Zugegeben, ich bin sehr spät dran und wirklich bedeutend ist es auch nicht, aber fällt Ihnen was auf bei diesem Screenshot aus der Satire-Reihe „Toll!“ (Video in der Mediathek) in der ZDF-„Frontal 21“-Sendung vom vergangenen Dienstag?
Richtig, das Gebäude ist der real existierende Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strasbourg/Frankreich (der gerne, oft und falsch als „EU-Gericht“ bezeichnet wird); das Ortsschild (frz.: Panneau de la localité) im Vordergrund werden Sie dort aber vergeblich suchen. Nicht, dass die Aufschrift „Straßburg“ so verkehrt wäre. Diese Schreibweise ist im elsässischen Teil Frankreichs durchaus möglich, teilweise gibt es dort sogar zweisprachige Schilder.
Allerdings dürfte es kaum einem Franzosen gefallen, dass der Name der Stadt in der „Toll!“-Animation auf einem eindeutig erkennbar deutschen Ortsschild prangt. Zwar gehörte Strasbourg/Straßburg im Lauf seiner wechselvollen, bewegten und kriegerischen Geschichte mehrfach zu Deutschland bzw. dem „Deutschen Reich“, aber seit 1944 definitiv nicht mehr.
Auf vermeintliche aktuelle Versuche von Deutschen, das Elsass wieder zu okkupieren (etwa durch zahlreiche und teils problematische Zuzüge), reagieren unsere französischen Nachbarn angesichts der dort immer noch präsent gehaltenen konfliktreichen Vergangenheit äußerst empfindlich. Da genügen selbst kleine deutsche Ungeschicktheiten, um empörte Reaktion hervorzurufen – trotz der inzwischen manifestierten deutsch-französischen Freundschaft.
Ja, so ein imaginäres Schild mag uns Deutschen in einem Satire-Beitrag über „Finanzhaie“ harmlos erscheinen, Franzosen könnten das aber durchaus als „faux pas“ werten – eine Stil-, keine Grundsatzfrage. Also, falls mal wieder ein Ortsschild von Strasbourg gebraucht wird: Nehmt ein echtes, das so aussieht wie auf dem Bild oben links. Wäre toll.
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