LED-Kerzen und -Tropfen von Philips: „Heimliche“ Änderungen?

Der niederländische Lichtgigant Philips hat offenbar Bauteile in einigen seiner LED-„Retrofit“-Modelle ausgetauscht – ohne konkrete Ankündigung und am Gehäuse nicht erkennbar. Den überraschenden Unterschied „alt/neu“ sehen Sie erst nach dem Einschalten und beim direkten Vergleich.
Philips-E14-Tropfen
Eines der betroffenen Modelle: Der 4 Watt starke E14-„Tropfen“. 2012 hatte er offiziell 330 Lumen Lichtstrom, aktuell sind’s nur 250. Verändert hat sich auch die subjektive Lichtfarbe, wie mir ein Blogleser berichtete. (Foto: Philips-PR)

Das LED-Lampen-Angebot wandelt sich ständig und bringt in unübersehbar schneller Folge immer neue Modelle. Häufig sind es Weiterentwicklungen älterer „Retrofits“, die selbst im Sortiment ein und desselben Herstellers nicht mehr „rückwärtskompatibel“ sind: Sie haben ein neues Design, leuchten mit etwas anderer Farbtemperatur, sind meistens effizienter und heller als ihre Vorgänger und haben eventuell auch eine geänderte Dimmerkurve.

Blöd für Kunden, die einzelne defekte Lampen in einer Leuchte ersetzen oder weitere zu den vorhandenen dazu kaufen wollen. Ein aktuelles Beispiel erzählte mir jetzt ein Blogleser, der anonym bleiben will:

Da ich gerne mal in Ihrem Blog lese und die Beiträge echt klasse finde, dachte ich, ich tue Ihnen hier mal meinen Unmut über inoffizielle Änderungen der Philips-LED-Leuchtmittel kund.

Es betrifft zum Beispiel die Tropfenlampe E14. Habe mir letztes Jahr 12 Stück gekauft und auch gleich eingebaut, es fiel sofort ein Orangestich auf. Aber im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten war es sehr schön hell und an die orangenen Wände hat man sich auch nach drei Wochen gewöhnt.

Nun dachte ich mir dieses Jahr, ich kaufe noch 4 Stück für die nächste Leuchte, die sparsamer werden soll. Da ich die gleiche Birne wollte, bestellte ich anhand des EAN-Codes. Bei Lieferung machte sich Ernüchterung breit: Auf der Verpackung steht nicht mehr „30-Watt-Ersatz“, sondern nur noch „25 Watt“. Auf Nachfrage wurde mir erläutert, dass sich die Berechnungen aufgrund der neuen EU-Direktive geändert haben, es sich aber ansonsten um das technisch identische Produkt handelt.

Gut, habe sie getestet; sie ist tatsächlich nicht dunkler, aber wesentlich weißer – der Orangestich ist weg. Es handelt sich nicht definitiv nicht um identische Produkte (trotz gleicher EAN). Ich fühle mich ein wenig verarscht. So geht es natürlich, weil es unterschiedliche Räume sind. Aber was, wenn mir in den anderen Lampen mal eine kaputt geht und ich sie austauschen will? Das wird richtig hässlich oder ich muss wieder die kompletten Birnen auswechseln (ein bisschen kostspielig). Würde mich freuen, Ihre Meinung als alten LED-Hasen zu hören.

Klar spitze ich da meine Hasenlöffel und werde hellhörig. Dieses spezielle Problem betrifft mich nämlich auch ganz privat. Meine E-Mail-Antwort an den Leser:

Hallo Herr xxx,

ich hatte diesen Philips-Lampentyp als „Kerze“ ja schon im Mai 2012 vorgestellt und seither auch rund ein halbes Dutzend Stück für private Zwecke gekauft – außerdem eine der im Sommer nachgereichten „Tropfen“-Versionen für 9,90 Euro (siehe Update unten im verlinkten Beitrag). Den Glühlampen-ähnlichen „Orangestich“ kann ich bestätigen, wie auch dieses von mir gemachte Leuchtbild zeigt:

Philips-E14-Tropfen-Leuchtbild

Die Behauptung, dass die Äquivalenzangabe der neuen Lampenversion wegen einer neuen EU-Direktive geändert worden sei, ist haltlos und falsch. Für rundstrahlende Lampen existieren die Vergleichswerte schon seit 2009 und wurden seither nicht geändert. Stattdessen reden wir von unterschiedlichen Lampen: Die matten 2012er-E14-„Kerzen“ und „Tropfen“ hatten nämlich offiziell 330 Lumen Lichtstrom, die aktuelle Version wird nur noch mit 250 Lumen angegeben.

Also wurde zumindest die LED-Bestückung geändert, vermutlich damit auch das Lichtspektrum (obwohl die nominelle Farbtemperatur von 2700 Kelvin gleich blieb). Dass sie trotz geringeren Lichtstroms nicht dunkler erscheint als die alte, dürfte am verringerten Rot-Anteil liegen (sie sieht ja offenbar „weißer“ aus).

Eventuell hat sie auch einen besseren Farbwiedergabeindex – den finde ich aber auf der Philips-Website nicht (obwohl er laut EU-Vorschrift zwingend dort hin gehört). Vermutlich liegt er wie bei der älteren, klaren Lampenversion (250 Lumen) bei über CRI 85 statt bei ca. 80. Kein Einzelfall, weil LED-Lampen stetig weiterentwickelt werden und dennoch teils ihre EAN behalten.

Ich habe die Beschwerde des Bloglesers am 21. Juni anonymisiert an die Philips-Presseabteilung weitergeleitet, damit sie eventuell dazu Stellung nehmen kann. Bis heute gab es jedoch keine Reaktion.

Update 30.6.: Die technischen Änderungen betreffen auch andere Philips-Lampenmodelle – besonders drastisch wirkt sich das beim nicht dimmbaren GU10-Spot aus, der nun 245 statt 165 Lumen liefert. Die Werte für den Farbwiedergabeindex liegen aktuell durchweg bei CRI >80 und sind zwar auf den Übersichtsseiten der Lampen auf der Philips-Website zu lesen, nicht jedoch in den technischen Daten. Deshalb hatte ich sie anfangs nicht entdeckt.

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