LED-Rätsel bei OBI und „toom“

In der letzten Woche vor dem Schritt auf die nächste Stufe des EU-„Glühlampenverbots“ am 1. September hauen die Baumarktketten OBI und „toom“ in ihren aktuellen Werbebeilagen noch mal auf die Pauke – unter anderem mit einer Auswahl von LED-Lampen und -Leuchten. Beim näheren Hinsehen bleiben allerdings einige Fragen offen, teils öffnet sich sogar eine offensichtliche Text/Bild-Schere.

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LED-Lampen im „toom“-Prospekt zur „Nachhaltigkeitswoche“ – gültig bis zum 1. September.

Die kommende Woche vom Montag, 27. August, bis Samstag, 1. September, wurde von „toom“ als „Nachhaltigkeitswoche“ deklariert (die offizielle „Woche der Nachhaltigkeit“ war allerdings schon im April). Folgerichtig sind in der neuen Beilage auch diverse grün umrahmte Energiespar-Angebote zu finden, zum Beispiel LED-„Retrofit“-Lampen von Philips und vom (mutmaßlich Paulmann gehörenden) Label „Nice Price“. Allerdings finden sie die abgebildeten Leuchtmittel weder im aktuellen Philips-Sortiment noch auf der Paulmann-Webseite, obwohl die genannten Daten zu Lichtstrom (Lumen) bzw. Lichtstärke (Candela) teils mit den aktuellen Produkten übereinstimmen.

Die Abbildungen der Philips-Lampen wurden offenbar 1:1 von einem „toom“-Sonderangebot aus dem Januar übernommen. Damals war beim GU10-Spot für 9,99 Euro („My Vision“) die Rede von 470 Candela Lichtstärke (statt 310 cd wie beim aktuellen Angebot) – der Abstrahlwinkel von 36 Grad und der Vergleich mit einem 35W-Halogenstrahler sind aber identisch. Zahlen Sie jetzt also 3 Euro mehr für weniger Leistung? Ich vermute: Nein. Wahrscheinlich hat „toom“ im Prospekt unterschlagen, dass es sich diesmal nicht um den „My Vision“-Spot (der verbreitet immer noch für 9,99 Euro angeboten wird), sondern um die dimmbare „My Ambiance“-Variante handelt. Dann ergäbe auch der höhere Preis einen Sinn. Der Lichtstrom von offiziell 165 Lumen ist übrigens bei beiden Versionen identisch.

Bilder passen nicht zu Daten

Eine erstaunliche Leistungssteigerung gab’s dagegen anscheinend seit Januar bei der Philips-„My Vision“-LED-„Birne“: Statt 250 Lumen (Ersatz für 25W-Glühlampe) hat sie nun 600 (EU-regelungskonform als 48W-Äquivalent bezeichnet) und kostet satte 7 Euro mehr als im Januar. Dummerweise gibt es aber das abgebildete Lampendesign nicht mit diesen Leistungsdaten. Die aktuellen Philips-LED-„Birnen“ mit 600 Lumen sehen stattdessen aus wie in diesem Angebot für 14,99 Euro oder wie auf der Philips-Webseite. Die dimmbaren „My Ambiance“-Versionen sind schwächer und sind wieder anders gestaltet. Hier haben die „toom“-Prospektbastler offenbar das falsche Bild verwendet und sich außerdem einen zu hohen Preis ausgedacht.

Beim „Nice Price“-Trio rechts daneben geben einige Daten ebenfalls Rätsel auf: Wenn ein 4-Watt-LED-Spot bei einem Abstrahlwinkel von 30 Grad eine Lichtstärke von 430 Candela hat, wieso ist er dann nur mit einem 21W-Halogenreflektor vergleichbar? Schließlich hat doch der Philips-Spot bei einem etwas breiteren Winkel von 36 Grad nur 310 cd (und damit rechnerisch etwa den gleichen Lumenwert wie der „Nice Price“-Spot), soll aber einem 35W-Halo-Spot gleichkommen. Und der ganz rechts abgebildete 4,5-Watt-E14-Reflektor kann laut Prospekt mit 30 Grad und 600 cd sogar einen 50W-Strahler ersetzen.

Welche LED-Spots für welche Halogenstrahler? 

Nein, diese Vergleiche passen nicht. Nach meinen Erfahrungen sollten Sie Ihre 35W-Halos nach aktuellem Stand der Technik mindestens durch 5W-LED-Spots mit etwa 600 Candela ersetzen, bei 50W-Halogenstrahlern dürfen es rund 7 Watt LED-Power mit 750 cd und mehr sein. Die Lumenwerte der marktgängigen Modelle können sich dabei wegen der verschiedenen Optiken und Abstrahlwinkel durchaus stark unterscheiden (Achtung: Dieser Hinweis gilt natürlich nicht für rundstrahlende LED-Lampen!).

Zur Lichtqualität der drei „Nice Price“-Angebote kann ich leider wegen mangelnder Daten- und Erfahrungswerte nichts sagen; für „no name“-Produkte und die angegebene Leistung sind die Preise allerdings nicht besonders günstig.

OBI mit neuem Philips-Sortiment

Dass es auch anders geht, beweist gleichzeitig eine Konkurrenz-Baumarktkette. Werfen wir mal einen Blick in den neuen „Biber-Fan-Wochen“-Prospekt von OBI (1500/12, gültig bis Samstag, 8. September):

OBI-Biber-Philips-LED

Erkennen Sie diese LED-Lampen? Richtig, es ist das gleiche Sortiment, das schon seit Mai in diversen Edeka/“Scheck-in“-Märkten zu diesem Preis angeboten wird – dort inzwischen auch um die „Tropfen“-Lampe ergänzt. Es handelt sich auch nicht um ein Sonderangebot, sondern entspricht exakt der unverbindlichen Preisempfehlung von Philips und dem aktuellen Preisniveau diverser Online-Shops.

Die “LED-Normallampe” mit E27-Fassung und 6 Watt hat 350 Lumen Lichtstrom bei einer Farbtemperatur von 2700 Kelvin und einem ordentlichen Farbwiedergabeindex von mindestens 80 CRI. Die 4W-”Kerzenlampe” und der 4W-„Tropfen“ leuchten laut Philips in dieser matten Version mit 330 lm, ebenfalls 2700 K und ähnlicher Rundstrahlcharakteristik wie die “Normallampe”, aber mit über 85 CRI. Der von OBI genannte Wert „310 Lumen“ ist also zu niedrig.

Der GU10-Spot schafft nach Philips-Angaben einen Lichtstrom von 165 Lumen bzw. eine Lichtstärke von 310 Candela bei einem Abstrahlwinkel von 36 Grad (diese Werte kennen Sie schon vom aktuellen „toom“-Angebot oben in diesem Beitrag), eine etwas “kältere” Farbtemperatur von 3000 Kelvin und einen Farbwiedergabeindex von mindestens 80 CRI. Bei meinem Test im Juni kam er mir deutlich heller vor als offiziell angegeben, weshalb er meines Erachtens mindestens als Ersatz für einen 25W-Halogenstrahler taugt.

Unsinnige Lebensdauer-Angabe

Leider konnte OBI mal wieder nicht auf den häufig so oder ähnlich zu lesenden, unsinnigen Zusatz „bis zu 20.000 Stunden Lebensdauer“ verzichten. Unkundige könnten so vermuten, dass diese LED-Lampen maximal 20.000 Stunden leuchten. Tatsächlich ist dieser Wert aber die Mindest-Leuchtdauer, bis zu der die Lampen höchstens 30 Prozent ihrer Maximalleistung verlieren. Selbst im ungünstigsten Fall hätten sie dann also noch rund 70 Prozent ihres ursprünglichen Lumen-Wertes. Bei einer durchschnittlichen Tages-Brenndauer von knapp drei Stunden wäre das nach etwa 20 Jahren der Fall und noch lange nicht das völlige Ende des Lampenlebens.

LED-Strahlerserien jetzt teils deutlich billiger

OBI-Biber-LED-SpotserieFür 9,99 Euro kriegen Sie übrigens bei OBI laut aktuellen Prospekt (Ausschnitt rechts) auch eine komplette Leuchte mit LED-Spot drin. Diese 2,5W-Strahler leuchten aber (entsprechend des „low budget“-Preises) mindestens eine Liga tiefer als der Philips-Spot – sowohl von der Helligkeit als auch von der Lichtqualität her. Die komplette LED-Spotserie war diesen Monat schon einmal im OBI-Angebot; mit teilweise etwas höheren Preisen. Der Einer- und Zweierspot kostet noch das gleiche, die Dreier- und Vierer-Versionen sind nun jeweils 5 Euro billiger.

Falls Ihnen das 50er-Jahre-„Raketendesign“ nicht so zusagt, können Sie wieder ‚rüber zu „toom“ marschieren, wo sie aktuell ebenfalls eine vertraute LED-Strahlerserie erwartet – mit etwas hübscherer und moderner Formgebung (Prospektausschnitt unten). Sie kennen sie bereits vom Dezember 2011, Januar und Februar 2012.  Im Gegensatz zu  ihren Kollegen bei OBI verschweigen die „toom“-Leute auch nicht die Lumenwerte: 130 sind’s pro Spot; die Sechser-Schiene hätte also 780 Lumen, was für die Ausleuchtung eines kleineren Zimmers ausreichen kann.

toom-LED-Strahlerserie Nachhaltigkeitswoche

Schön, dass sich die Baumarkt-Prospektbastler offenbar meinen Appell vom Februar („Bitte günstiger machen!“) zu Herzen genommen haben. Weniger schön, dass sie nun Schindluder mit den durchgestrichenen bzw. „statt“– Preisen treiben: Der Einer-Spot kostete nämlich bei „toom“ weder im Januar noch im Februar 16,99 Euro (sondern nur 14,99), die Zweier-Schiene nicht 32,99 (sondern 29,99), der Dreier-Balken nicht 46,99 (sondern 44,99) und die Vierer-Schiene nicht 62,99 (sondern 59,99).

Bei der Strahlerleiste mit sechs Spots haben die Marketing-Experten dann aber ein klassisches Eigentor geschossen: Der aktuelle Preis von 69,99 Euro bedeutet keine Ersparnis von 15, sondern von satten 20 Euro. Das vorherige Sonderangebot war nämlich 89,99 und nicht 84,99 Euro. Wer als LED-Neueinsteiger knapp kalkulieren muss und keine allzu hohen Ansprüche stellt, kann sich drüber freuen und jetzt durchaus bei „toom“ zugreifen.

3 Gedanken zu „LED-Rätsel bei OBI und „toom“

  1. zu: OBI mit neuem (LED)Philips-Sortiment

    Hatte im Briefkasten das Obi Prospekt – Biber-Fan-Wochen mit den Philips LED für 9,99 EUR. Habe am Morgen des ersten Aktionstages 27.08.2012 im ortlichen OBI-Markt nach diesem Artikel gefragt. Antwort: Die kleinen Obi-Filialen werden mit dem Artikel nicht beliefert. Ich sollt es mal in einem großen versuchen. Ich habe mir dann den Prospekt mal genauer angesehen. Auf der letzten Seite steht der Hinweis, dass das Angebot „nur für die teilnehmenden Märkte“ gilt. Da im Prospekt aus meinen Briefkasten keinerlei Märkte angebeben sind, habe ich mal auf die Homepage von OBI nachgesehen. Wenn man auf das digitale Prospekt klickt kann man u.a. die teilnehmenden Märkte anwählen. Dabei stellte sich heraus, das die verteilten Prospekte der beworbenen Biber-Fan-Wochen eigentlich nur in mittelgroßen Orten Deutschlands gelten. Weder München noch Nürnberg sind genannt, jedoch fleißig Prospekte verteilt. Ob das noch noch unter den lauteren Wettbewerb fällt ?

  2. @Karl Auer: Doch, sowas ist legal, aber in diesem Fall auch nicht besonders schlimm. Schließlich gibt’s die Philips-Lampen auch woanders zu diesem Preis – sowohl offline als auch online.

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