LED-Umstieg auf Raten: Das „least“ sich gut

Wem die komplette und sofortige Umrüstung seiner Beleuchtung auf energiesparende LED-Technik eigentlich noch zu teuer ist, für den gibt es eine „einleuchtende“ Lösung: Das kostenneutrale Leasing – zumindest im gewerblichen Bereich eine durchaus gängige Alternative.

Jedes Mal, wenn ich zu meinem Steuerberater komme, bin ich den Tränen nahe – allerdings nicht wegen seiner Arbeit oder meinen Finanzen: Allein im großzügigen, aber weitgehend fensterlosen Flur des Empfangsbereichs glühen gut zwei Dutzend Niedervolt-Halogenspots in der Decke fröhlich auf die Besucher herunter. Manchmal sind’s auch eins, zwei weniger, weil mal wieder welche durchgebrannt sind. Und jedes Mal rattert bei mir die Rechenmaschine im Kopf: 24 x 35 Watt = 840 Watt, und das mindestens acht Stunden pro Tag – Wahnsinn!

Rund 95 Prozent der Energie wird nicht in Licht, sondern in Wärme umgesetzt. Dieser „heat replacement effect“ mag zwar jetzt im frostigen Winter durchaus seine Vorteile haben, allerdings ist so eine stromgespeiste Halogen-„Zusatzheizung“ etwa vier Mal so teuer wie eine Gasheizung. Und in einem heißen Sommer haben Sie dann nur die Wahl zwischen Dunkelheit und Saunahitze, wenn Sie keine Klimaanlage als weiteren Stromfresser installieren.

Selbstverständlich muss sich mein armer Steuerberater dann auch bei fast jedem meiner Besuche anhören, was der hartgesottene LED-Beleuchtungs-Fan empfiehlt: „Raus mit den alten Dingern und anständige LED-Spots ‚rein!“ Das gleiche Urteil gibt’s im selben Aufwasch für die anderen „Heizstrahler“ im Gebäude, die teils mit über 100 Watt an der Eingangstür oder über den Treppen glühen. Bisher waren diese Appelle aber alle vergeblich.

Der Grund liegt auf der Hand: Schon die Umrüstung der Flurbeleuchtung auf qualitätiv hochwertige MR16/GU5.3-LEDs mit mindestens 300 Lumen würde mindestens 460 Euro kosten; wenn auch die Trafos wegen zu hoher Mindestlast ausgetauscht werden müssten, noch deutlich mehr. Andernfalls könnte es nämlich zu unschönen Brumm- oder Surrgeräuschen, zum Lichtflackern oder gar zum Totalausfall der Spots kommen.

Studiodecken-LED-Downlights
Zählen Sie mal durch: Bereits in meinem kleinen Tonstudio sind 14 dimmbare LED-Spots in sieben Zwillings-„Downlights“ im Einsatz, und das ist nur ein Teil der Beleuchtung. Da kommen schnell große Investitionssummen zusammen. (Foto: W. Messer)

Insgesamt kann der Einsatz von LED-Beleuchtung in gewerblich genutzten Objekten problemlos vierstellige Einstandskosten verursachen; in größeren Gebäuden (wie Hotels oder Kaufhäusern) auch fünf- bis sechsstellige. Im Januar hatte ich in diesem Blog sogar über eine Umrüstung in Freiburg berichtet, die atemberaubende 750.000 Euro kostete (allerdings im kommunalen Bereich). Das tut erstmal richtig weh und ist für viele Betriebe aus dem Stand nicht zu stemmen. Demgegenüber steht dann allerdings eine Kostenreduzierung durch die deutlich längere Haltbarkeit der Lampen (ca. 25.000 statt rund 2000 Brennstunden, erheblich mehr Schaltzyklen), deshalb auch geringerer Wartungsaufwand und die 60- bis 80prozentige Stromersparnis. In der Regel amortisieren sich die teuren LEDs in spätestens drei bis fünf Jahren.

Boutique-LED
Mit Hilfe einer Leasing-Lösung umgerüstet: Eine LED-beleuchtete Boutique. (Fotos m. freundlicher Genehmigung v. Accentual Light & Solutions)

Schlaue Anbieter haben aus dieser Rechnung ein Geschäftsmodell gemacht, das wir prinzipiell schon von Autos oder Computern her kennen: Sie bieten ein gewerbliches LED-Beleuchtungs-Leasing an. Das Konzept ist simpel, aber von bestechender Logik. Der Kunde zahlt für den Umstieg auf die moderne Technologie anfangs nichts; es gibt keine Anzahlung, egal, wie teuer die Angelegenheit ist. Stattdessen wird eine monatliche Rate fällig, die etwa in der Höhe des gleichzeitigen Spareffekts liegt.

Kalkuliert wird diese Rate durch die einfache Formel „Einstandskosten plus Bearbeitungsgebühren und Zinsen geteilt durch die berechnete Amortisationszeit in Monaten“. Wenn also beispielsweise eigentlich 12.000 Euro fällig wären für eine Beleuchtung mit geplanter Amortisation in drei Jahren, würde sich die Summe (bei fiktiven 5% Zinsen und Gebühren p. a.) um rund 1800 auf 13.800 Euro erhöhen. Geteilt durch 36 Monate ergäbe das bei Vollamortisation eine Monats-Leasingrate von ca. 383 Euro. Der Restwert läge bei Null; das heißt, der Kunde wird nach drei Jahren ohne weitere Zahlung vom Besitzer zum Eigentümer der Beleuchtung.

Das hat den Charme, dass die LED-Leuchten meist noch einige Jahre nach der Amortisation ihre segensreiche, energie- und ressourcensparende Arbeit zum Nulltarif fortsetzen können. Unterdessen freuen sich der Lieferant über Aufträge, die er ohne dieses Modell möglicherweise nicht gemacht hätte, und der Leasing-Geber über die Zinsen und Gebühren. Eine „win-win-win“-Situation mit drei glücklichen Teilnehmern also.

Bike-Shop-LED
Fahrräder und Zubehör unter einer Kombination aus LED-Rasterleuchten und -Spots – ebenfalls per Leasing finanziert.

Einige Fragezeichen bleiben dennoch: Was passiert bei vorzeitigen Defekten? Gibt es eine verlängerte Garantie und kostenlose Wartung über die gesamte Leasingzeit? Haben die Lampen tatsächlich die angegebene Leistungsaufnahme und damit den erwarteten Spareffekt? Was ist, wenn sie im Schnitt über zwölf Stunden täglich leuchten und deshalb ihre versprochene Lebensdauer von mindestens 25.000 Brennstunden schon nach gut fünf Jahren erreichen? Gibt es während der Leasingzeit wegen der rasanten technischen Entwicklung „Update“-Möglichkeiten auf noch effizientere Exemplare? Auf das alles sollte der Kunde bei der Auswahl der Leuchtmittel, der Vertragsgestaltung und der Kalkulation der Monatsraten achten.

Insider berichten außerdem, dass es in Deutschland lediglich eine Handvoll Banken gebe, die sich auf LED-Leasing einlassen. Leuchtmittel seien, so ein Händler, in den Augen der meisten Institute leider immer noch Verbrauchsgüter und somit nicht finanzier- oder leasbar. Diese Ansicht der Bankiers gehört meines Erachtens aber auf den Müllhaufen der Geschichte: Schließlich geht es inzwischen bei moderner Beleuchtung nicht mehr um billiges Wegwerf-„Glühobst“ für ein paar Cent, sondern um Investitionsgüter mit aufwendiger Elektronik, die dem Gesamtwert einer kompletten gewerblichen IT-Ausstattung entsprechen können.

5 Gedanken zu „LED-Umstieg auf Raten: Das „least“ sich gut

  1. Hallo,

    ich lese Ihre Artikel immer wieder gerne. Mich selber haben wirklich die zu hohen Kosten von einer Investition abhalten. Mit Leasing habe ich mich noch nicht beschäftigt. Wird vermutlich auch kein Kunde wirklich machen, oder?

    Wobei ich im Gegensatz zu Ihrem Steuerberater durchaus von dem Einsparpotential überzeugt bin. Teilweise nerven mich auch einige Halogenleuchten durch die langen Anlaufzeiten, dass ich mich förmlich nach einer LED Lampe sehne 😀

    Allerdings ist der Preis auch nicht der einzige Grund. Es ist schlicht für den Aussenstehenden nur schwer verständlich, welche LED Leuchten denn jetzt gut sind. Gerade deshalb lese ich Ihre Kritiken und Bewertungen sehr gerne.

    Was halten Sie denn von Anbietern die überall neu auftauchen?

    Haben Sie schon mal was von Herstellern wie http://www.ledkaufen.com oder http://www.led-trading.de gehört und bewertet? Würde mich mal sehr interessieren, was der Fachmann dazu sagt.

  2. @Oliver: Danke für das Lob 😉
    Bei Ihren Links finde ich keine Hersteller, sondern nur Online-Shops mit teils fragwürdigen Produkt-Bezeichnungen und -Angaben. Wenn z. B. einer der beiden Shops schreibt:

     

    „Das Leuchtmittel ist mit 24 x 0,5 W LEDs bestückt. Durch die Kunststoffkugel wird nahezu eine 180 Grad Ausleuchtung erreicht.
    Die Leuchtkraft beträgt ca. 780 Lumen, vergleichbar mit ca. 100 Watt einer herkömmlichen Glühbirne, Verbrauch 10 Watt“

     

    … dann muss ich sehr lachen. 180 Grad sind nur wenig mehr als die Hälfte des Abstrahlwinkels einer „Glühbirne“, 780 Lumen entsprechen eher einer herkömmlichen 75-Watt-Lampe und 24 x 0,5 sind für mich immer noch 12 und nicht 10 Watt (wenn überhaupt eine der Angaben nachprüfbar korrekt wäre).
    Wirkliche Markenprodukte entdecke ich bei diesen Shops – von denen es Dutzende gibt – nicht.

     

    Meine Empfehlung ist immer noch, einen Lieferanten zu finden, der Markenprodukte führt, Leuchtmittel bei Nichtgefallen anstandslos zurücknimmt oder umtauscht und der eine ausreichend lange Vollgarantie gibt.

     

    Ich kann mir übrigens nicht vorstellen, dass Halogenleuchten „durch lange Anlaufzeiten nerven“. Die sind normalerweise sofort nach dem Einschalten „voll da“. Vermutlich meinten Sie eher die als „Energiesparlampen“ bekannten Kompaktleuchtstofflampen. Zu den Unterschieden siehe:
    http://fastvoice.net/2010/05/03/der-ubernachste-schritt-ist-der-bessere/

  3. Hallo Wolfgang,

    das wird dann wohl wirklich keine Halogenlampe sein. Ich gebe zu, ich kenne mich nicht aus 🙂
    Das Verhalten entspricht eher der erwähnten Kompaktleuchtstofflampe. Letztendlich zählt aber sowieso nur, dass eine Flurbeleuchtung auf diese Weise auf Dauer keinen Sinn macht…

    Aber ich merke schon, ich sollte mich vorher noch ein wenig informieren. Danke auf jeden Fall.

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