Wer ist bitte Axel Schönborn?

Als Motorsport-affiner Mensch gehört die Zeitschrift „sport auto“ seit vielen Jahren zu meiner Pflichtlektüre. Ein kleines und sehr engagiertes Team bastelt in Stuttgart Monat für Monat ein Magazin mit Neuvorstellungen und Tests sportlicher Fahrzeuge und Rennwagen, mit fachspezifischen Detailthemen und Motorsport-Berichterstattung. Bei so viel Herzblut sieht man als Leser gerne mal über den einen oder anderen Tippfehler oder eine weniger gelungene pseudo-originelle Headline hinweg.

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Das verkappte Politik-Magazin aus Stuttgart.

Wenn Chefredakteur und Rennfahrer Horst von Saurma aber in seinem „Editorial“ auf Seite 5 über den Tellerrand seiner Kernkompetenz hinausblickt, hört der Spaß häufig auf. Hier zieht er gerne mal über Radiosender und -Moderatoren her, die inaktuelle Verkehrsmeldungen verbreiten, über die Deutsche Bahn, über missliebige Politiker, die seines Erachtens übertriebene Umweltschützer sind und irgendwie nicht in sein konservatives Weltbild passen, oder über das deutsche „Wahlvolk“. So schreibt er in der aktuellen Ausgabe 7/2010 unter der Überschrift: „sport auto-Leser wissen, wo sie ihr Kreuzchen machen“ unter anderem:

Dass die auf den Bildschirmen allseits präsenten Axel Schönborns dieser Welt immer wieder Menschen treffen, die ihnen bereitwillig Auskunft über ihr derzeitiges politisches Meinungsbild geben, ist verwunderlich genug. Noch überraschender ist, dass das von den Instituten auf der Straße angesprochene Wahlvolk sich scheinbar fast wöchentlich eine andere Meinung gönnt…

Und von diesem Ausgangspunkt leitet v. Saurma später auf die Leserwahl der sportlichsten Autos über und lobt die sport auto-Leser:

Im Unterschied zum gemeinen Wahlvolk handelt es sich bei diesen Menschen zudem um solche, die auch wirklich wissen, wovon sie reden – und warum sie wo ihr Kreuzchen machen.

Aha – die „sport auto„-Leser wissen also, wovon sie reden. Weiß das aber auch der „sport auto„-Chefredakteur? Hat Horst von Sauma wirklich Ahnung von Politik, Meinungsumfragen und Medien, wenn er uns einen „Axel Schönborn“ als Meinungsforscher verkaufen will?  Sorry, aber wer nicht mal den korrekten Namen von Jörg Schönenborn kennt, der qualifiziert sich nicht als politischer Kommentator.

Will ich mir als Hobby-Motorsportler von einem Horst von Saurma erklären lassen, wie gut oder schlecht ein Porsche 911 GT3 RS auf der Rennstrecke funktioniert? Selbstverständlich, der Mann ist mit seinen „Supertests“ und den Einsätzen beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring eine Instanz für so was. Will ich mir aber auch von einem Horst von Saurma erklären lassen, warum wir Radiomoderatoren nicht als Verkehrsservice-Melder taugen? Nein, denn der Mann hat keine Ahnung von den Abläufen. Und will ich mir als Wähler von einem Horst von Saurma nachsagen lassen, dass ich nicht weiß, wovon ich rede oder wo ich mein Kreuzchen mache? Nein, auch da fehlen ihm Kompetenz und Überblick.

Zwei Sprichworte fallen mir hier spontan ein: „Schuster, bleib‘ bei Deinen Leisten“ (Volksmund) und: „Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten“ (Dieter Nuhr).