Ausfälle bei „Classic A 60“-LED-Lampen: Osram glaubt nicht an Chargen-Fehler

Ungewöhnlich viele „Classic A 60“-LED-Lampen von Osram sollen vorzeitig ausfallen. Davon berichtete mir ein Blogleser. Aber auch aus anderen Quellen hört man von einer auffälligen Defekthäufigkeit bei nicht dimmbaren 10-Watt-Modellen mit 806 Lumen, die im bayerischen Eichstätt montiert wurden. Osram erklärte, man halte es bei seinen strengen Qualitätsrichtlinien für extrem unwahrscheinlich, dass komplette defekte Chargen ausgeliefert würden.

Osram-A60-Sockeldraht
So sieht bei mehreren Osram-„Classic A 60“-LED-Lampen eines Bloglesers der Übergang zwischen E27-Metallsockel und Gehäuse aus. Der vorwitzig herausschauende Massedraht und der verbogene Sockelrand sind offensichtlich Resultate einer fehlerhaften Montage. (Fotos: Privat & W. Messer)

Osram-A60-Sockeldraht-DetailAnfang des neuen Jahres hatte sich bei einem Blogleser, der anonym bleiben möchte, wohl jede Menge Frust über Frühausfälle eines bestimmten Osram-LED-Lampenmodells angestaut. Er schrieb mir:

„Mit der LED Star Classic A 60 (E27 / 10 W / 806 lm / klare Haube / 15.000 Stunden Nennlebensdauer) habe ich diese Erfahrungen:

  • Esstisch links: neu Februar 2015, defekt Oktober 2015; neu 17.10.2015, Aussetzer ab 4.1.2016
  • Flur hinten: Neu 18.7.2015, Aussetzer ab 18.12.2015
  • Kinderzimmer: Hielt nur vom 26.8.2014 bis 25.11.2014; neu 28.11.2014, ging ab Juni 15 minutenweise aus, kaputt Oktober 2015

Wie man an der Liste sieht, habe ich die Dinger zwischen August 2014 und Oktober 2015 eingeschraubt. Datum der ersten Verwendung dürfte mehr oder weniger mit Kaufdatum übereinstimmen. Andererseits brennt in meiner Küche seit Februar 2014 eine A 60 vollkommen tadellos.

Die Leuchtmittel kaufe ich eigentlich immer bei Bauhaus und gebe sie dann regelmäßig dort defekt zurück. Dort sagte mir heute ein Mitarbeiter der Elektroabteilung, dass sie bei der A 60 sehr viele Rücknahmen haben und zeigte mir den kleinen Draht, der zwischen Sockel und Gehäuse ’rausschaut. Er sagte, das Problem sei bekannt, bei einer Charge (ich denke aber mehrere) sei ’eine Maschine falsch eingestellt’ gewesen.“

Zahlreiche Berichte über frühe Ausfälle

Osram-10W-aus

Nun sind solche Hörensagen-Mitteilungen von Baumarkt-Mitarbeitern mit Vorsicht zu genießen. Offenbar sind die Erfahrungen dieses Lesers aber kein Einzelschicksal: Über gehäufte Defekte innerhalb einzelner „Classic A 60“-Baureihen „made in Germany“ mit E27-Sockel, 10 Watt und klarer oder matter Haube liest man auch bei zahlreichen Amazon-Rezensionen sowie in einigen Foren und Blogs. Neuere, effizientere Varianten mit 9 oder 8 Watt sind dagegen von diesem Problem weit seltener betroffen.

Meine entsprechende Nachfrage bei Osram wurde jetzt so beantwortet:

„Unsere LED-Produkte sind qualitativ hochwertig, weshalb wir auch lange Garantiezeiten darauf gewähren. Reklamationsfälle werden sowohl von Osram CQM (steht für Kunden-Qualitäts-Management / Anm. d. Red.) als auch vom Handel normalerweise großzügig abgewickelt. Im Internet können unter www.osram.de/garantie die Bedingungen und die Vorgehensweise von jeder Person nachgelesen werden. Ein Zusammenhang des im Fotos dargestellten Sockelkontaktdrahtes und eines Lampenausfalles besteht nicht.“

Ausfallgründe können auch woanders liegen

Diese Aussage ist doch sehr allgemein gehalten und sagt leider nichts über die zahlreichen Kunden-Beschwerden. Zuvor hatte mir ein Osram-Sprecher bereits erklärt, dass eine Häufung von vorzeitigen Ausfällen in einem Haus(halt) prinzipiell an lokalen Überspannungen, innerhalb einer Leuchte an Wärmestaus in der Leuchte bzw. einer „Ecke“ oder an einem vorgeschalteten Dimmer liegen könne (unabhängig davon, ob er betätigt werde).

Die betroffenen „Classic A 60“-Modelle sind zwar nicht dimmbar, manche Verbraucher montieren sie aber eventuell dennoch fälschlicherweise in einem Dimmer-Stromkreis und stellen den Regler auf volle Leistung, weil sie glauben, dass dies einem normalen Schalterbetrieb gleichkomme. Tut es jedoch nicht.

Natürlich könne, so der Osram-Sprecher weiter, auch mal eine Lampe ganz einfach beschädigt worden sein, etwa bei der Verpackung oder beim Transport. Im Übrigen würden ausnahmslos alle Lampen vor der Verpackung automatisch darauf getestet, ob sie leuchten. Dass komplette defekte Chargen ausgeliefert würden, sei bei den strengen Osram-Qualitätsrichtlinien extrem unwahrscheinlich.

Hat da jemand nicht richtig hingeschaut?

Eine kurze, maschinelle „Leuchtprüfung“ vor der Auslieferung sagt aber leider nichts über das Verhalten einer LED-Lampe nach einigen Wochen aus. Auch bei dem Blogleser, der sich über die „Classic“-Retrofits beschwerte, funktionierten sie ja anfangs tadellos. Eine echte, menschliche Sichtkontrolle dürfte bei Osram (im Werk Eichstätt) zumindest in diesen Fällen nicht stattgefunden haben, sonst wären die offensichtlich falsch montierten Lampen wohl erst gar nicht in den Handel gelangt.

Dabei spielt es für meine Begriffe keine entscheidende Rolle, ob es einen Zusammenhang zwischen dem herausschauenden Sockelkontaktdraht und den Frühausfällen gibt oder nicht. Auch bei stetig sinkenden LED-Leuchtmittel-Preisen und dem damit verbundenem Kostendruck für die Produzenten sollte ein Markenanbieter eine konsistente Mindestqualität sicherstellen. Alles andere beschädigt den Ruf einer Marke und von LED-Beleuchtung allgemein.

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