Ballack, Bögerl und ihre Bedeutung

Zwei Namen (beide mit den Initalen M.B.), zwei völlig unterschiedliche Themen, aber zwei Seiten einer Medaille: Wie weltbewegend ist der verletzungsbedingte Ausfall des Kapitäns der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vor der WM? Und wie relevant für eine Nachrichtensendung ist die mutmaßliche Entführung einer Bankiersfrau aus Heidenheim an der Brenz (Ost-Württemberg)? Die Antworten dazu fallen durchaus unterschiedlich aus und werden teils heiß diskutiert; selbst innerhalb des ARD-Senderverbundes.

So berichtet etwa die „Landesschau“ im SWR-Fernsehen ganz selbstverständlich seit Tagen über den Fall Maria Bögerl und macht am 17. Mai in der Hauptausgabe der Regional(!)-Nachrichten um 19.45 Uhr mit der Verletzungsdiagnose von Michael Ballack auf. Ein (nicht regionales) Sportthema als Spitzenmeldung – diesen Populismus macht die darauf folgende Tagesschau nicht mit. Sie vermeldet den Riss eines Syndesmosebandes am Ende des Nachrichtenblocks, verweist dabei aber auf eine ARD-„Sportschau extra“-Sendung zu Ballack ab 20.15 Uhr. Der Entführungsfall Bögerl findet dagegen nicht in der Tagesschau statt; eine Entscheidung, die Chefredakteur Dr. Kai Gniffke im Tagesschau-Blog nachvollziehbar begründet.

Völlig irrelevant ist für mich in diesem Zusammenhang die Behandlung der Themen Ballack und Bögerl in den „Nachrichten“ der Privatsender oder in den Boulevard-Magazinen der öffentlich-rechtlichen und privaten Kanäle; hier erwarte ich ohnehin keine seriöse Bedeutungseinordnung und adäquate Behandlung.

Natürlich ist Ballacks Ausfall das aktuelle Spitzenthema für jede Sportsendung. Sondersendungen nach den Hauptnachrichten in ARD und ZDF rechtfertigt das aber nicht. Was wichtig ist, kann durchaus in zweieinhalb Minuten innerhalb der Nachrichten abgehandelt werden; eine Einschätzung, die offenbar auch viele Zuschauer teilten und sich die Spezial-Ausgaben sparten. Die 20-Uhr-Tagesschau am 17. Mai hat meiner Meinung nach das richtige Maß getroffen – sowohl für Ballack als auch für Bögerl.