Sisal-Kratzbaum reloaded: „Fressnapf“ gibt Entwarnung

Kratzbaum-komplett„Schief gewickelt“ war möglicherweise der Verfasser einer dpa-Meldung vom Februar, in der behauptet wurde, dass handelsübliche, mit Sisalseilen umwickelte Kratzbäume für Katzen (Bild links) ungeeignet seien. Der im Artikel als Quelle genannte Offenbacher „Tierarzt für Verhaltenstherapie“, Dr. Stephan Gronostay, fühlt sich „nicht korrekt zitiert“.

Erfahren habe ich das allerdings nicht von ihm selbst (obwohl ich ihn um eine Stellungnahme gebeten hatte), sondern von Dr. Lioba Schaetz, Tierärztin in Diensten der Handelskette „Fressnapf“. Wie von mir im Blogbeitrag am vergangenen Freitag – eher scherzhaft – vermutet, hatte „Fressnapf“ tatsächlich den Offenbacher Veterinär kontaktiert und um Aufklärung gebeten.

Über zwei Wochen nach meiner Anfrage (und mehreren vergeblichen Kontaktversuchen in den letzten Tagen), wie es denn um die „Katzen-Sicherheit“ der von uns bei „Fressnapf“ gekauften Kratzbäume bestellt sei, bekam ich nun heute endlich folgende E-Mail:

Zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass die Bearbeitung Ihrer Anfrage so lange gedauert hat.

Was die Verwendung von Sisal als Kratzmöglichkeiten für Katzen angeht, kann ich Sie beruhigen. Ich habe, da ich den Artikel (dpa 17.02.2011) so nicht nachvollziehen konnte, mit Dr. Gronostay gesprochen, der sehr bedauert, dass er in diesem Artikel nicht korrekt zitiert wurde.

Seine Aussage war, dass rund gewickeltes Sisal zum Teil nicht so gut geeignet ist, da die Katze beim Kratzen von oben nach unten eventuell in einem Querspalt zwischen den Sisalseilen hängenbleiben kann. Hier ist ausschlaggebend, ob die Wickelung eine gerade Fläche ergibt oder eben tiefere Rillen. In diesem Fall kann es passieren, dass die Katzen sich eine andere Kratzmöglichkeit (z.B. Sofa oder Tapete) sucht. Daher sollte man darauf achten, dass die Kratzfläche möglichst keine tieferen Querrillen aufweist. Teppich oder Stoff ist nicht in jedem Fall besser, sondern es kommt hier auch auf das Material und die Art der Verarbeitung an. Denn hat der Teppich z.B. kleine Schlaufen, kann das sogar gefährlich sein, wenn die Katze mit den Krallen hängenbleibt.

Wenn Ihre Katzen die Kratzmöglichkeiten aus Sisal gerne benutzen, sind sie für die Tiere auf jeden Fall in Ordnung (selbst wenn es rundgewickelte Seile sind). Sollte die Tiere jedoch andere Kratzmöglichkeiten suchen, rate ich Ihnen darauf zu achten, dass das Kratzmöbel einen richtigen Sisalteppich hat. Hier finden Sie in unserem Sortiment auch Produkte, die dann eben nicht rund sind, sondern Kratzflächen haben, die mit Sisalteppich bezogen sind, so wie viele verschiedene Kratzbretter.

Wir werden aber natürlich die Anregung von Dr. Gronostay sehr ernst nehmen und in Zukunft darauf achten, mehr Kratzbäume anzubieten, die keine Wickelung mehr aufweisen.

Zur Klarstellung: So gut wie alle von „Fressnapf“ angebotenen Kratzbäume haben diese Wicklung, auch die von uns gekauften. Die Lücken zwischen den Sisalseilen sind dabei unterschiedlich groß, werden aber stellenweise nach massivem Kralleneinsatz deutlich erweitert, weil die Seile nicht fest mit dem Presspappe-Stamm verklebt sind und noch dazu mit der Zeit „Federn lassen“ müssen. Teilweise ist es unseren Kampfkatern sogar schon gelungen, ein Seilende vollständig vom Stamm zu lösen.

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Detail-Aufnahme eines bei „Fressnapf“ gekauften und seither intensiv genutzten Kratzbaums; gut zu erkennen sind die Lücken zwischen der horizontalen Sisal-Wicklung.  (Fotos: W. Messer)

Die von Dr. Lioba Schaetz angesprochenen Kratzbretter und -teppiche bilden  zahlenmäßig bei „Fressnapf“ deutlich die Minderheit gegenüber den Kratzbäumen. Auch Kratzbäume ohne Wicklung finden sich nur vereinzelt und im oberen Preissegment. Wenn man der „Fressnapf“-Mitteilung glaubt, könnte sich das aber möglicherweise bald ändern.

Ein Gedanke zu „Sisal-Kratzbaum reloaded: „Fressnapf“ gibt Entwarnung

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