Erster LED-Ersatz für 100W-„Glühbirne“ auf dem Markt

Dem US-Unternehmen „Osram Sylvania“ gebührt die Ehre, die erste echte LED-„Retrofit“-Lampe für eine herkömmliche, rundstrahlende 100-Watt-„Glühbirne“ auf den Markt gebracht zu haben. Zwar kündigten auch andere Hersteller schon solche Lampen mit 1600 bis 1700 Lumen Lichtstrom an, die kamen bisher aber nicht in den freien Verkauf. Seit Montag gibt es die dimmbare „ULTRA LED omnidirectional A21 bulb“ (PR-Bild unten) in einigen Läden der „Lowe’s“-Kette in den USA; über einen Verkaufsstart für ein europäisches Osram-Pendant namens „A100“ weiß ich noch nichts.

Sylvania Ultra LED A21LED-Fans auf dieser Seite des Atlantiks dürfte die neue „Monster-Lampe“ bekannt vorkommen: Sie sieht aus wie ein eineiiger Zwilling der Osram-„Parathom Pro Classic Advanced“-Serie, die es bei uns bis zu einer Leistung von 1055 Lumen gibt („A75“ als Ersatz für eine 75-Watt-Glühlampe) und die sich nach Auskunft einiger Online-Shops großer Beliebtheit erfreut.

Offenbar ist auch der Aufbau ähnlich, allerdings deutlich umfangreicher bestückt: Nach Auskunft des Herstellers leuchten insgesamt 66 warm-weiße Einzel-LEDs oben und in den fünf Seitenteilen des Lampenkopfs (zum Vergleich: Bei den Osram-A75 und -A60 sind es nur 36). Die Stromaufnahme wird mit 20 Watt angegeben, der Lichtstrom mit mindestens 1600 Lumen (Effizienz also 80 lm/W, lt. EU-Verordnung genügen für einen 100-Watt-Ersatz übrigens schon 1521 Lumen), die Farbtemperatur mit 2700 Kelvin, der Abstrahlwinkel mit 320 Grad, die Dimmbarkeit mit bis zu 10 Prozent der Maximalhelligkeit und der Farbwiedergabeindex mit glatten CRI 80. Der Preis in den USA: Knapp 50 Dollar.

Die Konkurrenz kommt etwas später

Die Mitbewerber in dieser Leistungsklasse – etwa von Philips, „General Electric“ und „Switch Lighting“ werden erst in den nächsten Wochen und Monaten tatsächlich in den Läden auftauchen, obwohl das teils schon für den Sommer angekündigt worden war. Es dauert aber erfahrungsgemäß meistens länger als erwartet, aus einem leistungsstarken LED-Prototyp eine zuverlässige Serienlampe zu entwickeln.

Die Herausforderung bei LED-„Retrofits“ besteht prinzipiell darin, eine moderne Technik an eine alte Umgebung anzupassen – mit Edison-Fassungen aus dem 19. Jahrhundert und Leuchten, die meist im 20. Jahrhundert entworfen wurden und häufig wenig Platz für die Lampen selbst und deren Hitzeableitung lassen. Auch die „Osram Sylvania A21“ muss mit diesem strukturellen Problem fertig werden. Sie ist – wie einige andere Lampen der „ULTRA LED“-Serie – etwas größer als herkömmliche „Glühbirnen“, passt eventuell nicht in alle Leuchtentypen und braucht viel Luft zum „Atmen“.

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Starke LED-Lampen brauchen viel Kühlung

Das gilt bereits für viele schwächere LED-Lampen mit einstelligen Wattzahlen. Zwar werden sie mit maximal rund 80 Grad Gehäusetemperatur nicht so heiß wie ihre altertümlichen Glaskolben-Vorläufer, die über 200 Grad erreichen können. Dennoch setzen sie nur 20 bis 30 Prozent der eingesetzten Leistung in Licht um; der große Rest ist Wärmestrahlung.

Dauerhafte Hitze schlagen aber den LED-Chips auf’s Gemüt – sie leuchten mit kälterer Farbtemperatur und leben nicht so lange wie unter kühlen Bedingungen. 20 Watt Stromaufnahme und mehr potenzieren dieses Problem natürlich. „Osram Sylvania“ spricht für seine „A21“ trotzdem von „bis zu 25.000 Leuchtstunden“ Lebensdauer.

Ob ich für so eine superhelle LED-Lampe Verwendung hätte? Vielleicht noch in ein oder zwei Leuchten im Keller, wo noch alte 60-Watt-„Birnen“ glühen. Sonst gibt’s bei uns schon lange keine E27-Fassungen mehr. Vermutlich ist es auch schon mehr als ein Jahrzehnt her, dass ich eine 100-Watt-Glühlampe gekauft habe – kein Bedarf. Subjektiv ist die „Osram Sylvania A21“ also die Lösung für ein nicht mehr existentes Problem.

6 Gedanken zu „Erster LED-Ersatz für 100W-„Glühbirne“ auf dem Markt

  1. Was mich ja noch interessieren würde: Wenn die Komplexität darin liegt, neue Technik in alte Formen zu bringen und trotzdem für die nötige Wärmeableitung, Lichtausbeute, Abstrahlwinkel etc. zu sorgen, warum sind dann Leuchten, die von Vornherein mit LEDs konzipiert wurden, nicht günstiger oder besser in der Leistung als die Retrofits? Klar, der Austauschmarkt ist attraktiv – aber es muß doch auch einen nicht kleinen Markt für Neuaustattungen geben?

    Und wer wird denn heute noch ernsthaft bei einer Neuanschaffung veraltete Technik in’s Haus stellen wollen?

    Wenn ich aber nach Panels oder Leuchten suche, die eine akzeptable Lichtausbeute bei wohnzimmerfreundlichen Farbtemperaturen bieten, lande ich schnell in Preisregionen, für die ich eine ganze Armada an Retrofit-Lampen anschaffen könnte. Wie ist das zu erklären? Eigentlich müssten diese Leuchten ja in der Herstellung und Entwicklung günstiger sein als die Retrofits, weil auf LED ausgelegt?

    Oder gibt es gar Geheimtipps, von denen ich nichts weiß, und die per Google oder Amazon nicht auffindbar sind?

  2. @Markus Wolff: Neuentwicklungen ganzer Leuchten von Null an sind immer teurer als nur die von Retrofit-Lampen. Auch da muss ja der ganze Temperaturhaushalt etc. stimmen und zusätzlich noch designed und berechnet werden.

    Und: Ja, es gibt schon einige gute und günstige integrierte Leuchten. Wegen der R&D-Vorlaufzeit und der rasanten Effizienzentwicklung bei den Chips wird’s da aber erst 2013 einen richtigen Schub geben – teils von Firmen, die heute noch gar nicht existieren 😉

  3. @ Wolfgang:
    Die von Dir kürzlich hier gezeigte Philips Ledino (die mir optisch ja nicht schlecht gefiele) wäre ja auch ein Beispiel für ‚kein Retrofit-Prinzip‘, oder?
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    http://fastvoice.net/__oneclick_uploads/2010/11/ledino2.jpg
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    Die Frage ist hier nur, ob ich nach 5 Jahren, wenn mal ein Modul ausfallen sollte, passende Ersatzmodule bekomme.
    Ansonsten sehe ich in der problemlosen Austauschbarkeit von Retrofits nach wie vor nicht zu unterschätzende Vorteile.
    Klar wird die Wirtschaft angekurbelt, wenn bei jedem Defekt (und LED bzw. Elektronik allgemein ist nun mal nicht komplett unfehlbar) eine neue Leuchte angeschafft werden muss – ein bisschen nachhaltiger sollte man 2013 und auch danach vielleicht doch wieder eingestellt sein…

  4. @Johannes: Genau, die Ledino ist allerdings keins von den wirklich günstigen Beispielen für integrierte LED-Leuchten und aktuell – glaube ich – auch so nicht mehr im Programm.
    Die spätere Austauschbarkeit von Modulen (und meist ist es ja die Vorschaltelektronik, die ausfällt, und kein LED-Chip) wäre kein Problem, wenn sich z. B. der Zhaga-Kompatibilitäts-Standard durchsetzen würde (schrieb ich bereits in einem anderen Beitrag). Sogar nachträgliche Leistungs-„Upgrades“ wären auf diese Art möglich. Glaub‘ mir, da tut sich hinter den Kulissen ’ne Menge und ich versuche, dort einen bescheidenen Teil beizutragen.

  5. Hallo, wieso haben Sie keine E27-Fassungen mehr? Wir haben mindestens 8, 9 GU10, 3 G9 und 5 E14. Haben Sie viel auf energiefressende Halogenlampen gesetzt? Starke Energiesparlampen gab es nur mit E27-Fassungen.

  6. @Ricochet: Beim letzten Umzug vor gut drei Jahren habe ich von vornherein die Beleuchtung entweder bereits auf LED umgestellt oder für eine Umstellung vorgesehen. Die letzten Leuchten mit E27-Fassungen und Glühlampen drin, die beim Umzug noch mitkamen, wurden inzwischen durch integrierte LED-Leuchten (also ohne jede Retro-Fassung) ersetzt. „Energiesparlampen“ (gemeint sind wohl Kompaktleuchtstofflampen) gab und gibt es bei uns nur ein paar wenige auf dem Balkon, vor der Haustür und im Treppenhaus – entweder mit E14- oder G23-Sockel.
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    Im Studio hatte ich tatsächlich anfangs 14 GU10-Halo-Spots drin (die Leuchten waren gerade im Angebot). Die wurden aber ziemlich schnell durch LED-Retrofits ersetzt.

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