Weihnachts-Wunder: Soraa-LED-Spots leuchten auch ohne Stromzufuhr

Magische Kräfte entfalten scheinbar zwei hochwertige Soraa-LED-Spots bei einem Blogleser aus Mittelhessen: Die GU10-Strahler geben auch nach Trennung vom Stromnetz unregelmäßige Leuchtzeichen (Foto unten rechts). Diese überraschende Fähigkeit begeistert den Nutzer allerdings nicht ganz so wie die hervorragende Farbwiedergabe der Premium-LED-Retrofits aus US-Entwicklung.

Soraa-Spot-NachleuchtenFastvoice-Blog-Leser Torsten aus dem Landkreis Gießen hatte sich im Sommer 2015 was Edles aus dem Reich des Halbleiter-Lichts geleistet: Besonders farbtreue „Vivid 3“-LED-Spots des US-Premium-Anbieters Soraa.

Die 7,5 Watt starken, dimmbaren GU10-Strahler mit Magnet-„Snap System“ (Modellnummer SM16GW-07-10D-930-03-S3), 410 Lumen Lichtstrom, 3000 Kelvin Farbtemperatur, 10 Grad Halbwertswinkel und einem nominellen Farbwiedergabeindex von über Ra 95 werden bei uns für knapp 40 Euro pro Stück verkauft. Wir reden hier also nicht von Fernost-Billigware.

Neue Serie besser als die „Vivid 2“-Strahler?

Zwei Varianten der Vorgänger-Serie „Vivid 2“ waren bei mir vor gut einem Jahr im ausführlichen Test, fielen dort durch ihre außergewöhnlich hohe Lichtqualität, aber auch durch starke Hitzeentwicklung, schwache Effizienz und etwas zickiges Verhalten an diversen Dimmern auf. Eigentlich sollten diese Schwachpunkte bei den neuen Modellen nicht mehr auftreten.

Im Dezember änderte sich allerdings bei Torsten das bis dahin offenbar untadelige Verhalten der teuren Retrofits, wie er mir zum Jahreswechsel schrieb:

„Von den vier Stück, die ich z. Z. nutze, sind mittlerweile (nach einem halben Jahr) zwei Stück ausgefallen, die zweite gerade heute. Eingeschaltet gibt es keine Auffälligkeiten, beim Ausschalten dimmen die defekten Lampen aber nicht kontrolliert herunter, sondern flackern bis zu 90 s lang immer wieder auf. Ich hoffe mal, dass sich diese Ausfälle jetzt nicht zum Standard werden.“

Meine erste Reaktion:

„Wenn ich das richtig verstehe, sind Ihre Soraa-Spots ja nicht wirklich ausgefallen (obwohl sie nach meinen Messungen eine enorme Hitzeentwicklung haben, die auf die Lebensdauer schlagen kann). Ein ‚Nachflackern‘ nach dem Ausschalten läst eher auf einen kleinen ‚Rest- oder Kriechstrom‘ in Ihrer Stromleitung schließen, der beispielsweise durch Induktion entstehen kann – siehe die Erklärung hier. Dieses Phänomen kann man eigentlich nicht den LED-Lampen zur Last legen, obwohl sie es erst sichtbar machen.“

Videos verweisen auf andere Ursache

Blogleser Torsten konnte mir allerdings schlüssig beweisen, dass ich mit dieser Vermutung falsch lag:

„Das war ursprünglich auch mein erster Gedanke, als ich den ersten Ausfall hatte, ich habe damals aber mal ein paar Video-Schnipsel hochgeladen, die recht deutlich das Gegenteil zeigen. Folgendes habe ich probiert, nachdem ich auch zuerst an eine nicht sauber getrennte Leitung dachte (was aber schon deshalb recht unwahrscheinlich war, weil es mit der defekten Lampe in mehreren Leuchten passierte) – beim letzten Video habe ich die Lampe im eingeschalteten Zustand aus der Fassung entnommen und vor der Kamera abgelegt. Interessant, nicht wahr?“

Eins dieser Videos habe ich leicht gekürzt, auf YouTube gepostet und bette es hier mit Torstens Genehmigung ein (wenn Sie keinen Film sehen, klicken Sie auf den Direkt-Link):


Der Soraa-LED-Spot wird aus der Fassung genommen und auf den Tisch gelegt, wo er noch gut eine Minute lang unregelmäßige Leuchtzeichen gibt. Also ist klar: Hier wird von außen kein Strom mehr zugeführt – die Energie kommt aus der Lampe selbst.

Unkontrollierte Kondensator-Entladung?

Die zwei offensichtlich defekten Exemplare verhalten sich nicht exakt gleich: Eines bietet „nur“ eine rund 10 bis 20 Sekunden lange Nachblitz-Zeit. In beiden Fällen scheint sich hier der interne Puffer-Kondensator unkontrolliert zu entladen, was zwar nicht mehr für volle Helligkeit sorgt, aber dennoch einen sehr irritierenden Effekt auslöst.

Theoretisch könnte auch ein starkes, externes elektromagnetisches Feld für solche Leuchterscheinungen sorgen – die wären dann aber wohl konsistenter und würden nicht schwächer werden bzw. ganz aufhören. Das alles sind jedoch nur meine Vermutungen als Laie und Nicht-Techniker – fachkundige Erklärungsversuche bitte unten in die Kommentaren schreiben!

Soraa-Garantie umfasst kein „Nachleuchten“

Welche Konsequenzen hat das nun für den betroffenen Kunden? In jedem Fall Ärger, Zeit und Mühe – eventuell auch Versandkosten für die Rücksendung der Pseudo-Taschenlampen. Soraa verspricht zwar drei Jahre bzw. 25.000 Leuchtstunden Garantiezeit – auch bei gewerblichem Einsatz seiner LED-Retrofits, nennt als Gründe jedoch nur diese:

„This Warranty is limited to coverage for Lamp Failure due to manufacturers’ defects. Lamp Failure is defined as:
1) CBCP depreciation beyond 30% from the minimum CBCP for the associated beam angle, or
2) Color shift beyond the standard set forth in the Energy Star standard for solid state lighting, or
3) A complete lack of light output.“

Sie sehen: Ein „Nachleuchten“ oder „-Blitzen“ wird hier nicht als Fehler aufgeführt. Für deutsche Kunden spielt das erstmal keine Rolle, weil hier primär die zweijährige gesetzliche Gewährleistung gegenüber dem Verkäufer greift. Bei einem Lampenpreis von rund 40 Euro sollte der sich besser sehr großzügig und kulant zeigen, wenn’s um Ersatz und Porto für die offensichtlich defekten Strahler geht. So was spricht sich nämlich sehr schnell ‘rum.

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