Bühlerhöhe: Ex und Hopp/Update 16.6.

Dieser Sommer wird der vorerst letzte für das legendäre „Schlosshotel Bühlerhöhe“ im Schwarzwald bei Baden-Baden. Zum 31. August soll der Betrieb eingestellt werden; der Vertrag zwischen Eigentümer Dietmar Hopp und dem Betreiber, der spanischen Hotelkette NH Hoteles, wird „in beiderseitigem Einvernehmen“ zum 30. September aufgelöst. So richtig überraschend kam diese Nachricht gestern allerdings nicht, sie bedeutet eher das vorläufige Ende eines jahrelangen Siechtums.

Schlosshotel Bühlerhöhe
Das Schlosshotel Bühlerhöhe von der Talseite aus gesehen. (Foto: Ichneumon@Wikimedia Commons)

Es ist kein Geheimnis, dass die Nobelherberge in über 95 Jahren nie einen Gewinn eingefahren hat – sie war immer ein teures Stück Liebhaberei für betuchte Unternehmer. 1986 war es Rundfunkgeräte-Pionier Max Grundig, der das heruntergewirtschaftete Hotel mit seiner nach ihm benannten Stiftung übernahm und es aufwändig umbauen ließ, inklusive dem Gourmet-Restaurant „Imperial“. Die Neueröffnung der Bühlerhöhe 1989 (über die ich damals noch als Privatradio-Moderator mit einer Sondersendung vor Ort berichtete) war der letzte Höhepunkt seines Lebens, das im selben Jahr endete. Seine Witwe Chantal führte die Max-Grundig-Stiftung und damit den Hotelbetrieb bis Mitte der 1990er-Jahre ohne großes persönliches Interesse weiter, nach erneutem Besitzer- und Managementwechsel kaufte SAP-Mitgründer Dietmar Hopp 1999 das Hotel und die angeschlossene Luxus-Klinik mit Computertomograph.

Dietmar Hopp
Hobby-Hotelbesitzer Dietmar Hopp (Foto: Smalltown Boy@Wikimedia Commons)

Für den milliardenschweren Unternehmer und Mäzen war die Bühlerhöhe durchaus eine Herzensangelegenheit. Er setzte den schweizer Fachmann Reto Schumacher als Hoteldirektor ein, der Hotel und Edelrestaurant wieder zu einer der ersten Adressen in Deutschland machte. Als Betreiber verpflichtete Hopp zuerst die deutsche Astron-Hotelgesellschaft, die 2002 von der wenig renommierten spanische Hotelkette NH Hoteles (Branchenspott: „Never heard“) übernommen wurde. Eigentlich hätte Hopp schon damals die Reißleine ziehen müssen: Die eher im 3-Sterne-Mittelklasse-Segment erfahrene Gesellschaft wollte massiv Kosten sparen und das Niveau des Luxushotels massenkompatibler machen.

Die Intention des Eigentümers war eine völlig andere und der unausweichliche Zoff von NH mit Hopp gipfelte im September 2005 in einem öffentlich ausgetragenen Streit um die Entlassung des Hoteldirektors Schumacher. Unvergessen ist in der Branche die damals verschickte Pressemitteilung der Familie Hopp, bei der aus jeder Zeile ungebremst Wut und Ärger tropfte. Schon damals war die Rede von rund 17 Millionen Euro „Instandsetzungs-Rückständen“, Hopp wollte die Spanier wieder los werden; es gelang nicht und die Misere nahm ihren Lauf: Mehrfach wechselndes Management, erst abgewirtschaftetes, dann geschlossenes „Imperial“, weiterer Renovierungsstau und Personalabbau bis jenseits der Schmerzgrenze.

Positive Schlagzeilen machte die Bühlerhöhe noch einmal im Sommer 2006, als hier die englische Fußballnationalmannschaft ihr Quartier für die WM in Deutschland nahm – „Beckham auf der Bühlerhöhe“ schien noch ein gutes Omen zu sein für das 5-Sterne-Haus. Das ehemalige Traumschloss blieb aber, trotz einiger reicher Klienten – vorzugsweise aus Osteuropa – und eher mittelprächtiger Kongressgäste, mit Belegungsquoten von weit unter 50 Prozent ein Millionengrab.

Vorbei die glorreichen Zeiten, als hier Adenauer, Heisenberg, Orff, Heidegger und später auch diverse Scheichs logierten und defilierten auf 800 bis 850 Meter Höhe über NN. Die Finanzen waren dagegen auch damals nie über „Normal Null“. Zu teuer und aufwändig war schon der Bau von Hotel und Sanatorium 1911 bis 1914, und allein die Umbau- und Renovierungsarbeiten in in der Ära Grundig summierten sich auf rund 200 Millionen Mark.

Wie es weiter geht, ist völlig offen – genau so wie die derzeitigen Machtverhältnisse beim Hotelbetreiber. So wird heute noch in zahlreichen Agentur- und Pressemeldungen Jan Hein Simons als Geschäftsführer von NH Hoteles Deutschland bezeichnet, eine Recherche im Handelsregister Berlin-Charlottenburg ergibt aber, das Simons diesen Posten bereits seit dem 10. bzw. 11. Juni bei mindestens zwei NH-Gesellschaften nicht mehr hat. So heißt es z. B. zu „NH Hoteles Deutschland GmbH“:

Amtsgericht Charlottenburg (Berlin).
Aktenzeichen: HRB 89131 B Bekannt gemacht am: 15.06.2010 12:00 Uhr

In () gesetzte Angaben der Anschrift und des Geschäftszweiges erfolgen ohne Gewähr:

Veränderungen

11.06.2010

NH Hoteles Deutschland GmbH, Berlin, Friedrichstraße 76, 10117 Berlin. Nicht mehr Geschäftsführer:; 6. Simons, Jan Hein; Geschäftsführer:; 7. Markus, Martinus, *04.07.1965, Heemstede/Niederlande; Geschäftsführer:; 8. Ruf, Philipp, *29.06.1978, Hennigsdorf.

Bis zur „Qualitätspresse“ und ins Impressum von NH Hoteles Deutschland ist dieser Wechsel aber offenbar noch nicht durchgedrungen.

Update 16.6.: Die Fachpresse wusste hingegen schon vor gut einem Monat, dass Jan Hein Simons künftig für die „NH Hoteles“-Häuser in Benelux, Frankreich, Großbritannien und Afrika verantwortlich ist.