Blog-Leserfrage (17): Kontaktprobleme – zu viel Lötzinn am LED-Lampensockel?

Blogleser Simon aus Zwickau hat bei vielen seiner E27-Fassungen Versorgungsprobleme: Offenbar können manche LED-Lampensockel nicht tief genug ’reingeschraubt werden, um sich den Strom aus den Kontakten zu holen. Schuld sind dann aber eher die Lampen als die Fassungen.

E27-Sockel-original-geschliffen
Links der originale E27-LED-Lampensockel mit Kontaktschwierigkeiten – rechts die Spitze mit nachträglich abgeschliffenem Lötzinn. (Fotos: Simon/privat)

Und so hat mir Simon sein möglicherweise gar nicht so seltenes Problem beschrieben:

„Ich bin ehemaliger Mitarbeiter der Fabrik, in der die vosLED-Lampen ‚hergestellt‘ werden und konnte so über noch bestehende Kontakte relativ günstig ein paar Exemplare erwerben – dreimal 3,5 Watt E27, 3x 5,5 W E27 und 3x 3,0 W E14. Ich habe leider in einem Punkt, auf den bei Tests generell nie eingegangen wird, große Probleme: In vielen verschiedenen E27-Fassungen meines Hauses haben die Leuchtmittel nur auf den letzten Dreh und das teilweise nur mit Nachdruck Kontakt. Hatte mir anfangs nichts weiter dabei gedacht, bis sich die Verklebung des Glaskolbens durch das Drehen vom Sockel gelöst hat. Ist mir insgesamt bei drei Leuchtmitteln passiert.

Ich probierte nochmals alle Fassungen durch. Es sind Keramik-/Kunststofffassungen aus DDR-Zeiten und verschiedene neuere dabei. Der Fußkontakt ist bei allen ungefähr gleich ausgeführt; nur der obere Kontakt, welcher das Gewinde kontaktieren soll, ist unterschiedlich ausgeführt. Es gibt da die seitliche Kontaktfeder oder den Kontaktring. Ich stellte fest, dass der Fußkontakt schon erreicht und ganz zu Boden gedrückt wurde, aber der seitliche Kontakt/Kontaktring noch keinen elektrischen Kontakt zum Gewinde hatte.

Nach diversen Versuchen und Vergleichen mit anderen Leuchtmitteln (herkömmliche ESL und LEDs) konnte ich den Fehler eindeutig finden: Es liegt an der Verlötung an der Sockelspitze. Es ist viel zu viel Lötzinn aufgebracht. Nach Abschleifen von etwa 2/3 des Zinns funktionierte es wie gewohnt und der Sockel hatte schon vor Erreichen der mechanischen Endlage elektrischen Kontakt.

Ich telefonierte mit Vosla in Plauen und bekam als Antwort, dass dieses Problem nicht bekannt sei und die Sockel der Norm entsprächen. Ja, sie entsprechen der Norm, aber nur bis zum Aufbringen des Lötzinns. Ich habe auf der Vosla-Seite festgestellt, dass es von der 3,5-Watt-E27 zwei Qualitäten gibt – man erkennt auch den Unterschied am Sockel beider Leuchtmittel: Die billigere hat eine flache „Spitze“ und die teurere den dicken Zinnpunkt. Könnten sie bitte dieses Problem evtl. einmal aufgreifen und prüfen?“

Aber gerne. Solche Kunststoff-Schraubfassungen liegen nämlich auch bei mir zahlreich herum, weil ich sie für die Lampentests brauche. Deshalb hier mal zur Verdeutlichung der Lage ein Blick ins Innere:

E27-Gewindekontakte

Links unten sehen Sie den horizontalen „Fußkontakt“ für die Lampensockelspitze, rechts die vertikale, seitliche Kontaktfeder für’s Lampengewinde – von mir mit dem Pfeil markiert. Tatsächlich habe ich schon öfter mit LED-Retrofits verschiedener Fabrikate erlebt, dass ich die Lampen ein zweites Mal mit viel Nachdruck ’reindrehen musste, damit sie leuchten konnten. Bisher hatte ich das immer auf einen mangelnden Spitzenkontakt der Fassung geschoben und ihn etwas nach oben gebogen – ohne großen Erfolg.

Wenn ich Simons Beobachtungen glauben kann, war das offensichtlich exakt der falsche Lösungsansatz: Hätte ich wohl das Zünglein besser etwas nach unten drücken sollen, damit der ziemlich tief liegende seitliche Kontakt sicherer und mit weniger Drehmoment erreicht wird? An Test-LED-Lampensockeln herumfeilen mag ich ja eher nicht, zumal dieses Kontaktproblem durchaus auch schon bei Modellen auftrat, bei denen kein zusätzliches Lötzinn an der Sockelspitze zu sehen war.

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Schwache Kontakte sind gefährlich

Die versteckten Gefahren von schwachen (Wackel-)Kontakten in 230-Volt-Fassungen sollten Sie jedenfalls nicht unterschätzen. Hohe Übergangswiderstände können Funkenschlag mit elektromagnetischen Störungen oder gar Brände verursachen, die LED-„Birne“ sehr heiß werden lassen oder sie völlig zerstören.

Wie sind da Ihre Erlebnisse mit E27- oder E14-Schraubsockel-LED-Retrofits? Haben Sie ebenfalls schon ab und zu gedacht, dass eine nagelneue Lampe kaputt ist, weil sie nach dem ersten, zaghaften Reindrehen nur flackerte oder überhaupt nicht leuchten wollte? Oder haben Sie sogar mal wegen zu heftiger, wiederholter Schraubversuche eine Lampenhaube vom Gehäuse getrennt – so wie es Simon passiert ist? Gibt es bestimmte Lampen-Modelle oder -Marken, bei denen solche Kontaktschwierigkeiten gehäuft auftreten? Und wie haben Sie das gelöst? Schrauben – äh … schreiben Sie Ihre Erfahrungen und Tipps unten in die Kommentare – vielen Dank!

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7 Gedanken zu „Blog-Leserfrage (17): Kontaktprobleme – zu viel Lötzinn am LED-Lampensockel?

  1. Da muß ich jetzt lange nachdenken. Bisher kam ich immer mit Biegen des Gewindekontakts zurecht. Obwohl – einmal habe ich auch den mittleren Lötkontakt kurz angeschliffen – aber in der Annahme er sei oxidiert und weil das schneller ging als den Lötkolben anzuwärmen. Aber es gibt noch 2 schwer zugängliche und nicht funktionierende E14-Sockel, die noch „erforscht“ werden müssen.

    Zwei Glühlampen haben sich beim Rausdrehen zerlegt. Eine war in einer uralten Steinel Außenlampe mit Bewegungsmelder und Thyristorschalter. Der Sockel war schon verrostet und der Kleber schwach geworden. Durch die Spannungnulldurchgangsschaltung hielt die Glühbirne „ewig“ und war vor dem Rausdrehen noch intakt. Sie mußte einer China-Maiskolben LED-Lampe weichen, welche sich dort sehr gut macht.

    Die zweite Glühlampe war in einer „Marmeladenglasleuchte“ mit Keramiksockel. Offensichtlich war dort eine zu starke Lampe eingebaut und wurde zu heiß. Das konnte man nicht nur am gealterten Kleber sondern leider auch an der elektrischen Zuleitung sehen. Jetzt sorgt eine LED für tiefere Temperaturen.

    • Ich habe vor ein paar Wochen erst eine Glühlampe gesehen die keinen Kontakt bekam weil am Fußkontakt ein Zinnkügelchen hing. Das Lötzinn war gar nicht verlaufen. Hätte man einfach nachlöten können aber wir haben das Ding dann durch eine LED-Lampe ersetzt.

  2. Zurechtbiegen musste ich schon einige Fassungen . Aber auch mit ganz „normalen“ Glühbirnen. Bei mir ist es eigentlich immer der Fusskontakt gewesen…

    An der Stelle natürlich der obligatorische Rat: Sicherung vorher raus!

  3. Mir ist genau das neulich mit einer Osram LED Classic A75 E27 11W, warmweiß passiert. In demselben Sockel hat allerdings auch eine andere Glühbirne kein Licht abgeben wollen.

    Das muss ich noch mal probieren mit dem Zurechbiegen! Vielen Dank!

  4. Eigentlich liegt es mehr an den Fassungen, die heute oft ziemlicher Müll sind. Wenn der Gewindekontakt als seitliche Schleiffläche ausgelegt ist, die im Gewindebereich sitzt, dann funktioniert der Kontakt auch.

  5. Bei einigen R80 E27-Strahler-Fassungen habe ich das umgekehrte Problem, das Gewinde ist schon in der Fassung, aber der Fuß ist tiefer.
    Eigentlich sind LED-Retrofits für diese Ideal, weil sie ja oft nur in der Richtung von der Fassung weg strahlen. Aber wenn der Kontakt tiefer liegt.
    Haarig wird es dann bei kleinen R30 E14-Strahler, da passt nicht jede LED-Ersatz rein, bzw. Leuchtet nicht jede drin. Erst neulich hab ich zwei LED-Strahler retourniert, ließ sich in keiner E14 Fassung zum leuchten bringen.

  6. Riesigen Dank für den tollen Tipp mit dem Abschleifen. Ich bin mit unseren Birnen schon halb wahnsinnig geworden, weil jede in einer anderen Fassung geleuchtet hat, aber nicht in jeder! Jetzt ist meine Lampenwelt wieder in Ordnung!

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