Ein Rätsel und seine (höhere) Auflösung

ARTE TV sendet nun schon seit fast zwei Jahren sein deutschsprachiges Programm auch in HD-Qualität – teils originär hochaufgelöst, teils vom alten Format SD auf 720p-Auflösung hochskaliert. Der Anteil der HDTV-Eigenproduktionen wird seither ständig erweitert; zur Zeit arbeitet man in Strasbourg an der Aufrüstung der Produktionsstudios – vor allem für die aktuellen Formate wie ARTE journal oder ARTE reportage.

Rund ein halbes Jahr lang steht deshalb im Foyer ein riesiges, zweistöckiges Holz-Provisiorium, in dem während der Umbauzeit in Behelfsstudios unter sehr beengten Verhältnissen aufgenommen und geschnitten wird. Im offiziellen Sprachgebrauch heißt diese Konstruktion Le Village – „das Dorf“. Erinnert zwar ein wenig an die hektisch gebauten Schulcontainer, die ich noch in den 1960er und 1970er-Jahren erleben durfte, ist aber weitaus komfortabler (mit Klimatisierung) und geschmackssicherer (sehr hübsche Holztreppen). Und so macht sich der Sender fit für die mediale Zukunft.

ARTE Strasbourg
ARTE in Strasbourg: Hinter diesen Glasfronten tut sich gerade eine Menge. (Foto: High Contrast@Wikimedia Commons)

Bis Anfang des Jahres hatte ich noch das Privileg, ARTE in HD über den digitalen Astra-Satelliten empfangen zu können, inzwischen bin ich am neuen Fastvoice-Standort aber auf die Signale von KabelBW angewiesen. Die gibt’s zwar auch digital, ein paar Sender sogar in HD, aber ARTE läuft hier immer noch in herkömmlicher SD-Qualität. Wie kommt’s, wo doch zum Beispiel Kabel Deutschland seit Februar auch ARTE HD einspeist?

Höret Die Traurige Verlautbarung: Es liegt am Geld! KabelBW verlangt für eine zusätzliche HD-Einspeisung (denn ARTE SD soll ja vorerst parallel weiter laufen) laut Hörensagen einen fünfstelligen Betrag – und das monatlich. Da aber ARTE wie alle Sender zur Zeit mit sinkenden Einnahmen und zunehmendem Sparzwang konfrontiert wird, wäre eine solche, erhebliche Mehrausgabe dem GEZ-Zahler (der auch ARTE mitträgt) kaum vermittelbar. Da blecht man monatlich Rundfunkgebühren und zusätzlich auch für KabelBW und es reicht immer noch nicht für ein Programmangebot im aktuellen Technikstandard? Kaum zu fassen…

Wieso es dann mit der Einspeisung bei Kabel Deutschland geklappt hat? Das ist höchstwahrscheinlich mit einem weitgehenden Entgegenkommen des Kabelanbieters bei den Einspeisevergütungen zu erklären – Details sind mir nicht bekannt, die Verhandlungen sollen aber eine längere Zeit gedauert haben. Sogar Unitymedia in Nordrhein-Westfalen und Hessen, das bisher kein ARTE HD anbot, speist es ab dem 27. April ein; unverschlüsselt und ohne Mehrkosten für die Kunden.

In der ARTE-Zentrale in Strasbourg ist übrigens am Geländer über dem Foyer zur Zeit eine fest montierte HD-Kamera, die offenbar in regelmäßigen Abständen Bilder vom provisorischen Holz-Studiokomplex Le Village und den HDTV-Umbauarbeiten macht. Ich bin schon sehr gespannt, ob ich das Ergebnis dieser Langzeit-Doku auch mal in HD über KabelBW sehen kann – ein paar Monate Zeit wäre ja noch für Verhandlungsrunden.