Nur wenige Tage auf dem Markt war ein Osram-LED-Strahler mit GU10-Sockel, 450 Lumen und 120 Grad Halbwertswinkel. Kurz nach meinem Test konnten Sie das Modell nicht mehr in diversen Online-Shops finden – aus gutem Grund.
Sehr breiter Lichtkegel: Die erste Osram-LED-Strahler-Serie mit 120 Grad Abstrahlwinkel. Die Bezeichnung „Spot“ passt hier deshalb nicht. (Fotos: W. Messer)
Eigentlich hätte dieser Test schon vor knapp zwei Wochen erscheinen sollen. Ich hatte ihn aber vorzeitig abgebrochen und wollte auf eine Stellungnahme von Osram warten.
Denn der frisch auf den Markt gebrachte, nicht dimmbare, silbergraue 6,5-Watt-LED-Strahler mit zehn SMD-Chips unter einer klaren Kunststoffabdeckung (Bild rechts) und 450 Lumen Lichtstrom bot gleich zwei Besonderheiten: Er kommt aus der ersten Osram-GU10-Modellreihe mit einem außergewöhnlich breiten Halbwertswinkel von 120 Grad und ist leider auch die lauteste LED-Lampe aller meiner bisherigen Testobjekte.
Noch keine Stellungnahme von Osram
Selbst auf mehrfache Nachfrage bei der Osram-Presseabteilung gab es bis heute keine Auskunft vom Produkt- oder Qualitäts-Management, wie ein solches Modell „made in China“ durch alle Kontrollinstanzen rutschen konnte und schon nach wenigen Tagen wieder eingesammelt werden musste. Aus verschiedenen Quellen hörte ich nämlich, dass dieses Problem offenbar die komplette Charge betraf und auch von einigen Händlern moniert wurde. P. S.: Nach Veröffentlichung dieses Beitrags erhielt ich doch noch eine Stellungnahme – siehe Update am Ende des Textes.
Dabei sah das anfangs wirklich vielversprechend aus: Endlich ein – mit rund 12 Euro – bezahlbarer, sehr heller, „warm-weißer“ Marken-LED-Strahler, der weit mehr als die üblichen 25 bis 40 Grad Abstrahlwinkel liefern und damit einen wachsenden Bedarf für dieses Segment bedienen könnte. Alles bis 90 Grad gilt ja noch als „Akzentbeleuchtung“ und darf „Spot“ genannt werden – viele hätten aber gerne für bestimmte Einsatzbereiche einen breiteren Lichtkegel.
Die Leistungsdaten des neuen Strahlers auf der Blister-Verpackung – ohne Helligkeitsvergleich mit einem herkömmlichen Halogen-Spot, weil’s wegen des breiten Abstrahlwinkels keine direkte GU10-Äquivalenz gibt.
Alles okay mit Licht und Leistung
In meiner offenen Testfassung mit einfachem Schalter startete der Strahler nach etwa einer halben Sekunde Einschaltverzögerung, zog wie versprochen knapp 6,5 Watt bei einem elektrischen Leistungsfaktor von 0,64 und wurde nach etwa zwei Stunden „Einschwingen“ an der heißesten Gehäusestelle maximal 64 Grad warm. Beim Ausschalten beobachtete ich ein kurzes, blitzartiges Nachglimmen.
Bis hierhin war also noch alles weitgehend in Ordnung – wenn man davon absieht, dass die klare Abdecklinse zumindest diskussionswürdig ist, weil darunter die Chips, Lötstellen und Verkabelung etwas zu „nackt“ präsentiert werden (Bild links). Eine matte Streuscheibe fände ich hübscher.
Während des Betriebs konnte ich jedoch bis auf rund zwei Meter Distanz ein ungewöhnlich starkes Surren hören – selbst mit meinen alten und nicht mehr sehr guten Ohren. Normalerweise geben Hersteller wie Osram oder Philips ihre LED-Lampen nur dann für den Markt frei, wenn bei offener Montage in maximal einem Meter Entfernung nichts mehr zu hören ist.
Nicht dimmbar und dennoch laut
Solche Surr-, Sirr- oder Brummgeräusche mit einer Frequenz von 100 Hertz treten bevorzugt bei dimmbaren LED-Leuchtmitteln auf, haben ihren Ursprung in diversen Bauteilen der komplizierten Vorschaltelektronik und sind prinzipiell nicht schädlich. Hier haben wir’s aber mit einem nicht dimmbaren LED-Strahler zu tun, der dafür kaum anfällig sein sollte – schon gar nicht in diesem Ausmaß.
Interessanterweise scheint das Geräuschproblem nur bei dieser Variante aufzutreten; die schwächere Version mit anderem Design, sieben LED-Chips und nur 270 Lumen soll erheblich leiser sein – ich selbst konnte das noch nicht überprüfen (Update 07.02.: Stimmt, schon in 5 cm Distanz ist bei ihr nichts mehr zu hören). Die mir vorliegende Testlampe ist jedenfalls nicht marktfähig, meines Wissens auch nirgendwo mehr erhältlich und bekommt deshalb auch keinen Stern von meiner LED-Bewertungsskala. Viel schlimmer geht’s nimmer.
Die Antwort von Osram
Update 06.02.: Heute konnte ich mit der für diese Osram-Modellreihe zuständigen Produktmanagerin Stephanie Ergert von Gillern sprechen. Sie erklärte, es habe nur einzelne Reklamationen, aber keine umfassende Rückrufaktion gegeben. Tatsächlich entsprächen wohl zumindest Teile der ersten Serien-Charge nicht den Osram-Qualitätsstandards, obwohl die zuvor getesteten Prototypen aus China noch akustisch unauffällig gewesen seien. Sie bestätigte meinen Eindruck, dass das Surren der fehlerhaften Strahler – ohne Maskierung durch andere Umgebungsgeräusche – nur schwer erträglich ist.
Zwar existieren tatsächlich zur Geräuschentwicklung von LED-Lampen hierzulande keine gesetzliche Regelung; die neue interne Osram-Vorgabe sei aber mit einer maximalen Geräusch-Reichweite von rund 50 cm noch strenger als jene des „Energy Star“-Labels der US-Regierung, das jenseits von 30 inch (ca. 76 cm) weitgehende Stille fordere. Deshalb würden nun alle Lagerbestände dieses Modells intensiv geprüft. Parallel forschten Osram-Ingenieure mit den chinesischen Partnern fieberhaft nach der Ursache des starken Surrens – sowohl bei einzelnen Bauteilen als auch im Gesamt-Design.
Erst nach Fund und Korrektur der Fehlerquelle werde die nächste Charge auf dem Seeweg nach Europa geliefert – das könne noch bis zum Sommer dauern, im ungünstigsten Fall sogar bis Oktober.
Im „Neuland“ lauern die Gefahren
Wie es bei einem großen Markenhersteller mit seinen umfassenden Entwicklungs- und Qualitätskontrollen zu diesem „Ausreißer“ kommen konnte? Das kann sich Stephanie Ergert von Gillern nur damit erklären, dass Osram erstmals einen „Consumer“-LED-Strahler mit sehr breitem Abstrahlwinkel bei gleichzeitig hoher Lichtstärke in Serie gingen ließ und damit Neuland betrat. Die schwächere 270-Lumen-Lampe sei ja offensichtlich nicht von diesem „Premieren-Fehler“ (meine Formulierung) betroffen.
Kunden, die bereits die fehlerhaften Modelle gekauft haben und das Surren nicht tolerieren wollen, könnten sie bei ihrem Händler zurückgeben oder sich direkt beim Osram-Garantieservice in Augsburg melden.
Zu meiner Kritik an der klaren Linse erklärte mir die Produktmanagerin: „Die Optik ist natürlich Geschmackssache. Bei zehn Leuten kriegen Sie dazu zehn Meinungen. Eine diffusere, matte Streuscheibe würde jedoch wesentlich mehr Licht schlucken; der Strahler wäre also etwas dunkler. Uns kam es jedoch bei diesem Modell auf die maximale Helligkeitsausbeute an.“
Update 11.2.: Dass Osram es prinzipiell auch leiser hinkriegt, beweist der Test der schwächeren Variante mit 4 Watt und 270 Lumen.
Update 8.3.: Heute habe ich direkt vom Produktmanagement ein neues, offensichtlich besser produziertes und geprüftes Exemplar des 450-Lumen-Breitstrahlers bekommen. Hier ist das Surren nur auf maximal 50 cm Distanz zu hören und entspricht damit der neuen Osram-internen Vorgabe. Die Messung ergab 6,5 Watt Leistungsaufnahme bei einem elektrischen Leistungsfaktor von nur noch 0,51 statt 0,64 wie beim ersten Testexemplar. Ob das was zu bedeuten hat?
Im Test: Der stille 4-Watt-LED-Breitstrahler von Osram
Surrende LED-Lampen: Der Zufall spielt mit
Statt die zurückgezogenen LEDs nun zu verschrotten, sollte der Hersteller sie lieber zu Schnäppchenpreisen verkaufen.
Bis auf das Surren haben sie ja offenbar keinen Fehler.
Ich glaube nicht, das jemand mit diesem Strahler auf Dauer glücklich wäre – auch nicht zum Schnäppchenpreis. So was bringt normalerweise kein Markenhersteller freiwillig unter die Leute – der Imageschaden wäre unkalkulierbar.
Hallo zusammen,
ist denn schon bekannt, ob diese 6,5 Watt starke Version des 120-Grad-Strahlers mittlerweile grundsätzlich fehlerfrei ist und wo man die „guten“ bekommen kann? Oder sind in der Zwischenzeit auch andere Markenhersteller mit GU10-Strahlern mit einem großen Halbwertswinkel und hoher Leuchtkraft am Markt nachgezogen?
Ich glaube der Bedarf an weitwinkligen Strahlern mit hoher Leuchtkraft und möglichst guter Lichtqualität sehr groß ist. Es gibt viele Fälle, in denen man nicht einzlenen Objekte anstrahlen sondern gerne in den gesamten Raum viel Licht bringen möchte.
Welche Leuchtmittel wären derzeit dafür zu empfehlen? Doch die 4-Watt-Version von Oram oder das in anderen Artikeln öfter erwähnte Modell von Müller-Licht? Ich wäre über einen Tipp bzw. über Erfahrungsbrichte zum Thema GU10+stark+weitwinklig+hohe Lichtqualität sehr dankbar.
Grüße,
Mike
Sorry, über die Osram-„Breitstrahler“ sind mir keine Neuigkeiten bekannt – in diversen Shops sind sie jedenfalls nicht mehr zu finden. Vielleicht wäre dieser Strahler mal einen Versuch wert.
Wo habe ich denn was über „Müller-Licht“-GU10-Spots mit 120 Grad Winkel geschrieben, kann mich gar nicht erinnern?
Hätte ich diese Seite nur mal vorher entdeckt. Ich habe mir gestern im Baumarkt genau 2 Stück dieser Lampen gekauft. Und das Surren ist selbst bei kurzer Benutzung im Bad mehr als störend. Wie kann ich nun am besten reklamieren?
Steht im Beitrag (mit Link) – hier nochmal ausführlich:
Osram-Distributions-Service-Center Augsburg
Steinerne Furt 62
86167 Augsburg
Deutschland
Tel.: +49 821 740 70
Fax: +49 821 740 71 98
Hallo zusammen,
ich suche für mein Bad einen Strahler mit sehr breitem Winkel. Ich habe nun 5 dieser Lampen bei Amazon bestellt, nachdem mir die Kundenhotline von OSRAM erklärt hat, dass Sie nichts von einem Brummen wüssten. Falls es doch brummen würde, wurde mir erklärt, dass ich die Lampen dann tauschen könne.
Ich werde mal berichten. Von den WErten her habe ich keine vergleichbare Lampe gefunden.
Ich habe 5 der OSRAM LED STAR PAR16 120° bei meinen Eltern verbaut. Da sie deutlich hörbar gebrummt haben habe ich sie an OSRAM geschickt und reklamiert.
Die danach zugeschickten 5 Spots brummen aber genau so laut wie die Vorgänger. Daher habe ich mich dazu entschlossen die Spots noch 3 – 4 Monate verbaut zu lassen, denn in der Küche fällt das Brummen nur dann auf wenn man nicht gerade kocht, und werde dann nochmal reklamieren in der Hoffnung dann eine nicht mehr brummende / surrende Charge zu erhalten.
Ansonsten finde ich macht die OSRAM LED STAR PAR16 120° ein schönes Licht. Schade nur das hier wohl die Elektronik nicht ordentlich entwickelt oder einfach daran gespart wurde.
Die Strategie dahinter ist mir auch unbegreiflich. Tatsächlich hat mir Osram noch im Oktober 2014 mitgeteilt, dass dieser GU10-Spot „weiterhin im Programm“ sei. Es gibt aber nicht mehr viele Shops, die ihn auch wirklich anbieten. Alternativ bietet sich halt die schwächere und leisere 4-Watt-Variante an.