbraucher entfernt, immerhin ein großes Thema für die Gebäudetechnik- und Lichtprofis, Architekten, Technikaffine, „Early Adopters“ und „Nerds“ mit Hang zu pubertären, wild-bunten Lichtspielereien im zur Disco oder zum Partykeller mutierten Wohnzimmer.

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Als „hue“ noch ziemlich jung und geil war: Der mit fernsteuer- und programmierbaren E27-RGB-LED-Lampen gespickte Zugang zum Philips-Messeauftritt bei der „Light + Building“ 2014. (Foto: W. Messer)

Großer Aufwand – geringe Resonanz

Zugegeben: Auch die Leser dieses Nischen-Blogs sind natürlich kein repräsentativer Querschnitt des mitteleuropäischen Durchschnitts-Kunstlicht-Käufers, sondern vorwiegend stark LED-Technik-Interessierte. Einige davon sind Stammbesucher, teils sogar Aussteller bei Fachmessen und werden sich deshalb auch auf der „Light + Building“ 2016 tummeln.

Die überwiegende Mehrheit scheint so was jedoch wenig zu interessieren. Meine Vor– und Nachberichte der 2014er-Messe fanden nur geringe Resonanz und blieben mit ihren Klicks weit hinter so manchem Beitrag über Discounter-LED-Sonderangebote zurück – zumal sich die Gesamtzahl der Leser am Ende der „Lichtsaison“ ohnehin immer stark verringert. Wenn der Frühling mit immer mehr Sonne kommt, ist Kunstlicht halt kein Riesen-Thema mehr.

Schon fünf Minuten pro Stand sind unmöglich

Dagegen war mein Zeit- und Arbeitsaufwand erheblich – mit langen, staugeplagten An- und Abfahrten zur Preview nach München und zur eigentlichen Messe nach Frankfurt, mit teils ermüdenden Pressekonferenzen, Vorträgen und Hallen-Kilometern, aufwendigen Recherchen, Tagen und Nächten voller Foto-Sichtungen und -Bearbeitungen, Eindampfen der unzähligen Eindrücke auf ein paar hundert Zeilen Text.

Kleines Rechenbeispiel: Wenn ich für jeden der 1650 Licht-Aussteller nur fünf Minuten investieren würde (und das reicht kaum zum Fotografieren, klammheimlichen Messen von Gehäusetemperaturen und Flimmerwerten sowie für ein wirklich informatives Gespräch mit dem Standpersonal), käme ich schon auf rund 138 Stunden. Die Messe hat aber insgesamt nur 53 Stunden, von denen ich auch nur einen Teil nutzen kann, weil ich keine sechs Tage am Stück Zeit habe.

Dazu kommen vielfach noch Restriktionen der Aussteller, die sich vor Wirtschaftsspionage fürchten und deshalb keine Fotos an ihren Ständen erlauben. So oder so: Wahrscheinlich würden mir mindestens 90% der „Perlen“ entgehen, die sich im unüberschaubaren Messetrubel verstecken.

Vieles geht ohne Messebesuch, aber leider nicht alles

Für einen Großteil der relevanten LED-Neuheiten braucht es jedoch keinen Messebesuch. Die kriege ich auch durch andere, weniger zeitraubende Informationskanäle mit; teils effizienter, ausführlicher und in Einzelfällen sogar zeitnah als exklusive Testexemplare direkt zu mir nach Hause. Das bringt den allermeisten Bloglesern ohnehin mehr als die wolkig-blumige Marketing-Ankündigung einer Lampe, die vielleicht erst nächstes Jahr serienreif sein wird.

Und wer auf ausgefuchste Vernetzungssysteme oder Gadgets ohne wirklich überzeugende Beleuchtungsfunktion steht, der wird von anderen Websites sowieso besser bedient als bei einem kritischen „Smart Lighting“-Skeptiker wie mir. „Messe ohne Messer“ ist also kein echter Verlust für die Fastvoice-Blog-Leser; viele werden’s vermutlich nicht mal merken.

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Ein weinendes Äuglein habe ich dennoch, weil unter den Ausstellern in Frankfurt auch einige meiner gut ein Dutzend Werbe- und Kooperations-Partner sein werden, denen ich immer wieder gerne persönlich begegne und für die wertvolle Hilfe danke. Darauf muss ich dieses Jahr verzichten und wünsche deshalb auf diesem Weg viel Glück, Erfolg und Durchstehvermögen beim Messe-Stress Mitte März am Main.

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