LED-„Schlachtbank“ im Fastvoice-Studio?

Ich erwäge ernsthaft, die sieben Zwillings-„Downlight“-Fassungen in meinem Tonstudio der Industrie als „Extreme Proving Ground“ für LED-Spots zur Verfügung zu stellen. Jetzt hat nämlich schon das erste Exemplar des inzwischen zweiten dort verwendeten Fabrikats den Dienst quittiert – nach weniger als fünf Monaten.

Zwillings-Downlight
Klein, eng und ohne Belüftungsöffnungen: Eine der Zwillingsleuchten an meiner schrägen Studiodecke – rechts mit eingesetztem 4,5W-LED-Spot von „Delock Lighting“, links „nackt“. (Fotos: W. Messer)

Dass auch LED-Lampen heiß werden können, ist für Fachleute und meine regelmäßigen Blog-Leser nichts Neues. Das Problem: Selbst wenn die Entwickler in den Laboren der Hersteller sich diverse Tricks zur Kühlung ihrer „Retrofit“-Lampen einfallen lassen, haben sie keinen Einfluss auf den späteren Einsatzort ihrer Geniestreiche beim Kunden. Die meisten Leuchten und Fassungen in Privathaushalten sind jedoch für den Einsatz von Glüh- und Halogenlampen konzipiert und nicht für die relativ neue LED-Technologie.

Und hier kann der Ärger losgehen – vor allem, wenn LED-Lampen mehrere Stunden ununterbrochen leuchten und ordentlich Hitze entwickeln, die in engen Fassungen ohne Belüftungsöffnungen nicht abgeführt wird. Sowas kann schon nach ein paar Monaten mit Brandlöchern enden:

Lumixon-LED-Tod 2
Nummer vier auf der Todesliste meiner früher verwendeten dimmbaren „Lumixon HighLumen“-LED-Spots (GU10, 4 Watt, warm-weiß, 15 SMD-LEDs) – inzwischen nicht mehr im Angebot.

Statt nach versprochenen rund 50.000 Leuchtstunden kann ein LED-Spot durchaus schon nach 5000 Stunden oder früher komplett die Segel streichen, wenn Einsatzbedingungen und Kühlkonzept nicht zueinander passen. Nach meinem ersten fehlgeschlagenen Versuch mit 14 „Lumixon“-Spots, von denen vier vorzeitig versagten, nahm der Lieferant „Hava-Shop“ alle Lampen zurück und schickte mir im April dieses Jahres – dankenswerterweise ohne weitere Kosten – 4,5 Watt starke und ebenfalls dimmbare SMD-Spots von „Delock Lighting“ (Update: Inzwischen wird diese Version nicht mehr produziert).

Mit einer Farbtemperatur von rund 3000 Kelvin, einem Lichtstrom von 240 Lumen und einem Abstrahlwinkel von 120 Grad waren sie eigentlich bisher ein anständiger Ersatz, obwohl mir der (offiziell leider nicht angegebene) Farbwiedergabeindex verbesserungswürdig vorkommt. Dass sie mit dem vorhandenen Dimmer nur noch auf rund 20 Prozent der Maximalleistung herunter regelbar sind (statt auf unter 10 Prozent wie die „Lumixon“-Spots), stört mich dagegen nicht sehr.

Fastvoice-Eigenwerbung

„Sudden Death“ ohne Anzeichen

Da in meinem Studio/Büro häufig bis spät in die Nacht gearbeitet wird, leuchten die „Downlights“ teils acht Stunden pro Tag – an dunklen Wintertagen auch länger. Meist müssen sie allerdings nicht die volle Leistung bringen, weil sie auf rund 50% oder darunter gedimmt werden. Die kompletten 3360 Lumen der 14 LED-Spots brauche ich trotz des rund 45 Quadratmeter großen Raumes eigentlich nur in Ausnahmefällen, und selbst dabei werden sie nicht besonders warm.

Umso überraschter war ich, dass jetzt – nach weniger als fünf Monaten – schon der erste „Delock Lighting“-Spot plötzlich kein Lebenszeichen mehr von sich gab (nein, es war nicht das Exemplar, mit dem ich ein paar seltsame Experimente durchgeführt hatte). Äußerlich sind keine Schäden zu entdecken, auch keine Verfärbungen am Gehäuse, die auf Hitzeschäden hindeuten.

Delock-Lighting-LED-Spot
Sieht noch aus wie neu: Der tote „Delock Lighting“-LED-Spot.

Irgendwas muss ihm bei mir nicht gefallen haben. Was genau? Keine Ahnung – obduzieren kann ich ihn wegen mangelnder Elektronik-Kenntnisse und Werkzeugsammlung nicht. Ich behaupte aber jetzt einfach mal ganz frech, dass es Produkte wie dieses sind, die einen LED-Neuling und -Umsteiger zum Skeptiker machen, der schon nach kurzer Zeit der stromsparenden Technologie nicht mehr über den Weg traut und künftig die Finger davon lässt.

Bitte kommen Sie mir jetzt nicht mit dem Spruch „billig gekauft ist teuer bezahlt“. Das trifft zwar prinzipiell auch auf LED-Lampen zu; die „Delock Lighting“-Spots sind jedoch mit einem Einzelpreis von über 14 Euro keine wirkliche „Billigware“.

Alternative gesucht

Und nun? Hat es überhaupt einen Sinn, die defekte Lampe als Garantiefall zurück zu schicken, wenn der Lieferant nichts Besseres im Angebot hat und deshalb nur wieder das gleiche Modell als Ersatz anbieten kann? Könnte das wieder der Auftakt für eine Austausch-Oper in mehreren Akten sein, oder stellt das nur eine „bedauerliche Ausnahme“ dar  – wie zuvor bei den „Lumixon“-Spots, die nach Auskunft des Lieferanten „Hava-Shop“ bei der „Retourenquote gegen Null gehen“ und in seinem eigenen Haus bei vergleichbaren Bedingungen keine Ausfallerscheinungen zeigten?

Hava-Lumixon
Eine zweistellige Zahl der dimmbaren 4W-„Lumixon“-Spots leuchtet – nach eigenen Angaben ohne Ausfall und seit über einem Jahr – in schwenkbaren Deckeneinbaustrahlern beim Chef des „Hava-Shop“. Die Decke hinter den Paneelen der Dachschräge sei komplett gedämmt; es gebe keinen Leerraum mit Hinterlüftung, der die Hitze abführen könnte. (Foto: Hava-Shop, nachbearbeitet) 

Leider habe ich aber bisher noch bei keinem renommierten Hersteller LED-Spots gefunden, die meine speziellen Anforderungen erfüllen: Problemlos dimmbar, passend und bündig abschließend mit einer Standard-Halogenspot-GU10-Fassung, Farbtemperatur um 2700 Kelvin, Lichtstrom mindestens 230 Lumen, Farbwiedergabeindex Ra/CRI 80 oder besser, Abstrahlwinkel zwischen 60 und 120 Grad, Hitzeableitung nach vorne (ähnlich wie die LEDON-, „LCTW“– oder Osram-LED-Spots). Entsprechende Vorschläge in den Kommentaren unten sind hochwillkommen.

Ach ja: Mindestens 25.000 Brennstunden garantierte Lebensdauer wären auch nicht schlecht. Wenn irgend ein Hersteller das unter Extrembedingungen getestet haben will, kann ich das gerne für ihn tun. Für LED-Lampen in meinem Studio gilt nämlich offenbar der legendäre Songtext: „If I can make it there, I’ll make it anywhere“.