RTFM*, stupid!

So toll die Blog-Arbeit hier häufig ist, so ärgerlich und zeitraubend sind manche der Begleiterscheinungen. Offenbar ist vielen nicht klar, dass ein privates, kostenloses Blog keine individuelle Verbraucherberatung, kein gewerbliches Branchen-Info-Medium, kein Schnäppchenportal und auch keine LED-Marktübersicht sein kann.

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Fast rund um die Uhr bekomme ich in den letzten Wochen zahlreiche E-Mail- und Telefon-Anfragen von Verbrauchern, Händlern, Herstellern, Suchmaschinenoptimierern und Link-Käufern. Mal geht’s um ein individuelles Beleuchtungsproblem, mal um Testlampen, EU-Rechtsfragen, Werbebanner, Pressemitteilungen oder bezahlte Gastbeiträge.

Da bimmelt auch mal gerne abends nach 20 Uhr – zu besten „Tagesschau“-Zeit – das private Handy, weil beispielsweise ein gewerblicher Anbieter mal wieder zu faul war, sich vorher in diesem Blog zu informieren, was hier möglich ist und was nicht. Oder ein privater Konsument braucht ganz fix eine LED-Umrüstungs-Beratung, verwechselt meine irgendwo im Internet „gefundenen“ Telefonnummern mit einer Verbraucher-Hotline und ruft einfach mal spätabends, sonn- oder feiertags an – natürlich mit unterdrückter Nummer, weil man ja seine Privatsphäre schützen will.

Seltsam. Ich würde nicht erwarten, dass ich um diese Zeit beispielsweise noch jemand in der Osram-Zentrale in München oder bei Philips in Hamburg für eine Nachfrage erreichen könnte. Oder dass ich ganz frech einen wildfremden Menschen anrufen kann, wenn ich was wissen will. Aber manche gehen offensichtlich davon aus, dass ein privater Blogger rund um die Uhr und für jeden erreichbar zu sein hat – viel eher noch als ein Milliardenunternehmen mit zehntausenden Mitarbeitern – und vergessen dabei jeden Anstand. Wenn sie den überhaupt je beigebracht bekamen.

Impressum, Kommentarkodex – hä?!

Auch die Existenz oder der Sinn eines Blog-Impressums scheint sich nicht jedem zu erschließen. Oder warum sollte man mich sonst regelmäßig fragen, an welche Adresse man denn bitteschön Testlampen schicken könne? Wer lesen kann (oder überhaupt mal will), ist klar im Vorteil.

Ähnliches gilt für die Beachtung der hier geltenden Kommentarregeln. Auf die wird unten links am Fuß jeder Blogseite verwiesen und darin steht unter anderem:

  • Bitte den Klarnamen eingeben – zumindest den Vornamen – und eine gültige E-Mail-Adresse. Firmennamen oder Pseudonyme sind nicht zulässig, ebensowenig unsinnige Zeichenkombinationen zur Anonymisierung.
  • Der Kommentartext sollte sich konkret auf den Beitrag oder einen vorangegangenen Kommentar beziehen.

Gegen beides wird hier regelmäßig verstoßen, weshalb ich zunehmend Kommentare nachträglich lösche oder erst gar nicht freigebe. Es ist beispielsweise ziemlich sinnlos und für Leser mit nur wenigen LED-Kenntnissen (und das sind die meisten hier) sehr verwirrend, wenn unter dem Test einer hochpreisigen Lampe mit überdurchschnittlicher Farbtreue vermeintliche „Alternativangebote“ gepostet werden, die weniger als die Hälfte kosten.

Billiger geht immer

Dabei wird aber unter anderem elegant verschwiegen, dass es sich um ältere Modelle mit Farbwiedergabeindex Ra 80 statt um Neuentwicklungen mit mindestens Ra 90 handelt. Wir reden also hier von zwei verschiedenen Leuchtmittel-Ligen, die nicht miteinander vergleichbar sind – was von Laien jedoch nicht auf Anhieb erkennbar ist.

Das hat das Niveau von Schnäppchenportalen, wo selbst extrem günstige Angebote von LED-Markenlampen reflexartig mit dem Hinweis gekontert werden, dass es doch viel Helleres und Besseres über „die Bucht“ direkt aus China zu kaufen gebe – für nur drei US-Dollar. Das sei zwar auch noch sehr teuer, aber immerhin billiger als die hiesigen „Wucherpreise“ für den „Marken-Schrott“.

LED-Lampen für einen Cent

Wer so denkt, der wird sich wohl auch nicht darüber beschweren, dass es in Deutschland immer mehr Billiglöhner gibt oder dass Arbeitsplätze ganz verschwinden. Oder dass die bestellten LED-„China-Kracher“ erst einen Monat unterwegs sind und dann ganz anders und viel dunkler leuchten als von diversen Lügnern versprochen. Keiner dieser „Schnäppchenjäger“ würde hinterher freiwillig zugeben, ins Klo gegriffen zu haben.

Die besten Bewertungen erhalten dort übrigens LED-„Deals“, die nur einen Cent kosten – natürlich inklusive Versand aus Hongkong. Da können Sie sich den Materialwert und den Stundenlohn der Arbeitssklaven dort ungefähr ausrechnen (dass viele der Markenlampen ebenfalls in China produziert werden, weiß ich – hoffe aber, dass das unter besseren Bedingungen geschieht).

Verbraucherberatung kostet Geld

Die als gemeinnützig anerkannten Verbraucherzentralen beraten ihre Kundschaft bei individuellen Problemen inzwischen ausschließlich über kostenpflichtige E-Mails und zeitlich begrenzte „Verbrauchertelefone„, weil Beratung halt Zeit und Geld braucht. Bei einem privaten „Einzelkämpfer“ wie mir gilt das jedoch offenbar nicht.

Da soll ich zum Beispiel stundenlang gratis recherchieren, welche LED-Lampen nun die besten für Ihren Esstisch, Ihre Küche oder Ihr Wohnzimmer sind, weil ich mich „doch so gut auskenne“. Kleines Problem: Der Anteil der mir persönlich bekannten Retrofit-Modelle am gesamten Angebot dürfte allenfalls im Promillebereich liegen. Und empfehlen kann ich guten Gewissens nur das, was ich selbst mal ausprobiert habe.

24-Stunden-Tage sind viel zu kurz

Solche Anfragen beantworte ich neuerdings mit einer Standard-Mail:

„Hallo lieber Leser,

da ich mein Blog nur als Hobby neben meinen eigentlichen Arbeiten und Pflichten betreibe, deshalb auch für Artikel weniger Zeit als erwünscht habe, kann ich leider keine der vielen individuellen Mail- und Telefon-Anfragen beantworten. Sonst müsste ich das Blog schließen oder komplett auf Freizeit verzichten. Einzelberatungen gibt’s nur für Familie, Freunde und Kollegen.

Eine Ausnahme bilden Leseranfragen, die für die Allgemeinheit interessant sein und auch von Lesern beantwortet werden könnten. Dann müssten Sie Ihr Einverständnis für eine Veröffentlichung geben und zumindest auch den Vornamen und gegebenenfalls Wohnort öffentlich machen. Danke für Ihr Verständnis.“

Andere Leser wünschen sich eine umfassende LED-Marktübersicht im Blog oder eine neue Bewertungsskala „für die beste Glühlampenähnlichkeit“. Leute, hier gibt’s immerhin über 560 Artikel in der Kategorie „LED-Beleuchtung“, davon satte 50 „Basic“-Beiträge mit jeder Menge Grundwissen und über 100 in der Kategorie „Testberichte“ – teilweise mit mehreren Lampen in einem Artikel. Ist das nix? Wer sich die Zeit nimmt, ein paar davon wirklich zu lesen, kann sich so manchen Anruf oder Fehlkauf sparen. Leider habe ich jetzt schon Tage, die eigentlich 48 Stunden lang sein müssten, um alles unterzubringen. Was soll’s denn noch alles sein „für umme“?

Merke: Mein Einkaufsmarkt würde es nicht akzeptieren, wenn ich meine Lebensmittel mit der Begründung gratis mitnehmen wollte, dass ich ja selbst auch nichts für meine Dienste bekomme.

Update 10.10.: Da heute Abend jemand auf dem Festnetzanschluss anrief und bei mir Aldi-LED-Lampen nachbestellen wollte: Nein, ich bin auch keine Discounter-Filiale, kein Aldi-Reparaturservice und kein Online-Shop.

* Gängiges Netz-Akronym

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