Manchmal hat technischer Fortschritt auch überraschende positive Auswirkungen, an die man erstmal im Traum nicht denken würde. So weiß zwar inzwischen jeder einigermaßen helle Kopf, dass LED-Lampen einen immer besseren Beitrag zum Strom- und Ressourcensparen liefern. Wussten Sie aber auch, dass diese Lichttechnik eine wertvolle Hilfe bei fortschreitender Vergesslichkeit und Gedankenlosigkeit sein kann?
Einfaches Beispiel: Die Beleuchtung in Badezimmern und Toiletten wird häufig nicht im Raum selbst, sondern aus Sicherheitsgründen von außen (meist im Flur neben der Tür) geschaltet. Da kann es durchaus mal vorkommen, dass Sie nach dem Verlassen des Badezimmers vergessen, das Licht wieder auszuschalten; vor allem, wenn der Schalter nicht über eine rote Status-Kontrollleuchte verfügt. Wenn das nun am Abend vor dem Schlafengehen passiert, bleibt das Zimmer hell erleuchtet – bis zum nächsten Morgen, wenn Sie vor dem ersten „Geschäft“ des Tages erschreckt Ihren Fauxpas feststellen.
Bei herkömmlicher Glühlampen- oder Halogen-Ausstattung haben Sie dann möglicherweise acht Stunden lang 100 Watt verbraucht, also 0,8 Kilowattstunden – und damit für wohlige Wärme im Bad gesorgt. Bei einem einmaligen Versehen ist das nicht so tragisch, mit zunehmendem Alter passiert zumindest mir das aber immer öfter.
Dazu kommt, dass ich als leicht Sehbehinderter prinzipiell hellere Beleuchtung brauche als ein Normalsichtiger. Weitgehend unabsichtlich habe ich hier von vornherein für Schadensbegrenzung gesorgt: Der relativ große Waschraum wird von zehn in die Decke eingelassenenen 3-Watt-LED-Strahlern („warmweiß“) taghell erleuchtet – mit nur 30 Watt Gesamtleistung und je 48 Einzel-LEDs erreichen sie einen Lichtstrom von rund 1800 Lumen – in etwa das Äquivalent von zehn 20-Watt-Halogenstrahlern.
Sechs der zehn 3-Watt-LED-Strahler im Waschraum – die gesamte Decke passt leider nicht durch’s Objektiv. (Fotos: W. Messer)
In meinem Fall werden also bei acht Stunden unnötiger Beleuchtung statt 1,6 nur 0,24 Kilowattstunden verbraucht – das summiert sich bei meiner Vergesslichkeit über’s Jahr zu einer ganz ordentlichen Ersparnis. Auf die fehlende Zusatz-Wärme (LEDs werden bei Weitem nicht so heiß wie Halogenlampen) kann ich dabei gerne verzichten, weil es nichts Teureres gibt als eine elektrische „Glühobst“-Heizung. Die Investition hält sich in Grenzen: Mit ein wenig Suche im Netz werden Sie sehr günstige Komplettangebote finden für einen Satz dieser Strahler inklusive GU10-Fassungen zum Selbsteinbau.
Apropos „Wärme“ und Demenz: Jetzt wird’s klein, bunt und komisch. Was passiert, wenn Sie Ihre Kühlschranktür nicht richtig schließen – vor allem bei älteren Modellen mit ausgeleierten Schließmechaniken und Dichtgummis? Im günstigsten Fall bleibt ein kleiner Luftspalt, durch den die warme Raumluft in den Kühlschrank eindringt und den Thermostat dazu zwingt, die Kühlleistung hochzufahren, um die Temperatur zu halten. Meist gelingt das auch, wird jedoch mit deutlich erhöhtem Stromverbrauch bezahlt.
Im ungünstigsten Fall (und den hatte ich schon einige Male) bleibt aber zusätzlich der Türkontakt für das Ausschalten der Kühlschrankbeleuchtung offen. Das bedeutet, dass (zum Beispiel über Nacht) eine 15 oder 25 Watt starke Glühlampe den Kühlschrank über Stunden derart erwärmt, dass der Kompressor oder Absorber im Dauerbetrieb schuften muss und es trotzdem nicht schafft, den Innenraum ausreichend zu kühlen. Der Stromverbrauch kann so auf rund 150 Watt (plus 15 oder 25 Watt für die Glühlampe) steigen. Schlimm genug.
Viel schlimmer ist jedoch, dass Sie nach einem längeren Kalorien-Duell zwischen Kühlaggregat und Lampe (das am Ende immer die Lampe gewinnt) Teile Ihres Kühlguts wegwerfen müssen. Vor allem in der direkten Umgebung der Kühlschranklampe werden Käse, Sahne etc. regelrecht „gekocht“, sind also meist nicht mehr verwendbar. Außerdem kondensiert die eingedrungene Feuchtigkeit aus der Raumluft im Kühlschrank und sorgt mittelfristig unter anderem für die ungeliebten Eisablagerungen im Tiefkühlfach und darunter, was den Stromverbrauch noch weiter nach oben treibt.
Aber keine Panik, die Rettung ist nah! Nehmen Sie die Abdeckung der Kühlschrankbeleuchtung ab, schrauben Sie das Glühobst aus der E14-Fassung und ersetzen sie es durch eine spezielle 3-Watt-LED-Lampe („kaltweiß“). Die ist ein wenig größer, passt jedoch meist vom Durchmesser her problemlos unter die Abdeckung. Einzig die Länge könnte Schwierigkeiten machen. Hier hilft dann das teilweise Aus- oder Anschneiden des hinteren Teils der (Plastik-)Abdeckung – sieht man sowieso nicht von vorne.
Taghell erleuchteter Kühlschrank mit 3-Watt-LED-Lampe.
Positiver Nebeneffekt: Vor allem, wenn Sie vorher eine 15-Watt-Glühlampe drin hatten, wird’s nun deutlich heller im Kühlschrank – möglicherweise sehen Sie mit den 200 Lumen Lichtstrom nun endlich die Käsescheiben, die schon letzten Dezember abgelaufen sind, sich aber bisher in der sicheren Dunkelheit vor Ihren Augen verstecken konnten. Außerdem sind durch die kältere Lichtfarbe Packungsaufschriften besser lesbar und frisches Gemüse sieht nun wirklich frisch aus statt gelblich und halb verwelkt. Genau deshalb finden Sie übrigens auch in den Lebensmittelabteilungen der Supermärkte keine herkömmlichen Glühlampen – die Konsumförderer dort wissen sehr gut, wie sie ihre Waren optimal präsentieren.
Die neue LED-Kühlschranklampe aus der Nähe und mit kleinerer Blende fotografiert. Meine kleine Modifikation der Abdeckung hinten ist nicht erkennbar.
Zugegeben: Bei Normalbetrieb eines Kühlschranks im Haushalt von Nicht-Dementen ist der Energiespareffekt derart geringfügig, dass die rund 13 Euro für eine LED-Lampe wohl ‚rausgeworfenes Geld wären. Eine Kühlschranklampe brennt einfach zu selten, als dass hier eine Einsparung messbar wäre. Auch die längere Haltbarkeit der LED-Technik spielt keine Rolle, weil die herkömmlichen Lampen nur selten ausfallen und meist genau so lange halten wie der Kühlschrank selbst.
Bei solchen Dusseln wie mir kann sich eine LED-Lampe aber schon in einer Nacht amortisieren – allein wegen den im Kühlschrank gelagerten Lebensmitteln, die nun weiter verwendet werden können, obwohl die Tür mal wieder nicht richtig geschlossen wurde und die Lampe stundenlang leuchtete, aber eben nicht heizte.
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Gegen solche Vergesslichkeit habe ich verschiedene wirksame und komfortable Gegenmaßnahmen:
– Bewegungsmelder in den meisten „Kurzzeiträumen“ wie Flur, Treppenhaus, Keller, Waschküche, Bügelraum, Außenbeleuchtung. Aber auch im Bad und Flur haben sich die Dinger bewährt. Die Bewegungsmelder können in Leuchten integriert sein oder zusätzlich angebracht werden. Oft reicht ein billiger goobay-Bewegungsmelder mit wenigen Metern Reichweite und einem Kostenbaustein unter 7 EUR.
– Besonders angenehm in Fluren sind BWM in Verbindung mit intelligenten Dimmern mit sanftem Hochdimmen (ca. 1 sek) und langsamen Abdimmen über 30 sek.
– Auch in die Küchenleuchte ist ein radargestützter BWM integriert, der die Leuchte nach ca. 30 min. Inaktivität abschaltet. Ansonsten wird die Leuchte wie vorher auch über einen normalen Kippschalter geschaltet.
– In wenig benutzten Räumen mit thermisch undefiniertem Verhalten wie dem Dachboden oder dem Heizraum ist statt des BWM ein Zeitrelais eingebaut, welches nur dann Strom verbraucht, wenn der normale Kippschalter eingeschaltet ist. Wird vergessen auszuschalten, dann läuft das Zeitrelais nach wenigen Stunden ab. Diese Zeit reicht für die Heizungswartung oder die Aufräumaktion im Dachboden.
– Im Schlafzimmer ist ein Eltako Treppenhausautomat (oder so etwas ähnliches) unter den Taster eingebaut. Das hat mehrere Vorteile:
– – Das Teil kann von mehreren Tastern betätigt werden. Viel einfacher als eine Kreuzschaltung. Im Gegensatz zum normalen Treppenhausautomaten geht auch das Ausschalten auch mittels Taster.
– – Nach eingestellter Zeit (z. B. 3h) wird das Licht zur Warnung kurz aus- und wieder eingeschaltet. Wenn man den Taster dann betätigt, startet die Zeit erneut. Ansonsten wird nach 3 Warnungen das Licht ausgeschaltet.
So erreicht mit einem recht überschaubaren Aufwand einen sehr guten Komfort. Und weil der auf die typische Raumnutzung zugeschnitten ist, gewöhnen sich selbst atechnische Menschen praktisch sofort daran. Die Akzeptanz ist so hervorragend, daß man diese Maßnahmen bald praktisch im ganzen Haus umsetzen muß.
Die Kühlschranktür ist übrigens so eingestellt, daß sie sich durch die Schwerkraft selbst schließt.
Prima Tipps, Jürgen – danke!
Kann Jürgen mal Bitte die Lösung „sanftes Hochdimmen im Flur“ näher beschreiben? Genau das suche ich, bin aber leider noch nirgends fündig geworden..
Vielen Dank schon mal!
Hat er beispielsweise in diesem Kommentar getan.
Ja, gerne.
Flure haben meist mehrere Taster, die ein Stromstoßrelais (oft einfach nach einem großen Hersteller“Eltako“ genannt) oder einen „Treppenhausautomaten“ ansteuern. Dann sind die Voraussetzungen gut, wenn dann dieses Schaltorgan noch im Verteilerkasten auf der Hutschiene sitzt, perfekt.
Dann kann das vorhandene Schaltorgan gegen einen Eltako EUD12D-UC austauschen (lassen). Der sollte nach Fertigungswoche 10/2011 produziert worden sein, also neu kaufen. Er ist sehr universell einsetzbar aber leider sehr sparsam dokumentiert.
In der Funktion: ESV (Dimmer mit Rückfallverzögerung) dimmt er sanft an, hält das Licht eine eingestellte Zeit und dimmt dann über eine eingestellte Zeit (z.B.) 30 sek sanft ab. So steht man nicht plötzlich ohne Vorwarnung im Dunkeln. Ansonsten verhält sich aber alles so wie zuvor bei einem Stromstoßrelais: Bei ersten Testen wird eingeschaltet, beim zweiten wieder aus.
Wenn man lange auf die Tasten drückt, kann man auch dimmen.
Das ist aber nur eine Möglichkeit der Konfiguration. Mehr dazu bei Eltako: Featureblatt; Bedienungsanleitung
Vorsicht mit der Aussage „… Oft reicht ein billiger goobay-Bewegungsmelder …“ Ich habe vor Jahren eine preiswerte Lampe mit eingebautem Bewegungsmelder von einem großen Elektronik-Versand gekauft (Sensorlampe ES88). Die Lampe funktioniert ja auch, bis ich mal auf die Idee kam, den Stromverbrauch im ’stand by‘ zu messen, also wenn das Leuchtmittel nicht an ist. Die Sensorelektronik zog tatsächlich satte 6 Watt – und das 24 Stunden am Tag. Nun habe ich einen Schalter davor gesetzt und somit nicht das erreicht, was ich eigentlich wollte.
Wie Juergen schon vermutet (siehe unten), zeigte das Messgerät mit ziemlicher Sicherheit die Scheinleistung des Bewegungsmelders an, die aber für die Verbrauchsabrechnung keine Rolle spielt. Hier zählt allein die Wirkleistung. Solche Verwirrungen gibt’s auch mit LED-Lampen – siehe diesen Blogbeitrag.
Das Problem ist also mutmaßlich weniger der Bewegungsmelder als eher das Messgerät. Am besten eines kaufen, dass auch den elektrischen Leistungsfaktor erfassen kann. Den Schalter können Sie dann wohl wieder ‚rausnehmen.
Klar war und bin ich vorsichtig.
Den goobay habe ich natürlich vorher gemessen. Ansonsten hätte ich ihn hier nicht empfohlen. Verkaufsangabe: angeblich „Leistungsaufnahme Stand by: 0,1W; Leistungsaufnahme im Betrieb: 0,45W“. Meine Meßwerte:Ruhe: 0,59W; 4,96VA und Relais angezogen: 0,55W; 5,25VA.
Wer hier Wirkleistung mit Scheinleistung, also W mit VA verwechselt bekommt erst mal einen Schreck. Aber was zählt sind die W. Die sind beim goobay zwar nicht mustergültig aber erträglich. Der große Unterschied deutet auf ein Kondensatornetzteil hin. Wird auch bei billigen Importlampen gerne verwendet und ist hier im Blog mehrfach erwähnt und bei Wikipedia beschrieben.
Im Übrigen ist bei Bewegungsmeldern der Komfortgewinn entscheidender als der Spareffekt. Beim Sparen geht nichts über eine exakt bedarfsorientiere Handschaltung.
Fairerweise hier noch die Schwäche des billigen goobay-BWM: Reichweite ist nicht so hoch wie angegeben. 3m oder 4m, aber keine 12m. Bei dem verstellbaren goobay-BWM für Außenmontage ist die Reichweite größer.
Klar, man kann auch einen Steinel kaufen, da gibt es auch kostengünstige Angebote. Die habe ich aber nicht und deshalb auch nicht vermessen.
Mit Ausnahme der RS16L. Lampe mit Radar-BWM: Ruhe: 1,02W; 5,63VA